Tag 16 – 20,2 km – Sonntag 12.05.2024
Heute schlafe ich etwas länger, da die Geschäfte wahrscheinlich vor 8 nicht auf haben. Ich frühstücke noch kurz und da mir beim Kochen von Porridge das Gas ausgeht, schütte ich den Kaffee einfach dazu. Ich baue mein Zelt ab und laufe zur Straße, die nur etwa 1 Kilometer entfernt ist.
Dort treffe ich tatsächlich wieder Raul an. Er wollte sich wohl eine Sonnensturm oder sowas in der Nacht anschauen, konnte aber nicht besonders viel sehen. Da er dann so müde war, hat er einfach im Auto auf dem Parkplatz übernachtet. Glück für mich, denn er fährt mich direkt zum Supermarkt in Big Bear, welcher knapp 15 Minuten vom PCT entfernt ist.
Dort lässt er mich raus und macht sich auf den Weg zurück, um eventuell andere Leute einzusammeln. Ich kaufen dann ausgiebig im Supermarkt für die nächsten Tage ein. Dabei achte ich, dass ich genügend Kalorien zusammen bekomme. Mittlerweile habe ich wahrscheinlich eine Verbrauch von etwa 3000 bis 4000 Kalorien pro Tag. Diesen Bedarf zu stillen ist auf eine solchen Wanderung garnicht so einfach.

Nach dem Einkauf im Supermarkt laufe ich noch zu einem Outdoorshop. Leider gibt es sowohl hier, als auch in den anderen beiden keine geeigneten Wasserfilter für mich. Also kaufe ich mir noch ein Fläschchen Wassertabletten, um mein Wasser in den kommenden Tagen reinigen zu können. Danach setzte ich mich eine Weile in den Starbucks, trinke einen Kaffee und nutze das WLAN, um meinen Blog zu aktualisieren.
Als ich fertig bin ist schon fast Mittag und somit mache ich mich noch auf den Weg zu einem Burgerladen um die Ecke, um meinen ersten Burger in den USA zu verspeisen. Während ich in der Schlange des Familienbetriebs anstehe, komme ich mit einer Familie vor mir ins Gespräch, die so fasziniert vom PCT sind, dass die mir unbedingt ein Bier ausgeben wollen. Das Angebot nehme ich dankend an und kurze Zeit später trinke ich ein kühles Bier und verspeise einen leckeren Burger mit Pommes.


Nach dem Essen mache ich mich auf den Weg zurück zum Trail. An einer Kreuzung versuche ich zu trampen und nach knapp 15 Minuten hält tatsächlich einer an, der mich bis zum Trail mitnimmt. Der ehemalige US-Soldat war selber einige Zeit in Kaiserslautern stationiert und kennt den PCT gut. Nach 15 Minuten Fahrt, lässt mich der nette Mann raus und ich laufe gegen 14:30 Uhr los.

Es geht direkt den Berg hinauf und in der Sonne ist es sehr warm. Nach etwa 1,5h lege ich eine kleine Pause im Schatten ein. Gerade als ich mich wieder auf den Weg machen möchte, kommen mir Astrid und ein andere Typ, von dem ich den Namen vergessen habe, entgegen. Beide habe ich vor knapp einer Woche schon getroffen und somit wird sich schnell ausgetauscht. Auf dem weiteren Weg treffe ich sie immer wieder an und bekomme auch ihre interessanten Tattoos zu sehen, die sie sich gestern in Big Bear haben stechen lassen.



An einer Wasserstelle fülle ich nochmals mein Wasser auf und mache mich danach auf die Suche nach einem Platz zum Übernachten.



Im Wald werde ich gegen halb 8 dann fündig und entscheide mich dazu, heute wieder Cowboy Camping zu machen, obwohl es nur knapp 4 Grad in der Nacht sein soll. Solange es trocken bleibt sollte das aber trotzdem ganz gut funktionieren. Nach dem Abendessen ist es dann auch schon dunkel und ich gehe bald schlafen.
Tag 17 – 40,4 km – Montag 13.05.2024
Heute hatte ich auch ohne Zelt gut geschlafen. Es war weniger kalt als erwartet und auch kein Wind. Am Morgen mache ich wieder Frühstück und laufe dann los.

Schnell laufe ich auf dem einfach zu gehenden Weg durch den Wald. Nach einem kurzen Anstieg geht es danach langsam, aber stetig bergab. Unterwegs bekomme ich einen guten Blick auf Big Bear Lake and treffe ein Reh an, welches aber schnell im Gebüsch verschwindet. Da es heute die meiste Zeit entspannt nach unten geht, lege ich schnell einige Kilometer zurück.




Nach etwas mehr als 3 Stunden habe ich bereits die ersten 10 Meilen (16 km) geschafft und lege eine erste Pause im Schatten eines Felsen ein. Danach laufe ich weiter und bin dabei wieder mehr zwischen Büschen, anstatt im Wald unterwegs. Somit spüre ich die Sonne deutlich und das Laufen wird anstrengender.
Bald treffe ich auf einen Fluss, den es heute häufiger zu überqueren gilt. Während ich die ersten beiden Male noch Steine und Baumstämme nutzen kann, muss ich beim dritten Mal dann doch die Schuhe ausziehen und durch das etwa knietiefe Wasser laufen. Da die Strömung aber gegen null geht, ist es eher eine gute Abkühlung, als eine herausfordernde Flussdurchquerung.


Da es danach auch schon 12 Uhr ist, lege ich mich in den Schatten eines Baumes und mache dort einen Mittagsschlaf, während meine Füße trocknen. Nach knapp 20 Minuten geht es dann auch schon wieder weiter. Heute treffe ich auffällig viele Leute an.


Bald ändert sich die Landschaft und ich komme immer weiter in einen Canyon hinein. Dort folge ich dem Fluss am Hang entlang und es geht auf und ab. An einem kleinen Bach fülle ich mein Wasser auf und mache mich danach auf die Suche eines Zeltplatzes. Nach insgesamt 40 km werde ich fündig. Da ich heute wieder ohne Zelt schlafen möchte, koche ich mir noch etwas zu essen und lese dann noch etwas.
Später kommt noch eine Gruppe von Leuten dazu, die neben mir ihre Zelte aufbauen. Die Gruppe ist aber nur zwei Wochen auf dem PCT unterwegs, was man beim Aufbauen des Zeltes schnell merkt, da es doch alles etwas länger dauert als bei den meisten Leuten hier auf dem Trail. Als es dunkel wird lege ich mich in meinen Schlafsack und schlafe bald unter dem Sternenhimmel ein.
Tag 18 – 36,5 km – Dienstag 14.05.2024
Heute geht es um 6 Uhr los und ich freue mich schon auf die Hot Springs (heiße Quellen), die mich heute erwarten werden.

Frühstücken tue ich erst nach einigen Kilometern, wo ich etwas Aussicht habe.

Danach geht es für knapp 5 Kilometer langsam den Berg hinab, ehe ich dann gegen halb 9 endlich an den Hot Springs ankomme.



Dort gibt es verschiedene Becken, die über warmes Untergrundwasser befüllt werden. Eigentlich ähnlich zu einer Therme, nur eben mitten in der Natur. Daneben fließt der kalte Fluss des Canyons.
Nach wenigen Minuten sitze ich dann in einem der warmen Becken. Das Wasser ist gefühlt 40 Grad warm und ich merke, wie es die Muskulatur entspannt. Nach so langer Zeit unterwegs fühlt es sich wirklich wie ein Tag Wellness an. Ich wechsel zwischen den einzelnen Becken hin und her und gehe zwischendrin auch immer wieder in den kalten Fluss, was sehr angenehm ist. Während ich in einem der warmen Becken sitze, unterhalte ich mich eine Weile mit einer, die extra wegen den Hot Springs hier hergekommen ist. Neben weiteren 5 Tagestouristen sind es aber sonst ausschließlich PCT-Hiker, die hier im Wasser entspannen. Nach knapp 2 Stunden in den verschiedenen Becken, die alle unterschiedlich warm sind, lege ich mich noch für 20 Minuten hin und erhole mich vom Wechselbad.



Danach mache ich mich wieder auf den Weg. Es geht weiter durch den Canyon hindurch, bevor ich auf einen größeren Damm treffe, der auch das Ende des Canyons bildet.



Hier gibt es noch einen kleinen Fluss zu überqueren und dann geht es zuerst kurz durch Gras und danach längere Zeit wieder am Hang entlang durch Gebüsch. In der Ferne kann ich einige schneebedeckte Berge sehen und auch sonst gefällt mir die Landschaft richtig gut. Aufgrund meiner langen Pause im Wasser, bin ich heute etwas im Verzug. Da ich trotzdem meine 20 Meilen schaffen möchte, mache ich danach kaum längere Pausen.




An einer Wasserstelle fülle ich am Nachmittag mein Wasser auf, um weitere 5 Kilometer zu gehen. Eigentlich wollte ich vor einem größeren See campen. Da ich dort aber nirgends einen Platz finden kann und es auch um den See herum schlecht aussieht, komme ich am Ende dann doch auf knapp 37 Km, bevor ich an einem Picknick Platz am See Halt mache.


Dort möchte ich neben einem Tisch unter dem Schutz des Daches übernachten. Somit ersparen ich mir auch heute das Aufbauen des Zeltes und habe trotz meiner späten Ankunft genügend Zeit ausgiebig zu Essen und dabei die Landschaft vor mir zu betrachten.
Tag 19 – 45 km – Mittwoch 15.05.2024
Auch heute hatte ich gut geschlafen. Am Morgen stehe ich auf und mache mir noch Frühstück am See.

Danach laufe ich los und es geht direkt am Hang entlang um den See herum. Da in etwa 15 Meilen (24 km) ein MC Donalds quasi auf dem Weg liegt, habe ich es eilig, um zur Mittagszeit dort anzukommen.

Es geht lange Zeit recht entspannt voran und da es heute bewölkt ist, kann ich ohne große Anstrengung laufen. Ich laufe über Hügel durch Büsche hindurch und mache kaum Pausen. Erst nach 10 Meilen (16 km) lege ich eine kleine Pause an einem Bach ein, um mein Wasser aufzufüllen und meine letzten Chips zu essen.


Danach geht es erstmal wieder bergauf und schon bald bekomme ich eine schönen Blick auf ein Tal vor mir, durch welches ein Highway und eine Bahntrasse führt. Nach einem weiteren kurzen Anstieg, geht es von oben immer weiter hinunter bis zur Straße.



Dort sehe ich dann bereits das lang ersehnte Schild, welches mich zum Essen führt.

Die 0,4 Meilen habe ich schnell hinter mir und somit sitze ich um kurz nach 12 bereits im MC Donalds und verspeise einen BigMac mit Pommes und trinke dazu Spezi. Außer mir sind noch viele andere Hiker hier, die das Lokal zur Hälfte besetzten. Ich sehe aber nur zwei bekannte Gesichter. Da der eine Probleme hatte, sind sie gestern mit dem Auto hier her gekommen und warten auf den Rest ihrer Gruppe. Da ich nach dem ersten Gang nicht wirklich satt bin, kaufe ich mir noch 4 Cheeseburger und verdrücke auch die in kurzer Zeit. Dazu gibt es noch mehr Cola und danach bin ich dann auch wirklich vollgestopft. Immerhin sollte ich meine Kalorien wieder etwas aufgefüllt habe.


Nach etwa 1,5 Stunden mache ich mich wieder auf den Weg in der Mittagssonne. Heute ist das Laufen aber selbst da ganz angenehm. Zuerst geht es kurz an der Bahnstrecke entlang, bevor ich diese durch einen Tunnel unterquere.




Es folgt eine weiterer Anstieg und dann geht es wieder zu einer Straße hinab. Hier ist die letzte Auffüllstation für Wasser. Da ich noch etwas weiter möchte, aber ein langer Anstieg vor mir liegt, mache ich nochmals Pause, bevor ich mich auf den Weg mache.


Es geht immer weiter am Hang entlang hinauf und die Aussicht wird immer besser. Zwischendrin regnet es für einige Minuten, hört aber auch schnell wieder auf und wirklich nass werde ich dabei nicht. Weiter oben fange ich dann an nach einem Platz für mein Zelt zu schauen. Da die ersten Plätze belegt sind, gehe ich immer weiter hinauf.


Erst gegen 19:30 Uhr komme ich an einem Platz vorbei. Leider stehen hier schon drei Zelte und ich müsste mich irgendwo dazwischen quetschen. Zum Glück finde ich weiter hinten einen geeigneten Platz im Gebüsch. Dort baue ich mein Zelt auf und gehe dann auch ziemlich schnell schlafen. Nach über 45 km bin ich dann doch ziemlich fertig.

Tag 20 – 26,3 km – Donnerstag 16.05.2024
In der Nacht habe ich geschlafen wie ein Stein. Überraschend fitt wache ich daher auf und merke von den 45 km gestern relativ wenig. Ich stehe auf, packe mein Zelt zusammen und frühstückte, während ich mir die Landschaft vor mir betrachte. Die Wolken hängen noch tief im Tal und somit sieht es mal wieder wunderbar aus.

Als ich endlich loslaufe, geht es direkt den Berg hinauf. Heute habe ich quasi 10 Meilen Aufstieg vor mir, ehe ich nach Wrightwood absteigen werde. Der Anstieg zieht sich ziemlich dahin und da es nur bergauf geht, ist es auch anstrengender als erwartet. Immerhin bekomme ich dabei immer wieder einen schönen Blick auf die Umgebung.


Nach etwa der Hälfte, mache ich eine kleine Pause und betrachte mir die tief hängenden Wolken genauer.

Danach geht es weiter hinauf und allmählich merke ich doch die lange Distanz von gestern. Trotzdem laufe ich ohne größere Pausen weiter. Oben geht es dann noch kurz durch den Wald und dann treffe ich auch schon auf die Abzweigung, die mich hinunter nach Wrightwood führt.




Ich folge dem Pfad bergab und komme nach etwa einer Stunde am Eingang der Ortschaft an. Eine Frau, die gerade mit dem Auto aus dem Hof fährt, nimmt mich freundlicher Weise mit bis ins Zentrum, wo ich einkaufen kann. Zuerst gehe ich in einen Baumarkt, in dem ich Gas und endlich wieder einen Wasserfilter bekomme. Danach gehe ich im Supermarkt einkaufen und treffe auch schon bald wieder auf Pete und einige andere Hiker, die vor dem Supermarkt sitzen.

Mit einer kleinen Gruppe gehen wir in ein Café, in dem wir als PCT-Hiker kostenlosem Kaffee bekommen. Nach einiger Zeit mache ich mich aber wieder auf den Weg, da ich noch nichts zu Mittag gegessen habe. In einem Restaurant um die Ecke gibt es heute nochmals Burger.

Nach dem Essen ist es auch schon 16 Uhr. Ich packe alles zusammen und fülle nochmals mein Wasser im Supermarkt auf. Mir vollen Taschen mache ich mich dann wieder auf den Weg zum Trail.
Es geht wieder lange Zeit bergauf. Der Anstieg zieht sich wirklich in die Länge und ich merke die knapp 600 Höhenmeter am Abend schnell. Das zusätzliche Gewicht des Rucksacks, der immerhin essen für weitere 4 Tage beinhaltet, hilft nicht unbedingt.
Nach etwa 1,5 Stunden bin ich wieder auf dem Trail. Da ich mich dann aber noch mit einem Hiker länger unterhalte, komme ich erst gegen halb 8 in einem Lager an. Dort baue ich schnell mein Zelt auf und gehe schlafen.
Übersicht
Mittlerweile habe ich es bis nach Wrightwood und somit tatsächlich schon bis zur Meile 363 geschafft. Langsam gewöhne ich mich an das Land und die Leute hier und komme gut voran. Nach den letzten langen Tage, war der Halt in Wrightwood eine echte Wohltat. In den nächsten Tagen möchte ich dann weiter bis nach Acton. Noch immer habe ich eine lange Strecke vor mir, aber es gefällt mir hier sehr gut und somit freue ich mich auf die weiteren Kilometer.

Schreibe einen Kommentar