Grenzübertritt

Nachdem ich die Salzburger Alpen und die Goldberggruppe hinter mir gelassen habe, geht es für mich weiter durch die Kreuzeckgruppe, die Gailtaler Alpen und den karnischen Hauptkamm in Richtung Süden. Dabei werde ich Österreich hinter mir lassen und die Grenze nach Italien überqueren.

Tag 10 – Hugo-Gerbers-Hütte bis Dünnhofenhütte – 16.08.2025

20,1 km / H 1380 m / R 1990 m

Dank meiner klugen Platzwahl im Lager habe ich direkt neben dem Fenster sehr gut geschlafen. Überraschenderweise hat auch niemand geschnarcht. Um halb 7 stehe ich auf und mache mich auf den Weg zum Frühstück.

Es gibt reichlich Auswahl und somit bleibe ich lange beim Essen sitzen. Als einer der letzten mache ich mich dann auch auf den Weg. Heute erwartet mich anscheinend eine etwas anspruchsvollere Tour. Zumindest steht das so in meinem Reiseführer.

Bei strahlendem Sonnenschein geht es für mich direkt bergauf. Nach dem Erholungstag gestern, komme ich heute schnell voran und hole auch schon bald die ersten anderen Wanderer ein, die vor mir aus der Hütte gestartet sind.

Hugo-Gerbers-Hütte von oben

Es geht immer weiter nach oben und es macht mir heute Mal wieder richtig Spaß, auf den kleinen Wegen zu marschieren.

Auch wenn es links und rechts häufig steiler nach unten geht, ist der Weg insgesamt richtig gut zu gehen und aus meiner Sicht auch nicht wirklich anspruchsvoll. Dementsprechend hoch ist mein Tempo am Morgen und schon bald erreiche ich das Hochkreuz, welches mit 2709 Metern den Höchsten Punkt der heutigen Etappe ausmacht.

Obwohl ich als einer der letzten aus der Hütte aufgebrochen bin, komme ich als einer der ersten hier oben an. Ich lege eine kurze Trinkpause ein und lasse mich noch mit dem Gipfelkreuz ablichten.

Ich am Gipfel des Hochkreuz

Dann mache ich mich auch schon wieder auf den Weg in Richtung Feldnerhütte, wo ich für eine späte Mittagspause ankommen möchte. Es geht zuerst kurz bergab und dann wieder langsam bergauf, um dann dem Grad am Hang entlang zu folgen.

Unterwegs komme ich noch an einem Briefkasten vorbei, welcher hier zwar etwas fehl am Platz wirkt aber anscheinend tatsächlich Post annimmt. Da ich leider keine Postkarte dabei habe, gibt es von mir auch nichts zu versenden und ich laufe direkt weiter.

Briefkasten mitten in den Alpen

Die Gegend ist wirklich sehr schön und in der Ferne kann ich einige höhere und mit Schnee bedeckten Gipfel ausmachen.

Kurz vor der Abzweigung zur Feldnerhütte treffen ich zu meiner Überraschung auf Toni, den ich bereits in Schönau auf dem Campingplatz angetroffen hatte. Obwohl er deutlich langsamer als ich unterwegs ist, hat er es geschafft mich einzuholen. Wie er gern betont liegt das an seiner Altersweisheit, welche im Wesentlichen daraus besteht, dass er einige Abschnitte mit der Seilbahn oder per Anhalter zurückgelegt hat. Wir verabreden uns auf ein Bier bei der Feldnerhütte und ich lege den Abstieg schnell alleine zurück.

Am Ende komme ich bereits nach etwas mehr als 3 Stunden an der Hütte an, was im Gegensatz zu den angeschrieben 6 Stunden eine ganz gute Zeit für mich ist. An der Hütte kaufe ich mir zuerst ein Ski Wasser und setzte mich zu ein paar Mädels, die wissen wollen ob sie den Aufstieg zur Hugo-Gerbers-Hütte heute noch schaffen könnten oder nicht. Ich erkläre ihnen kurz die Route und unterhalte mich danach ausgiebig mit ihnen. Glücklicherweise bekomme ich sogar noch einen Rest Nudelsuppe von ihnen, die sie nicht mehr packen.

Später kommt dann noch Toni dazu und wir stoßen auf ein Bier an, bevor ich mich wieder auf den Weg mache, während er schon sein Etappenziehl und somit seinen Schlafplätze erreicht hat.

Für mich geht es weiter in Richtung Greifenburg. Da hinter mir bereits dunkle Wolken am Himmel sind, beeile ich mich sehr. Es geht zuerst nochmals einige hundert Höhenmeter sanft hinauf und dann einmal um einen Berg herum.

Danach folgte ein langer Abstieg. Zuerst über kleinere Pfade mit traumhafter Aussicht.

Leider höre ich über mir bereits das Gewitter und somit laufe ich schnellen Schrittes weiter hinab, um zumindest unter die Baumgrenze zu kommen, wo ich einigermaßen sicher sein sollte. Kurz nachdem ich diese erreicht habe, komme ich an einem Getränke Brunnen vorbei. Da ich kein Bier trinken möchte während ich vor dem Gewitter davonlaufe, ziehe ich schnell eine erfrischende Limo runter und laufe direkt weiter.

Getränkebrunnen

Über eine breite Forststraße geht es weiter und hier kann ich das Tempo auch nochmals deutlich anziehen.

Schon bald komme ich an der Emberger Alm an. Hier schaue ich kurz, ob im Tal in Greifenburg noch ein Zimmer frei ist, aber alle einigermaßen bezahlbaren Unterkünfte sind anscheinend schon ausgebucht und leider schaffe ich es auch nicht mehr nach unten, bevor die Supermärkte schließen. Kurz entschlossen laufe ich zu einem Gasthof direkt hier oben, welcher nicht besonders nobel aussieht. Die alte Dame des Hauses hat tatsächlich noch ein Bett für mich. In einem Raum voller Betten werde ich untergebracht und nehme erstmal eine ausgiebige Dusche.

Emberger Alm

Danach setzte ich mich zu den wenigen Gästen runter und warte auf Abendessen. Gerade als ich mich setzte, werde ich direkt gefragt ob ich Flo sei. Anscheinend wurde ich bereits angekündigt, da sie alle wissen dass ich der sei, der gerne auch mal 1,5 bis 2 Etappen läuft. Ich setzte mich zu ihnen und wir essen gemeinsam zu Abend. Wirklich Auswahl gibt es zwar nicht, aber die 75-jährige Gastgeberin ist nicht nur super freundlich, sondern kann offensichtlich auch sehr gut kochen. Besonders der selbstgemachte Apfelstrudel ist wirklich ein Gedicht. Während dem Essen und danach unterhalten wir uns noch eine Weile über verschiedene Themen und verschwinden dann gegen 20 Uhr auch in unseren Zimmern, um schlafen zu gehen.

Tag 11 – Dünnhofenhütte bis Hermagor – 17.08.2025

35 km / H 670 m / R 1800 m

Geschlafen hatte ich wieder hervorragend und pünktlich um halb 8 treffe ich mich mit Salzburg-Triest-Wanderern von gestern zum Frühstücken.

Bis wir fertig sind und ich meine Sachen gepackt habe ist es schon fast 9 Uhr. Immerhin habe ich heute eine relativ entspannte Tour vor mir.

Blick auf die julischen Alpen

Als erstes warte der Abstieg nach Greifenburg auf mich. Auf den ersten Metern habe ich einen schönen Blick auf die julischen Alpen, welche ich bald durchwandern darf. Der Weg führt mich kurz über eine Straße und dann durch den Wald hinunter nach Greifenburg. Anstelle der 2,5 angeschrieben Stunden, bin ich nach einer Stunde und 15 Minuten bereits im Ort.

Von hier aus geht es zuerst kurz zu einem Fluss, welchen ich dann auch mit einer Brücke überschreite.

Es folgt ein 600 Höhenmeter Anstieg, welcher mich zwar ins Schnaufen bringt, aber ansonsten Recht einfach zu laufen ist. Bald komme ich auch schon oben an und es geht von hier an für den Rest des Tages entspannt leicht bergab.

Lange Zeit folge ich unspektakulär einem kleinen Fluss. Gegen 14 Uhr erreiche ich Weißbriach, wo ich mich dazu entschließen etwas zu Mittag zu essen, da gerade dunkle Wolken aufziehen.

Mittagessen

Im Endeffekt bleibt der Regen hier aber aus und beim weiteren Wandern sehe ich, wie weiter hinten im Tal der Regen fällt. Es geht für mich weiter am Fluss entlang und nochmals kurz durch Wiesen hindurch, bevor ich dann auch schon Hermagor erreiche, wo ich heute übernachten möchte.

Als ich durch die Straßen schlendere, bemerke ich, dass ich leider gerade das Honigfest verpasst habe. Überall werden Stände abgebaut und somit bin ich leider etwas zu spät, um mir das genauer anzuschauen. Immerhin bekomme ich im Hotel Österreichischer Kaiser noch ein Zimmer. Angeblich hat hier tatsächlich irgendwann mal der Kaiser Urlaub gemacht. Ich nehme eine ausgiebige Dusche und mache mich danach auf die Suche nach etwas essbaren. Das Sternerestaurant nebenan ist mir dann doch zu teuer und höchstwahrscheinlich werde ich da auch nicht satt. Stattdessen gehe ich in einen Dönerladen und kaufe mir einen Yufka.

Als ich zurück zum Hotel laufe, sehe ich Dirk in einem anderen Restaurant sitzen. Ich setzte mich zu ihm, während er seine Pizza verspeist und wir unterhalten uns ausgiebig, bevor es dann auch schon wieder Zeit fürs Bett ist.

Tag 12 – Hermagor bis Monte Accomizza – 18.08.2025

28,7 km / H 1970 m / R 870 m

Auch heute schlage ich beim gut ausgerüsteten Frühstücksbuffet kräftig zu und komme daher erst gegen 9 Uhr los.

Kirche von Hermagor

Ich lege noch einen kurzen Zwischenstopp im Supermarkt ein, um meine Süßigkeitenreserven aufzufrischen.

Dann geht es endlich den Ort hinaus und für einige Kilometer sehr monoton am Wasser entlang.

Bald zieht der weg aber etwas an und für mich beginnt ein 1500 Höhenmeter Anstieg. Der Weg ist leider nicht besonders interessant und im wesentlichen laufe ich über Stunden eine Schotterstraße den Berg hinauf. Immer wieder von links nach rechts und wieder zurück.

Erst nach einer gefühlten Ewigkeit komme ich an der Dellacher Alm vorbei. Hier stehen sehr viele wirklich kleine Häuser. Viele wirken aber leer und ich bin mir nicht ganz sicher, ob man die mieten kann.

Dellacher Alm

Von hier aus geht es nochmals kurz eine Straße den Berg hinauf und dann biegt der Weg endlich ab.

Abzweigung auf den karnischen Höhenweg

Ich folge nun dem karnischen Höhenweg und somit darf ich endlich wieder auf kleineren Pfaden den Berg hinauf gehen. Bald erreiche ich den höchsten Punkt der heutigen Wanderung und ich bekomme endlich einen schönen Blick auf die julischen Alpen vor mir. Zuerst möchte ich hier eine Pause machen, entscheide mich dann aber doch dazu noch 45 min bis zum Refugio Nordio-Deffar abzusteigen und dort eine Pause einzulegen.

Kurz vor der Hütte treffe ich auf eine andere Wanderin, die mich auch direkt fragt ob ich Flo sei. Wie sich herausstellt ist es Monika, die mir bereits angekündigt wurde. Witzigerweise kommt sie auch noch aus Maulbronn und wohnt somit eigentlich direkt bei mir um die Ecke. Wir laufen zusammen die letzen Meter und dürfen dann sogar noch die Grenze nach Italien überschreiten.

Dann erreichen wir auch schon die Hütte und treffen dort noch auf Oliver mit seinem Hund, welche ich auch bereits von den anderen Leuten gehört habe, aber heute zum ersten Mal treffe. Ich trinke bei der Hütte zusammen mit beiden etwas und bestelle mir einen Kaiserschmarrn. Leider geht dieser aber irgendwie unter und somit laufe ich am Ende dann doch mit leerem Magen wieder los. Die anderen beiden nächtigen heute hier, ich möchte aber noch etwas aufsteigen, damit ich morgen früh in Tarvis ankommen kann.

Es geht weiter über schmale Pfade nach oben und bald bekomme ich schöne Blicke zu Gesicht.

In der Abendsonne macht es Mal wieder richtig Spaß zu wandern und die Landschaft wirkt einfach wunderbar.

Bei der letzten Anhöhe mache ich kurz Pause und möchte mein Zelt aufbauen. Eine Anwohnerin kommt vorbei und wir unterhalten uns etwas. Sie erzählt mir wie schwer es ihr fällt, wenn eines ihrer Schafe vom Bär gerissen wird und wie sie nicht verstehen kann, wieso die Schafe so blöd sind den ganzen Tag mit den Kühen abzuhängen, aber bei Dämmerung dann alleine herumlaufen und somit ein optimales Abendmahl für einen Bären darstellen. Sie bietet mir an später innerhalb eines Zauns mein Zelt aufzubauen, um vor Kühen, Pferden und auch Bären sicher zu sein. Dann macht sie sich auf den Weg ihren abendlichen Spaziergang um einen Berg zu absolvieren.

Ich koche mir mein Abendessen und laufe nochmals einige Meter herum. Ich bemerke, dass ich mitten auf einer Festungsanlage sitze. Teilweise sind die Schießscharten noch gut zu erkennen, auch wenn diese zugemauert wurden.

Vom Gipfel der Festung habe ich einen schönen Blick auf den Sonnenuntergang.

Sonnenuntergang

Später kommt die Anwohnerin zurück und bringt noch schnell die Schafe in den Stall damit diese mein Zelt nicht anfressen. Als Gegenleistung soll ich die Schafe morgen früh wieder rauslassen wenn ich aufbreche, worüber ich mich jetzt schon freue, da ich noch nie Schafe aus dem Stall lassen durfte.

Als die Frau dann zurück zu ihrem kleinen Haus geht, baue ich mein Zelt innerhalb des Holzzauns auf, schreibe noch Tagebuch und gehe dann auch schon schlafen.

Mein Zelt vor einem Stall

Tag 13 – Monte Accomizza bis Rifugio Zacchi – 19.08.2025

26,7 km / H 880 m / R 1230 m

Heute war es um mein Zelt herum sehr leise und somit konnte ich gut schlafen. Früh stehe ich auf, packe meine Sachen zusammen und lasse mein Zelt in der Sonne trocknen. Währendessen steige ich nochmals kurz auf eine Anhöhe und genieße den Anblick der julischen Alpen vor mir. Witzig finde ich dabei das „Achtung Staatsgrenze“-Schild, welches irgendwie komisch in der Gegend herumsteht.

Staatsgrenze zwischen Österreich und Italien

Nachdem ich mein Zelt eingepackt habe, muss ich, wie ich es der Frau gestern versprochen habe, noch die Schafe aus dem Stall lassen. Ich öffne die Tür des Stalls und die Tiere traben langsam hinaus und fange direkt an zu grasen.

Gleichzeitig fange ich an mir einen Kaffee zu kochen und genieße diesen mit einem traumhaften Ausblick auf die julischen Alpen, welche den letzten Gebirgszug auf meiner Alpenüberquerung bildet.

Morgenkaffee mit Blick auf die julischen Alpen

Danach laufe ich los und es geht längere Zeit entspannt durch den Wald bergab. Ich begegne kaum Leuten und nach einem kurzen steileren Abschnitt komme ich auf eine Straße, welche mich nach Tarvisio führt.

Dort angekommen, kaufe ich mir eine neue Gaskartusche und frische meine Essensreserven im Supermarkt auf. Richtig los komme ich aus Travisio erst gegen halb 11.

Ich folge einem Radweg für eine Weile und mache einen Abstecher zu einer Klamm. Leider ist um diese Zeit viel los und somit muss ich immer wieder Leuten hinterherlaufen bzw. Platz machen.

Nach dem schönen Abschnitt kommt ein langer und weniger schöner Teil, bei dem ich im wesentlichen einem Radweg folge. Ich treffe keinerlei Wanderer an, dafür aber hunderte Fahrradfahrer. Der Weg zieht sich ziemlich in die Länge und auf dem monotonen Weg fällt mir das laufen heute ziemlich schwer.

Erst kurz vor der Ankunft an den Weißenfelser Seen wird der Weg wieder besser und führt mich durch den Wald zu den Seen. Das Wasser ist so klar, dass ich alles auf dem Boden sehen kann.

Weißenfelser See

Ich folge den Seen und bekomme einen letzten Anstieg bis zum Refugio Zacchi. Dort angekommen, bekomme ich noch einen Platz in einem Mehrbettzimmer und nehme eine Dusche. Danach setzte ich mich raus, esse zu Abend, lese und gehe früh schlafen.

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