Einer unter vielen – Tag 44 bis Tag 46

Tag 44 – Le Puy-en-Velay bis Monistrol-d’Allier (32,7km) – Sonntag 13.08.2023

Heute klingelte mein Wecker bereits um 5:45Uhr. Noch im Dunkeln baute ich mein Zelt auf dem Campingplatz ab und verließ diesen bereits um kurz nach 6Uhr. Von dort aus ging es nochmals zur Kathedrale der Stadt. Der Weg durch die ruhigen Gassen am frühen morgen machte einen ganz besonderen Eindruck.

In der Kathedrale besuchte ich eine Pilgermesse. Von Le Puy aus starten jeden Tag über 100 Pilger ihre Reise und somit traf ich dort auch eine ganze Menge Leute an. Ich verstand zwar nicht sehr viel, aber am Ende wurde abgefragt aus welchen Ländern alles Pilger unterwegs waren. Die meisten kamen dann doch aus Frankreich selbst. Einige noch aus Luxemburg, Belgien und der Schweiz. Aus Deutschland war anscheinend nur eine andere Person anwesend. Leider konnte ich nicht sehen wer.

Nach dem Gottesdienst öffnete sich ein Schacht im Boden der Kathedrale und alle Pilger strömten durch eine versteckte Trepper hinaus. Das war schon ein eindrucksvolles Gefühl. Vor und hinter mir liefen etliche Leute in die Stadt hinein und machten sich von dort aus auf ihre Reise.

Ich lief jedoch nur einige Meter und kaufte mir in einem Bäcker mein Frühstück. Nachdem ich es gegessen hatte machte ich mich wieder auf den Weg. Es ging direkt steil bergauf aus der Stadt hinaus. Da ich als einer der letzten die Stadt verließ, musste ich danach wieder die meisten der Leute überholen.
Auf manchen Abschnitten bildete sich ein regelrechter Stau und mit meinem einsamen Wandern der letzten Wochen hatte das nicht gerade viel zu tun.
Unter den Pilgern waren jüngere und ältere Leute, Menschen die alleine oder in Gruppen wanderten und auch einige Familien unterwegs. Generell war es breit gefächert und immerhin nicht nur Rentner unterwegs. Ich traf sogar eine Familie, welche das Gepäck der Kinder auf einem Esel transportierten.

Nach einigen Kilometern konnte ich nochmals einen Blick zurück auf Le Puy werfen.

Danach ging es durch Felder und Wiesen weiter hinauf.

An einer kleinen Kapelle legte ich, wie viele andere, eine Pause auf einer Wiese ein. Schnell saßen über 30 Leuten auf dem Boden und ruhten sich vom ersten Anstieg aus. Danach ging es lange Zeit durch den Wald. Erst nochmals kurz bergauf und dann über schmale Pfade bergab.

Gegen 15:30 erreichte ich das geplante Etappenziel. Ich schaute mir zuerst eine Kirche an und trank dann in einer Bar ein erfrischendes Kaltgetränk. Da ich aber noch nicht wirklich kaputt war und der Tag noch viele Stunden hatte, entschloss ich mich weiter zu laufen und später einen Schlafplatz zu suchen.

Kurze Zeit später kam ich nochmals an einer kleinen Kapelle vorbei, neben welcher eine zerfallener Wachturm auf dem Fels stand und zwischendrin immer wieder Ziegen umher sprangen.

Ich machte schnell ein paar Bilder und startete danach mit einem steilen Abstieg, welcher sich ziemlich in die Länge zog.

Erst gegen Abend kam ich an einem Campingplatz an. Dort baute ich mein Zelt neben anderen Pilgern auf. Ich aß noch mein Abendessen und dann ging es auch schon bald ins Bett.

Tag 45 – Monistrol-d’Allier bis Le Pin (28,8km) – Montag 14.08.2023

Heute startet mein Tag wieder ein bisschen später um 7 Uhr. Während einige andere auf dem Campingplatz noch schliefen oder dort ihren Kaffee tranken, baute ich mein Zelt ab und lief direkt los. Schnell überquerte ich eine Brücke im Ort und lief danach mal wieder nach oben. Auf den ersten Metern traf ich direkt wieder Pilger, welche im Ort in einer Unterkunft übernachtet hatten.

Nach einigen Kilometern kam ich an einer Bank vorbei. Dort machte ich es mir gemütlich und kochte mir meinen Morgenkaffee und verspeiste dabei mein letztes Brot mit Salami. Immer wieder liefen schnaufende Pilger an mir vorbei.

Direkt danach folgte eine kleine Kapelle im Berg. Ein Mann, ich nehme an es war der Pfarrer, erklärte einigen Pilger etwas zur Geschichte der Kapelle und den Besonderheiten. Da ich nichts verstand, lief ich in der Kapelle umher und betrachtete mir verschiedene Sachen. Als er fertig war lief ich zu ihm und holte mir einen Stempel für meinen Pilgerpass ab. Ich kam mit ihm ins Gespräch. Irgendwann kam noch seine Frau dazu und wir erzählten ein bisschen über meine bisherige Reise und meine weiteren Pläne. Danach verabschiedeten sich beide von mir und ich lief wieder weiter.

Es ging direkt weiter hinauf. Auf dem steilen Abschnitt überholte ich wieder einige Pilger und lies die meisten von ihnen dann auch für den Rest des Tages hinter mir. Jedoch traf ich auch einen Franzosen an einem Aussichtspunkt, welchen ich für den Rest des Tages immer wieder antreffen sollte. Er hatte in etwa das gleiche Tempo wie ich und machte auch in etwa ähnlich lange Pausen.
Kurz vor einem kleinen Ort kam ich an einem Straßenverkäufer vorbei, welcher sein „Superfood“ verkaufte. Ich probierte ein Stück. Für mich schmeckte es wie Christstollen und erinnerte mich daher ein bisschen an die Weihnachtszeit. Ich bedankte mich für das Probestück und lief danach dann mit neuer Energie weiter.

Oben angelangt ging es dann immer wieder durch trockene Weiden. Als ich ein paar Brombeeren probierte kam ich mit einem Paar aus Frankreich ins Gespräch, da dieses anscheinend auch davon probiert hatten und sie noch nicht wirklich schmeckten.
Es folgten lange Abschnitte durch Wälder und trockene Wiesen.

Heute traf ich doch deutlich weniger Pilger als gestern an. Anscheinend verteilten sich die Leute dann doch sehr und somit war das Laufen um einiges angenehmer. In einem kleinen Ort kaufte ich im Supermarkt mein Mittag- und Abendessen ein. Das Mittagessen verspeiste ich direkt. Danach ging es dann wieder aus dem Ort hinaus und ich lief noch eine Weile weiter.
Unterwegs gab es immer wieder Pausenstellen für Pilger, an welchen es Wasser und Sitzgelegenheiten gab.

Irgendwann traf ich außer dem einen Franzosen niemanden mehr an. Obwohl er kein Englisch und ich kein Französisch konnte, schafften wir es doch immer wieder uns ein bisschen zu verständigen.

Gegen Abend füllte ich nochmals meine Wasserreserven an einem der vielen Brunnen auf und machte mich danach an die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz. Auf einer Wiese zwischen zwei kleinen Orten baute ich mein Zelt weit oben auf. Dann nahm ich mein gekauftes Abendessen zu mir und genoss noch die untergehende Sonne, bevor ich dann erschöpft in meinem Zelt einschlief.

Tag 46 – Le Pin bis Saint-Alban-sur-Limagnole (23km) – Dienstag 15.08.2023

Die Nacht war ziemlich windig, mein Zelt hatte mehrmals stark gewackelt und dazu war es auch mal wieder sehr kalt. Somit hatte ich doch eine ziemlich durchwachsene Nacht hinter mir. Um 6:30 Uhr stand ich trotzdem auf, um mein Zelt abzubauen. Da es nicht gerade optimal versteckt lag, wollte ich wieder unterwegs sein, bis die vielen Pilger an meinem Schlafplatz vorbei kamen.

Zu Begin des Tages war der Weg lange geprägt von kleinen Ortschaften und deren landwirtschaftlichen Flächen. Ich füllte meine Flaschen an einem kleinen Brunnen auf, in dem kleine Fische schwammen.

Danach lief ich durch wunderschöne Getreidefelder. Zu diesem Zeitpunkt war der Himmel noch durch Wolken verdunkelt und somit wirkten die Felder noch Heller. Langsam wurde das Wetter aber besser und die Temperaturen stiegen an. Bald musste ich meine Weste wieder ausziehen, da es dann doch zu warm wurde.

Die Wege heute waren sehr einfach zu gehen und da sie leicht bergab führten, konnte ich schnell Strecke machen. Es ging eine Weile durch den Wald und als ich diesen dann verließ, bekam ich einen schönen Blick auf die Umgebung mit mittlerweile strahlend blauem Himmel.

Im nächsten Ort wollte ich in einem Supermarkt meine Essensreserven auffrischen. Aber irgendwie hatten alle Supermärkte zu. Wie ich nach einer kurzen Recherche im Internet herausfand, war heute Feiertag in Frankreich und daher hatten alle Geschäfte geschlossen. Eigentlich wollte ich mir mein Abendessen kaufen, noch einige Kilometer laufen und mein Nachtlager irgendwie auf einer Wiese aufschlagen. Da der nächste Ort mit Campingplatz aber noch 18km entfernt war und ich schon mehr als 22km gelaufen war, wollte ich diesen nicht anpeilen und mein Camping in der Natur fiel ohne Essen auch ins Wasser. Ich entschloss mich kurzfristig meinen Plan zu ändern und auf den Campingplatz im Ort zu laufen. Somit erreichte ich bereits um kurz nach 13 Uhr den Campingplatz und baute dort mein Zelt auf. Ich nutzte die Zeit, um bei diesem schönen Wetter im Pool zu baden und meine Kleider zu waschen.

Da das Essen auf den Campingplätzen nicht gerade sehr abwechslungsreiche ist, gab es am Abend wiedereinmal ein Burger mit Pommes. Da mein Hunger mittlerweile ziemlich groß war, freute ich mich über das Essen sehr und verschlang es in wenigen Minuten. Danach ließ ich den Abend ausklingen und nutze die restlichen Stunden, um ein bisschen zu lesen.

Comments

2 Antworten zu „Einer unter vielen – Tag 44 bis Tag 46“

  1. Avatar von Wanderfan69
    Wanderfan69

    Hallo Flo…
    Immer wieder ein Genuss deinen Blog zu lesen und zu sehen was du so alles erlebst.
    Ich frage mir persönlich gerade.
    Erwähnst ja immer wieder manchmal, dass du Gespräche mit Locals hast, trotz deines eher mäßigen Französisch-Kenntnissen, um es mal nett auszudrücken.

    Wurde es denn in der Zeit wo du schon dort bist denn eigentlich etwas besser oder nicht so wirklich?

    LG
    Wanderfan69

    1. Avatar von f.hoehn

      Hi,
      Ein bisschen besser wird es mit der Zeit schon. Immerhin verstehe ich die Speisekarten besser und auch ein paar Wörter habe ich dazu gelernt. Schilder lesen etc. funktioniert mittlerweile auch einigermaßen. Aber reden kann ich leider noch immer fast nichts.

      Gruß Flo

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