Tag 53 – Livinhac-le-Haut bis Figeac (36,1km) – Dienstag 22.08.2023
Heute Nacht hatte ich trotz der Hitze recht gut geschlafen. Um 7 Uhr stand ich auf und packte alles zusammen und lief mit meinen Sachen über die Brücke in den Ort. Die noch tief stehende Sonne ließ den Fluss in einem schönen Licht scheinen.


Ich bog direkt nach der Brücke ab, um mir in einem Bäcker zwei Sandwiches zu kaufen. Eines verschlang ich direkt und das andere packte ich mir für später in meinen Rucksack. Dann ging es weiter durch den Ort und nach der Kirche verließ ich diesen wieder.

Die ersten Kilometer waren schnell gemacht. Nach knapp 6km machte ich eine erste Kaffeepause. Da heute wieder mehr Pilger unterwegs waren und einige mich während meiner Pause überholt hatten, musste ich danach wieder jeden einzelnen einholen und dann hinter mir lassen. Immer wieder traf ich auf bekannte Gesichter. Unter anderem traf ich mehrfach einen Niederländer, welchen ich am gestrigen Abend auf dem Campingplatz kennengelernt hatte. Wir liefen eine Weile zusammen und unterhielten uns über unsere weiteren Strecken. Aktuell war er wegen eines Burnouts krankgeschrieben und lief in der Zwischenzeit diesen Weg. Er hatte dabei aber ein abartiges Tempo drauf, dass ich mich fragte, ob es für ihn nicht besser wäre einen Gang zurückzuschrauben. Als ich dann nach einer Weile eine Trinkpause einlegte, ging er ohne mich weiter.



Insgesamt war der Weg heute recht unspektakulär. Es ging weder steil noch oben, noch hatte man eine besonders schöne Aussicht. Lediglich die Hitze brachte mich immer mehr ins Schwitzen. Bei mittlerweile 35 Grad im Schatten war jeder noch so kleine Anstieg eine schweißtreibende Angelegenheit. Immerhin gab es zwischendrin immer wieder Trinkwasserbrunnen, über welche sich sämtliche Pilger sehr freuten.





Als ich dann in Figeac eintraf, überquerte ich den Fluss und schaute mir die Kirche an. Als ich die Kirche betrat und die kühle Luft fühlte, war das eine regelrechte Wohltat. Ich setze mich auf einen Stuhl und ruhte mich kurz in der kühlen Kirche aus. Danach schaute ich mir die einzelnen Sachen genauer an. Verschiedene Objekte wurden in unterschiedlichen Farbtönen angestrahlt, was das Ganze besonders wirken ließ. Es gab auch noch eine kleine Kapelle innerhalb der Kirche, welche wunderschön dekoriert war.




Nachdem ich das kühle Gebäude verlassen hatte, musste ich wieder bei 37 Grad in der Sonne weitermarschieren. Zuerst kaufte ich mir aber in einem Supermarkt noch Essen für den Abend und ruhte mich im Schatten eines Baumes in einem kleinen Park aus. Da ich nicht direkt in Figeac übernachten wollte, ging es für mich wieder über den Fluss zurück und danach den Berg hinauf. Bei den herrschenden Temperaturen war das wirklich anstrengend. Irgendwann bog ich dann auch noch falsch ab und baute auch noch einen kleinen Umweg von einigen Kilometern ein.



Nach dem Anstieg ging es für mich dann weiter durch Wiesen. Um 18 Uhr erreichte ich dann endlich eine Stelle, welche sich als Schlafplatz anbot. Dort ruhte ich mich zuerst ein wenig aus und machte mir mein Abendessen. Um kurz nach 20 Uhr baute ich dann mein Zelt am Waldrand auf. Ich schaute mir noch kurz den Sonnenuntergang an und versuchte dann in meinem Zelt zu schlafen, was bei über 30 Grad nicht ganz so einfach war. Ich freute mich aber, dass ich trotz dieser Temperaturen immerhin 36km geschafft hatte.



Tag 54 – Figeac bis Cajarc (36km) – Mittwoch 23.08.2023
Heute Nacht war im Wald viel los. Erst streifte ein größeres Tier an meinem Zelt vorbei und lief eine Weile im Wald umher. Um ca. 3 Uhr Nachts wurde ich dann noch durch die Rufe eines Fasans geweckt, welcher keine 20 Meter von mir entfernt durch die Nacht schreien musste.
Um 6:30 Uhr klingelte dann mein Wecker und ich musste mein Zelt wieder abbauen. Da die Temperaturen am frühen Morgen noch recht angenehm waren, lief ich schnell und machte auch in kurzer Zeit einige Kilometer.

Im ersten kleineren Ort angekommen, setzte ich mich auf eine Bank und machte Frühstückspause. Nach dem Kaffee ging es durch die kleine, aber schöne Ortschaft.




Danach ging es einige Zeit durch den angenehm kühlen Wald. Dort traf ich dann zu meiner Überraschung wieder auf den Holländer, welcher mir aus einer ganz anderen Richtung entgegenkam. Er wollte auf dem Campingplatz in einem Ort nicht weit vom Jakobsweg entfernt übernachten. Da es diesen Campingplatz aber nicht mehr gab, baute er sein Zelt neben einem Sportplatz auf und übernachtete dort. Aufgrund der Jugendlichen, welche dort noch eine Weile Sport machten, konnte er nicht so wirklich schlafen. Da war mir ein Platz in der Natur dann doch lieber.
Am heutigen Morgen war ich schnell unterwegs und bis um 12 Uhr hatte ich die ersten 20km des Tages hinter mir gelassen.






Als ich um 13:30 Uhr in Cajarc ankam, ging ich in ein Restaurant und bestellte mir einen Salat zum Mittagessen.

Danach ging ich noch in einen Park, breitete dort meine Isomatte aus und machte einen Mittagsschlaf.


Gegen 16 Uhr machte ich mich dann wieder auf den Weg. Mittlerweile war die 40 Grad Marke geknackt und es war wirklich heiß. Die meiste Zeit des Weges war ein bisschen Wind zu spüren, was das Laufen doch einfacher machte. Jedoch gab es auch einige windstille Bereiche, in denen man fast gegen eine Wand aus heißer Luft lief und ich war froh, sobald wieder ein kleiner Windhauch zu spüren war. In einem kleinen Laden kaufte ich mir eine kalte Cola und genoss diese im Schatten einer Brücke.

Einige Zeit später kam ich nochmals in einem Ort vorbei. Um meine Wasserreserven aufzufüllen und ein bisschen was zu trinken, lief ich den Friedhof des Ortes an. Dort trank ich direkt zwei Liter Wasser und füllte meine Flaschen wieder auf. Danach kam ein anstrengender Anstieg. Bei 40 Grad ging es nun bergauf und ich schwitze dauerhaft. Da ich leider am Hang keinen geeigneten Schlafplatz finden konnte, lief ich immer weiter hinauf.




Oben angelangt folgte ich dem Weg nochmals für einige Zeit und fand dann endlich eine gerade Fläche für mein Zelt, welche nicht direkt vom Weg einsehbar war. Mittlerweile war es schon fast 19 Uhr. Ich kochte mir noch schnell etwas zu Essen und ging dann auch bald schlafen. Leider konnte ich von meinem Platz aus heute nicht den Sonnenuntergang besichtigen, da in Richtung Westen überall Bäume standen.

Auch heute hatte ich wieder 36km bei 40 Grad geschafft. Dementsprechend kaputt war ich aber auch und schlief daher trotz der Hitze schnell ein.
Tag 55 – Cajarc bis Bach (28km) – Donnerstag 24.08.2023
Auch heute stand ich wieder um 6:30 Uhr auf und baute mein Zelt ab. Mittlerweile war es um diese Uhrzeit noch immer recht dunkel und mein Zelt somit nahezu unsichtbar. Um 7 Uhr lief ich dann endlich los und konnte neben mir die aufsteigende Sonne begutachten.


Ich nutze die kühlen Stunden des Tages wieder und war schnell auf dem Weg unterwegs. Früh traf ich auch wieder auf Pilger, welche teilweise um 5 Uhr ihre Unterkunft verlassen hatten, um in den Morgenstunden laufen zu können. Ganz so früh war ich dann doch nicht unterwegs und trotzdem hatte ich schnell einige der anderen Pilger überholt.
Als ich gerade mal wieder eine Trinkpause machte, kamen mir zwei Deutsche entgegen. Als ich sie auf Deutsch begrüßte, kamen wir schnell ins Gespräch. Wie sich herausstellte, war einer der beiden vor 6 Monaten von Karlsruhe aus nach Santiago aufgebrochen und aktuell wieder auf dem Rückweg in die badische Heimat. Anfangs war er so wie ich noch öfters mit dem Zelt unterwegs. Da er aber ziemlich viel Regen hatte, schickte er es irgendwann zurück und schlief dann in Unterkünften. Er gab mir ein paar Tipps für meine Reise und erzählte ein bisschen, was er so alles erlebt hatte und freute sich darüber, dass ich den gleichen Weg laufen möchte wie er. Der andere Mann hingegen war nur zum Urlaub machen hier. Er hatte einen Campingwagen und fuhr damit immer ein paar Tage voraus. Dann lief er seinem Kollegen entgegen und sie liefen wieder für einige Zeit zusammen. Insgesamt auch eine interessante Art und Weise zu Reisen. Aber den zwei älteren Herren schien es sehr viel Spaß zu machen. Nach einer Weile verabschiedeten sie sich wieder und wir liefen in die entgegengesetzte Richtung weiter.
Ich lief wieder alleine durch die warme Mittagssonne. Auf den nächsten Kilometern folgten immer wieder kleine Hütten aus Stein, welche angeblich schon sehr alt seien und wirklich interessant aussahen.





An einer Wasserstelle traf ich auf ein Reh, welches hier Wasser zu sich nahm. Erst als ich nur noch knapp 20m entfernt war, bemerkte es mich und rannte schnell davon.

Später kam ich in einem kleinen Ort vorbei. Ich überlegte mir, ob ich eine Unterkunft für heute Nacht nehmen oder wieder einen Platz für mein Zelt suchen sollte. Da es mittlerweile aber richtig warm war, lief ich zuerst zum Restaurant des Ortes, um dort etwas zu essen. Leider teilte mir der Besitzer mit, dass es Essen erst wieder am Abend gäbe, ich aber hinter dem Hause auf der Terrasse etwas trinken könnte. Also lief ich kurz dort hin. Dort traf ich dann auf einen Franzosen, mit dem ich vor einigen Tagen zusammen gelaufen war. Er meinte, er suche gerade seine Pilgerunterkunft für die heutige Nacht und wenn ich möchte, könne ich mitkommen und fragen, ob es noch einen Platz für mich gäbe.
Also liefen wir zusammen zu einem Haus am Rande des Ortes. In der privaten Unterkunft angekommen wurden wir direkt freundlich vom Eigentümer empfangen und es gab tatsächlich noch einen Platz für mich.
Erst tranken wir zusammen ein eiskaltes Bier. Dann zeigte uns Hausherr Nico unsere Betten im Schlafsaal und wo wir Dusche etc. finden können. Ich nahm eine kalte Dusche, welche bei diesen Temperaturen wirklich angenehm war. Danach ließen wir noch unsere Kleider waschen und machten kurz einen Mittagsschlaf. In der Zwischenzeit trafen auch noch weitere Pilger ein. Insgesamt waren wir am Abend 5 Pilger in der Unterkunft. Nico kochte uns etwas Leckeres zu Essen und wir unterhielten uns dabei, was leider auch nicht immer so einfach war. Ich war der einzige, der kein Französisch konnte und zwei Frauen konnten kein Englisch. Nico hingegen konnte neben Französisch, Englisch, Deutsch, Italienisch und Spanisch auch noch ein bisschen Russisch und Polnisch, was wir alle sehr beeindruckend fanden. Nach dem leckeren Hauptgang mit Ratatouille und Quiche gab es noch eine Brombeertarte zum Nachtisch.
Bevor wir schlafen gingen, spielten wir noch ein bisschen Karten und tatsächlich gewann ich direkt das erste Spiel, obwohl ich das Spiel nicht kannte. Insgesamt war es ein sehr lustiger Abend mit den anderen Pilgern in der privaten Pilgerunterkunft, welche auf Spendenbasis bezahlt wurde. Jeder konnte so viel geben wie er wollte bzw. für angemessen hielt.
Tag 56 – Bach bis Cahors (26,7km) – Freitag 25.08.2023
Auch heute Nacht war es wieder ziemlich warm und somit hatte keiner von uns wirklich gut geschlafen. Wir frühstückten noch zusammen und danach ging jeder wieder alleine auf den weiteren Weg.
Da es heute immerhin deutlich kühler war und man nicht so schnell ins Schwitzen geriet, konnte ich richtig Gas geben und hatte nach knapp 2 Stunden die ersten 12 Kilometer voll. Danach wurde ich jedoch immer langsamer. Ich merkte mittlerweile nicht nur die Strapazen der letzten Tage, sondern auch der stetig weiter sinkende Luftdruck ließ mich ermüden. Trotzdem lief ich immer weiter. Über weite Strecken ging es ziemlich flach durch den Wald.



Unterwegs traf ich immer wieder andere Pilger und auch eine größere Familie, welche eine Wanderung auf dem Jakobsweg unternahm. Ansonsten passierte heute recht wenig und die Strecke war auch irgendwie immer gleich. Erst kurz vor Cahors änderte sich die Landschaft. Immer mehr Hügel waren zu sehen und man konnte bereits ahnen, wo Cahors liegen musste, obwohl man es bis kurz davor nicht sehen konnte.

Als ich dann endlich einen Blick auf mein Etappenziel Cahors bekam, war ich bereits 2 Kilometer von meinem Hotel entfernt.


Da ich erst um 16 Uhr einchecken konnte und ich schon um 14:30 Uhr in Cahors ankam, lief ich noch in die Altstadt. Dort schaute ich mir die Kathedrale an. Ich bekam direkt zwei Stempel in meinen Pilgerpass. Der Mann meinte einen für die Stadt und einen für die Kathedrale.




Als ich mit der Besichtigung fertig war, kaufte ich noch kurz in einem Supermarkt ein und lief danach zurück in mein Hotel. Dort checkte ich dann ein und ruhte mich für den Rest des Abends einfach aus, um mich von den Anstrengungen der heißen Tage zu erholen.
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