Tag 30 – Seyssel bis Jongieux (35,1km) – Sonntag 30.07.2023
Über die Nacht hatte es immer wieder geregnet. Um 7:30 stand ich auf und baute mein nasses Zelt ab und packte alles zusammen. Gegen 8 Uhr startete ich dann meine heutige Tour.
Direkt nach dem Campingplatz kam ich an einem Café an der Straße vorbei. Dort saßen die zwei Pilger, mit denen ich gestern zu Abend gegessen hatte. Ich winkte ihnen freundlich zu und lief weiter. Es ging direkt am Wasser entlang. Nach knapp 3km kam ich an einem Stein vorbei, welchen ich als meinen Sitzplatz für meine Frühstückstückpause auswählte. Ich genoss es sehr, meinen Kaffee und ein paar Schockbrötchen am stillen Wasser zu mir zu nehmen und freute mich, dass ich nicht an der lauten Straße sitzen musste.

Als ich weiterlief, wurde ich schon nach wenigen Minuten von einer Joggerin angesprochen. Sie erzählte mir, dass sie auch schon den Camino von Valencia aus gelaufen sei und erst vor kurzem erfahren hatte, dass direkt vor ihrem Haus auch ein Weg vorbeiführe. Sie wünschte mir eine schöne Reise und wir liefen wieder weiter.
Nach einiger Zeit verließ ich den Fluss und es ging ein bisschen versetzt weiter durch den Wald. Immer wieder kam ich für ein paar Minuten direkt zum Fluss und dann ging es wieder weg davon.





Nach einiger Zeit ging es auf einen Damm, welchem ich dann für einige Kilometer folgte. Am Ende kam ich in Chanaz an. Der Ort war sehr schön und es gab gut aussehende Restaurants direkt am Wasser. Lediglich die große Anzahl an Touristen ließ den Ort auf mich ein wenig überfüllt wirken und somit lief ich, ohne anzuhalten weiter. Es folgte ein steiler Aufstieg.




Unterwegs traf ich ein älteres Ehepaar, welches mich direkt als Pilger erkannte und ansprach. Sie fragten, ob sie mir helfen könnten. Ich fragte, ob in den nächsten Kilometern noch eine Wasserstelle folgen wird, um dort meine Reserven aufzufüllen. Die Frau dachte erst, dass ich kein Wasser mehr hätte und bot mir direkt eine Trinkflasche an, welche sie in der Handtasche dabei hatte. Als ich ihr erklärte, dass ich noch einen halben Liter hätte und nur für die Nacht mein Wasser auffüllen wollte, fragte sie ihren Mann auf Französisch nach einer Wasserstelle. Da dieser anscheinend über Jahre die Schilder für den Jakobsweg hier in der Gegend verwaltet hatte, wusste er direkt wo ich noch Wasser finden sollte. Beruhigt bedankte ich mich bei dem netten Ehepaar und ging weiter.
Nachdem ich weiter bergauf gelaufen war, kam ich langsam eine immer bessere Sicht. Bei mittlerweile schöner Abendsonne konnte ich die angestrahlten Weinberge genießen. Der Weg führte langsam wieder bergab nach Lucy. Dort kam ich an einem Bach vorbei, wo ich mir ein bisschen Wasser filterte und ein paar Kleider wusch. Somit war ich nicht mehr an die vorhergesagte Wasserstelle angewiesen und musste mich auch nicht an den Weg halten.




Ich fing mittlerweile an, Ausschau nach einem geeigneten Schlafplatz zu halten. Es folgte aber ein weiterer steiler Anstieg bis nach Jongieux. Da die Weinberge mittlerweile wieder steiler angelegt waren, wurde es für mich auch schwerer einen Platz dort für die Nacht zu finden. Als ich sah, dass eine Kapelle auf dem Berg nicht weit entfernt sein sollte, entschloss ich mich dort hinzulaufen.
Dort angekommen hatte ich eine wunderbare Sicht und da wenig los war, entschloss ich mich dort mein Zelt aufzubauen. Zuerst aß ich aber noch mein Abendessen an einem Tisch und wartete darauf, dass es ein wenig dunkler wurde. Gerade als ich begann mein Zelt aufzubauen, kam nochmals ein Ortsansässiger mit seinem Fahrrad vorbei, um die Aussicht zu genießen. Es störte ihn aber nicht, dass ich mitten auf dem Berg mein Nachtlager errichtete und als wir uns kurz mehr oder weniger auf Englisch verständigten, fand er es eine gute Idee hier zu schlafen und meinte, es sei kein Problem. Dann wünschte er mir noch eine gute Nacht und fuhr wieder runter.




Nachdem ich mein Zelt fertig aufgebaut hatte, schaute ich mir noch den Sonnenuntergang an und ging dann auch um 10 schlafen, da ich am nächsten Morgen wieder früh aufstehen musste, um mein Zelt rechtzeitig wieder abzubauen.

Tag 31 – Jongieux bis Saint-Genix-les-Villeges (31,4km) – Montag 31.07.2023
Die Nacht auf dem Berg war kalt. Trotzdem hatte ich in meinem Zelt gut geschlafen. Um 6 Uhr stand ich auf und baute schnell mein Zelt ab. Danach setze ich mir einen Kaffee auf und trank diesen bei aufgehender Sonne und schönster Aussicht auf das Tal.


Die Tour startete mit einem steilen Abstieg. Immer wieder hatte ich einen schönen Blick auf die Umgebung und die Rhone.

Unten angekommen folgte ich dem Fluss bis nach Yenne. Dort legte ich einen Umweg von 2km ein, um in einem Supermarkt einzukaufen. Ich setze mich auf eine Bank in dem schönen Ort und frühstückte dort. Nachdem ich den Ort verlassen hatte, ging es wieder direkt bergauf und ich kam schnell ins Schwitzen. Hatte ich bis dort hin noch einen echt schnellen Schnitt hingelegt, sank dieser mit jeder Minute weiter rapide ab.

An einer Aussichtsplattform traf ich drei Pilger. Ein Schweizer, mit dem ich mich kurz unterhielt und zwei Schweizerinnen, welche direkt weiter liefen. Alle drei sollte ich an diesem Tag noch öfters treffen. Ich machte aber erst eine kurze Pause, um mich von dem langen Anstieg zu erholen. Dann ging es weiter bergauf.



Anscheinend hatte ich auf der folgenden Strecke alle drei überholt und als ich an einer Jägerhütte meine Mittagspause machte, kamen alle drei nach mir dort an. Sie setzen sich zu mir und wir redeten ein bisschen, während ich mir meinen Kaffee kochte und die anderen ihre Wasserflaschen auffüllten.
Nach dem doch mittlerweile langen Anstieg dachte ich eigentlich, dass ich bald oben angekommen sein sollte. Aber ich irrte mich und es ging immer weiter hinauf. Obwohl mir der Anstieg mittlerweile zu schaffen machte, ging ich an der Abzweigung zum Gipfel natürlich bis ganz nach oben und lies diesen nicht aus. Von oben hatte ich einen tollen Blick in die Ferne. Als ich wieder nach unten lief, traf ich noch ein letztes Mal die zwei Schweizerinnen. Sie sagten mir, dass ich eine Andrea von ihnen grüßen solle, welche ich an ihren komischen, mit Tape abgelebten Stöcken erkennen würde. Leider sollte ich sie an diesem Tag nicht mehr einholen.

Es folgte ein langer Abstieg. Nach mittlerweile fast 30km mit 1000 Höhenmeter im Auf- und Abstieg ging mir doch langsam die Kraft aus. Ich machte mich also auf die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz. Als ich an einer Kirche vorbeikam, fragte ich im danebengelegenen Rathaus, ob ich mein Zelt auf der Wiese davor aufschlagen dürfte. Als die Frau dies verneinte und meinte, dass ich in den nächsten Ort zum Campingplatz laufen sollte, lief ich kaputt weiter.
Kurze Zeit später kam ich an einer Raststätte für Pilger vorbei. In der alten Scheune trank ich eine kleines, eiskaltes Bier. Das fühlte sich nach einem so langen und anstrengenden Tag einfach wunderbar an. Danach nahm ich mir noch einen Eistee mit und liefer wieder mit neuer Energie weiter.

Kurz nach dem Ort kam ich an einer Wiese mit Bäumen vorbei, welche am hinteren Stück nicht von der Straße einsehbar war. Dort lief ich also hin und baute mein Zelt für die Nacht auf. Ich aß noch eine Kleinigkeit und fiel dann erschöpft auf meinen Schlafsack und schlief schnell ein.



Tag 32 – Saint-Genix-les-Villeges bis Les Abrets (17,1km) – Dienstag 01.08.2023
Nach einer sehr erholsamen Nacht klingelte der Wecker für mich um 6:30 Uhr. Ich packte schnell alles zusammen und lief früh los. Es ging direkt mal wieder durch den Wald nach oben. Als es dann wieder bergab ging und ich den Wald endlich verlassen hatten, legte ich meine Frühstückspause ein. Ich kochte mir wie immer einen Kaffee und aß ein Stück Baguette mit Salami, welche ich noch vom Vortag übrig hatte.



Es folgte ein Abstieg durch einen kleinen Ort. Als ich dann einen Fluss überquerte, fing es an zu regnen und ich stellte mich bei einem Haus unter. Dort kam dann auch wieder der Schweizer von gestern vorbei und wir redeten kurz. Er erzählte mir, dass auch er nach dem gestrigen Tag sehr schöpft war und das, obwohl er einen Ort später als ich angefangen und sich somit den steilen Abstieg gespart hatte. Auch er hatte sich aber sehr über das eiskalte Bier in der Pilgerraststätte gefreut, worüber wir beide kurz lachen mussten.
Der Weg danach war sehr flach und ich kam mühelos voran. Um kurz vor eins kam ich in meinem Etappenziel an. Dort baute ich mein Zelt auf einem Campingplatz auf und wusch meine Kleider. Während diese auf der Wäscheleine trockneten, ging ich in den Pool. Gerade als ich den Pool verlassen und meine Wäsche abhängen wollte, fing es stark an zu regnen. Danach waren meine Kleider wieder so nass, dass ich sie einfach hängen ließ. Ich aß noch im Restaurant auf dem Campingplatz zu Abend und ging dann nach einem wenig anstrengenden Tag schlafen.




Tag 33 – Les Abrets bis Le Pin (28,1km) – Mittwoch 02.08.2023
Heute hatte ich weniger gut geschlafen. Irgendwie war es mir die ganze Nacht zu warm und da einige Kleider anscheinend noch nicht wirklich trocken waren, hatte ich auch eine unangenehme Luftfeuchtigkeit in meinem Zelt. Da ich für heute eine kleine Etappe von knapp 17km geplant hatte, blieb ich einfach bis um 7:30 Uhr liegen und packte dann langsam alles zusammen. Im nächsten Ort kaufte ich mal wieder in einem Supermarkt ein.
Danach ging es direkt steil bergauf. An einer Straßenkreuzung mit Blick setze ich mich an den Straßenrand und packte mein gekauftes Essen aus.



Danach ging es über Feldwege immer weiter. Bei schönem Wetter hatte ich dauerhaft einen schönen Blick auf die Umgebung. Aufgrund der kleineren Runde am heutigen Tag war ich sehr langsam unterwegs und machte viele Pausen.
In Valencogne besichtigte ich die Kirche, welche stark auf die durchreisenden Pilger ausgelegt war. Anstelle eines Stempels gab es hier aber einfach einen Aufkleber, welchen ich in meinen Pilgerpass kleben konnte.





Danach ging es durch den Wald weiter bis nach Le Pin, welches mein geplantes Etappenziel war. Ich lief kurz vor dem Ort runter zum See, um dort eine potenzielle Unterkunft anzuschauen. Leider gab mir die Frau auf Französisch zu verstehen, dass sie bereits ausgebucht waren. Daher lief ich den ganzen Weg wieder zurück hinauf und ging weiter bis nach Le Pin. Da es bedauerlicherweise auch dort keine Unterkunft für mich gab, füllte ich in einem Kiosk meine Wasserreserven auf und gab mich damit ab, auch heute wieder in meinem Zelt zu übernachten.





Ich verließ den Ort also wieder und lief weiter durch den Wald. Ein bisschen später verließ ich diesen wieder und ging über Feldwege weiter. Bei mittlerweile starkem Wind fand ich nach knapp 28km eine leer stehende Kuhweide, welche anscheinend schon länger nicht mehr benutzt worden ist. Dort wartete ich bis es dunkel wurde und baute dann mein Zelt an einem windgeschützten Ort auf. Gegen 10 Uhr flachte der Wind dann aber wieder ab und ich konnte ruhig in meinem Zelt einschlafen.
Tag 34 – Le Pin bis Faramans (34,1km) – Donnerstag 03.08.2023
Auch heute stand ich wieder früh auf, um mein Zelt in der Natur abzubauen. Nach einer guten Nacht startete ich gegen 6:30 mit meiner Wanderung. Das Wetter war bestens und die tief stehende Sonne strahlte die Felder schön an.


Ein Anstieg am Morgen ließ mich schnell in die Höhe kommen. Nachdem ich den Wald verlassen hatte, bekam ich ein wunderschönes Panorama zu Gesicht. Ein idealer Platz für meine morgendliche Pause. Ich breitete meine Isomatte gerade erste angefangenen Straße aus und kochte mir meinen Kaffee. Ich war mal wieder froh, einen solch schönen Platz für meinen Kaffee gefunden zu haben, welchen ich jedem Café in der Stadt immer vorziehen würde. Bei der wunderbaren Ruhe am Morgen schlürfte ich also meinen Kaffee und aß dabei etwas.



Danach ging es immer wieder durch Felder und kleinere Orte. Unterwegs traf ich einen Pilger, mit dem ich einige Kilometer zusammen lief. Der mittlerweile 76-jährige Mann kam aus Luxemburg und lief von Genf aus nach Santiago. Zusammen mit seiner Frau hatte er diese Reise gestartet und wie ich erfahren konnte, war er schon in der ganzen Welt auf längeren Wanderungen unterwegs gewesen. Immerhin kannte er Karlsruhe und erzählte mir gleich, dass er sich über Jahre dort mit einem Philosophen jede Woche getroffen hatte, um über verschiedene Themen zu diskutieren. Er selber sei Schriftstelle, war aber auch schon Regisseur in einem Theater und war auch schon als Lehrer und Professor tätig. Ich fand es ziemlich interessant, mich mit ihm zu unterhalten. Als wir dann aber nach einer halben Stunde seine Frau eingeholt hatte und die beiden eine Pause machten, lief ich weiter.




Da auch in der Stadt La Côte-Saint-André kein Platz in einem Hotel für mich war, lief ich wieder weiter und suchte mir einen Campingplatz im nächsten Ort als Schlafmöglichkeit aus. Da mittlerweile sämtliche Akkus, Ersatzakkus und meine Powerbank leer waren, brauchte ich für heute einen Ort, an dem ich meine Sachen wieder laden konnte. Daher lief ich zu diesem Campingplatz und bekam dort auch einen Platz. Ich nutze die Zeit, um meine Akkus wieder zu laden und an meinem Blog zu schreiben.
Rückblick
Hier noch ein kleiner Rückblick/Überblick über die bisher gelaufene Strecke. In folgender Grafik habe ich meine geplante Route aus meinem ersten Blockpost genutzt und die bisher gelaufene Strecke rot eingefärbt. Es ist dabei nicht exakt meine gelaufene Route, sollte aber einen schönen Überblick auf meine bisher gelaufenen Strecke geben und auch veranschaulichen, welche Strecke ich noch vor mir habe. Der rote Punkt ist in etwa, wo ich mich gerade befinde.

Stand heute habe ich über 900km hinter mir gelassen und rücke somit immer näher an die erste 1000er-Grenze heran. Somit habe ich bereits über ein Drittel meiner geplanten Strecke absolviert, aber auch noch einiges vor mir.
Hier noch ein paar Fakten:
- Tage unterwegs: 34
- Tage gelaufen: 33
- Pausentage: 1
- Gelaufene Kilometer: 903
- Km pro Tag: 26,5km
- Höhenmeter: 17.210m
- Blasen: 2 (ganz kleine in der ersten Woche)
- Benötigte Blasenpflaster: 0 (obwohl ich zwei Packungen dabei habe)
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