Es wird bergiger – Tag 15 bis Tag 18

Tag 15 – Mariastein bis Delémont (28,4km) – Samstag 15.07.2023

Nach einer erholten Nacht verließ ich das Kloster um 7:15. Ich machte mich ohne zu frühstücken auf den Weg und kam schon nach wenigen Minuten an einer alten Burg vorbei.

Danach ging der Weg schnell zu einem langen und steilen Anstieg über. Nachdem ich knapp eine Stunde dauerhaft bergauf gelaufen war, setze ich mich an einer Grillstelle hin und machte mir meinen morgendlichen Kaffee und aß dazu meine restlichen Sachen. Der Weg führte nochmals kurz bergauf, bevor er eine Kurve machte und sicher der Wald öffnete. Es war ein herrlicher Ausblick so früh am Morgen und hätte ich nicht gerade erst eine Pause gemacht, hätte ich mich gerne hier hingesetzt, um die Aussicht zu genießen.

Da ich aber weiter musste, konnte ich die schöne Landschaft nur im Laufen genießen. Da der Weg ab hier leicht abwärts verlief, konnte ich schnell die ersten 10km des Tages hinter mir lassen. Auf dem angenehm zu laufenden Weg lief ich weiter durch den Wald bis nach Kleinlützel. Dort kaufte ich mir ein paar Sachen und machte kurz Pause. Hier gönnte ich mir dann auch ein bisschen ausgiebigeres Frühstück.

Gestärkt ging es dann wieder lange und steil bergauf. Obwohl das Wetter sehr angenehm war, kam ich schnell ins Schwitzen. Auf den Anstieg folgte auf der anderen Seite dann wieder der Abstieg nach Soyhières. Hier wechselte ich dann auch das erste Mal in die französische Schweiz, was sich schnell an den Schildern bemerkbar machte. Nachdem ich das Dorf verlassen hatte, lief ich auf den nächsten Anstieg zu. Bevor ich diesen absolvierte, legte ich mich noch kurz ins Gras und machte eine Pause.

Dieser Berg war jedoch nicht so steil und hoch und somit kam ich schnell auf der anderen Seite in Delémont an. Dort machte ich mich auf den Weg in eine Jugendherberge, da für heute Nacht Gewitter gemeldet waren. Da ich für das Abendessen vorher hätte reservieren müssen und ich nicht hungrig ins Bett liegen wollte, ging ich zu einem naheliegenden McDonald’s und kaufte mir dort ein paar Burger. Obwohl ich kein großer McDonald’s Fan bin, verschlang ich meine Burger in kurzer Zeit. Danach lief ich zurück zur Jugendherberge und machte mich fertig für die Nacht.

Tag 16 – Delémont bis Mont Raimeux (21,4km) – Sonntag 16.07.2023

Nachdem ich mit meinem Zimmerpartner, welcher in der Forschung tätig ist und Düsenantriebe entwickelt, gemeinsam ausgiebig gefrühstückt hatte, zog ich mein Bett ab und verabschiedete mich. Da meine Geldreserven langsam zur Neige gingen, musste ich wieder ein Stück zurück, um Geld bei einer Bank abzuheben. Da Sonntag war, hatte leider auch kein Supermarkt in der Nähe offen, wo ich hätte Geld bekommen können. Danach ging es dann wieder an der Jugendherberge vorbei auf den Wanderweg. An Feldern vorbei ging es bis nach Vicques, wo ich mir einen Stempel in einer dreieckigen Kirche abholte.

Danach begann dann wieder ein steiler und sehr langer Anstieg. Nach einer Weile war ich so erschöpft, dass ich an einem umgefallenen Wassertank eine Pause einlegte und einen Apfel aß. Danach war aber noch lange nicht Schluss, sondern ich musste immer weiter bergauf. Hatte ich zu Beginn des Tages noch ein schnelles Tempo hingelegt, wurde ich zunehmend langsamer und mein Schnitt sank mit jedem Kilometer. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte ich endlich den Gipfel des Berges, welcher immerhin 1302 Meter hoch war. Insgesamt war ich am heuteigen Tag bis hier her schon mehr als 1000 Höhenmeter gelaufen. Dementsprechen froh war ich, als ich endlich oben angekommen war.

Von oben hatte man dann eine wirklich tolle Aussicht. Es gab auch noch einen alten Aussichtsturm, welcher wirklich abenteuerlich wirkte. Eine sehr schmale Leiter führte nach oben und ich musste schauen, dass ich oben durch das kleine Loch auf die Plattform kam. Der Turm ist sicher auch nicht für alle geeignet.

Nachdem ich die Leiter erklommen war, genoss ich aber den prima Blick. Ich konnte Basel und die Ausläufer des Schwarzwaldes erkennen. Es war schon ein schönes Gefühl da oben zu stehen und zu sehen, wo man schon überall gewesen ist. Nachdem ich das Panorama für einige Minuten genossen hatte, machte ich noch Bilder und winkte einmal kurz allen zu Hause gebliebenen zu. Danach stieg ich wieder ab, da auf dem Turm nur Platz für eine oder höchstens zwei Personen war.

Da es bereits Abend wurde, machte ich mich auf die Suche nach einem geeignete Schlafplatz auf dem Berg. Zuerst lief ich druch weite Kuhweiden. Dann kam ich an einer Naturfreundehütte vorbei. Dort wollte ich einen Kaffee trinken, um mir dann zu überlegen wo ich am besten schlafen könne. Da ich zu später Stunde anscheinend der einzige Gast bei ihnen war und sonst nur noch Mitglieder zusammen saßen, kam ich schnell mit zwei von ihnen ins Gespräch. Während ich meinen Kaffee trank erklärte ich ihnen was ich mache und dass ich nur noch einen Schlafplatz für heute Nacht suche. Daraufhin boten sie mir direkt an, dass ich auf dem Gelände des Naturfreundehauses gerne mein Zelt aufschlagen könne. Sie selbst werden auch bald Feierabend machen und alles zusammenräumen und dann nach Hause fahren. Dankend nahm ich ihr Angebot an und setze mich an eine Bank und laß ein bisschen. Als die meisten der Leute schon gegangen waren, machte ich mein Abendessen warm, welches heute aus einer Fertigmahlzeit bestand.

Die letzten räumten dann noch die Sachen auf und schlossen das Gebäude ab. Da brauchte mir eine der Frauen noch ein bisschen Schokokuchen, welcher wohl übrig geblieben ist. Ich bedankte mich bei ihr und aß das leckere Stück Kuchen. Im Gegensatz zu meiner zuvor gegessenen Fertignahrung, war der Kuchen ein echter Gaumenschmaus.

Danach verließen auch die letzten der Gruppe mich und somit saß ich mehr oder weniger alleine auf dem Berg. Nachdem ich mein Zelt aufgebaut hatte, musste ich jedoch bedauernd feststellen, dass ein paar Häuser weiter noch eine kleine Feier zu gange war. Nachdem ich heute Mittag in die französische Schweiz übergetreten war und seit dem mit den meisten Menschen auf Englisch unterhielt, musste ich nun bis um halb 12 Uhr Nachts deutsche Schlager und irgendwelche Jodellieder anhöhren. So stellte ich mir die Nacht auf dem dem Berg auch nicht unbedingt vor. Als die Musik dann aber irgendwann verstummte, schlief ich in der ruhigen Nacht schnell ein.

Tag 17 – Mont Raimeux bis Bellelay (28,3km) – Montag 17.07.2023

Am nächten Morgen wurde ich von Kuhgeläute um 6 Uhr geweckt. Immerhin war es deutlich angenehmer als die Jodelmusik vom Abend zuvor und somit baute ich entspannt mein Zelt zusammen und machte mir einen Kaffee an einem Tisch am Naturfreundehaus.

Die tief stehende Sonne ließ die Felder auf dem Bergplateau in einem schönen Licht erstrahlen. Dann ging es durch den Wald lange abwärts. Immer wieder konnte ich an offenen Stellen im Wald schöne Blicke in die umliegende Umgebung erhaschen. Während des langen Abstieges war ich ganz froh, dass ich mein letztes Wasser zum Kaffeekochen verbraucht hatte und ich somit immerhin 2kg weniger auf dem Rücken hatte. Meine Knie bedankten sich dafür.

Nach dem schnellen Abstieg kam ich in Grandval an, von wo aus der Weg über Felder und Weiden bis nach Moutier führte. Dort füllte ich dann auch wieder meine Wasserreserven auf und kaufte mir etwas zum Essen, welches ich in einem kleinen Park zu mir nahm.

Nach dem Frühstück schaute ich mir die Kirche im Ort an, welche irgendwie komisch, aber trotzdem interessant auf mich wirkte. Ein Betonbau mit wenig Fenster, welcher von innen erst bedrückend und dann doch sehr offen wirkte.

Die Friedhofskapelle, welche ich später erreichte, machte auf mich einen friedlicheren Eindruck. Dort bestaunte ich zuerst die sehr alten Wandmalereien und dann stempelte ich noch kurz in mein Heft.

Danach ging es für mich immer weiter über schmale Pfade durch den Wald. Zuerst ging es einem Bach entlang. Dann kamen immer wieder mitten im Wald größere Treppen, welche ich immer nur hinauf musste. In dieser Gegend traf ich dann auch das erste mal Wanderinnen in meinem Alter, welche aber auf einem Fernwanderweg, ich nehme an die Via Jura, unterwegs waren.

Ich folgte dem Weg zuerst immer weiter aufwärts, bis er dann irgendwann wieder abwärts bis nach Souboz führte. Dort füllte ich mir meine Wasserreserven für die Nacht auf und ging dann weiter bis nach Sornetan. Dort fing ich an nach einem geeigneten Schlafplatz für mein Zelt zu suchen. In der Hoffnung einen Stempel zu ergattern, schaute ich noch kurz in die Kirche des Dorfes, welche nahezu komplett mit Holz ausgestattet war. Leider gab es aber keinen Stempel für mich.

Auch danach konnte ich zuerst keinen Schlafplatz finden. Irgendwann stand ich kurz vor Bellelay. Da mir das Hotel im Ort mit 250 Franken die Nacht aber dann doch zu teuer war, musste ich einen Schlafplatz finden. Nach den 28 Kiolmetern und fast 1000 Höhenmetern jeweils im Auf- und Abstieg, wollte ich auch nicht unbedingt noch viel weiter laufen. Kurz bevor ich den Ort erreichte, kam ich an einem Grillplatz vorbei. Dort stand eine kleine Hütte, welche nicht abgeschlossen war. Ich entschloss mich dazu mein Abendessen am Grillplatz zu essen und zu warten bis es Abend wurde. Wenn bis dahin niemand vorbeikommen würde, dann würde ich in der Hütte übernachten.

Später kam dann nur ein Mann aus dem Ort mit seinem Hund vorbei. Er fragte mich was ich mache und woher ich komme. Als ich ihn dann fragte, ob man in dieser Hütte übernachten könne, meinte er nur, dass sicher niemand etwas dagegen hätte. Dann wünschte er mir noch eine schöne Reise und verschwandt mit seinem Hund wieder.

Ich setze mich noch ein bisschen auf eine Bank und laß ein Buch, während vor mir langsam die Sonne untering. Als es dann kurz vor Sonnenuntergang war, packte ich meine Sachen und machte es mir in der Hütte bequem. Da ich kein Zelt aufbauen musste, war ich damit schnell fertig und legte mich dann auch bald schlafen.

Tag 18 – Bellelay bis Biel (34,4km) – Dienstag 18.07.2023

Um halb 6 erwachte ich in meiner Hütte, blieb aber noch bis um 6 Uhr liegen. Da die Hütte nicht ganz dicht war und es draußen und somit auch drinnen nur 13 Grad hatte, war die Nacht zwar frisch, aber insgesamt sehr bequem. Ausgeschlafen packte ich also mein Zeug zusammen, saß mich draußen an einen Tisch und machte mir meinen morgendlichen Kaffee.

Dann machte ich mich früh am Morgen auf den Weg in das Dorf. Bei schönstem Wetter kam ich am Eingang des Dorfes an interessanten Stierskulpturen aus Stroh vorbei, welche von der Sonne angestrahlt wurden. Nach dem ersten Haus bog ich dann auch wieder direkt links ab und verließ den Ort schon wieder. Zu Beginn des Tages führte mich der Weg größtenteils vorbei an Weideplätzen mit vielen Pferden.

Nach einer Weile folgte der Abstieg nach Tavannes. Während ich meine Wasserflaschen an einem Brunnen auffüllte, kam ein alter Man zu mir und fragte mich ob ich noch Schuhe brauche. Verwundert frage ich in warum und da erklärte er mir, dass er für die Mission Schuhe sammle und er gestern frische Lowa-Schuhe bekommen habe, die aussahen wie meine. Er ging schnell in sein Haus und holte sie heraus. Tatsächlich sagen diese Schuhe fast aus wie meine und als wir feststellten, dass sie sogar meine Größe seien, meinte er, dass er sie mir auch auf der Reise zwischendrin schicken könne. Dann lachten wir kurz zusammen und ich machte mich wieder auf den weiteren Weg.

In einem Supermarkt kaufte ich mir wie so oft ein Frühstück und verspeiste es dann auf einer Bank. Danach ging es zuerst auf einer alten Römerstraße weiter bis nach Sonneboz. Da ich heute deutlich weniger Höhenmeter zu bewältigen hatte, machte ich am Morgen einiges an Strecke. Bis zur Mittagszeit hatte ich schon 18km hinter mir und als ich dann an einer Fundstelle von Dinosaurierefußspuren vorbei kam, legte ich dort eine kleine Pause ein. Die Fußspuren an der Wand waren wirklich interessant und es fühlte sich komisch an die eigenen Hände auf diese alten Spuren zu legen. Wie ich dann lernte, ist der Dinosauriere aber nicht an der Wand gelaufen, sondern als diese das Land durchquerte war gab es hier nur flache Ebenen. Diese wurden dann von Wasser gespühlt, weshalb die Spuren erhalten blieben. Erst in den lezten 100 Millionen Jahren wurde die Ebene immer weiter zu Bergen zusammengeschoben und somit wurden auch die Fußspuren nach oben gedrückt.

Nach dieser spannenden Pause ging es für mich weiter durch den Wald. Irgendwann merkte ich, dass es ruhiger und auch dunkler wurde. Mit einem Gewitter rechnend beschläunigte ich meinen Abwertsgang und als ich den Wald endlich verließ, war der Himmel schon dunkel. Weiter hinten konnte ich bereits den Regen fallen sehen. Daher ging ich schnellen Schrittes der Straße entlang in Richtung des nächsten Ortes. Kurz bevor ich im Ort angekommen war, hielt ein Auto neben mir und fragte, ob ich ein Taxi benötige, um dem heranziehenden Gewitter zu entkommen. Als ich meinte, dass ich es auch noch selber in den nächsten Ort laufen könne rief die Frau auf dem Beifahrersitzt noch „Bien Camino!“ und dann fuhren sie weiter.

Wenige Minuten später traf ich in dem Ort ein. Mittlerweile wehte schon ein starker Wind. Ich ging in das erste Restaurant das ich finden konnte. Kaum hatte ich mich an meinem Platz hingesetzt, fing es draußen an zu Gewittern und der starke Regen prasselte gegen das Fenster. Als ich dann gemütlich eine Pizza aß, war ich ganz froh, dass ich bei diesem Wetter nicht draußen sein musste.

Nach dem Essen trank ich noch entspannt einen Espresso und dann führte ich meine Wanderung fort. Mittlerweile war das Gewitter weitestgehend weitergezogen. Bei leichtem Regen folgte ich dem Weg durch den Wald, wo man dauernd die Wassertropen auf den Blättern höhren konnte, was ein sehr beruhigendes Geräusch war. Da der Regen nur sehr leicht und es generell nicht kalt war, verzichtete ich auf eine Regenjacke und wanderete einfach in meinem Shirt weiter.

Nach dem Wald holte ich mir in einer Kriche mal wieder einen Stempel und dann ging es für mich zuerst wieder durch ein Industriegebiet bzw. quasi durch eine Firma hindurch. Der Weg führte einfach über das Werksgelände und ich konnte in den verschiedenen Gebäuden die Leute arbeiten sehen.

Als ich das Industriegebiet dann aber wieder hinter mir lassen konnte war ich ganz froh darüber. Der Weg ging zuerst wieder durch den Wald. Ein paar Minuten später folgte die Taubelochschlucht, welche die einzige Schlucht Europas in unmittelbarer Nähe zu einer Stadt ist. Ich folgte der wirklich schönen Schlucht über mehrere Kilometer. Während ich lief, rauschte neben mir das Wasser die Schlucht hindurch. Ich genoss es sehr so lange am Wasser entlang zu laufen.

Nach einigen Kilometern endete die Schlucht dann und als ich sie verließ, stand ich zu meiner Überraschung tatsächlich schon in Biel. Von dort aus musste ich aber noch über 4km in die Stadtmitte marschieren. Dort wollte ich in einem Hostel am See unterkommen. Wie sich herausstellte war dies für heute aber ausgebucht und somit machte ich mich nochmals auf den Weg zu einem anderen Hotel in der Nähe. Dort wusch ich dann mal wieder meine Kleider und nahm eine ausgedehnte Dusche. Spät Abends fiel ich dann erschöpft in mein weiches Bett und schlief ein.

Comments

2 Antworten zu „Es wird bergiger – Tag 15 bis Tag 18“

  1. Avatar von Paul
    Paul

    Hey Florian,

    ich hab mit großen Genuss dein Blog gelesen und auch die Bilder der Landschaft sind wirklich sehr schön.
    Mir gefällt besonders wie du über die Begegnungen mit den Menschen auf deiner Reise erzählst.
    Solche Geschichten lassen wirklich noch an das gute Herz und Großzügigkeit in Menschen hoffen.

    Ich wünsche dir noch alles Gute auf deiner weiteren Reise, genieße die Natur, trotz den Anstrengungen.
    Ich hoffe das du noch zahlreiche schöne Erlebnisse auf deinem Weg mitnimmst die du mit uns teilen kannst.

    Gruß Paul

    1. Avatar von f.hoehn

      Hi Paul,
      Schön dass dir mein Blog bisher gefällt.
      Neben den schönen Landschaften finde auch ich es bemerkenswert die große Gastfreundschaft der Leute hier zu spüren. Ich hoffe, dass das weiterhin so bleibt 🙂
      Liebe Grüße
      Flo

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