Über den Wolken – Meile 364 bis 447

Tag 21 – 30,1 km – Freitag 17.05.2024

Nach einem schnellen Frühstück, laufe ich um kurz vor 7 Uhr los.

Anfangs geht es recht entspannt durch den Wald und ich komme gut voran.

Der Weg fällt leicht ab und ich komme schon bald an Skigebieten vorbei.

Nach etwa 2 Stunden mache ich an einer Parkbank Halt und lege eine erste Pause ein. Danach geht es weiter bergab bis zu einer Straße. Dort mach ich nochmals Trinkpause, bevor ein längerer Anstieg für mich beginnt. Auf den ersten Metern geht der Weg, der mich insgesamt etwa 700 Höhenmeter nach oben führen wird, noch einfach dem Hang entlang.

An einer Quelle fülle ich mein Wasser auf und danach geht es immer häufiger im Schnee weiter. Bald bin ich komplett im Schnee unterwegs und es ist kein Weg mehr zu erkennen. Da es den anderen auch so geht, laufe ich bald auf direktem Weg durch den Schnee zum Gipfel. Der Anstieg ist sehr anstrengenden und der tiefe Schnee macht es nicht gerade einfacher. Immer wieder rutsche ich durch die Gegend oder sinke irgendwo ein. Ich komme zwar voran, bin aber sehr langsam unterwegs. Trotzdem muss ich immer weiter nach oben.

Als ich endlich am Gipfel ankomme, bin ich zwar erschöpft, aber ich werde Mal wieder mit einem wunderschönen Panorama belohnt.

Vor mir sehe ein riesiges Meer aus Wolken, die weiter unten im Tal hängen. Lediglich ein paar Berge ragen heraus. Da ich ziemlich erschöpft vom langen Anstieg bin und mir die Aussicht so gut gefällt, lege ich eine längere Pause ein, die am Ende fast eine Stunde dauert. Ich esse etwas und genieße den Blick in die Ferne.

Danach mache ich mich an den Abstieg. Leider liegt auch hier sehr viel Schnee und ich komme selbst beim Absteigen nur langsam voran. Ein wirklicher Weg ist nicht auszumachen und oftmals folge ich irgendwelchen Fußspuren, die weit vom GPS abweichen. Ich rutsche mehr oder weniger den Hang hinunter und muss mich öfters neu orientieren.

Umso froher bin ich, als ich endlich wieder auf einen normalen Weg komme. Leider ist auch dieser am Anfang nicht sonderlich gut und ich muss immer wieder durchs Gebüsch. Immerhin ist die Sicht vor mir sehr schön und durch die abendliche Sonne, wirkt es noch besser.

Erst gegen halb 6 am Abend komme ich wieder auf einen einfach zu laufenden Wanderweg. Die restlichen Kilometer zu einer Quelle und dann zum Camp habe ich schnell zurückgelegt. Ziemlich erschöpft baue ich um 18 Uhr mein Zelt auf und koche mir Abendessen. Heute war es ein anstrengender Tag für mich und obwohl ich den ganzen Tag unterwegs war, habe ich die 20 Meilen (32 km) knapp verfehlt. Am Ende waren es immerhin 30 km, die sich aber wie 45 km angefühlt haben. Immerhin war die Landschaft heute Mal wieder traumhaft schön 😊 Angeblich soll es auch der letzte Berg in der Wüste gewesen sein, auf dem noch so viel Schnee liegt. Ab morgen soll es dann wieder auf einfacheren Wegen weitergehen, wo ich hoffentlich wieder mehr Strecke zurücklegen kann.

Tag 22 – 38,1 km – Samstag 18.05.2024

Am Morgen baue ich mein Zelt ab und frühstücke noch kurz. Dann geht es auch schon wieder los.

Zuerst geht es längere Zeit durch einen abgebrannten Wald.

Anfangs noch leicht bergab und dann steil bergauf und auf der anderen Seite des Berges wieder nach unten. Einige andere Hiker nutzen eine Straße und sparen sich somit den Auf- und Abstieg. Da ich von oben aber einen guten Blick auf die Umgebung habe, war es die richtige Entscheidung dem PCT zu folgen.

Nach dem Berg komme ich an einem Rastplatz vorbei. Dieses Mal bin ich anscheinend in Berglöwengebiet unterwegs. Witzigerweise habe ich von den letzten beiden Plätzen schon Bilder gemacht und somit habe ich eine tolle Sammlung von Gefahrenschildern auf wenigen Kilometern – Berglöwen, Klapperschlangen und Bären.

Weiter hinten muss ich dann aber auch für knapp 4 Meilen einer Straße folgen, da der PCT auf diesem Abschnitt gesperrt ist. Anscheinend wegen gefährdeter Tiere oder so. Das Laufen auf der Straße mit dem harten Untergrund macht mir weniger Spaß. Immerhin ist dir Straße aktuell gesperrt und somit ist kein Verkehr. Auf dem Asphalt laufe ich schnell weiter und kann dann bald wieder auf einen kleineren Pfad wechseln.

Dieser führt mich durch eine kleine Schlucht zurück auf den PCT. Kurz vor dem eigentlichen Trail, geht es über einen kleinen Fluss. Auf der anderen Seite lege ich Mittagspause ein. Ich wasche mich und einige Kleider im kalten Wasser und koche mir danach noch eine Kleinigkeit zu essen. Nach knapp einer Stunde laufe ich wieder weiter.

Heute treffe ich auffallend wenig Leute an. Einen, mit dem ich mich bereits am Morgen unterhalten habe, treffe ich öfters. Ansonsten überhole ich noch zwei Rentner, die hier wandern sind und eine Gruppe Pfadfinder kommt mir entgegen. Sonst war es das auch für die meiste Zeit des Tages. Es geht weiter durch eher unspektakuläre Landschaften. Immer wieder geht es durch Wald, der auch hier häufig Brandspuren aufweist. Zwischendrin bekomme ich interessante Blumen zu gesicht.

Ansonsten plätschert der Weg aber eher so vor sich hin und ich lege schnell einige Kilometer zurück, ohne wirklich oft anzuhalten. Immerhin komme ich unterwegs an einer 400 Meilen-Markierung vorbei.

Erst kurz vor dem angepeilten Camp, treffe ich wieder auf andere Hiker, die ich noch schnell überhole, um einen guten Platz zu bekommen. Am Camp angekommen, koche ich mir etwas zu Essen, lese und gehe dann bald schlafen. Auf ein Zelt verzichte ich auch heute wieder einmal.

Tag 23 – 38,7 km – Sonntag 19.05.2024

Die Nacht war heute bitter kalt. Ohne mein Zelt spürte ich die Kälte, konnte aber trotzdem verhältnismäßig gut schlafen. Um 6 Uhr stehe ich auf packe alles zusammen und frühstücke. Da ich kein Zelt zusammenbauen muss, geht es früh los.

Es geht direkt längere Zeit bergauf. Am Morgen ist es noch angenehm zu laufen und somit komme ich gut voran.

Nach etwa zwei Stunden erreiche ich den Gipfel des Berges. Von oben habe ich einen guten Blick auf die Landschaft vor mir und kann weit sehen. Viele Hügel sind zu erkennen und während des längerem Abstiegs, habe ich genügend Zeit die Umgebung genauer zu betrachten und sehe auch wieder viele Tiere.

Kurz vor einer Feuerwehrwache treffe ich auf Grace, die in Kalifornien lebt. Zusammen laufen wir die restlichen Meter bis zur Feuerwache. Dort gibt es einen kleinen Bereich, wo wir unser Wasser auffüllen können. Wir treffen direkt eine ganze Gruppe von Hikern an, die unter einem Busch Schutz vor der Sonne sucht. Außerdem hat ein lieber Trailangel kalte Limonade und Chips bereitgestellt, die in einer Truhe auf uns warten. Wir setzen uns zu den anderen und ich unterhalte mich eine Weile mit einem anderen Hiker, der aber nur für einige Wochen auf dem Trail unterwegs ist. Zusammen mit seiner Frau, möchte er in drei Jahren den ganzen Trail gelaufen sein. Nach einer leckeren kalten Limo, laufe ich wieder weiter.

Es geht erneut längere Zeit bergauf und in der warmen Mittagssonne schwitze ich sehr. Nach einer gefühlten Ewigkeit bergauf, geht es eher angenehm weiter. Immer Mal wieder ein bisschen nach oben und dann wieder nach unten.

Gegen 14 Uhr lege ich meine Mittagspause ein und esse Couscous. Danach geht es nochmals 4 Meilen bis zu einer Wasserstelle, bei der ich die Reserven bis zum Abend und für den Morgen auffüllen muss, da es bis zum nächsten Camp in 5 Meilen kein Wasser mehr gibt.

Mit einem schweren Rucksack mache ich mich also wieder auf den Weg. Es geht Mal wieder nach oben und erst nach 24 Meilen erreiche ich das angestrebte Camp. Dort esse ich zu Abend und hänge mein durchgeschwitztes Shirt in die Sonne, um es zu trocknen. Da ich heute keine Lust habe mich noch mit anderen zu unterhalten, lese ich lieber noch etwas, während vor mir langsam die Sonne untergeht und gehe danach in meinen Schlafsack, um unter dem Sternenhimmel einzuschlafen.

Tag 24 – 28,4 km – Montag 20.05.2024

Die Nacht heute war deutlich wärmer als die letzte. Um 5:30 Uhr stehe ich auf und packe alles zusammen. Nach einem kurzen Frühstück laufe ich in der Dämmerung los.

Bereits nach wenigen Minuten bekomme ich direkt eine wunderbare Sicht, auf die Wolken, die noch vor mir im Tal hängen. Die Sonne strahlt die Wolken golden an und mal wieder bewundere ich dieses Naturspektakel.

Da ich heute aber in Acton meine Vorräte auffrischen möchte und es knapp 14 Meilen (23 km) bis zur Straße sind, habe ich es trotzdem eilig. Der Weg führt mich langsam bergab und da die Wolken aufsteigen, komme ich der Wolkendecke immer näher.

Nach einiger Zeit tauche ich dann in die Dichte Wolkenmasse ein und somit sehe ich bald nicht mehr sehr viel. In der Stille der Wolken laufe ich immer weiter und treffe auch keine Menschen an. Schnellen Schrittes geht es für mich voran und bald habe ich die ersten 7,5 Meilen geschafft. Da es aber nicht mehr weit bis zur Straße ist, mache ich selbst hier keine Pause, sondern laufe einfach immer weiter.

Etwa 5 Meilen vor meinem Ziel, bekomme ich dann wieder eine etwas bessere Sicht auf die Umgebung. Ich laufe weiter nach unten und treffe dann tatsächlich noch auf andere Hiker.

An der Straße gibt es einen Campingplatz, wo sie alle einkehren wollen.

Ich folge ihnen und kaufe mir im Kiosk des Campingplatzes eine Cola und ein Schokomuffin. Danach gehe ich zur Straße und Versuche in das Dorf zu trampen. Da der Verkehr aber gegen null geht, sind meine Aussichten nicht besonders gut. Zum Glück hält nach einigen Minuten ein Trailangel, der Hiker in das Dorf und zurück bringt, an und nimmt mich, sowie zwei andere Leute, mit.

In der Stadt kaufe ich dann zuerst in einem Supermarkt Lebensmittel für die nächsten 4-5 Tage ein. Danach laufe ich zu einem Mexikaner, den mir der Trailangel empfohlen hat. Dort esse ich einen leckeren und echt großen Burrito. Danach laufe ich zurück zur Straße und werde direkt wieder vom Trailangel eingesammelt. Somit komme ich nach 2 Stunden Aufenthalt im Dorf, gegen 14 Uhr wieder am Campingplatz an. Dort frage ich, ob man auch nur duschen kann, da ich keine Übernachtung brauche. Da hier anscheinend alles separat bezahlt wird ist dies kein Problem und für 7$ bekomme ich Shampoo, ein eigenes Handtuch und darf solange duschen, wie ich möchte. Dieses Angebot koste ich gnadenlos aus und somit stehe ich knapp eine halbe Stunde unter der warmen Dusche und wasche dabei den Dreck der letzten Wochen ab. Immerhin habe ich seit dem Start vor über drei Wochen erst einmal in Idyllwild geduscht. Ansonsten mussten kalte Bäche und Flüsse herhalten, wohingegen die warme Dusche eine echte Wohltat ist. Neben meinem Körper wasche ich auch einige Kleider direkt mit, was wirklich lange dauert, da sich auch hier ziemlich viel Dreck angesammelt hat.

Danach gehe ich zurück zum Kiosk und kaufe mir nochmals eine Cola. Während meine Kleider in der Sonne trocknen, trinke ich das wohltuende Getränk und treffe auch einige bekannte Gesichter an, mit denen ich mich austausche. Kurz nach 16 Uhr packe ich dann alles zusammen und mache mich wieder auf den Weg. Schnell lasse ich den Campingplatz hinter mir und es geht direkt wieder leicht bergauf. Anstatt Bäume oder Sträucher, treffe ich hier aber auf trockenes Gras, welches in der späten Mittagssonne schön angestrahlt wird.

Vor mir sind auch einige interessante Felsformationen zu sehen, die mich in den nächsten Tagen wohl begleiten werden.

Nach 28,5 km biege ich kurz vor einem Campspot ab und breite dort meine Sachen aus. Die Stelle sieht besser windgeschützten aus als der Campspot in einigen Metern Entfernung. Ich koche mir noch Abendessen und baue dann doch mein Zelt auf. Eigentlich wollte ich Cowboycampen, aber aufgrund der vielen Wolken die ich heute im Tal gesehen habe, entscheide ich mich dann doch um, bevor ich morgen mit einem nassen Schlafsack aufwache. Als die Sonne untergegangen ist, gehe ich in mein Zelt und schlafe auch bald ein.

Überblick

Aktuell habe ich es bis zur Meile 447 geschafft. Die nächsten Etappen sollten etwas flacher sein und eventuell kann ich dort noch ein paar mehr Kilometer pro Tag zurücklegen. Mittlerweile habe ich auch schon mehr als die Hälfte der Wüste durchquert und so langsam muss ich mich auf das Gebirge der Sierra vorbereiten.

Hier noch eine Grafik, wo ich mich gerade befinde:

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