Ankunft in Triest

Nachdem ich mit Tolmin die letzten Berge der Alpen hinter mir gelassen habe, geht es für mich weiter in Richtung Adria. Auch ohne Alpen gibt es für mich einige Höhenmeter zu absolvieren, bevor ich dann endlich am Meer ankommen und meine Reise in Triest beenden werde.

Tag 18 – Tolmin bis Castelmonte – 24.08.2025

34,6 km / H 1750 m / R 1470 m

Für heute habe ich eine Doppeletappe geplant. Von Tolmin aus möchte ich knapp 32 km bis nach Castelmonte gelangen.

Um für diese Tour vorbereitet zu sein, haue ich beim äußerst gut bestückten Frühstücksbuffet richtig rein. Es gibt nicht nur Spiegelei, Brot, frisches Obst und Co., sondern auch Avocado Creme und Apfelstrudel. Dementsprechend lange sitze ich am Tisch und hole mir immer wieder einen Teller. Loslaufen tue ich dann erst kurz nach 9 Uhr.

Erster Teller meines Frühstücks

Zuerst wandere ich einige Kilometer aus Tolmin hinaus und dann kommt ein langer Aufstieg auf mich zu. Auch wenn ich die Alpen bereits hinter mir gelassen habe, darf ich am Morgen nochmals 900 Höhenmeter aufsteigen. Zu Beginn noch entspannt durch den Wald und später längere Zeit über eine Straße.

Immerhin komme ich gut voran und erreiche bald den Gipfel.

Blick zurück auf Tolmin

Hier oben gibt es ein Freilichtmuseum zu bestaunen, welches an die Isonzoschlachten des ersten Weltkrieges erinnert. Während dieser Zeit hatte Italien hier einen Stützpunkt, gegen den Österreich-Ungarn und Deutschland versucht haben anzukämpfen und einzunehmen. Erst mit dem 12. Versuch und mehreren tausenden Toten, konnten die Stellungen hier in der Region eingenommen werden. Einige dieser Schützengraben wurden wieder hergerichtet und man kann sich diese anschauen und hindurchlaufen. Kaum vorstellbar, wie sich so ein Soldatenalltag damals angefühlt haben muss.

Ich gehe durch die Schützengräben und über kleine Treppen weiter nach oben und komme am obersten Punkt des Berges an. Hier verläuft die heutige Grenze zwischen Slowenien und Italien, welche nur durch einen Grenzstein markiert wird.

Ein Stein – heutige Grenze zwischen Slowenien und Italien

Zum Glück wird heute nicht auf mich geschossen als ich die Grenze überschreite und im Grunde interessiert es eigentlich niemanden – Ein Hoch auf die offenen Grenzen der europäischen Union.

Auf der anderen Seite kann ich schön auf die Ebene zum Meer hin blicken, die ich in den nächsten Tagen durchwandern werde.

Blick zum Meer

Vom hier an folge ich dem Friedenswege, der hauptsächlich an der ehemaligen Grenze entlang verläuft. Zwar die ganze Zeit auf italienischer Seite, aber Slowenien ist die meiste Zeit in Sichtweite. Unterwegs sind immer wieder alte Schützengraben oder Stellungen für Maschinengewehre etc. sichtbar und oft auch mit Info-Schildern ausgestattet.

Ich laufe entspannt immer weiter durch Wald und Wiesen. Andere Wanderer treffe ich am Mittag keine und generell sind so gut wie keine Menschen hier in der Gegend unterwegs. In einer angenehmen Ruhe schreite ich voran und gegen Abend kommt nochmals ein Highlight auf mich zu.

Ich erreiche den schönen Pilgerort Castelomnte. In der Kirche des Kapuzinerklosters bestaunen ich noch die bekannte sitzende Madonna.

Danach mache ich mich wieder auf den Weg, da ich heute endlich wieder zelten möchte. Ich gehe kurze Zeit weiter durch den Wald. Unterwegs bekomme ich nochmals einen schönen Blick auf die Klosteranlagen.

Klosteranlage Castelmonte

Es geht weiter bis zu einer kleinen Kapelle, wo ich heute übernachten möchte. An einem Tisch koche ich mir Abendessen und blättere etwas in meinem Wanderführer.

Als ich mein Zelt am späten Abend aufbauen möchte, bricht mir leider die Zeltstange durch. Da mein Zelt nur mit einer Stange zusammengehalten wird, ist das äußerst blöd. Zuerst überlegen ich mir einfach vor der Kapelle auf dem Boden zu schlafen oder mich sonst irgendwo unter den freien Himmel zu legen. Leider sehe ich aber einige Maderspuren und im Gebälk höre ich Tiere herumwühlen. Somit entscheide ich mich dagegen und muss improvisieren. Ich nehme meine Wanderstöcken und baue damit mein Zelt auf, was tatsächlich einigermaßen funktioniert. Im Innenraum muss ich dadurch zwar auf etwas Platz verzichten, aber immerhin steht das Zelt und ich kann darin schlafen gehen.

Provisorisch aufgebautes Zelt

Tag 19 – Castelmonte bis Cormons – 25.08.2025

27,4 km / H 630 m / R 1090 m

Für heute habe ich eine entspannte Etappe geplant. Am Morgen baue ich mein provisorisch aufgebautes Zelt ab und frühstücke noch.

Zu Beginn des Tages geht es entspannt durch den Wald und ich komme gut voran. Mit der Zeit komme ich immer häufiger aus dem Wald heraus und laufe durch Weinreben hindurch, bis ich schließlich überwiegend in Weinberge unterwegs bin.

Das Wetter ist herrlich und neben dem Weg gibt es immer wieder leckere Früchte zu naschen. Ich komme an reifen Feigenbäumen vorbei und kann auch Zwetschgen probieren. Ansonsten bediene ich mich häufiger an den überaus süßen Weintrauben, die mancherorts gerade von Erntehelfern abgeschnitten werden. Im Gegensatz zu den mit Wasser vollgepumpten Trauben aus dem Supermarkt schmecken diese hier wirklich köstlich und somit laufe ich ab und an mit einem Zwacken Trauben in der Hand umher.

Weg durch die Weinreben

Ansonsten begegne ich so gut wie keinen Leuten und laufe alleine durch die schöne Gegend. Ich komme an Kirchen und kleinen Ortschaften, bei denen auffällig viele Häuser leer stehen oder schon zerfallen sind, vorbei.

Ansonsten passiert relativ wenig und gegen 15 Uhr komme ich bereits an meinem heutigen Etappenziel Cormons an.

Cormons von oben

Glücklicherweise bekomme ich noch eine sehr günstige Ferienwohnung für die Nacht, die im Gegensatz zu den teuren Zimmern in den Hotels ein echtes Schnäppchen ist. Da Montags viele Restaurants Ruhetag haben und eine Küche in der Ferienwohnung ist, kaufe ich in einem Supermarkt ein und koche mir am Abend mein Essen selbst.

Leckeres Abendessen

Die restliche Zeit ruhe ich mich aus und gehe erneut früh schlafen.

Tag 20 – Cormons bis Sistiana – 26.08.2025

40 km / H 670 m / R 590 m

Ich frühstücke noch in der Wohnung und komme daher erst um halb 9 los.

Ich laufe direkt aus Cormons raus und der Weg führt mich erneut durch Weinreben und andere landwirtschaftlich genutzte Flächen hindurch.

Ich komme an der alten Festung in Gradisca de Isonzo vorbei und überquere den Isonzo, welcher in Slowenien noch Soca hieß. Interessant ist dabei, dass der Name des Flusses von einer weiblichen Form zu einer männlichen gewechselt ist.

Ich gehe immer weiter über kleine Pfade und Abschnitten mit Asphalt. Bei angenehmen Wetter komme ich gut voran. Unterwegs treffe ich zwei junge Frauen aus Hamburg, die auch auf dem Weg nach Triest sind. Ich unterhalte mich kurz mit ihnen, aber lasse sie bald hinter mir, da ich noch einen längeren Weg vor mir habe. Die heutige Etappe ist weitestgehend unspektakulär und somit laufe ich in hohem Tempo Richtung Meer.

Erst gegen Abend bekomme ich dann Blicke auf das Meer und kurz nach 16 Uhr erreiche ich Duino und somit endlich die Adria.

Hafen von Duino

Da die Hotels hier aktuell horrende Preise verlangen, esse ich nur ein Eis und setzte mich ein paar Minuten ans Wasser, bevor ich mich wieder auf den Weg mache.

Es geht weiter an der Steilküste entlang und ich habe öfters einen schönen Blick auf das Schloss von Duino und kann auf der anderen Seite bereits Triest ausmachen.

Schloss von Duino

Ich laufe nochmals knapp eine Stunde bis nach Sistiana. Dort kaufe ich in einem Supermarkt Abendessen und gehe danach auf den etwas außerhalb gelegenen Campingplatz, wo ich noch einen Platz bekomme.

Leider ist mein Zelt nach wie vor kaputt, aber auch heute schaffe ich es wieder es trotzdem einigermaßen gut aufzubauen. Irgendwie freue ich mich darüber, dass ich auf so Touren es doch immer hinbekomme, auch wenn meine Lösungen oft sehr pragmatisch sind, und teilweiße wirken, wie wenn ich noch nie ein Zelt aufgebaut hätte.

Bis ich mein Essen gekocht habe ist es auch schon wieder nach 8 Uhr. Ich schreibe noch kurz Tagebuch und mache mich danach dann bettfertig. Auch wenn es heute keine wirklich anstrengende Tour war, bin ich nach den 40 km doch etwas kaputt und freue mich auf meinen Schlafsack.

Tag 21 – Sistiana bis Triest – 27.08.2025

20,5 km / H 440 m / R 490 m

Die letzte Etappe meiner Alpenüberquerung steht heute für mich auf dem Programm. Da der Campingplatz erst um 8 Uhr seine Tore öffnet und ich nur eine kurze Wanderung von mir habe, bleibe ich bis um 7 Uhr liegen. Dann baue ich mein Zelt ab und frühstücke noch an einem Tisch auf dem Campingplatz.

Wieder unterwegs, muss ich kurz an einer Straße entlang, komme dann aber schnell in den Wald, wo es sehr angenehm zu laufen ist. Viele Höhenmeter gibt es nicht und ich somit mache ich schnell einige Kilometer voll. Durch den Abstecher zum Campingplatz, habe ich lediglich 20 Kilometer zu bewältigen und lasse es daher aber trotzdem entspannt angehen.

Ab und an bekomme ich eine gute Sicht auf das Meer und kann Triest bereits gut erkennen. Es geht leicht bergauf, aber im Gegensatz zu den Anstiegen in den Bergen, gefühlt flach vorwärts.

Triest von oben

Größere Pausen mache ich nicht und bald schon bin ich am höchsten Punkt der Tour angekommen und unter mir liegt Triest.

Es folgt ein steiler Abstieg über Pflastersteine und dann erreiche ich das Ortsschild von Triest und bin somit offiziell in der Stadt angekommen.

Ich am Ortsschild von Triest

Ich laufe weiter durch die Straßen bis zum Piazza dell’Unitâ d’Italia.

Piazza dell’Unitâ d’Italia

Dort mache ich ein paar Bilder und setzte mich danach in ein Café und gönne mir einen Eiskaffee.

Ankunft am Piazza dell’Unitâ d’Italia in Triest

Da ich heute noch nicht heimreisen werde und es erst kurz nach 13 Uhr ist, habe ich alle Zeit der Welt und bleibe eine Weile im Café sitzen und betrachte mir das Treiben auf dem Platz.

Später laufe ich zu meiner Unterkunft, um dort meine Sachen abzulegen. Unterwegs komme ich an einigen Bauwerken vorbei, die den römischen Einfluss auf Triest deutlich machen.

In der Unterkunft angekommen, nehme ich eine ausgiebige Dusche, esse ein spätes Mittagessen und schreibe an meinem Blog.

Am Abend gehe ich dann nochmals los. Da im Reiseführer geschrieben steht, dass sich die Salzburg-Triest-Wanderer täglich um 19 Uhr an der Touristeninformation treffen, schaue ich dort mal vorbei. Tatsächlich treffe ich die zwei Frauen von gestern. Ich sitze mit ihnen noch etwas am Hafen und wird tauschen uns aus.

Später machen sie sich wieder auf den Weg und ich auf die Suche nach einem Abendessen. Heute gibt es für mich natürlich Pizza mit Rotwein, um die Ankunft in Triest zu feiern.

Pizza und Rotwein zum Abendessen

Nach dem Essen laufe ich durch die beleuchteten Straßen der Stadt zurück zu meiner Unterkunft, um dort kaputt, aber zufrieden schlafen zu gehen.

Triest bei Nacht

Morgen steht für mich dann vorraussichtlich nur noch die Heimreise an. Da ich bisher noch nichts gebucht habe, muss ich schauen wie ich am besten von Triest nach Hause komme. Aber irgendwie sollte das schon hinhauen. Eventuell mache ich auch noch 1-2 Tage einen Abstecher irgendwo hin.

Zusammenfassung

Mit der Ankunft in Triest endet meine Reise der diesjährigen Alpenüberquerung für mich. 21 Tage war ich insgesamt unterwegs, um den kompletten Weg zwischen Salzburg und Triest zu Fuß zu bewältigen.

3 Nationalparks, 4 Länder, 7 Gebiergsgruppen, 500 Kilometer und über 25.000 Höhenmeter jeweils im Auf- und Abstieg habe ich dabei hinter mir gelassen und keine einzige Blase an den Füßen erlitten.

Auch wenn ich im Triglav National Park häufiger mit Gewittern zu kämpfen hatte, konnte ich die meiste Zeit bei bestem Wetter genießen und habe viele schöne Eindrücke von den Ostalpen gewonnen.

Auch wenn diese schöne Tour leider schon wieder endet, so war es doch eine tolle Erfahrung, die mir immer gut in Erinnerung bleiben wird und es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis ich erneut zu solch einem Abenteuer aufbrechen werde.

In diesem Sinne: Ciao und bis bald!

Comments

3 Antworten zu „Ankunft in Triest“

  1. Avatar von Sören
    Sören

    Hi Flo,

    Glückwunsch, tolle Leistung! Macht Spaß, dir hier auf deinen Wanderungen zu folgen. Für mich wären auf so einer langen Tour schon 1000hm/Tag eine Herausforderung – cool zu sehen, was da generell möglich ist & auch Ansporn für mich, meine Fitness wieder etwas zu verbessern.

    Hast du schon Ideen für deine nächste Tour?
    Gruß Sören

    1. Avatar von f.hoehn

      Hi Sören,
      danke dir 🙂
      Ideen habe ich viele 😀 Aber was ich als nächstes genau machen werde ist aktuell noch unklar.
      Da ich dieses Jahr noch Urlaub habe, möchte ich nochmals eine kleinere Tour (1-2 Wochen) irgendwo starten.
      Leider ist es für die Alpen schon fast zu spät und somit wird es eher auf eine flachere Tour hinauslaufen.

      Nächstes Jahr wird es dann hoffentlich wieder eine etwas längere Tour 😉
      Oder hast du noch gute Ideen für mich?

      Liebe Grüße
      Flo

      1. Avatar von Sören
        Sören

        Hi Flo,
        wenn du dieses Jahr noch eine Tour machen möchtest, bieten sich natürlich die Kanaren (speziell Teneriffa) oder Madeira an. Bin Ende November selbst nochmal 10 Tage in Madeira, werde aber „nur“ Tageswanderungen machen. Längere Mehrtagestouren sind dort aber auch möglich & es ist einer der wenigen Orte, an denen du noch eine recht gute Schönwettergarantie hast. Hat natürlich etwas, wenn man dem grauen November-Wetter nochmal etwas entfliehen kann 😉

        Gruß Sören

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