Viele Rinder – Tag 47 bis Tag 49

Tag 47 – Saint-Alban-sur-Limagnole bis Roc de Loups (35,4km) – Mittwoch 16.08.2023

Da der Supermarkt erst um 8:30 Uhr öffnete, blieb ich bis um 7:30 Uhr in meinem Zelt liegen. Dann packte ich alles zusammen und verließ den Campingplatz um kurz nach 8 Uhr.

Zuerst musste ich wieder 1 km zurück laufen. Dabei kamen mir schon die ersten Pilger entgegen. Im Supermarkt kaufte ich mir dann sowohl etwas vor den Morgen, als auch direkt für den Abend.

Danach lief ich dann auch endlich los. Schnell überholte ich wieder einige Pilger und traf auch den ein oder anderen von gestern wieder an. Eigentlich ging es den ganzen Tag durch Wiesen. Manchmal standen auch Rinder darauf. Die Landschaft wirkte ein bisschen wie in einem Western. Endlose Kuhweiden reihten sich aneinander.

Obwohl ich so spät losgelaufen war, kam ich schnell voran und legte in kurzer Zeit einiges an Strecke zurück. An einem Aussichtspunkt ließ ich davon einem Mitpilger ein Bild von mir machen und danach ging es auch schon wieder weiter.

In einem kleinen Ort kaufte ich mir beim Bäcker einen kleinen Snack und verspeiste diesen auf einer Bank. Dazu trank ich eine eiskalte Cola, welche bei den mittlerweile herrschenden Temperaturen eine regelrechte Wohltat war. Als ich wieder loslief, traf ich einige Pilger von gestern in einer Bar an. Dort tranken sie entspannt ihr Bier, während ich in der heißen Sonne vorbeilief. Hätte ich nicht gerade eine Pause gemacht, hätte ich mich wohl ein bisschen zu ihnen gesetzt.

Ich lief alleine weiter. Immer wieder kam ich durch kleine Orte und verließ diese danach wieder, um durch Wiesen zu laufen. Trotz der Hitze legte ich schnell einige Kilometer zurück.

Mittlerweile war es nicht nur sehr heiß, sondern es wurde auch langsam Zeit einen Schlafplatz zu suchen. Ich lieft immer weiter und suchte zuerst nach einer Wasserstelle, um meine Reserven für den Abend aufzufüllen. Leider kam ich für die nächsten 7km an keiner geeigneten Wasserstelle vorbei. In den endlos wirkenden Wiesen gab es entweder gar kein Wasser oder es gab einen kleinen Tümpel mit stehendem Gewässer, welches aber meistens voller Kuhscheiße war. Da wollte ich meine Reserven dann trotz Filter nicht auffüllen.

Irgendwann kam ich an einem Pilgercafe mitten im nirgendwo vorbei. Eine Frau verkaufte auf ihrem Hof selbstgemachte Sachen. Am Wegrand stand ein Schild, dass es neben Pizza und kleinen Snacks auch Salat und Obst gäbe. Da ich in den letzten Tagen immer Fertigessen, Pizza oder Burger zu mir genommen hatte, entschloss ich mich dazu dort einen Salat zu essen und mein Wasser aufzufüllen. Also ich dann nach einem Salat fragte, erklärte mir die Frau, dass leider schon alles ausverkauft sei. Sie hätte aber noch ein letztes Stück Pizza für mich. Während ich also meine Wasserreserven auffüllte, brachte mir die Frau ein Stück Pizza und ich aß mal wieder keinen gesunden Salat.

Danach setze ich meine Wanderung mit vollen Flaschen fort. Es ging mal wieder den Berg hinauf. Ein vorbei fahrendes Auto hielt kurz an und der Fahrer reichte mir eine Schale mit Keksen, damit ich mir einen nehmen konnte. Ich bedankte mich und lief mit meinem Keks im Mund fröhlich weiter bergauf.

Am höchsten Punkt des Berges gab es ein kleines Kunstwerk, bei dem man die untergehende Sonne in einem Kreis bestaunen konnte. Da die nächsten Orte einige Kilometer weg waren und ich somit keine Pilger oder andere Leute hier erwarten musste, entschloss ich mich dazu direkt am höchsten Punkt mein Zelt aufzubauen. Die Landschaft war herrlich und außer ein paar Rindern war weit und breit nichts außer Wiesen zu sehen.

Bevor ich mein Zelt aufbaute machte ich mir noch kurz mein Abendessen. Passend zur Landschaft bestand dieses aus weißen Bohnen und Fleisch. Es fühlte sich tatsächlich fast wie in einem dieser Western an, in dem die Cowboys in endlosen Graslandschaften einsam ihr Essen zu sich nahmen.

Als ich dann später auch mein Zelt aufgebaut hatte, schaute ich mir ganz entspannt den Sonnenuntergang an. Danach legte ich mich in meinen Schlafsack und schlief schnell ein.

Tag 48 – Roc de Loups bis L’Estrade (33,7km) – Donnerstag 17.08.2023

Heute stand ich kurz nach 6 Uhr auf und packte mein Zelt noch im Dunkeln zusammen. Mit meiner Stirnlampe auf dem Kopf packte ich alles in meinen Rucksack und machte mir schnell einen Kaffee und dazu ein Müsli. Während ich dieses zu mir nahm, genoss ich die aufgehende Sonne.

Danach machte ich mich wieder auf den Weg hinunter. Durch die noch immer tiefstehende Sonne wurden die Wiesen wunderschön angestrahlt und somit hatte ich einen beeindruckenden Morgen.

Es ging für mich für lange Zeit durch eine schöne Landschaft, welche noch immer von Wiesen und Rindern geprägt war.

Als ich dann nach knapp 9km auf den ersten Ort traf, kaufte ich mir in einem Bäcker ein Sandwich und direkt wieder Essen für den Abend. Danach spazierte ich über den Markt, welcher gerade stattfand. Interessanter Weise gab es nicht nur Stände mit Käse und Wurst, sondern es wurden auch Rinder verkauft. Auf dem Marktplatz standen sicher einige Dutzend Rinder, welche zum Verkauf angeboten wurden. Immer wieder kamen Händler und liefen durch die Reihen mit den Tieren. Ab und an wurden einige der Tiere verkauft und mit Wagen abtransportiert. Ich schaute mir das ganze Spektakel für einige Minuten an und verließ denn Ort danach auch schon wieder.

Danach ging es weiterhin durch Wiesen mit sehr vielen Rindern und ab und an auch mal kurz durch den Wald. Man merkte immer wieder, dass die Gegend hier durch Viehzucht geprägt war. So viele Rinder wie ich in den letzten zwei Tagen gesehen hatte, sah ich sonst wahrscheinlich in einem ganzen Jahr nicht.

Nach einem kurzen Abstieg kam ich an einem kleinen Ort vorbei. Dort gab es einige Cafes und ich setze mich, wie viele andere Pilger, an einem der Cafes hin. Ich kaufte mir eine Limonade zur Abkühlung und einen Espresso.

Nach dem kleinen Ort ging es über lange Zeit bergab. Meistens ging es dabei durch schattigen Wald, wodurch es trotz der Hitze sehr angenehm war. Mittlerweile war es auch schon wieder Nachmittag und ich schon eine Weile unterwegs. Immer wieder bogen Pilger in einem der kleinen Ortschaften ab, um ihre Pilgerunterkunft anzusteuern. Ich lief hingegen immer weiter und suchte nach einem passenden Platz für mein Zelt.
An einem der Orte füllte ich noch kurz mein Wasser auf und überquerte eine Pilgerbrücke. Ich verstand zwar nicht so ganz, warum es eine spezielle Brücke sein sollte, aber immerhin sah sie mit ihren alten Steinen schön aus.

Danach lief ich noch einen steilen Hang hinauf. Oben angelangt, ging es dann eher flach weiter durch den Wald. Nachdem ich den Wald verlassen hatte, kamen erneut Wiesen mit Rindern.

Ich lief immer weiter, bis ich auf eine Wiese traf, bei welcher der Eingang offen war und somit keine Tiere darauf weideten. Ich bog ab und lief auf der ungenutzten Weide ein Stück nach hinten, damit man mich vom Weg aus nicht sehen konnte. Dort ruhte ich mich zuerst im Schatten eines Baumes aus, ehe ich dann zu späterer Stunden mein Zelt aufbaute.

Gerade als ich meine Zähne geputzt hatte kam ein Mann auf der Wiese in meine Richtung gelaufen. Somit wurde ich zum ersten Mal auf meiner Reise beim Wildcampen erwischt. Der junge Jäger, welcher mit seinem Gewähr unterwegs war, machte mir aber schnell klar, dass ich gerne hier stehen bleiben darf und er es gut findet. Mit seinem bisschen Englisch erklärte er mir, dass ihm oder seinen Eltern die Wiese gehöre und sie nichts dagegen haben, dass ich hier Zelte. Dann versuchte er mir noch zu erklären was er heute schießen will. So ganz verstanden hatte ich es nicht, aber es war irgendetwas mit Geweih. Ich nehme an, dass er Rehe jagen wollte.
Nach einigen Minuten Unterhaltung lief er weiter die Wiese hinauf und verschwand irgendwann weiter oben. Ich legte mich ganz entspannt wieder auf meine Isomatte neben dem Zelt und las noch ein wenig in einem Buch, während ich die letzten Sonnenstrahlen genoss.

Danach schaute ich mir wieder den Sonnenuntergang an und ging danach dann auch schnell schlafen.

Tag 49 – L’Estrade bis Espalion (20,9km) – Freitag 18.08.2023

Da man mich von der Wiese aus nicht sehen konnte und der Besitzer nichts gegen ein Zelt hatte, blieb ich heute ein bisschen länger liegen. Kurz vor 7 Uhr baute ich dann mein Zelt ab und mache mich auf zu meiner heutigen Etappe.

Bereits nach einigen Minuten ging es bergab durch den Wald. An einer Stelle mit Aussicht und Sitzgelegenheit setze ich mich hin und machte mir mein Frühstück. Während meine Schwester wohl gerade beim Abstieg vom Ortler war, saß ich hier irgendwo im nirgendwo und genoss meinen Kaffee bei der Aussicht auf kleinere Berge, welche zwar nicht gerade die majestätischen Züge von gewaltigen Gipfeln hatten, aber irgendwie trotzdem einen schönen Anblick bot.

Als ich wieder im Wald unterwegs war fragte mich irgendwann eine Pilgerin, ob der folgende Weg schön sein solle oder nicht. Sie hatte anscheinend gesehen, dass man einen Teil der Strecke mit einem Kanu fahren konnte und überlegte sich, ob sie das machen solle oder nicht. Da ich meine Strecke nicht geplant hatte, wusste ich nicht wie die Strecke war. Aber da die Pilgerin immerhin gutes Englisch konnte und auch einigermaßen mein Tempo lief, wanderten wir für knapp 20 Minuten zusammen und unterhielten uns über unsere bisherigen Strecken. Sie war bereits einmal in Spanien auf dem Jakobsweg unterwegs und wandere anscheinend auch sonst öfters. So lange wie ich war sie jedoch noch nie unterwegs und sie gratulierte mir dazu, dass ich von zu Hause aus losgelaufen bin. Nach einem längeren Anstieg, bei welchem sie dann doch schnell außer Puste kam, verabschiedete sie sich von mir, da sie eine Pause zum Trinken brauchte. Danach lief ich also wieder alleine weiter.

Bald kam ich an einem Ort vorbei, wo zuerst die wunderschön angestrahlte Kirche besichtigte. Danach kaufte ich mir etwas in einem Bäcker und bewunderte die schönen Häuser. Ich lief über eine Brücke und zuerst ein bisschen an einem Fluss entlang.

Danach ging es überraschender Weise wieder nach oben. Über schmale Pfade ging es steil hinauf. Nach einer Weile kam ich an einem Steinbruch vorbei. Wenig später erreichte ich dann den Gipfel. Von dort aus hatte ich einen schönen Blick auf den vorherigen Ort, konnte aber auch auf der anderen Seite die Stadt Espalion erblicken. Nach einigen Bildern verließ ich den Gipfel wieder und stieg ab.

Kurz vor der Stadt kam ich dann noch an einer römisch-persischen Kirche aus dem 19. Jahrhundert vorbei, welche durch ihre Bauweise und Deckengemälde beeindruckte.

Von dort aus ging es wieder am Fluss entlang. Ich sah tatsächlich schnell einige Leute Kanu fahren und fragte mich, ob unter ihnen eventuell die Pilgerin von heute morgen war.

Da ich die letzte zwei Wochen komplett im Zelt verbracht und seit knapp 3 Tagen nicht geduscht hatte, buchte ich mir einen Platz im Hotel. Als das Zimmer gebucht war, ging ich noch etwas essen und schaute mir die Stadt genauer an.

Ich lief über die alte Brücke der Stadt und kam später in einem kleinen Pilgermuseum vorbei.

Nach einer Weile setze ich mich am Fluss auf eine Bank und schaute den Leuten beim Kanufahren zu. Einige konnten es ganz gut und bei anderen sah es doch eher danach aus, als ob sie es das erste mal machen würden. Es war doch immer wieder witzig anzuschauen, wie sich zwei nicht wirklich abstimmten und dann mehr oder weniger im Kreis fuhren oder im Schilf hängen blieben.

Gegen 17 Uhr machte ich mich dann auf den Weg ins Hotel. Es dauert eine ganze Weile, bis dann endlich mal jemand an der Rezeption erschien und ich einchecken konnte. In der Zwischenzeit saß ich in der Lounge und schrieb an meinem Blog.
Als ich dann endlich in mein Zimmer konnte, lud ich sämtliche Akkus wieder auf und ruhte mich ein wenig aus. Danach ging ich nochmals kurz in den Supermarkt nebenan und kaufte mir ein bisschen was zum Knabbern für den Abend. Wieder im Zimmer angelangt, nahm ich dann endlich die lang ersehnte Dusche, um den Schweiß und Dreck der letzten Tage abzuwaschen.
Frisch geduscht setze ich mich dann mit meinem Tablet auf das weiche Bett und wollte eigentlich das Eröffnungsspiel der Bundesliga schauen. Da das Internet im Hotel aber dermaßen schlecht war, gab ich dieses Vorhaben wieder auf und las lieber Nachrichten und checkte meine Mails. Später schlief ich dann in meinem weichen Bett ein.

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