Halbzeit – Meile 1196 bis 1339

Tag 69 – 44,7 km – Donnerstag 04.07.2024

Heute stehe ich um halb 6 auf und packe leise alles zusammen.

Dann laufe ich einige Meter, bis ich einen Platz mit einer schönen Aussicht finde. Dort frühstücke ich entspannt.

Als ich wieder loslaufe, geht es direkt auf und ab. Schnell lege ich einige Höhenmeter zurück und komme immer weiter nach oben. Ich bekomme einige Seen zu Gesicht.

Weiter oben muss ich immer wieder durch kleinere Schneefeldern, aber ich komme auch gut ohne Microspikes zurecht.

Danach geht es erst weiter nach unten und dann wieder nach oben. Immer kleine Anstiege, welche aber ganz OK sind.

Am Abend bekomme ich es dann noch mit einem längeren Anstieg zu tun. Von oben habe ich eine sehr gute Sicht und finde sogar einen schönen Campingplatz direkt am Gipfel. Leider habe ich kein Wasser mehr und somit muss ich auf der anderen Seite absteigen.

Etwas später werde ich im Wald fündig. Dort gibt es einen Campingplatz und etwas entfernt eine kleine Quelle. Dort hole ich mir Wasser und koche mein Abendessen. Danach gehe ich direkt schlafen, da es bereits spät ist.

Tag 70 – 44,2 km – Freitag 05.07.2024

Entspannt frühstücken ich noch am Morgen und laufe dann schnell los.

Es geht längere Zeit entspannt durch den Wald und ich bekomme schöne Blumen zu sehen.

Nach einem kleinen Anstieg ändert sich die Landschaft dann aber schlagartig. Ich finde mich auf einmal in toten Wald wieder und in der Ferne kann ich Höhe Berge erblicken. Ich lege eine kleine Trinkpause ein und schaue mir die Landschaft genauer an.

Danach geht es längere Zeit durch abgestorbene Bäume, die anscheinend Opfer eines Waldbrands wurden. Das Laufen in dieser Gegend ist sehr anstrengend, da immer wieder umgefallen Bäume den Weg versperren und ich darüber klettern muss.

Nach einer Weile wird der Weg immer wilder und ich nehme eine alternative Route, welche bereits in den diversen PCT-Foren vorgeschlagen wurden. Diese führt mich über eine Straße durch den toten Wald. Die Sonne brennt von oben herunter und die Hitze steht regelrecht auf dem Weg. Hier macht mir das Wandern ziemlich zu schaffen, aber ich muss trotzdem fast 4 Meilen immer weiter laufen.

Als ich endlich wieder auf den PCT komme, wird es etwas besser. Es geht im Schatten von Bäumen etwas hinab zu einem Fluss. Dort biege ich ab und lege eine Mittagspause ein. Zuerst nehme ich ein Bad im kalten Wasser, was wirklich gut tut. Danach lege ich mich auf der anderen Seite des Flusses in den Schatten und esse zu Mittag. Nach fast 2 Stunden breche ich wieder auf.

Von nun an geht es für mich immer weiter hinauf. Ich habe einen ziemlich langen Anstieg vor mir, der mich etwa 1000 Höhenmeter weiter nach oben bringen soll. Am Nachmittag nimmt die Hitze zwar etwas ab, aber der lange Anstieg ist trotzdem sehr anstrengend.

Umso froher bin ich, als ich am späten Abend endlich einen freien Platz an einem Felsen am Gipfel des Berges erblicke. Von hier aus habe ich eine super Aussicht und kann noch die letzten Minuten Abendsonne genießen.

Ich koche mir mein Abendessen und erfreue mich an der schönen Aussicht. Später kommt noch eine andere Hikerin dazu, die ebenso erschöpft aussieht wie ich.Obwohl es nur 27 Meilen waren, haben wir den ganzen Tag dafür gebraucht, das unter anderem auch daran lag, dass die vielen Baumstämme auf dem Weg und die zugewachsenen Pfade uns ziemlich ausgebremst haben. Die Hitze am Mittag war dabei auch nicht gerade förderlich. Als wir mit Essen fertig sind, kommt noch eine Gruppe von Jugendlichen, die hier anscheinend wohnen und mit dem Auto hochgefahren sind, und schlägt ihre Zelte einige hundert Meter von uns entfernt auf.

Tag 71 – 52 km – Samstag 06.07.2024

Da ich Cowboycampen war, konnte ich in der Nacht wieder die Milchstraße betrachten, was nach wie vor ein traumhafter Anblick ist. Pünktlich um 5:30 wache ich auf, um mir den Sonnenaufgang anzuschauen. Dabei frühstücke ich entspannt. So kann der Tag beginnen.

Gegen halb 7 laufe ich dann endlich los. Am Morgen geht es lange Zeit Recht entspannt durch den Wald. Immer wieder komme ich an einer Lichtung vorbei oder kann neben mir die Berge in der Ferne beobachten. Heute fällt mir das Laufen trotz der morgendlichen Hitze einfach und ich komme gut voran. Angeblich soll es heute noch wärmer als gestern werden, was ich am Morgen bereits spüren kann. Auch am heutigen Tag, komme ich immer wieder an abgebrannten Wald vorbei.

Da ich bereits gegen 12:30 die ersten 15 Meilen absolviert habe, lege ich eine ausgiebige Mittagspause im Schatten eines Baumes ein. Heute gibt es wieder etwas andere Tortillas, welche ich mit einer Füllung aus Bohnen bestücke. Nach der einstündigen Pause, mache ich mich in der Mittagshitze wieder auf den Weg.

Solange ich im Wald laufen kann, ist es die meiste Zeit in Ordnung. In den zahlreichen abgebrannten Bereichen hingegen, steht die Hitze regelrecht und ich schwitze sehr. Immer wieder trinke ich größere Mengen Wasser, um keinen Hitzschlag zu bekommen. Mittlerweile ähnelt nicht nur die Landschaft teilweiser der Wüste, sondern auch die Hitze und somit mein Wasserverbrauch.

Am Nachmittag kommt ein längerer Abstieg auf mich zu. Insgesamt geht es knapp 1500 Meter hinab ins Tal. Die meiste Zeit kann ich immerhin im Wald laufen, auch wenn das für meine Knie keine Besserung bringt. Der Weg ist zwar nicht wirklich steil, aber das dauerhafte Hinunterlaufen spüre ich trotzdem in den Gelenken.

Nach einer gefühlten Ewigkeit (in echt einige Stunden) erreiche ich endlich das Tal mit dem Resort Belden. Hier ist gerade ein Musikfestival und somit falle ich mit meinem schweren Rucksack doch etwas auf. In einem Laden kaufe ich mir einen Eistee und Snickers, welches ich beides direkt verspeise. Immerhin habe ich bereits über 25 Meilen absolviert.

Nachdem ich mich einige Minuten ausgeruht habe, mache ich mich wieder auf den Weg. Wenn ich die Leute so im Fluss baden sehe, bekomme ich richtig Lust auch hier zu bleiben und entspannt ein kaltes Bier im kühlen Wasser zu genießen. Da ich aber noch einiges an Strecke zu bewältigen habe, laufe ich gegen 18:30 Uhr wieder los.

Es geht über eine Brücke und dann stetig den Berg hinauf. Unten kann ich das Festival sehen und ich dagegen muss in der noch immer warmen Abendsonne den Berg hinauf.

Anfangs gibt es auch keinerlei Schatten und somit wird es mal wieder ein Kraftakt.

Später geht es kurz durch den Wald und ich fülle an einem Bachlauf mein Wasser auf. Dann erreiche ich nach über 52 Kilometern endlich ein Camp, wo es noch einen freien Platz für mich gibt. Nach den fast 1500 Höhenmetern im Anstieg und über 2000 im Abstieg, bin ich doch ziemlich erschöpft. Ich koche mir noch schnell etwas zu essen und gehe dann auch direkt schlafen, da es bereits fast halb 10 ist.

Tag 72 – 47,4 km – Sonntag 07.07.2024

Heute werde ich von einem Reh geweckt, das in aller Seelenruhe neben mir frisst. Alle anderen sind anscheinend schon aufgebrochen, um den bevorstehenden, langen Anstieg in der Kühle des Morgens zu absolvieren. Ich trinke kurz einen Kaffee und laufe dann auch los.

Der Weg, welcher teilweise sehr zugewachsen ist, führt mich direkt nach oben. Anfangs bin ich im Wald unterwegs und das Laufen im Gebüsch ist ziemlich nervenaufreibend.

Weiter oben komme ich langsam aus dem dichten Wald heraus und es geht über Wiesen weiter.

Bereits früh am Morgen erreiche ich die 1300 Meilen Marke. Somit stehe ich kurz vor der Hälfte des gesamten PCTs.

Es geht weiter hinauf und bald bin ich wieder in abgebrannten Gebieten unterwegs. Hier habe ich weniger Schutz von der Sonne und diese brennt mittlerweile ziemlich stark auf mich herab. Nach einem langen Anstieg, welcher immerhin knapp 1200 Höhenmeter hat, komme ich endlich oben an. Ich mache eine kurze Verschnaufpause und trinke mein letztes Wasser.

Danach geht es leicht bergab, aber bei der mittlerweile herrschenden Hitze ist selbst das anstrengend.

Umso mehr freue ich mich, als ich gegen 12 Uhr endlich eine Wasserquelle mit eiskaltem Wasser finde. Hier fülle ich mein Wasser auf und lege mich zu anderen PCT-Hikern in den Schatten eines Baumes. Dort ruhen wir uns etwas aus. Die anderen sind angeblich bereits um 4 Uhr morgens aufgebrochen, um der Hitze zu entkommen, und machen hier nun mehrere Stunden Siesta. Da ich aber noch einige Kilometer zu absolvieren habe, laufe ich nach einer Stunde wieder los.

Mittlerweile ist es so dermaßen warm, dass ich nur sehr langsam laufen kann und trotzdem spürbar angestrengt bin. Immer wieder mache ich kleinere Pausen und schaffe nur 2-3 Meilen, ehe ich eine weitere kleine Pause machen und etwas trinken muss. Leider habe ich aber auch nicht besonders viel Wasser dabei und somit schleppe ich mich bis zur nächsten Wasserstelle.

Hier muss ich dann aber erstmal 500 Meter vom Trail zu einer Quelle hinabsteigen, nur um danach wieder alles nach oben zu laufen. So wirklich Spaß macht mir daher das Wandern heute nicht.

Gegen Nachmittag lässt die Sonne immerhin etwas nach und ich nehme mir vor noch bis zur nächsten Quelle zu gelangen. Dort fülle ich nochmals mein Wasser auf und esse zu Abend. Da es aber nun schön kühl ist und ich morgen wieder am Morgen in eine Stadt kommen möchte, laufe ich danach doch nochmal los.

Es geht weiter den Berg hinauf und ich laufe immer höher. Die Sonne geht langsam unter und lässt die Landschaft in einem schönen Licht scheinen. Da die erste freien Plätze am Hang alle reserviert sind, erreiche ich erst gegen 21 Uhr einen geeigneten Platz. Bis dorthin habe ich wieder knapp 29 Meilen absolviert und bin über 2200 Höhenmeter aufgestiegen. Dementsprechend kaputt bin ich am Abend und lege mich direkt schlafen.

Tag 73 – 27,7 km – Montag 08.07.2024

Heute stehe ich wieder früh auf und mache mich direkt auf den Weg. Denn in den nächsten Meilen sollte ich die 1325 Meilen Markierung und somit die Hälfte des Weges erreichen. Auf einem Stein mit Aussicht trinke ich noch einen Kaffee und laufen dann schnell weiter, da ich die Markierungen kaum abwarten kann.

Die Anstrengung der letzten Tage vergesse ich dabei und somit bin ich schnell unterwegs. Noch am frühen Morgen erreiche ich dann tatsächlich die Markierung. Ein Hiker, den ich von den letzen Tage kenne und der auch gerade hier ist, macht ein Bild von mir.

Dann überqueren wir die Markierungen und gratulieren uns gegenseitig.

Im Trail-Register (quasi ein Logbuch, wo alle Hiker die durchkommen sich eintragen können), schauen wir noch, wer in den letzten Tagen hier vorbeigekommen ist. Danach laufen wir wieder weiter, um noch vor der einsetzenden Hitze im Tal anzukommen.

Freudig über diese Mental wichtige Markierung, renne ich fast den Berg nach unten. Es geht für mich weitere Meilen durch den Wald bergab, wobei auch heute kaum lebenden Bäume anzutreffen sind. An einer Quelle fülle ich mein Wasser auf und treffe auf bekannte Gesichter. Die letzten Meter bis zur Straße, welche mich nach Chester bringen soll, sind bald zurückgelegt.

Glücklicherweise werde ich direkt von einer Frau eingesammelt, die gerade an der Straße gehalten hatte und somit erreiche ich bald Chester. Dort gehe ich erstmal lecker frühstücken und treffe auch dort auf bekannte Gesichter aus den letzten Wochen.

Während viele hier einen Pausentag einlegen oder zumindest im Hotel übernachten, geht es für mich wahrscheinlich am Abend wieder weiter, da mir die Hotelpreise (~$220) für eine Nacht dann doch zu teuer sind. Ich kaufe in einem Supermarkt für die nächsten Tage ein und schicke meinen Bärenkanister endlich in den Norden. Zuerst hatte ich überlegt, diesen bis nach Kanada zu tragen. In den letzten Tagen habe ich mich dann aber doch dagegen entschieden, da er nicht mehr zwingend erforderlich ist und einfach zu viel wiegt. Am Nachmittag esse ich noch eine Calzone in einer Pizzeria und nutze dort das WLAN, um Bilder auf meinen Blog hochzuladen. Als ich damit fertig bin und zurück auf die Straße gehe, halt direkt ein Auto und der Fahrer frägt mich, ob ich zurück zum trail möchte. Somit komme ich wirklich schnell zum PCT und muss nichteinmal trampen. Wie mir der ortsansässige mitteilt, war es in den letzen 59 Jahren, in denen er hier wohnt, nicht so warm wie aktuell. Immerhin haben wir tagsüber etwa 38 Grad und das soll die nächsten Wochen anscheinend anhalten.

Zurück am Trail, laufe ich dann entspannt in der Abendsonne kurz nach 18 Uhr los. Es weht ein leichter Wind, welcher das Laufen angenehmer macht und somit kann ich noch einige Meilen zurücklegen.

Kurz vor 21 Uhr finde ich einen guten Platz im Wald und schlage dort mein Nachtlager auf.

Übersicht

Mittlerweile habe ich tatsächlich bereits die Hälfte des PCT geschafft. Nun trennen mich nur noch 1325 Meilen von meinem Ziel Kanada. Wobei ich zeitlich wahrscheinlich schon deutlich über die Hälfte absolviert haben sollte. In den letzten Tagen konnte ich meinen täglichen Schnitt immer weiter erhöhen und werde vorraussichtlich auch die nächsten Wochen nochmals einen Gang zulegen. Da ich meinen Bärenkanister nun abgegeben habe, kann ich das Tempo hoffentlich noch etwas hochschrauben und der Weg selbst, sollte auch einfacher werden.

Mal schauen, wie schnell ich Kalifornien endlich hinter mir lassen kann. Aktuell hoffe ich nur, dass die Waldbrände hier in der Region mich nicht zu sehr beeinflussen werden.

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