Berge in Sicht – Tag 99 bis 101

Tag 99 – Oviedo bis Grado (28,7 km) – Samstag 07.10.2023

Um 8 Uhr stand ich auch, packte alles zusammen und frühstückte auf dem Zimmer noch etwas von meinen restlichen Sachen. Dann verließ ich das Hotel und lief zur Kathedrale der Stadt.

Dort angekommen, schaute ich mir das beeindruckende Gotteshaus zuerst von innen an. Es war reichlich mit Gold geschmückt und wirkte sehr majestätisch auf mich. Nachdem ich einmal durch die Kathedrale gelaufen und mir dort alles angesehen hatte, verließ ich diese wieder.

Draußen traf ich dann zum ersten Mal für heute auf einen Pilger, mit welchem ich auch direkt ins Gespräch kam. Wie er mir erzählte, komme er eigentlich aus Bordeaux und sei gerade auf dem Rückweg von Santiago. So wie ich, ist es bereits seit 3 Monaten unterwegs, wird aber seine Reise nun beenden und den Rest doch nicht nach Hause laufen, da er langsam genug von seiner schlechten Isomatte hat. Außerdem gab sein Rucksack den Geist auf und auch seine Schuhe waren sehr mitgenommen. Danach erzählte er mir von den tollen Landschaften, die ich zu erwarten hatte und gab mir noch ein paar Tipps bezüglich Wasserquellen und Wegabschnitte, die ich nicht auslassen sollte. Wie sich am Ende des Gesprächs herausstelle, hieß der andere verrückte auch Florian, worüber wir dann doch beide lachen mussten. Später gesellte sich noch ein weiterer Pilger mit einem Hund zu uns, den ich am heutigen Tag noch häufiger sehen sollte. Nach ein paar weiteren Minuten, verabschiedete ich mich von beiden und lief endlich richtig los.

Mittlerweile war schon fast halb 11 und ich hatte noch keinen Kilometer meiner Tour geschafft. Die folgenden Kilometer ging es dann zuerst aus der Stadt hinaus und dann weiter über kleine Wege durch Kuhweiden. Dort hatte ich immer wieder einen schönen Blick auf die Umgebung und das Laufen fiel mir heute deutlich einfacher als in den letzten Tagen. Ich freute mich, dass ich gesundheitlich keine Probleme mehr hatte und endlich wieder einigermaßen normal laufen konnte. An einer Kapelle setze ich mich auf eine Bank und kochte mir seit langem mal wieder entspannt einen Kaffee.

Wieder unterwegs, traf ich dann auf Pilger Jan aus Holland. Ihn hatte ich das letzte Mal vor einigen Wochen gesehen. Anscheinend hatte ich ihn eigentlich abgehängt, aber aufgrund meiner Krankheit hatte er mich dann wieder eingeholt. Er fragte mich direkt, was passiert sei, da er erwartet hatte, dass ich schon längst über alle Berge sei. Ich erklärte ihm kurz alles und setze meine Reise nach einigen Minuten dann auch wieder fort.

Danach ging es durch den ruhigen und schattigen Wald. Bei dem warmen Wetter kam ich bei den Anstiegen auch wieder schnell ins Schwitzen und ich merkte, dass ich noch immer nicht ganz fit war. Daher gönnte ich mir nach knapp 20 km in einem Pilgerrestaurant ein kleines Kaltgetränk.

Nach der kleinen Pause ging es zuerst an einem Fluss entlang, den ich kurz vor meinem Zielort überquerte. In Gardo angekommen, kaufte ich mir noch ein paar Sachen für den Abend und verließ den Ort dann wieder, um mir außerhalb der Stadt einen Schlafplatz zu suchen.

Auf der Karte hatte ich mir einen „Landschaftlich schönen Ort“ herausgesucht, welcher sich als potenzieller Schlafplatz eignen könnte. Dazu musste ich aber nochmals steil hinauf. Oben angekommen fand ich dann tatsächlich eine Wiese mit einem schönen Ausblick vor. Dort legte ich mich ins Gras und aß zu Abend.

Später baute ich dann das Zelt auf und genoss noch den Sonnenuntergang, wobei die Berge schön von der untergehenden Sonne angestrahlt wurden. Danach ging ich in mein Zelt, legte mich in meinen Schlafsack und schlief bald ein.

Tag 100 – Grado bis Salas (22,6 km) – Sonntag 08.10.2023

Heute stand ich bereits um 7:30 Uhr auf und baute mein Zelt noch im Dunkeln ab. Während ich also meine Sachen zusammenpackte, liefen hinter mir schon die ersten Pilger mit Stirnlampe an mir vorbei. Als ich mein Zelt dann eingepackt hatte, machte auch ich mich auf den Weg.

Es ging direkt bergauf und während ich den ersten Anstieg absolvierte, stieg hinter mir langsam die Sonne empor. Mit mir liefen einige andere Pilger den Berg hinauf und machten immer wieder Bilder von der aufgehenden Sonne.

Als ich an einem Haus mit einer kleinen Mauer vorbeikam, setze ich mich auf diese, kochte mir einen Kaffee und schaute mir den Sonnenaufgang an. Es war ein wunderschönes Gefühl, den morgendlichen Kaffee nicht mehr in einem Zimmer, sondern endlich wieder draußen in der Natur genießen zu können. Ich saß eine Weile da und genoss einfach nur mein Heißgetränk und den Sonnenaufgang bei der schönen Landschaft.

Der Weg ging danach nochmals kurz hinauf, ehe er auf der anderen Seite des Berges wieder lange Zeit hinab ins Tal führte.

Ich kam in einem kleinen Ort mit einer alten Klosteranlage vorbei. Dort holte ich mir mal wieder einen Stempel für meinen Pilgerpass und schaute mir die Kirche an.

Es folgte direkt wieder ein Anstieg. In der schönen Landschaft kam ich ganz gut voran. Um meinen Körper aber nicht zu überlasten, machte ich um halb 1 eine längere Mittagspause, in der ich einen Mittagsschlaf zwischen ein paar Bäumen abseits des Weges einlegte.

Danach ging es weiter durch die grüne Landschaft. Eigentlich wollte ich heute Nacht wieder in meinem Zelt schlafen. Nach kurzer Recherche änderte ich aber mein Vorhaben. Da mein Zielort fast von steilen Hängen mit viel Wald umgeben war, wäre eine Schlafplatzsuche dort schwierig geworden. Somit buchte ich mir für heute einen Platz in einer Pilgerunterkunft am Ausgang des Ortes.

In meinem Zielort Salas fand gerade ein Fest statt und die ganze Stadt war schön geschmückt und voller Leute.

Ich lief durch die Menge zu meiner Unterkunft. Dort wusch ich nochmals meine Kleider und lud meine Akkus auf. Am Abend ging ich dann noch ins dazugehörige Restaurant und aß ein Pilgermenü. Dabei feierte ich meinen 100. Tag auf Tour bei einem Glas Weißwein, welches im Menü inbegriffen war. Danach ging ich zurück in die Unterkunft, las noch ein wenig in einem Buch und ging dann früh im wenig ausgebuchten Schlafsaal schlafen.

Tag 101 – Salas bis Tineo (20,6 km) – Montag 09.10.2023

Leider war die Nacht im Schlafsaal nicht sehr gut, da es einfach zu warm war. Ich stand also wenig ausgeruht auf und ging um 8 Uhr zum Frühstück. Während ich mein Essen aß, verließen die anderen Pilger die Unterkunft schon und liefen noch im Dunkeln los.

Zu Beginn des Tages ging es auch heute wieder direkt bergauf. Die ersten 5 Kilometer lief ich durch den Wald den Berg hinauf. Die Strecke war zwar nicht besonders steil, aber durch die Länge des Anstieges war es trotzdem anstrengend. Weiter oben lichtete sich der Wald immer mehr und am Ende kam ich auf einer kleinen Hochebene raus. Da ich für heute nur eine kleine Tour geplant hatte, nutze ich die erste Bank in der Ebene, um dort eine kurze Pause einzulegen.

Danach führte mich der Weg über kleine Pfade, welche immer wieder durch kleine Orte und Kuhweiden gingen. Während ich an einem Hang entlang lief, konnte ich links von mir die schöne Landschaft bestaunen. Hier ging es zwar immer wieder kurz auf und ab, aber die Anstiege waren alle eher klein und somit einfach zu laufen. Durch die vielen Bäume, die immer wieder den Weg zierten, konnte ich trotz der steigenden Temperaturen angenehm durch die Gegend laufen. Dabei traf ich heute auch immer wieder Pilger an, die durch mein gemächliches Tempo dann so schnell unterwegs waren wie ich.

Mit der Zeit wurde ich dann aber doch langsam kaputt von der Wanderung. Hätte ich vor meiner Erkrankung noch die heutige und die morgige Etappe zusammengelegt, so waren mir heute 36 km dann doch zu viel und ich entschloss mich dazu eine Unterkunft zu suchen. Da ich nach der letzten schlechten Nacht in der Pilgerunterkunft auch keine Lust auf Massenlager hatte und mein Zelt die nächsten Tage genutzt werden sollte, buchte ich mir ein Zimmer in einem Hotel und machte mich auf den Weg dorthin.

Um kurz nach 14 Uhr kam ich bereits in Tineo an. Ich ging zu meinem Hotel und machte dort zuerst einen ausgiebigen Mittagsschlaf und ging danach in einem Pilgerrestaurant Burger essen.

Am Abend schrieb ich dann an meinem Blog und ruhte mich noch ein wenig für die nächsten Tage aus, bevor ich in meinem weichen Bett im klimatisierten Zimmer einschlief.

Comments

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert