Huemul Circuit

Für die nächsten Tage hatte ich den Huemul Circuit geplant. Der Rundkurs ist nach dem seltenen Huemul (auch Südandenhirsch) benannt. Das vom Aussterben bedrohte Tier kommt in dieser Gegend vor, auch wenn man es nur sehr selten zu Gesicht bekommt, da es in ganz Argentinien und Chile etwa nur noch 1000-1500 dieser Exemplare gibt.
Der Huemul Circuit ist eine 65 km langer Rundkurs durch den Los Glaciares Nationalpark. Für die ganze Strecke benötigt man in der Regel 4 Tage. Es gibt strenge Vorgaben von den Parkranger für diesen Trek. Neben ausreichender Bergerfahrung werden Gurt und Karabiner benötigt, um an zwei Stellen am Seil hängend einen Fluss zu überqueren. Außerdem muss man ein Stück auf einem Gletscher laufen und einen Pass überqueren. Die Tour sollte also nicht unterschätzt werden und ist wahrscheinlich auch nicht für jedermann geeignet. Nicht umsonst wird die Tour von den Parkrangern nicht erwähnt, solange man nicht explizit nachfragt.

Aus Sicherheitsgründen muss man sich für die 4-tägige Tour online registrieren und auch wieder zurückmelden. Wenn man sich 48 Stunden nach dem geplanten Rückkehrdatum nicht zurückgemeldet hat, schicken sie eine Suchtruppe los. Auf einigen Seiten hatte ich gelesen, dass die Parkranger einen nicht alleine loslaufen lassen und die Ausrüstung überprüfen würden, was bei mir aber nicht der Fall war und somit konnte ich dann doch alleine los.

Tag 1 (17,7 km) – Donnerstag 30.11.2023

Heute war das Wetter wieder besser gemeldet und ich stand um halb 8 auf. Ich wollte das trockene Wetter der nächsten Tage ausnutzen, um endlich den lang geplanten Huemul Circuit zu laufen. Nach meinem Frühstück wollte ich mir noch kurz die notwendige Ausrüstung auf dem Campingplatz ausleihen. Da sie leider schon vergriffen war, lief ich schnell in einen anderen Laden und holte mir dort den benötigten Gurt, eine Bandschlinge, einen Alukarabiner und einen Stahlkarabiner. Danach baute ich zuerst mein Zelt ab und gab noch einen kleinen Sack mit Sachen am Campingplatz ab, die ich in den nächsten Tagen nicht benötigen werde.

Mit meinen Sachen machte ich mich dann gegen 9 Uhr endlich auf den Weg zum Eingang des Los Glaciares Nationalparks. Am Eingang registrierte ich mich noch kurz und danach ging es dann endlich los.
Es ging direkt bergauf und wenn ich mich umdrehte, konnte ich hinter mir einen schönen Blick auf die schneebedeckten Berge werfen. Es ging lange Zeit hinauf.

Anfangs lief ich längere Zeit durch Fels und Gestrüpp nach oben und später wechselte auch häufiger in den Wald. Oftmals ging es auch durch sumpfartige Landschaften, bei denen man immer wieder durch Gras und Mos laufen musste, welches komplett in Wasser getränkt war. Auch im Wald lief das Wasser teilweise direkt den Pfad hinab und ich musste schauen, wie ich mit einigermaßen trockenen Füßen nach oben gelangte.

Ziemlich oben angelangt, bekam ich dann auch einen Blick auf den riesigen See der Umgebung, was wirklich ein schöner Anblick war. Auf der anderen Seite des Berges war das Wetter deutlich schlechter. Viele Wolken hingen im Tal und ich konnte nicht allzu weit sehen. Trotzdem machte ich eine kurze Pause. Ich setze mich auf einen großen Felsbrocken und aß eine Kleinigkeit, während ich die Landschaft betrachtete.

Danach stieg ich ins Tal hinab und lief immer weiter in Richtung des Gletschers.

Der Weg führte mich einige Zeit an einem Gebirgsfluss entlang. Ab und an musste ich Ausläufer des wilden Flusses überqueren. Zum Glück gab es immer günstige Steine, um ohne direkten Wasserkontakt auf die andere Seite zu gelangen. Somit konnte ich meine Schuhe anlassen und musste nicht barfuß durch das kalte Wasser auf die andere Seite gelangen.

Das Wetter war auch wirklich beeindruckend hier. Hatte ich heute Morgen noch regelrechten Sonnenschein und hohe Temperaturen, war es hier richtig kalt und es schneite immer wieder kurz und dann war wieder Sonnenschein. Trotzdem lief ich immer weiter durch den Wald. In der Ferne konnte ich den Pass erkennen, den ich morgen zu überwinden hatten. Irgendwie wirkte er hier aus der Ferne ziemlich zugeschneit.

Gegen 16 Uhr erreichte ich dann auch das Camp, in welchem ich heute übernachten wollte. Es lag in einem kleinen Wald, direkt am Fluss. Durch die Bäume und die aufgebauten Wände aus Holz waren die Stellplätze gut vom Wind geschützt und das Zelt wackelte, trotzt starker Böen nicht wirklich.

Nachdem ich mein Zelt aufgebaut hatte, holte ich mir Wasser aus dem Fluss. Das Wasser schmeckte ziemlich gut, obwohl es eiskalt war. Ich nutze es, um mir mein heutiges Abendessen zuzubereiten. Da ich für die Tage mein ganzes Essen mitschleppen musste und es im Supermarkt im Ort auch nicht zu viel Auswahl gab, bestand mein Abendessen der nächsten Tage aus Reis mit Thunfisch. Immerhin hatte ich Thunfischsalat besorgt, welcher dann schon mit Tomaten angemacht war. Ich kochte mir also den Reis auf meinem Campingkocher und rührte danach den Thunfischsalat unter. Bei den mittlerweile niedrigen Temperaturen schmeckte das warme Essen besonders gut. Nach dem Abwasch putzte ich noch schnell meine Zähne und zog mich danach in meinen warmen Schlafsack im Zelt zurück. Später schlief ich dann ein.

Tag 2 (14,9 km) – Freitag 01.12.2023

Die Nacht war wirklich kalt und am Morgen war es nicht wirklich besser. Ich baute schnell mein Zelt ab und machte mir danach ein warmes Frühstück und trank dazu einen heißen Kaffee. Danach war es dann schon besser und ich machte mich auf den Weg zu meiner zweiten Tour.

Über einen kleinen Hügel ging es direkt zu einem See, welchen ich auf der rechten Seite umrundete. Hier wehte dermaßen der Wind, dass ich bald komplett eingepackt durch die Gegend lief.

Danach ging es dann schnell bergauf, wobei die Wegfindung nicht immer einfach war. Ich traf auf zwei junge Französinnen, welchen es ähnlich erging. Somit suchten wir gemeinsam nach dem weiteren Wegverlauf. Dank GPS fanden wir den Weg dann auch schnell wieder und liefen für einige Meter gemeinsam bergauf. Hier wehte dann auch kein Wind mehr und die Sonne kam raus. Dadurch kamen wir schnell ins Schwitzen. Nach einigen weiteren Minuten erreichten wir dann auch schon den ersten größeren Fluss. Zuerst überlegte ich noch kurz, ob ich den Fluss einfach zu Fuß durchqueren sollte, da an einigen Stellen das Wasser nicht besonders hoch erschien. Aufgrund der niedrigen Temperaturen entschied ich mich dann aber doch dazu, mithilfe eines angebrachten Stahlseiles denn Fluss zu überqueren. Ich zog also meinen Gurt an. Dann sicherte ich mich an dem angebrachten Stahlseil und begann damit, mich auf die andere Seite zu ziehen. Im Gegensatz zu anderen Leuten ließ ich dabei meinen Rucksack einfach an. Auf der anderen Seite angekommen, zog ich den Gurt wieder aus und lief weiter nach oben.

Es kam ein weiterer kurzer Anstieg am Berg entlang, ehe ich nach einem kleinen Hügel auf der anderen Seite zum Gletscher absteigen musste. Hier gab es leider nur eine sehr steile Schotterpiste, welche den Abgang zu einer rutschigen Sache machte. Auf halber Strecke traf ich auf eine Schwedin, welche sichtlich Probleme hatte. Halb am Hang hängend teilte sie mir schnell mit, dass sie nicht mehr weiter wüsste und feststecken würde. Weder weiter nach unten, noch zurück nach oben wäre möglich und sie war definitiv „Out of my comfortzone“, wie sie mir schnell zusicherte. Also fragte ich sie, ob ich vorausgehen und einen Weg finden sollte. Danach stieg ich also als erstes langsam den steilen Hang hinab und sie machte es mir nach. Nach einigen rutschigen Minuten erreichten wir dann doch beide heil das Ziel und sie war sichtlich froh, dass ich ihr nach unten geholfen hatte.

Von hier aus stiegen wir dann auf das Eis des Gletschers und liefen am Rand entlang in Richtung Pass, sowie wir es auf den Folien bei der Registrierung des Trails gelernt hatten, um dem immer wieder vorkommenden Steinschlag an der Steilwand zu entkommen. Tatsächlich kamen auch während meiner Zeit auf dem Gletscher immer wieder Brocken von oben nach unten gerollt, blieben aber vor dem Eis liegen und somit waren wir auf dem Gletscher einigermaßen sicher davor. Das Laufen auf dem Gletscher selbst war für mich mal wieder faszinierend.

Weiter hinten schimmerte das Eis förmlich und ab und an konnte man auch kleine Gletscherspalten erkennen. Für einige Zeit liefen wir also auf dem Eis entlang, ehe wir dann am Ende wieder auf einen Pfad am Hang wechselten. Diesen mussten wir aber zuerst kurz suchen, da aufgrund der Verschiebung des Gletschers, der Weg jedes Jahr an einer anderen Stelle begann und somit auch das GPS nicht sehr hilfreich war.

Nach dem Gletscher ging es dann also wieder weiter bergauf. Als ich nach einem kurzen Anstieg einen größeren Felsen fand, der mir vor dem Wind einigermaßen Schutz bot, setze ich mich hier kurz hin und machte Mittagspause. Ich kochte mir einen Kaffee und aß ein Stück Brot mit Käse, was auch mein einziges Mittagessen war, das ich dabei hatte. Während ich meine Stärkung zu mir nahm, genoss ich den Blick auf den Gletscher.

Nach meiner Pause ging es für mich weiter nach oben. Dabei traf ich ein paar Leute an, die es mir nachgemacht hatten und auch ihre Mittagspause machten, bevor es nun gleich an den Anstieg zum Pass ging. Ich lief wieder alleine weiter den Berg hinauf. Es ging serpentinenartig weiter nach oben und für einige Zeit lief ich auf einfach zu laufenden Pfaden den Berg hinauf. Auf der anderen Seite konnte ich die schneebedeckten Berge sehen und hinter mir auch immer wieder den Gletscher erblicken und den Wald mit dem Camp sehen, aus welchem ich heute morgen aufgebrochen war.

Umso weiter ich nach oben kam, desto häufiger musste ich auch durch kleine Schneefelder laufen. Bald packte ich also meine Wanderstöcke aus, die ich bisher am Rucksack mit mir herumgetragen hatte und nutzte diese, um mir einen besseren Halt zu geben und somit nicht den steilen Hang hinabzurutschen. An einigen Stellen ging es tatsächlich sehr steil bergab und somit lief ich hoch konzentriert über die Schneefelder hinweg. Von den gefährlichsten Stellen habe ich leider kenne Bilder, da ich dort nicht stehen bleiben und mein Handy auspacken wollte.

Kurz bevor ich den eigentlichen Pass erreichte, ging es dann komplett im Schnee weiter. Zum Glück gab es ab und an Fußspuren vor mir, die mir den Weg hinauf zeigten. Ich folgte also den Spuren weiter bis nach oben. Leider wurde das Wetter immer schlechter und bald war ich in einer Wolke gefangen und konnte nur noch wenige Meter weit sehen. Außerdem wehte mal wieder ziemlich der Wind und somit entschied ich mich dazu an einem windgeschützten Punkt kurz abzuwarten, bis der Wind sich wieder legen würde.

Auf der anderen Seite des Berges ging es dann zuerst langsam wieder bergab.

Aufgrund des Wetters war ich mittlerweile auch gut eingepackt, um dem kalten wind entgegenzuwirken.

Leider konnte ich weiterhin nicht sehr viel sehen. Ich lief zwar trotzdem zu einer Art Aussichtspunkt weiter durch die weiße Landschaft, konnte aber auch hier nicht mehr als einen kurzen Blick auf das riesige Eisfeld werfen, welches sich vor mir befinden sollte. Auf meinem Weg zurück begegnete ich einer kleinen Gruppe von anderen Wanderern. Da man eh nichts sehen könnte, liefen sie nicht zum Aussichtspunkt, sondern schlossen sich mir für den Abstieg durch den Schnee an.

Über einen steilen Hang ging es runter. Ich lief als erster durch den teils hohen Schnee und musste eine passende Route nach unten finden. Auch hier gab es zwar manchmal Fußspuren im Schnee, aber diese halfen leider auch nicht immer weiter. An einigen Stellen war der Schnee anscheinend geschmolzen und wieder gefroren. Somit war dort nur noch rutschiges Eis und ich musste einen Weg darum finden, um auch ohne Abrutschen nach unten zu gelangen. Immerhin konnte ich während des Abstiegs auch einige schöne Blicke auf das große Eisfeld vor mir werfen, was immerhin zu den größten Landeisflächen der Welt gehört. Das große Eisfeld ist außerdem einer der wenigen Gebiete der Welt, bei der sich die Gletscher, bisher nicht zurückziehen, sondern tatsächlich noch weiter ausdehnen.

Nach einiger Zeit wurde der Schnee dann weniger und das Laufen wurde wieder einfacher. Zwar gab es noch immer kleinere Schneefelder zu durchqueren, aber immerhin ging es sonst meistens auf Gestein weiter.

Hier kam ich dann deutlich schneller voran und bald erreichte ich dann auch das heutige Camp, welches an einem kleinen See lag. Auch hier baute ich mein Zelt an einem windgeschützten Platz auf. Da gerade die Sonne schien und es somit ziemlich warm war, legte ich mich für 10 Minuten in die Sonne und machte ein Nickerchen. Danach holte ich mir Wasser aus dem See und fing an, mir mein Abendessen zu kochen.

Kaum hatte ich angefangen, zogen dunkle Wolken auf, es wurde eiskalt und es fing an zu schneien. Noch bevor mein Reis fertig war, lag eine kleine Schneeschicht auf meinem Zelt. Schnell rührte ich noch meinen Fisch unter und verzog mich in mein geschütztes Zelt, um dort mein Essen zu verspeisen.

Nach einiger Zeit hörte der Schnee dann auch wieder auf und als ich zum Zähneputzen wieder nach draußen ging, war wieder schönstes Wetter.

Tag 3 (16 km) – Samstag 02.12.2023

Die Nacht im Zelt war auch heute wieder sehr kalt. Um 7 Uhr stand ich auf und frühstückte. Der warme Kaffee war auch am heutigen Morgen eine echte Wohltat und wärmte mich schnell wieder auf. Ich baute mein Zelt ab und packte alles ein. Danach machte ich mich dann auf den Weg.

Es ging direkt langsam bergauf und da der Boden noch zugefroren war, konnte ich selbst an den matschigen Stellen einfach darüber laufen, ohne einzusinken. An einigen Stellen hingen noch die Eiszapfen an dem kleinen Bach, dem ich folgte. Vor mir konnte ich heute immer wieder Stücke des großen Eisfeldes erblicken, was mich aber die wahre Größe nur erahnen ließ.

Es ging immer weiter bergauf und sowohl das Wetter, als auch die Landschaft wurden immer besser. Bald konnte ich auch in der Ferne die größeren Berge erblicken. Ich lief also entspannt durch die schöne Landschaft.

Zwischendrin musste ich dann mal wieder einen Fluss überqueren. Mit meinem dem Sprung vom letzten Stein auf das Gras schreckte ich einen Hasen auf, der sich anscheinend nur wenige Meter von mir entfernt am Ufer aufgehalten hatte. Auch sonst konnte ich ab und an einige Tiere, wie etwa Wildhühner und verschieden Arten von Vögeln, erblicken.

An einem Bergsee traf ich auf eine Gruppe von Wanderern, die mit einem Guide unterwegs waren und gerade Pause machten. Ich gesellte mich zu ihnen und aß auch einen Müsliriegel und ruhte mich kurz aus.

Danach ging es eine Weile ziemlich flach weiter, ehe ich dann immer steiler den Berg hinauf musste. Hinter mir konnte ich die Eisfläche mittlerweile gut sehen. Während der Weg immer steiler hinauf führte, fing der Wind auch wieder an stärker zu werden. Hatte ich zwar immerhin Rückenwind und wurde somit den Berg hinauf geweht, musste ich doch auch aufpassen, nicht von einer der Böen umgeworfen zu werden.

Hier noch ein Rundumblick.

Oben angelangt, bekam ich einen ersten Blick auf die andere Seite des Berges. Hier hatte ich Sicht auf den großen See, der vor dem Gletscher lag. Dort schwammen große Eisbrocken herum. Hinter einem Stein suchte ich mir Schutz vor dem starken Wind und machte Mittagspause. Auch heute gab es wieder Brot mit Käse.

Nach der Pause begann ich mit dem Abstieg zum See. Anfangs ging es bei gutem Wetter noch moderat bergab. Zuerst durch Gestrüpp hindurch und dann am Berg entlang durch Wald.

Später wurde der Weg aber immer steiler. Anfangs konnte ich noch schnell den Berg hinunterlaufen. Später musste ich dann sogar meine Stöcke einpacken und mich an Ästen und Wurzeln festhalten, um kleinere Stein- und Sandwände hinunterzuklettern. An einer Stelle, die einen Abstieg über einen Felsbrocken benötigte, war immerhin ein Seil angebracht, was es dann doch deutlich vereinfachtet. Während meines Abstiegs überholte ich einige Gruppen von Leuten, die sich sichtlich schwerer taten als ich. Viele versuchten sich mit ihren Stöcken abzusichern, während ich mich teilweise über Wurzeln abseilte und somit schneller voran kam.

Nach einem langen, steilen und für die Knie nicht besonders angenehmen Abstieg, erreichte ich dann endlich das untere Ende des Berges. Von hier aus waren es nur noch wenige Meter durch den Wald zu meinem heutigen Schlafplatz. Das Camp war direkt am See gelegen und ich konnte von meinem Platz aus die gewaltigen Eisbrocken im Wasser schwimmen sehen, was wirklich ein sehr beeindruckender Anblick war. Hier lohnt es sich definitv früh loszulaufen oder schnell unterwegs zu sein, da es nur wenige Plätze auf dem Campingplatz gibt und die guten schnell weg sind. Da ich aber viele Leute überholt hatte, war für mich fast freie Platzwahl.

Da ich heute bereits um 14 Uhr am Campingplatz war, machte ich zuerst kurz einen Mittagsschlaf und aß danach ein Stück Kuchen. Später kochte ich mir dann mein Abendessen am Strand und verspeiste dieses, während ich mir die Eisbrocken anschaute, die teilweise größere als ein 3-stöckiges Haus waren. Obwohl mein Essen, welches wieder aus Reis und Thunfisch bestand, nicht das absolute Highlight war, genoss ich aufgrund der Aussicht mein Abendessen sehr.

Danach lief ich noch zu einem Aussichtspunkt auf einem kleinen Hügel, welchen mir mein Zeltnachbar empfohlen hatte. Von hier aus konnte ich sowohl das Eis im Wasser, als auch die massive Gletscherkannte in der Ferne gut erkennen. Aufgrund der großen Eisbrocken im Wasser, konnte ich mir nur vorstellen, wie hoch die Gletscherkannte wohl sein musste, die selbst aus der Ferne ziemlich groß wirkte.

Für einige Zeit stand ich einfach nur da und betrachtete mir das Eis im Wasser und die Gletscherkannte im Hintergrund.

Nachdem ich die Aussicht einige Minuten genossen hatte, stieg ich wieder hinab ins Camp und ging in meinem Zelt schlafen.

Tag 4 (26,6 km) – Sonntag 03.12.2023

Die Nacht war heute zum Glück nicht ganz so kalt und ich hatte richtig gut geschlafen. Ich wachte top ausgeruht um 7 Uhr auf und machte mir mein Frühstück auch wieder am Strand vor meinem Zelt und schaute mir dabei nochmals das interessant aussehende Eis an. Danach baute ich mein Zelt ab und machte mich schnell auf den Weg, da heute eine etwas längere Etappe anstand.

Anfangs ging es bei sehr gutem Wetter lange Zeit durch flaches und steppenartiges Gebiet. Ich hatte lange Zeit auf den großen See und konnte hinter mir auch die großen Berge erblicken. Bei blauem Himmel war es ziemlich warm und somit war ich heute sogar ohne Jacke unterwegs. Da der Weg leider nicht immer ganz klar war und oftmals auch mehrere Pfade in verschiedene Richtungen liefen, musste ich immer wieder mit GPS nach der eigentlichen Route schauen.

An einem Bach suchte ich einige Minuten nach einer passenden Stelle, um ihn überqueren zu können und nicht zu Fuß durch das eiskalte Wasser zu müssen. Als ich endlich eine geeignete Stelle gefunden hatte, traf ich auf eine Gruppe von Wanderern, mit denen ich mich bereits gestern kurz unterhalten hatte. Wir überquerten also gemeinsam den Fluss und liefen danach zusammen weiter. Ich unterhielt mich dabei mit einem Inder, der gerade mit seiner deutschen Freundin in Amsterdam wohnte und auch in der IT-Branche tätig gewesen ist. Nach etwa einer dreiviertel Stunde legte die Gruppe eine Pause ein und ich lief danach wieder alleine weiter.

Es ging immer wieder leicht bergauf und bergab. Zwischendrin gab es auch heute wieder kleinere Bäche, die ich überqueren musste. Meistens konnte ich aber einen Baumstamm oder Felsen nutzen, um einfach auf die andere Seite zu kommen. Nach einiger Zeit ging es dann aber wieder schneller bergauf und bald war ich auf einem kleinen Berg an. An einer geeigneten Stelle legte ich dann auch eine kurze Pause ein und verspeiste meinen letzten Müsliriegel.

Es folgte ein längerer, aber wenig anstrengender Abstieg hinunter zum See. Unten angelangt kam ich an einen größeren Fluss, welchen ich nun erneut mit einem Seil überqueren musste. Als ich an der Anlage ankam, war dort bereits eine Schlange von Menschen, die allesamt auf die andere Seite mussten. Da sich die Gruppe, welche aktuell an der Reihe war, ein bisschen blöd anstellte, dauerte das ganze auch ziemlich lange. Leider gingen die Leute immer ohne Rucksack rüber und hatten dann einen weiteren Transport, bei dem sie nur die Rucksäcke mit einem Seil auf die andere Seite zogen. Dabei verhedderte sich ihr Seil immer wieder und somit ging es nur schleppend voran. Durch das Wasser zu laufen erschien mir bei der starken Strömung und dem teils tief wirkenden Wasser auch keine wirkliche Option und somit wartete ich mit einigen anderen bis die Gruppe vor uns endlich fertig war.

Nach einiger Zeit kam eine Gruppe mit Guide an der Stelle an. Da der Guide sich das langsame Überqueren auch nicht länger anschauen wollte, erklärte er den Leuten, wie sie es zu machen hatten, und somit ging ab sofort immer eine Person mit dem eigenen Rucksack rüber. Das zweite Seil wurde somit eliminiert und es ging deutlich schneller voran. Als ich an der Reihe war und meinen Rucksack einfach aufließ, wodurch ich ihn nicht extra sichern musste, bedankte sich der Guide bei mir, dass immerhin einer so herüberging, was deutlich schneller ging.

Auf der anderen Seite angelangt, zog ich dann meinen Gurt wieder aus und machte mich nach einer fast einstündigen Wartepause weiter auf in Richtung El Chaltén.

Der weitere Weg war nicht besonders spektakulär. Ich lief kurze Zeit durch die flache Landschaft zu einem kleinen Hafen am See. Von hier aus würde angeblich auch ein Bus zurückfahren. Ich entschied mich aber dazu, die restlichen Kilometer zu laufen. Es ging weiter leicht bergauf und bergab.

Der Weg zog sich dann doch etwas in die Länge und ich war froh, als ich dann endlich die Straße sehen konnte. Mein gewählter Pfad endete zwar an einem Zaun, aber es war genug Platz frei, um darunter durchzukriechen. Danach ging es dann der Straße entlang zurück in den Ort. Dabei konnte ich vor mir den in Wolken gehüllten Fitz Roy begutachten.

Als ich dann endlich im Ort angekommen war, wo es immerhin wieder Internet gab, meldete ich mich kurz bei meiner Familie zurück und lief danach erneut auf den Campingplatz. Ich baute schnell mein Zelt auf und nahm danach eine ausgiebige Dusche, was nach 4 Tagen wandern auch bitter nötig war.
Da ich außer meinem Frühstück und einem Müsliriegel noch nichts gegessen hatte und die 26 km Wanderung doch einiges an Energie verbraucht hatte, ging ich danach endlich etwas essen. In einem Restaurant bestellte ich mir eine „Pizza Grande“, welche normalerweise für zwei Personen gedacht ist. Ich verspeiste die komplette Pizza und genoss dazu ein Bier. Beides schmeckte nach den letzten Tagen besonders gut und während ich mein Essen verspeiste, setzte bei mir auch langsam die Erschöpfung der letzten Tage ein.

Nach dem Essen kehrte ich auf den Campingplatz zurück und ging auch direkt in mein Zelt zum Schlafen. Glücklich über die letzten Tage, welche sich wie ein kleines Abenteuer angefühlt hatten, schlief ich in meinem kuscheligen Schlafsack schnell ein.

Comments

2 Antworten zu „Huemul Circuit“

  1. Avatar von Mirjam Höfgen
    Mirjam Höfgen

    Hallo Flo,

    Ich bin bei Komoot auf dein Profil gestoßen. Super schöne Touren und Fotos!

    Vor allem der Huemul Circuit sieht mega aus. Mein Mann und ich sind demnächst auch in Patagonien und überlegen, ein paar deiner Touren zu gehen. Im Torres del Paine wollen wir natürlich auch ein paar Tage unterwegs sein.
    Wir hätten da aktuell ein paar organisatorische Fragen, vielleicht kannst du uns etwas dazu sagen, falls du Zeit hast:

    – Wie lange im Vorraus hast du Unterkünfte und Permit für Torres del Paine gebucht?
    – Gibt es im Torres del Paine an den Campingplätzen Kiosks mit Grundnahrungsmitteln oder sollte man für die komplette Tour alles an Essen dabei haben?
    – Macht es Sinn, für den Huemul-Circuit Grödeln mit zu schleppen oder nicht?

    Wenn du keine Zeit und Lust auf Reiseberatung hast, kein Stress 😅
    Genieß die Zeit und liebe Grüße aus der nasskalten Pfalz!
    Miri

    1. Avatar von f.hoehn

      Hi Mirjam,

      Hier in Patagonien gibt es tatsächlich einige wunderschöne Touren zu erkunden 😉

      Zu deinen Fragen:
      – Wir haben die Unterkünfte im Torres del Paine ziemlich spät (eventuell 4 Wochen vorher) gebucht. Die meisten Leute buchen schon Monate im Vorhinein. Besonders auf dem vorderen Teil (W-Trek) ist das nicht so einfach und wir hatten eher Glück noch überall einen Platz zu bekommen. Wenn ihr nur einzelne Etappen machen wollt sieht es eventuell anders aus.
      – Wir hatten unser Essen für alle Tage mitgeschleppt. An den Campingplätzen gab es aber immer eine Art Kiosk, wo man zumindest Nudeln oder Reis kaufen konnte (natürlich nur eine sehr geringe Auswahl und zu hohen Preisen). Im vorderen Teil gab es oft auch ein Restaurant, wo man etwas hätte essen können.

      Ich hatte beim huemul keine Grödel dabei und es hat wunderbar ohne funktioniert. Ich habe auch sonst niemanden mit Grödeln gesehen. Es kommt denke ich darauf an wann ihr gehen wollt. Als ich dort war gab es noch reichlich Schnee und ein paar Wochen früher wäre es eventuell sinnvoll gewesen. Eigentlich braucht man nur einen Gurt, Stahl- und Aluminiumkarabiner. Falls ihr euch nicht sicher seit was ihr braucht, könnt ihr auch kurz beim Ranger am Parkeingang nachfragen. Der ist sehr freundlich und hilfsbereit.

      Ich hoffe die Antworten helfen euch weiter. Falls ihr mehr Infos benötigt oder weitere Fragen habt, könnt ihr mir auch gerne an contact@flo-wandert.de schreiben.
      Manchmal dauert es nur ein bisschen bis ich antworte, da ich auf den meisten Touren kein Netz habe 😉

      Liebe Grüße aus dem wunderschönen Patagonien
      Flo

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