Schon wieder ein See – Tag 22 bis 24

Tag 22 – Avenches bis Lucens (31,6km) – Samstag 22.07.2023

Um 7:30 Uhr stand ich für das Frühstück auf. Zusammen mit meinem Zimmerpartner frühstückte ich eine Weile und wir unterhielten uns über die jeweiligen Strecken, welche wir heute geplant hatten. Nach dem Essen zog ich mein Bett ab und packte meine Sachen zusammen. Ich kam erst um 9 Uhr aus der Herberge los und das, obwohl ich heute mal wieder eine länger Tour laufen wollte.

Durch Wiesen und Felder ging es für mich in Richtung Payerne. Da der Weg leicht anstieg, gab es immer wieder schöne Blicke zurück in die Richtung, aus der ich gekommen war.

In Payerne angekommen, sah ich auch das erste Mal seit langem wieder die Jakobsmuschel, welche mir den Weg zeigte. Ich traf also direkt am Eingang der Stadt auf die Via Jacobi, welches der bekannteste Jakobsweg der Schweiz ist und von Konstanz nach Genf führt. Der Weg war nun wieder besser ausgeschildert und ich folgte anstelle von gelben Schildern wieder der Jakobsmuschel durch die Stadt.

In der historischen Kirche von Payerne machte ich eine kleine Führung mit, bei der mir über einen Kopfhörer an verschiedenen Stellen interessante Details über die Historie der Kirche mitgeteilt wurde. Neben den verschiedenen Verwendungszwecken der Kirche als Gotteshaus, Getreidelager, Schule und Rathaus waren auch die architektonischen Details sehr interessant. Zum Beispiel war die Kirche am Eingang, an der man sie betrat, deutlich tiefer als am hinteren Ende. Ebenso wurde die Decker weiter hinten immer höher. Die Architekten benutzten diesen Trick, welcher heutzutage immer noch gerne in Filmen eingesetzt wird, um das Gotteshaus für die Besucher größer und eindrucksvoller wirken zu lassen.

Nach knapp einer Stunde war ich mit der Besichtigung fertig und suchte mir noch kurz etwas zum Essen in der Gegend, um meine Reise gestärkt fortsetzen zu können. Nach einem Yufka ging es für mich dann tatsächlich raus aus der Stadt.

Nach Payerne folgte ich für den Rest des Tages dem Fluss Broye. Über Stunden hinweg lief ich am Ufer flussaufwärts. Der Weg war sehr angenehm zu gehen und somit kam ich auch schnell voran. Irgendwann sprach mich ein älterer Herr an und fragte, ob ich den Jakobsweg laufe. Als ich das bejahte, erzählte er mir, dass er hier wohne und auch schon von zu Hause aus nach Santiago gelaufen sei. Er habe es sehr genossen und freute sich offensichtlich einen Pilger auf dem Jakobsweg zu treffen, der auch die komplette Strecke laufen wolle. Ich redete ein paar Minuten mit ihm und er gab mir noch ein paar Tipps für die weitere Reise. Dann verabschiedete er sich wieder und wünschte mir noch viel Erfolg und Spaß auf meiner weiteren Reise. Danach ging er mit seiner Frau weiter flussabwärts.

Durch das Gespräch gestärkt, setze ich meine Wanderung am Fluss fort. Nach einigen weiteren Kilometern kaufte ich mir in einem Supermarkt ein paar Sachen für den Abend und fing an, einen geeigneten Schlafplatz zu suchen. Ich lief einfach immer weiter dem Fluss entlang, bis ich einen kleinen Wald neben dem Weg erblickte. Dort wollte ich für diese Nacht mein Lager aufbauen. Glücklicherweise gab es direkt an dieser Stelle noch eine Bank am Fluss. Dort bereitete ich mir also mein Abendessen zu und laß noch eine Weile. Als die Sonne dann langsam unterging, baute ich mein Zelt vor dem kleinen Wald so auf, dass man mich vom Weg nicht sehen, ich aber nur einige Meter entfernt schlafen konnte. Mit dem Rauschen des Flusses im Ohr schlief ich dann auch schnell ein.

Tag 23 – Lucens bis Lausanne (29,8km) – Sonntag 23.07.2023

Nach einer guten Nacht im Zelt wachte ich um 6 Uhr auf. Während ich mein Zelt zusammenbaute, genoss ich die Sonnenblumen vor mir, welche von der aufgehenden Sonne angestrahlt wurden. Nachdem ich alles wieder eingepackt hatte, setzte ich mich auf die gleiche Bank wie gestern Abend und bereitet mir dort meinen morgendlichen Kaffee auf meinem kleinen Kocher zu. Während ich das Frühstück aß, ging hinter mir langsam die Sonne immer weiter auf und ich lauschte dabei dem Plätschern des Wassers im Fluss neben mir. Obwohl es zu dieser Zeit nur 13 Grad hatte, war es ein wunderschöner, ruhiger Morgen.

Freudig begann ich meinen Marsch am heutigen Tag. Schon nach wenigen Minuten erreichte ich Lucens und direkt danach dann auch Curtilles, wo für mich der Basel-Jura-Weg endete und ich ab sofort nur noch auf der Via Jacobi unterwegs war. Als Abschied holte ich mir noch einen Stempel in der Kirche des Ortes und füllte danach mein Wasser an einem Brunnen auf.

Ich folgte wieder dem Fluss entlang bis nach Moudon. Als ich dort um kurz vor 10 eintraf, gingen gerade einige Leute in die Kirche. Da es heute Sonntag war, entschloss ich mich dazu an dem Gottesdienst teilzunehmen. Ich setze mich ganz hinten auf einen Platz und lauschte der Orgelmusik und dem Gesang. Neben ein paar lateinischen Worten konnte ich leider nicht viel verstehen, da die Messe auf Französisch abgehalten wurde. Als das Brot dann geteilt wurde, gab es für jeden ein Stück Hefezopf und ein Schnapsglas voll Wein.
Nach der Kirche wartet der Pfarrer am Ausgang, um sich von den Leuten zu verabschieden. Er fragte mich dann erst auf Französisch, woher ich komme, ehe er sich mit mir weiter auf Deutsch unterhielt. Ich erklärte ihm, dass ich den Jakobsweg laufe, fragte er mich noch wo ich gestartet bin, wo ich hin möchte und wie viele Kilometer das noch seien. Als ich ihm das alles erklärt hatte, wendete er sich nochmals an die Gemeinde und berichtete den Menschen in der Kirche von meiner Reise auf Französisch. Dann klatschten mir alle zu, was mich fast wie ein Rockstar fühlen ließ, und einige wünschten mir viel Glück auf meiner Reise.

Danach verließ ich die Kriche wieder und es ging für mich ersteinmal wieder kurz bergauf. Nach wenigen Minuten Anstieg, folgte jedoch gleich wieder der Abstieg und ich verließ die Stadt wieder. Zuerst folgte ich erneut dem Fluss. Später bog ich dann aber ab und es ging wieder immer weiter in die Höhe. Nach einigen Kilometern bekam ich einen schönen Blick auf die Alpen. Bei wunderschönem Wetter lief ich also auf dem Kamm des Berges entlang und bewunderte dabei die großen Berge in der Ferne.

Nach einiger Zeit wurde ich langsam erschöpft und ich schaute mich mal wieder nach einem geeigneten Schlafplatz um. In wenigen Kilometern Entfernung, gab es einen billigen Campingplatz mit Pool. Ich entschied mich also dazu diesen anzulaufen. Es ging für mich nochmals kurz durch den Wald und dann traf ich auch schon auf dem Campingplatz in einem Vorort von Lausanne ein. Nachdem ich dort mein Zelt aufgebaut hatte, nahm ich meine Schlafhose, welche ich als Badehose missbrauchte und ging im Pool schwimmen. Bei 28 Grad war das kalte Wasser ganz angenehm und auch für die Beine war es eine Wohltat.

Zu späterer Stunde trank ich auf der Veranda des Kioks noch enstpannt ein Bier und laß dabei in einem Buch. Nach einem schönen Tag ging ich dann um kurz vor 10 in meinem Zelt schlafen. Da für den nächsten Tag um 7 Uhr regen gemeldet war, stellte ich meinen Wecker auf 6 Uhr, um mein Zelt noch trocken zusammenbauen zu können.

Tag 24 – Lausanne bis Lausanne (18,4km) – Montag 24.07.2023

Um 5 Uhr wurde ich von einem Gewitter geweckt. Hatte ich am Abend des Vortages noch extra meinen Wecker für 6 Uhr gestellt, um vor dem gemeldeten Regen mein Zelt abbauen zu können, so wurde ich heute leider von einem unerwarteten Gewitter überrascht. Da mein Zelt bereits nass war, entschloss ich mich einfach bis um 7 liegenzubleiben und schlief doch noch eine Runde.

Um 7 Uhr hatte es dann auch aufgehört zu regnen und ich baute mein nasses Zelt wieder ab. Ich schüttelte das Wasser so gut es ging ab und packte alles ein. Dann lief ich um halb 8 Uhr los.
Zuerst ging es bei leichtem Regen durch den Wald. Da auch für heute Mittag wieder starke Gewitter gemeldet waren, hatte ich für heute eine kleinere Tour geplant. Also ließ ich mich im Wald auf einer noch trockenen Bank nieder und trank dort entspannt meinen Kaffee. Da ich bedauerlicherweise schon alle Essensreserven aufgegessen hatte, gab es leider nichts zum Essen für mich.

Nach einigen weiteren Minuten laufen erreichte ich eine kleine Kapelle auf einem Berg, welche aber abgeschlossen war. Von draußen hatte man aber einen schönen Blick auf die Berge und den Genfer See. Als zufällig ein Wanderer vorbeikam, fragte ich ihn, ob er ein Bild von mir machen könne.
Nach dem Bild stellte sich heraus, dass Martin auch aus Deutschland komme und ebenfalls auf dem Jakobsweg unterwegs sei. Er laufe die Via Jacobi von Konstanz aus und wolle noch bis nach Genf. Ähnlich wie ich, ist er auch öfters im Zelt unterwegs, da auch er unter den hohen Preisen in der Schweiz leide und somit nicht jede Nacht in einer Unterkunft schlafen wolle.
Wir unterhielten uns für eine halbe Stunde über die unterschiedlichen Wegabschnitte, unsere Ausrüstung, weiter Pläne und vieles mehr. Dann wünschte er mir noch viel Erfolg auf meiner weiteren Reise und verabschiedete sich. Ich nutze nochmals die schöne Aussicht, um ein paar Aufnahmen zu machen. Danach setzte auch ich meine Reise fort.

Durch eine größere Grünfläche ging es immer weiter in Richtung Stadtkern. Ich kam an einem Aussichtsturm vorbei, welchen ich mit meiner Ausrüstung sowohl hoch als auch wieder runter musste. Von oben hatte ich aber trotz des schlechten Wetters einen schönen Blick, welcher aber bei gutem Wetter sicherlich nochmals um einiges besser gewesen wäre.

Dann ging es nochmals kurz durch den Wald und schon bald fand ich mich inmitten der Stadt wieder. Ich kam an der Kathedrale von Lausanne vorbei. Aufgrund der vielen Touristen schaute ich aber nur kurz hinein und lief danach dann wieder weiter hinab zum See.

Dort angekommen, konnte ich bei wunderschönem Badewetter den See mit den dahinterliegenden Bergen bestaunen. Ich genoss es sehr, bei diesem Wetter am See entlang laufen zu können. Da es aber mittlerweile fast 2 Uhr war und für 3 Uhr Gewitter gemeldet waren, musste ich leider weiter und konnte kein Bad im See nehmen.

Um kurz nach 2 kam ich dann in meiner Unterkunft an. Für heute Nacht hatte ich mir das billigste Hotel ausgesucht, was aber für meine Verhältnisse immer noch sehr teuer war und mich ohne Frühstück fast mein doppeltes Tagesbudget kostete. Als die Empfangsdame mich fragte, wohin ich reise und ich ihr von meiner Wanderung erzählte, fragte sie sehr interessiert immer wieder nach und war offensichtlich von meiner Reise angetan.
In meinem Zimmer angekommen, wusch ich dann zuerst meine Kleider. Danach ging ich ihn einen Laden unterhalb des Hotels und verspeiste dort einen leckeren Burger mit Pommes und trank dazu eine Cola. Nach dem Essen kaufte ich im Supermarkt noch ein und ging dann zurück auf mein Zimmer, wo ich eine lange Dusche nahm und danach an meinem Blog schrieb. Dabei wurde mir mal wieder klar, dass ich bereits am Genfersee angekommen bin und somit schon bald die Schweiz hinter mir lassen werde.

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