Bonjour France – Tag 25 bis 29

Tag 25 – Lausanne bis Gland (34,8km) – Dienstag 25.07.2023

Um 7 Uhr stand ich auf und packte alles zusammen. Ich aß noch ein kleines Zimmer auf meinem Zimmer und machte mich dann früh auf den Weg, da ich heute eine lange Etappe vor mir hatte.
Die Stadt ließ ich schnell hinter mir und ich wanderte ganz entspannt am See entlang. An einer Parkbank direkt am See legte ich eine kurze Pause ein, um meinen morgendlichen Kaffee zuzubereiten. Nach einigen Sekunden ging mir dann noch das Gas aus und meine erste Gaskartusche war somit leer. Glücklicherweise hatte es noch genau gereicht, um das Wasser zu erwärmen. Ich genoss meinen lauwarmen Kaffee als umso mehr und genoss dabei den Blick auf das Wasser und die dahinter liegenden Berge. Auf der anderen Seite des Sees konnte ich bereits den angekündigten Regen fallen sehen.

Nachdem ich meine Wanderung fortgesetzt hatte, ging es noch für eine Weile am See entlang. Danach ging es immer weiter vom See weg. Nach einiger Zeit traf ich auf eine kleine Gruppe von Pilgerinnen. Die vier älteren Damen wollten in 10 Tagen so weit laufen wie sie konnten und waren bisher den zweiten Tag unterwegs. Ich schloss mich ihnen für einige Minuten an und unterhielt mich mit ihnen über den bisherigen Weg und die weiteren geplanten Etappen. Nach knapp 10 Minuten verabschiedete ich mich aber wieder von ihnen, da mir das Tempo doch ein wenig zu langsam war.

Nach einer weiteren Etappe zum See und wieder weg davon traf ich auf einen weiteren Pilger, welcher unter einem Baum Schutz vor dem Regen suchte. Ich stellte mich auch unter den schützenden Baum und unterhielt mich mit ihm, bis der Regen wieder weniger wurde. Der aus Deutschland stammende Mann lief tatsächlich von Konstanz aus und wollte so wie ich bis nach Santiago de Compostela in Spanien durchlaufen. Vor einigen Jahren sei er den Weg bereits auf einer anderen Route gelaufen. Da er aktuell in Altersteilzeit sei, habe er genug Zeit nun auch auf diesem Weg durchzumarschieren. Ich freute mich darüber endlich auch einen Pilger zu treffen, welcher eine ähnliche Route wie ich läuft und der sich auch die gesamte Distanz vorgenommen hatte. So fühlte ich mich immerhin ein bisschen weniger verrückt. Als der Regen wieder weniger wurde, lief er wieder weiter und ich bog noch kurz in eine Kirche nebenan ab, um mir dort einen Stempel abzuholen.

Danach setze ich meine Wanderung fort. Da ich noch einige Kilometer zu laufen hatte und für heute Abend wieder starker Regen mit Gewittern gemeldet waren, beeilte ich mich mal wieder. Unterwegs las ich auf einem Schild von einer Pilgerunterkunft, welche sich in 16km Entfernung befinden sollte. Ich rief dort an und vereinbarte mit der Frau, dass ich um 5 dort sein werde. Da es bereits nach 1 Uhr war, machte ich mich schnell wieder auf den Weg um die letzten 16km in den knapp 3,5h zu schaffen.

Bei mittlerweile wieder schönem Wetter lief ich durch Obst- und Gemüseanlagen hindurch. Ich legte schnell Strecke zurück und traf tatsächlich 10 Minuten vor 5 in der Unterkunft ein. Nach den heutigen 35km war ich froh angekommen zu sein. Kurze Zeit später kam die Frau vom Telefonat vorbei, um mir alles zu zeigen. Für 10 Franken war es tatsächlich eine Art Luxusunterkunft, welche ich sogar ganz für mich alleine hatte.
Nachdem ich eine entspannte Dusche genommen hatte, kaufte ich mir in einem nahe gelegenen Supermarkt ein bisschen was zum Abendessen und ließ den Tag entspannt ausklingen.

Tag 26 – Gland bis Genf (37,2km) – Mittwoch 26.07.2023

Top ausgeruht erwachte ich um 7 Uhr. Ich packte meine Sachen zusammen und bereitet mir mein Frühstück vor, welches ich am Tag zuvor im Supermarkt gekauft hatte. Da ich mir beim Frühstücken Zeit ließ, verließ ich die Unterkunft erst gegen 8 Uhr.

Zuerst ging es durch den Wald. Ich lief entlang von alten Wehranlagen, welche ich hier in der Gegend auch weniger erwartet hatte. Wenig später kam ich an einem alten Kloster mit einem schönen Klostergarten vorbei, ehe ich mal wieder in die Weinberge wechseln durfte. Auf diesem Wegabschnitt hatte ich dauerhaft den See im Blick.

Obwohl das Wetter gut und die Aussicht schön war, hatte ich heute irgendwie nicht besonders viel Lust zu laufen. Vielleicht lag es einfach an dem leicht drückenden Wetter oder an den Anstrengungen der letzten Zeit. Da ich aber endlich aus der teuren Schweiz herauskommen wollte, lief ich einfach immer weiter. Als ich wenige Kilometer vor Genf die bekannte Fontäne erblickte, gab mir das dann einen kleinen Motivationsschub.

Ich lief dann wieder mit neuen Kräften weiter bis nach Genf. Dort suchte ich mir dann einen Platz für die heutige Nacht. Da die Jugendherberge leider bereits ausgebucht war, musste ich noch weiter in das Stadtzentrum laufen. Dort nahm ich mir dann in einem überteuerten Hotel ein Zimmer. Als ich erschöpft auf das Bett im Zimmer fiel, stellte ich fest, dass ich heute tatsächlich über 37km gelaufen war. Auf eine Stadtbesichtigung hatte ich daher auch keine Lust. Ich kaufte mir im gegenüberliegenden Dönerladen einen Yufka und verspeiste diesen schnell. Danach legte ich mich wieder auf das Bett im Hotel und ruhte mich einfach nur noch aus.

Tag 27 – Genf bis Neydens (20,7km) – Donnerstag 27.07.2023

Nach einer sehr erholsamen Nacht stand ich um halb 8 auf. Zuerst ging ich in einen Supermarkt, um mir ein kleines Frühstück zu kaufen. Dann lief ich zur Kathedrale der Stadt und musste dort feststellen, dass diese noch geschlossen war. Daher lief ich dann einfach wieder runter an den See. Als ich dort ankam, bemerkte ich, dass leider auch die Fontäne noch aus war. Ich setze mich auf eine Bank und verspeiste dort mein Frühstück. Als ich gerade fertig war und mich auf den Weg machen wollte, bekam ich endlich auch noch die hohe Fontäne von Genf zu sehen. Ich machte schnell ein paar Bilder und lief danach wieder in die entgegengesetzte Richtung los, um die Stadt so schnell wie möglich hinter mir zu lassen.

Als ich die Stadt endlich verlassen hatte und wieder abwechselnd durch Wald und Wiesen lief, genoss ich die Ruhe sehr. Immer wieder blickte ich zurück auf die Stadt und den See. Aufgrund der anstrengenden letzten Tage ließ ich es heute sehr entspannt angehen und machte viele Pausen, um immer wieder die Aussicht zu genießen.

Als ich dann kurz vor der Grenze zu Frankreich ankam, setze ich mich auf einer Bank hin. Von dort aus konnte ich bereits die ersten Häuser in Frankreich sehen. Ich blieb für einige Minuten sitzen und dachte über das Erlebte in der Schweiz nach. Mit der Erkenntnis im Kopf, dass ich in wenigen Minuten die Grenze nach Frankreich überqueren und somit die Schweiz nach nicht einmal 4 Wochen hinter mir lassen werde, freute ich mich sehr und es erfüllte mich mit Dankbarkeit das alles erlebt zu haben.

Nach der Pause machte ich mich wieder auf den Weg und bereits nach wenigen Minuten kam ich an einem Schild vorbei, welches mir klarmachte, dass ich nun die Schweiz verließ und die Grenze überquerte. Nachdem ich den kleinen Bach überquert hatte, war ich also in Frankreich angekommen, wo ich für die nächsten Wochen meine Reise fortsetzen werde.

Nach knapp 18km wollte ich eine Pause einlegen. Ich machte einen kleinen Umweg zu einem Supermarkt und auf dem Rückweg kam ich an einem Schild vorbei, dass es im Ort einen Campingplatz mit Pool für wenig Geld gäbe. Ich entschloss mich spontan dort zu fragen, ob sie noch einen Platz für mein kleines Zelt hatte.
Glücklicherweise war noch ein Platz frei und somit machte ich heute bereits um 3 Uhr Feierabend. Mit meiner in Genf neu erworbenen Gaskartusche machte ich mir zuerst einen Kaffee.

Da ich für den Pool meine „Badehose“ leider nicht verwenden durfte, musste ich mir für 5€ noch eine enganliegende Badehose kaufen, welche es aber immerhin in einem Laden direkt dort gab.
Danach sprang ich dann in das kühle Wasser des Pools und genoss die Zeit. Ich wechselte zwischen der Sonnenliege und dem Wasser immer wieder ab und nutze das Massagebecken intensiv.

Am späteren Abend ging ich dann auf dem Campingplatz noch etwas essen. Bei Livemusik und einem kühlen Bier feierte ich dann meinen heutigen Meilenstein. Um kurz vor 10 machte ich mich dann aber auch auf den Weg in mein Zelt und ging schlafen.

Tag 28 – Neydens bis Chaumont (31,6km) – Freitag 28.07.2023

Trotz des angenehmen Schlafplatzes hatte ich nicht wirklich gut geschlafen. Da der vorhergesagte Regen um 6 Uhr nicht kam, blieb ich einfach noch bis um 7 Uhr liegen. Als ich mich wieder auf den Weg machte, ging es auch direkt steil bergauf. Schwitzend und schnaufend gewann ich schnell an Höhe und bekam somit schon früh am Morgen einen schönen Blick auf Genf und den Genfersee.

Immer wieder kam ich an Statuen und Gemälden mit Bezug zum Jakobsweg vorbei. Es war klar ersichtlich, dass dieser Weg hier doch bekannter ist und mehr Pilger unterwegs sind als auf meinen bisherigen Routen. Unterwegs kam ich an einer kleinen, aber schönen Kirche vorbei, welche in einem schönen Gewölbekeller untergebracht war. Der Weg selbst führte immer weiter nach oben.

Zwischendrin kam ich an einem Haus vorbei, welches komplett in Weihnachtschmuck gehüllt war und einen Tannenbaum vor dem Haus hatte. Zu meiner Überraschung wurde über Lautsprecher auch noch Weihnachtslieder abgespielt. Irgendwie ein konfuser Anblick, ein solches Haus mitten im Sommer bei knapp 30 Grad zu sehen. Den Sinn dahinter hatte ich leider nicht ganz verstanden.

Etwas verwirrt setze ich meine Reise danach dann wieder fort und lief noch weiter in die Höhe. Auf einer Wiese legte ich einen kleinen Mittagsschlaf ein, bis eine Joggerin vorbeikam und mich doch sichtlich amüsiert im Gras liegend sah. Schon nach wenigen weiteren Kilometern kam ich an einer Bank mit herrlicher Aussicht vorbei. Da ich mir diese nicht entgehen lassen wollte, legte ich hier erneut eine Pause ein und machte mir einen Mittagskaffee. Während ich diesen trank, genoss ich die Aussicht bei schönstem Wetter.

Trotz dieser vielen Pausen und der großen Anstiege kam ich doch schnell voran. Als ich am Nachmittag von einer Pilgerunterkunft las, welche in einem Ort nicht weit entfernt sein sollte, entschied ich mich dort hinzulaufen. Sollte dort kein Platz mehr sein, würde ich mein Zelt einfach irgendwo dort in der Nähe aufstellen. Gute Plätze für die Nacht gab es hier in der Gegend genug.

Nach einem letzten schweißtreibenden Anstieg kam ich in der Pilgerunterkunft in Chaumont an. Es war ein altes Haus mit Matratzenlager, in welchem bereits zwei Pilger einquartiert waren. Ich unterhielt mich ein bisschen mit dem Spanier Joaquin. Wie ich erfahren durfte, pilgerte er von Jerusalem nach Rom und war nun unterwegs nach Santiago de Compostela. Er machte nicht nur diese doch sehr lange Tour auf einmal, sondern war auch sonst bereits 3 Mal von zu Hause aus nach Santiago gepilgert.
Neben Joaquin war noch eine Französin da, welche aber leider weder Deutsch noch wirklich Englisch sprach. Da mein Französisch aber auch nicht wirklich weit über eine Begrüßung hinaus geht, konnten wir uns nur schlecht unterhalten.
Später kam noch ein junges Paar aus der Schweiz dazu, welche mit dem Fahrrad von Genf nach Lyon wollten und sich verfahren hatten. Daher übernachteten sie in der Pilgerunterkunft und wollten am nächsten Tag schauen, wie sie wieder auf die eigentliche Route zurückkehren konnten.
Bei einem gemeinsamen Abendessen in der Unterkunft unterhielten wir uns ein bisschen über die verschiedenen Routen und Beweggründe und tranken danach noch ein bisschen Bier und Wein zusammen.

Da das Wetter für die heutige Nacht gut gemeldet war und es vor der Unterkunft einen schönen Platz gab, baute ich, sowie das jüngere Paar, mein Zelt dort auf. Somit hatte ich einen ruhigen Schlafplatz für die Nacht und musste nicht im Matratzenlager schlafen. Um 10 Uhr schlief ich dann in meinem gemütlichen Zelt ein.

Tag 29 – Chaumont bis Seyssel – Samstag 29.07.2023

Da wir uns um halb 8 zum gemeinsamen Frühstück verabredet hatten, baute ich um 7 Uhr mein Zelt ab. Wie ich schnell feststellen konnte, hatte ich meinen Schlafplatz besser als die anderen gewählt. Anscheinend war die Nacht doch sehr windig und das jüngere Paar machte mir schnell klar, dass sie durch den Wind kaum geschlafen hatten. Ich selbst hatte davon aber nicht viel mitbekommen, hatte aber mein Zelt auch extra an einem windgeschützten Platz aufgestellt.

Nach dem gemeinsamen Frühstück wuschen wir noch kurz ab und dann machte ich mich auch als erster wieder auf den Weg. Hatte ich für den heutigen Tag zwar eine kleine Etappe, so wollte ich diese trotzdem so schnell wie möglich beenden. Nachmittags waren starke Regenschauer gemeldet. Daher lief ich schnell den Berg hinab und konnte bei noch gutem Wetter die Aussicht genießen. Es war schön, die Hügel und Berge zu sehen und das Laufen fiel mir heute sehr leicht. Bereits nach zwei Stunden hatte ich die Hälfte meiner heute geplanten Strecke geschafft.

Auf einer Bank nutze ich nochmals das gute Wetter, um eine Pause einzulegen und die Aussicht zu genießen. Wenig später setze der Regen ein und ich war fortan in meiner Regenjacke unterwegs. Der leichte Regen hinderte mich aber nicht daran weiterzulaufen.

Über kleine Pfade lief ich dem Wald entlang auf und ab. Bereits um 14 Uhr hatte ich mein heutiges Etappenziel im Blick. Neben dem Ort Seyssel konnte ich auch zum ersten Mal die Rhone erblicken, welcher ich morgen folgen werde. Da das Hotel im Ort leider keinen Platz mehr für mich hatte, ging es danach weiter auf den Campingplatz. Trotz gemeldetem starken Regen muss ich die Nacht also in meinem Zelt verbringen. Aber immerhin sollte ich dort vor den Gewittern geschützt sein.

Im Supermarkt nebenan kaufte ich mir Abendessen und bereitet das dann auf dem Campingplatz zu. Den Rest des verregneten Abends nutze ich, um an meinem Blog zu schreiben und ein bisschen zu lesen.

Nachdem ich mit dem Blog schreiben fertig war und einen Mittagschlaf zum Erholen absolviert hatte, ging ich duschen. Gegen 8 Uhr ging ich bei mittlerweile starkem Regen dann nochmals in das Restaurant. Da ich noch immer Hunger hatte, wollte ich dort zu Abend essen. Gerade als ich bestellen wollte kamen die zwei Pilger, welche ich gestern Abend kennengelernt habe, durch die Tür. Sie setzen sich zu mir an den Tisch und wir aßen zusammen zu Abend. Für mich gab es Burger mit Camembert. Joaquin und ich tranken noch zusammen ein Glas Wein und gegen 9 Uhr ging dann jeder von uns zu seinem Nachtlager. Ich legte mich in mein Zelt, welches Innen trotz des heftigen Regens noch immer trocken war und freute mich bei diesem Wetter auf meine kuscheligen Schlafsack.

P.S. Sobald ich Mal wieder in einer Unterkunft mit Internet bin, werde ich noch eine kleine Zusammenfassung der Strecke in der Schweiz und einen Überblick der gesamten Strecke machen. Das sollte eventuell dem ein oder anderen helfen ein bisschen besser einzuordnen wo ich mich gerade befinde und wie viel ich noch vor mir habe.

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