Tag 50 – Espalion bis Golinhac (28,1km) – Samstag 19.08.2023
Da es am Wochenende im Hotel erst ab 8 Uhr Frühstück gibt, konnte ich ausschlafen. Danach ging ich entspannt in den Frühstückssaal und verspeiste verschiedene Sachen. Nach dem Essen packte ich meine restlichen Sachen zusammen und gegen 9 Uhr verließ ich das Hotel wieder und lief los in Richtung Golinhac.
Die ersten Kilometer ging es weitestgehend flach am Fluss entlang und somit kam ich schnell voran. Nach einer Weile folgte ein erster schweistreibender Anstieg. Dann kam ich an einer kleinen Kirche und einem Ort mit vielen schönen Häusern vorbei.



Beim Abstieg auf der anderen Seite traf ich auf einen Pilger, welchen ich schon gestern im Hotel getroffen hatte. Der aus Australien kommende Mann war für einige Tage auf dem Jakobsweg unterwegs, hatte aber heute seinen letzten Tag. Danach wolle er für einige Tage in die Pyrenäen fahren, um dort einen längeren Trail von Nord nach Süd zu laufen. Ich lief eine Weile mit ihm mit und wir unterhielten uns über verschiedene Fernwanderwege. Ich erzählte ihm von meiner bisherigen Reise und von meinen weiteren Plänen. Er erzählte mir danach von seinen bisherigen Wanderungen und empfahl mir neben dem Te Araroa Trail in Neuseeland, welchen er selbst bereits gewandert war auch noch den CDT (Continent Divide Trail) in den USA, welchen einige seiner Freunde vor einigen Jahren gelaufen seien. Der mittlerweile 67 jährige Mann hatte in seinem Leben bereits einige größere Wanderungen gemacht und konnte irgendwie nicht mehr damit aufhören.
Nach knapp einer Stunde gemeinsamen Wandern wollte er in einem Kaffee einkehren und somit trennten sich unsere Wege wieder.

Für mich ging es danach weiter am Fluss entlang, bis ich dann irgendwann Estaing erreichte. Dort überquerte ich die Brücke zur Stadt und konnte dabei die prachtvolle Burganlage bewundern.





In einem kleinen Restaurant aß ich zur Abwechslung mal einen gesunden Salat und trank eine kalte Limo dazu, welche bei den warmen Temperaturen sehr erfrischen war. Gerade als ich die Stadt wieder verlassen wollte, traf ich erneut auf den Australier von zuvor und wir redeten nochmals kurz, ehe ich mich dann endgültig von ihm verabschiedete.

Danach folgte zuerst eine relativ flache Strecke durch den Wald. Somit war es trotz 32 Grad ganz angenehm zu laufen.

Dies änderte sich aber dann abrupt. Anstelle der angenehm zu laufenden Straße ging es auf einmal steil bergauf. Anfangs dachte ich noch es sei nur ein kleiner Anstieg und dadurch lief ich relativ schnell bergauf. Nach einigen Minuten merkte ich aber, dass es immer weiter hinauf ging und mittlerweile schwitze ich richtig. Der Anstieg sollte auch nicht so schnell aufhören und somit kämpfte ich mich über längere Zeit den Berg hinauf.
Als ich dann endlich mal an einer Wasserstelle ankam war ich bereits komplett durchnässt von Schweiß. An der Wasserstelle saßen bereits andere Pilger, welche ähnlich erschöpft aussahen wie ich. Immerhin zeigte mir ein Pilger schnell wo ich das kalte Wasser bekommen konnte. Ich füllte meine Flasche also mit kaltem Wasser auf und trank sie direkt leer, um sie dann erneut aufzufüllen.


Nach einer kurzen Erholungspause folgte auf der anderen Seite des Berges wieder der Abstieg. Hier ging es immerhin über lange Zeit durch den schattigen Wald. Nach einigen weiteren Kilometern fing ich an wieder nach einem Brunnen zu suchen, um mir dort meine Wasserreserven für die Nacht zu füllen. Leider gab es auf den folgenden Kilometern weder einen Trinkwasserbrunnen, noch eine andere Möglichkeit mein Wasser aufzufüllen.


Nach einer Weile kam ich in einem kleinen Ort vorbei, in dem es einen Campingplatz gab. Ich entschloss mich dazu, dort mein Zelt aufzubauen. Zuerst kam ich aber noch an einem Kiosk vorbei, wo ich mir ein Eis kaufte. Als ich dieses draußen auf der Veranda verspeiste, kam ich mit einem Franzosen aus Paris ins Gespräch. Wir mussten beide darüber lachen, dass wir den Anstieg an dem einen Berg komplett unterschätz hatten und somit fix und fertig an der Wasserstelle angekommen waren. Immerhin erging es nicht nur mir so.

Danach gingen wir beide auf den Campingplatz und stellten unsere Zelte auf. Danach sprang ich noch entspannt in den Pool und später ging es dann auch schon ins Bett.
Tag 51 – Golinhac bis Noalihac (32km)- Sonntag 20.08.2023
Heute Nacht sanken die Temperaturen nicht unter 20 Grad. Dementsprechend schlecht hatte ich geschlafen. Ich blieb bei den morgendlich angenehmen 20 Grad dann bis um 7:30 Uhr liegen. Danach baute ich alles zusammen und verließ schnell den Campingplatz.
Die ersten Stunden ging es entspannt bergauf und bergab. Nach knapp 10 Kilometern kam ich an einem Ort vorbei. An einer Parkbank baute ich meinen Gaskocher auf und machte mir mein Frühstück.



Danach kam dann auch der erste wirkliche Anstieg. Als ich nach einigen Minuten verschwitzt oben ankam, saßen dort schon einige Pilger im Schatten und ruhten sich aus. Da ich einige bereits von den Tagen zuvor kannte, winkte ich ihnen freundlich zu und lief weiter. Wenig später traf ich auf eine Gruppe von 3 Pilger aus Frankreich, welche in etwa in meinem Alter waren und das erste mal auf einer längeren Wanderung unterwegs waren. Ich lief eine Weile mit ihnen und als zwei eine Pause machen wollten, lief einer von ihnen mit mir weiter. Wie sich herausstellte arbeitete er in der Atomkraftbranche und lebte in der Nähe von Lyon. Er selbst war sogar schon in Karlsruhe Freunde besuchen. Wir unterhielten uns über verschiedene Themen. Als wir nach über einer Stunde eine Pause bei einer Wasserstelle einlegten, wollte er dort auf seine Freunde warten und ich lief dann wieder alleine den Berg hinab.
Bald kam ich in dem sehenswerten Ort Conques an.

Dort besichtigte ich die historische Kirche mit ihrem bekannten Kunstwerk über der Eingangstür.



Als ich mich danach in einer Bar hinsetze, um dort kurz etwas zu trinken, kamen gerade die Jungs von zuvor anmarschiert. Sie setzen sich zu mir und wir bestellten uns ein Bier, um auf das Ende ihrer Reise anzustoßen. Nachdem ich mein Bier ausgetrunken hatte, verabschiedete ich mich von ihnen und machte mich wieder auf den Weg, da ich noch ein bisschen weiter laufen wollte.
Zuerst ging es kurz bergab und ich überquerte einen kleinen Fluss.


Danach folgte direkt wieder einer steiler Anstieg durch den Wald, welcher mich bei 34 Grad schnell ins schwitzen brachte. Es ging lange Zeit bergauf und als ich dann endlich an einer Bank vorbei kam, legte ich mich dort für einige Minuten hin, um mich vom Anstieg zu erholen.
Da ich aber kaum noch Wasser hatte, musste ich danach weiter laufen. Leider verließ ich auf der Hochebene dann auch den Wald und es ging für einige Kilometer durch Weiden und Wiesen, welche mir kaum Schatten boten.



Als ich dann endlich mal an einem Ort vorbei kam, fand ich sogar einen Trinkwasserbrunnen neben dem Friedhof des Ortes vor. Dort trank ich schnell 2 Liter Wasser und füllte meine Flaschen nochmals neu auf. Kurz nachdem ich wieder losgelaufen war, kam ich sogar noch an einem geöffneten Kiosk vorbei. Dort kaufte ich mir noch ein Snikers und ein kaltes Bier. Danach verließ ich schnell den Ort, um mir weiter draußen einen geeigneten Schlafplatz zu suchen.
Ich kam noch kurz an einer kleinen Kapelle vorbei, welche generell sehr einfach gebaut war, aber über zwei sehr beeindruckende Fenster verfügte.



Neben der Kapelle gab es endlose Rinderweiden und ich fand schnell einen offenen Eingang. Ich lief ein Stück die Wiese hinunter und setze mich im Schatten eines Baumes erschöpft hin. Mittlerweile hatte ich bei 37 Grad doch 32km mit knapp 1000 Höhenmetern im Auf- und Abstieg hingelegt. Hatte ich ich mittlerweile an solche Distanzen mehr oder weniger gewöhnt, machte mir die Hitze dabei doch zu schaffen und somit freute ich mich umso mehr, als ich dann mein kaltes Bier bei einer wunderschönen Aussicht genießen konnte.

Später kochte ich mir noch etwas zu essen und als die Sonne langsam anfing unterzugehen, baute ich mein Zelt auf einer ebenen Stelle auf. Danach schaute ich mir entspannt den Sonnenuntergang an.



Tag 52 – Noalihac bis Livinhac-le-Haut (16,9km)- Montag 21.08.2023
Auch heute war die Nacht wieder sehr warm und ich sehnte mich nach den Nächten auf den höheren Bergen zurück. Hatte ich doch vor knapp einer Woche noch Temperaturen von 12 Grad, sank die Temperatur selbst Nachts nicht mehr groß unter 20 Grad.
Als ich um 6:30 aufstand und mein Zelt abbaute, wurde ich immerhin von einem wunderschönen Sonnenaufgang belohnt.

Mit meinen ganzen Sachen im Rucksack lief ich wieder zurück zum Weg und setze mich kurz daneben hin, um dort meinen morgendlichen Kaffee zu kochen und mir ein Müsli zu machen. Dabei genoss ich noch ein wenig die Aussicht und machte mich später auch wieder auf den Weg.


Lange Zeit führte der Weg auf dem Kamm des Berges entlang und somit hatte ich durchgehend einen schönen Blick auf die Umgebung.




Den darauf folgenden Abstieg legte ich schnell zurück und somit hatte ich schon früh meine ersten 10 Kilometer absolviert. Langsam stiegen aber auch die Temperaturen und um kurz nach 11 waren es schon wieder 32 Grad. An einer Raststätte für Pilger setze ich mich kurz hin, um meinen weiteren Weg zu planen. Durch die Anstrengungen der letzten Tage und der immer schlimmer werdenden Hitze, wollte ich heute auch keine zu große Tour machen.



Wie sich herausstellte war ich schon kurz vor einer kleineren Stadt, welche viele Pilger als Etappenziel nutzen.

Da danach lange Zeit keine größeren Ortschaften kommen und meine Essensreserven leider leer waren, konnte ich nicht ohne Essen weiterlaufen. Leider haben in Frankreich viele Geschäfte Mittags zu und so war es auch hier. Der einzige Supermarkt im Ort machte erst um 16 Uhr wieder auf und der Bäcker hatte auch schon geschlossen. Daher entschloss ich mich um kurz nach 13 Uhr auf einen der Campingplätze zu gehen und die restliche Zeit im Pool zu genießen, was bei diesen Temperaturen eine echte Wohltat war. Zwischendrin wusch ich dann auch mal wieder meine Kleider und macht einen Mittagsschlaf.
Hatte ich am heutigen Tag zwar eigentlich kaum Strecke zurückgelegt, so war ich trotzdem froh im kalten Wasser ein wenig baden gehen zu können. Besonders mit dem Ausblick auf die nächsten Tage wir der entspannte Tag heute sicher gut für meinen Körper sein.
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