Kaum Fortschritt – Tag 95 bis Tag 98

Tag 95 – La Isla bis Villaviciosa (21,9 km) – Dienstag 03.10.2023

Leider war ich noch immer nicht fit und hatte in der Nacht auch schlecht geschlafen. Trotzdem ging ich um 9 Uhr zum Frühstück. Als ich wieder zurück in mein Zimmer kam, sah ich, dass es draußen gerade regnete. Da ich heute keine wirklich lange Tour vor mir hatte, entschied ich mich dazu ein bisschen abzuwarten. In der Hoffnung, dass der Regen bald vorbei war, ruhte ich mich also noch ein bisschen aus. Gegen 10 Uhr wurde es dann allmählich besser und somit verließ ich das Hotel gegen halb 11 im Trockenen.

Ich lief durch Weiden und Obstanlagen kleine Berge auf und ab. Zwischendrin kam ich immer wieder an kleinen Ortschaften vorbei, welche oftmals aus weniger als 10 Häusern bestanden. Besonders diese kleinen Ansammlungen von Häusern wirkten in den weiten Graslandschaften aber besonders schön.

Während ich also so durch die Gegend lief, fing es leider auch wieder an zu regnen und mit der Zeit wurde es immer stärker. Bald lief ich wieder in strömendem Regen durch die Gegend und meine Regenjacke war somit mein steter Begleiter.

Statt durch Weiden lief ich nun auch immer häufiger durch den Wald und die Wege wurden wieder rutschiger.

Da ich so nicht im Zelt schlafen wollte, buchte ich mir eine Unterkunft für die Nacht. Kurz bevor ich an meinem Ziel ankam, kontaktierte mich die Unterkunft, dass sie mein Zimmer aus Versehen schon an einen anderen Pilger abgegeben haben. Immerhin boten sie mir ein Zimmer in einem anderen Hotel von ihnen an, welches ich zum gleichen Preis bekommen sollte. Ich lief also im weiterhin anhaltenden Regen zum zweiten Hotel und bekam dort tatsächlich ein Zimmer, welches ein bisschen besser als mein eigentlich gebuchtes war. Dort angekommen nahm ich eine warme Dusche und ging zum Supermarkt, um mir dort etwas für den Abend zu kaufen. Obwohl es direkt neben meinem Hotel ein gutes Restaurant gab, traute ich mich mit meinen Bauchschmerzen noch nicht, die fettigen Speisen zu verkosten. Stattdessen gab es also einfach Kost vom Supermarkt. Danach schaute ich mir noch eine Doku an und dann war es auch schon Zeit fürs Bett.

Tag 96 – Villaviciosa bis La Pola Siero (27,3 km) – Mittwoch 04.10.2023

Heute hatte ich besser geschlafen und wachte immerhin einigermaßen ausgeruht auf. Es war also Besserung in Sicht und sogar das Wetter machte heute einen freundlicheren Eindruck. Pünktlich um 9 Uhr verließ ich das Hotel für meine heutige Wanderung.

Die ersten Meter gingen noch durch die Stadt, bis ich diese dann über eine wenig befahrene Straße verließ. In der Ferne konnte ich schon früh die ersten höheren Berge erblicken. Nach knapp 3 km legte ich meine Frühstückspause ein. Während ich die Aussicht genoss, kochte ich mir heute zur Abwechslung einen Tee und verzichtete aus gesundheitlichen Gründen auf meinen geliebten Kaffee. Den Tee hatte ich zum Glück vor einigen Wochen in einem Hotel mitgenommen und bis jetzt mit mir rumgeschleppt. Immerhin wurde er jetzt auch verwendet.

Als ich dann wieder weiterlief, kam ich auch schon bald an einer erwarteten Abzweigung vorbei. Hier musste ich mich entscheiden, ob ich dem Camino del Norte weiter in Richtung Gijon folgen oder auf den Camino Primitvo, welcher erst nach Oviedo und dann über die Berge nach Santiago führt, wechseln möchte. Ich entschied mich natürlich für die Berge und bog somit links ab und begab mich dadurch auf den anspruchsvolleren der beiden Wege.

Es ging direkt mit einem längeren Anstieg weiter. Über schmale Pfade ging es immer weiter bergauf und bald hatte ich einen schönen Blick auf die Landschaft hinter mir. An einem Punkt konnte ich sogar tatsächlich nochmals das Meer erblicken.

Auf der anderen Seite des Berges ging es dann wieder hinunter. Zuerst lief ich der Straße entlang und später wechselte der Weg in den ruhigen Wald. Das Laufen machte heute zwar wieder deutlich mehr Spaß, aber gegen Ende meiner Etappe wurde ich dann doch immer kaputter und meine Pausenanzahl erhöhte sich drastisch.

Nach letzten anstrengenden Kilometern erreichte ich dann aber trotzdem mein heutiges Etappenziel. Für heute hatte ich mir eine überraschend günstige Ferienwohnung gebucht, welche komischerweise günstiger als die billigen Hotelzimmer der Stadt war.

Dort angekommen traf ich am Eingang noch auf einen Motorradfahrer, der heute auch in einer der Wohnungen übernachten wird und gerade aus den Bergen gekommen ist. Er fragte mich direkt, ob ich auch einer der Pilger bin, der die Route durch die Berge laufen wolle, da er dort oben vereinzelnd auf Pilger gestoßen sei. Danach erzählte er mir ziemlich begeistert von den wunderschönen Landschaften, die er gesehen habe und wünschte mir viel Spaß auf meiner weiteren Reise.

Während er weiter seine Sachen vom Motorrad ablud, ging ich in meine Ferienwohnung. Ich setze mich erschöpft auf das Sofa und ruhte mich erst einmal ein paar Minuten von der heutigen Tour aus. Später folgte dann das übliche Abendprogramm, ehe ich dann ziemlich kaputt einschlief.

Tag 97 – La Pola Siero bis Oviedo (16,7 km) – Donnerstag 05.10.2023

Eventuell war die Strecke gestern doch ein bisschen zu viel. In der Nacht hatte ich sehr schlecht geschlafen und hatte zwischendrin wieder leichte Bauchschmerzen. Als ich aufstand, war ich noch immer müde und nicht wirklich ausgeschlafen. Da ich aber nur eine sehr kurze Etappe für heute geplant hatte, packte ich trotzdem alles zusammen und verließ gegen 10 Uhr meine Ferienwohnung und machte mich auf den Weg nach Oviedo.

Während ich die Stadt verließ, hingen überall noch die Wolken herum und ich konnte nicht besonders viel sehen. Als diese dann mit der Zeit aufstiegen, bekam ich einen besseren Blick auf die Umgebung. Schnell konnte ich wieder Berge und bald sogar mein Etappenziel Oviedo sehen.

Eigentlich lief ich den ganzen Tag der Straße entlang durch kleine Vororte von Oviedo. Mal ging es über die Autobahn, mal darunter durch. Viel zu sehen gab es auf der Strecke nicht. Durch die schlechte Nacht und die Anstrengungen der letzten Tage kam ich nur sehr langsam voran. Ich merkte einfach, dass der Körper durch die Krankheit doch mehr mitgenommen worden war als gedacht. Lief ich vor einigen Tagen noch 15 km quasi am Stück, legte ich heute über die gleiche Distanz 4 Pausen ein und war froh, als ich dann um 15 Uhr in Oviedo in meinem Hotel ankam.

Dort machte ich direkt ein längeres Nickerchen und ruhte mich auch heute den Rest des Tages aus. Da ich noch immer nicht ganz fit war und ich in Oviedo schon vor einigen Wochen einen Pausentag eingeplant hatte, werde ich morgen wieder nicht laufen und mich weiter ausruhen. Trotzdem ging ich auch heute wieder früh schlafen.

Tag 98 – Oviedo bis Ovideo (0 km) – Freitag 06.10.2023

Nach einer langen und erholsamen Nacht ging ich heute mal wieder im Hotel frühstücken. Danach kehrte ich auf mein Zimmer zurück und las ein bisschen. Später kaufte ich noch in einem Supermarkt was zum Essen. Während ich dieses verspeiste, schrieb ich an meinem Blog. Sonst schaute ich mir die weiteren Etappen an und ruhte mich aus. Ich hoffte nur, dass ich bald wieder fit werden würde, um dann die letzten paar hundert Kilometer wieder in normalen Etappen laufen und die schönen Landschaften endlich auch mal wieder aus meinem Zelt genießen zu können.

Comments

2 Antworten zu „Kaum Fortschritt – Tag 95 bis Tag 98“

  1. Avatar von Pfr.i.R. Karlheinz Speckert
    Pfr.i.R. Karlheinz Speckert

    Lieber Florian, ich bin wieder auf Station und kann deinen Weg weitrerhin verfolgen. Du hast ja bisher sehr viel erlebt auf deinem Pilgerweg und hoffe, dass Du gut und gesund in Santiagi ankommst. Ich war ja fünf Jahre lang jeweils für drei Wochen in Santiago zur Pilgerseelsorge und habe nach wie vor Heimweh nach dieser Zeit, denn viele gute Begegnungen mit Pikgern haben auch mir geholfen so manche Sicht in der Seelsorge neu zu bedenken und nach neuen Wegen zu suchen. DER WEG ist wirklich heilsam für Leib und Seele, auch für eune Neu-orientierung des eigenen Lebens. Ich werde nun weiterhin deinen Weg begleiten und mitverfolgen. Für die kommenden Tage gute Wege und gute Pilgererfahrungen, auch mit Pilgern, denen Du immer wieder begegnest.

    1. Avatar von f.hoehn

      Hallo Karlheinz,

      erlebt habe ich bisher doch einiges und der Camino gibt einem wirklich viel.
      Mittlerweile habe ich schon viele Pilger aus den unterschiedlichsten Nationen und Beweggründen auf meiner Reise getroffen, welche auch meine Sicht auf bestimmte Dinge im Leben verändert haben.

      Gruß Flo

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