Viele Kilometer – Tag 60 bis Tag 64

Tag 60 – Moissac bis Saint-Antoine (30,1 km) – Dienstag 29.08.2023

Um 7:20 Uhr stand ich auf und ging frühstücken. Dort traf ich direkt einen Pilger, welcher heute mit dem Zug weiter reisen und dann in den nächsten Tagen den Nordweg an der Küste Spaniens laufen wird. Ich hingegen hatte noch einiges an Strecke vor mir. Da sich mein Handy aber nicht mehr von der Powerbank laden ließ und ich somit zu einem Elektronikladen musste, welcher erst um 9:30 Uhr öffnete, konnte ich mein Frühstück ausgiebig genießen.

Gegen 9 Uhr verließ ich das Hotel. Erst schaute ich mir noch die Kirche der Stadt an.

Eine halbe Stunde später lief ich dann als in einen Handyladen. Dort kaufte ich mir ein neues Kabel und tatsächlich lag es daran. Danach konnte ich mein Handy also wieder richtig laden und meine Reise somit fortführen.

Da mittlerweile schon fast 10 Uhr war und um diese Zeit das Museum für das bekannte Kloster der Stadt aufmachen sollte, entschied ich mich kurzfristig dort hinzulaufen und mir die alten Gebäude anzuschauen.
Ich bestaunte den alten Kreuzgang und die verschiedenen Kunstwerke an den Säulen und den Bögen der Einrichtung.

Eine halbe Stunde später war ich fertig mit der Besichtigung und machte mich wieder auf den Weg.
Nachdem ich die Stadt verlassen hatte, ging es für mich fast 13 km an einem Fluss entlang. Die nicht gerade sehr abwechslungsreiche Strecke war einfach zu laufen und somit kam ich schnell voran.

An dem einzigen Tisch auf dieser Strecke machte ich eine Pause und kochte mir einen Kaffee. Zu mir gesellten sich eine ältere Frau und ein etwa 8-jähriger Junge. Soweit ich die ältere Frau richtig verstanden hatte, arbeitete sie ehrenamtlich für eine Organisation und machte mit dem Jungen seine erste Pilgerreise auf dem Jakobsweg. Immerhin schafften sie jeden Tag einige Kilometer und es schien, als ob es dem Jungen auch sehr viel Spaß machen würde. Er fand interessierte sich auch sehr für meinen kleinen Gaskocher, welchen ich für meine Kaffeezubereitung nutze.
Nachdem ich meinen Kaffee ausgetrunken hatte, verabschiedete ich mich von beiden und machte mich wieder auf den Weg.

Nach weiteren Kilometern am Fluss entlang erreichte ich endlich einen Ort. Dort setze ich mich in ein kleines Bistro und gönnte mir ein Sandwich und eine Cola. Danach überquerte ich dann den Fluss und lief wieder vermehrt durch Felder hindurch.

In einer Pilgerunterkunft machte ich gegen Abend nochmals eine kleine Kaffeepause. Dort traf ich auch wieder auf zwei Pilger. Die eine war aus den Niederlanden und der andere aus Frankreich. Da beide Englisch konnten, unterhielt ich mich mit ihnen und trank dabei eine Tasse Kaffee. Da beide in der Unterkunft übernachteten und ich noch einige Kilometer laufen wollte, verließ ich beide wieder nach ca. 20 Minuten.

Es folgte erneut eine Brücke über einen Fluss und danach ein kurzer Anstieg zu einem kleinen Ort.

In der schönen Kirche holte ich mir mal wieder einen Stempel ab. Danach kaufte ich in einem Supermarkt Essen für den Abend ein und ließ den Ort auch schon wieder hinter mir.

Es ging weiter durch Wiesen hindurch auf und ab. Nach knapp 30 Kilometern fand ich dann einen geeigneten Schlafplatz für die heutige Nacht. Ich kochte mir schnell etwas zu Essen und genoss die restliche freie Zeit des Abends bei einer schönen Aussicht.

Tag 61 – Saint-Antoine bis Lectoure (35 km) – Mittwoch 30.08.2023

Die Nacht im Zelt war sehr angenehm und ich hatte gut geschlafen. Am Morgen war es hingegen sehr kalt. Die Temperaturen waren über die Nacht auf 13 Grad gesunken. Nachdem ich mein Zelt abgebaut hatte, machte ich mir ein Müsli und genoss eine warme Tasse Kaffee.

Danach lief ich dann auch los. Erst ging es kurz bergab und dann auch schon wieder bergauf. Die meiste Zeit ging es durch Getreide- und Sonnenblumenfelder, welche am Morgen besonders schön wirkten. Immer wieder kam ich durch kleine Ortschaften mit schönen Häusern. Überwiegend ging es aber durch landwirtschaftlich genutzte Flächen.

Zwischendrin gab es alte Schlösser und kaputte Kirchen zu besichtigen.

Nach fast 28 km kam ich in Lectoure an. Die meisten Pilger nutzten diese Stadt als Etappenziel. Ich wollte heute aber wieder in der Natur übernachten und verließ die Stadt nach einer kurzen Besichtigung schnell wieder. Da sich die Schlafplatzsuche aber als schwierig herausstellte, musste ich noch einige Kilometer weiter laufen. Immerhin fand ich nach knapp 35 km dann doch eine geeignete Wiese, um dort mein Zelt für die heutige Nacht aufzuschlagen.

Da gegen Abend leichter Regen gemeldet war, baute ich mein Zelt heute schon relativ früh auf. Im Nachhinein stellte es sich als eine gute Entscheidung heraus. Denn um halb 7 fing es dann plötzlich an zu regnen und der Regen wurde auch immer stärker. Eigentlich war noch ein kleiner Regenschauer um 8 Uhr gemeldet. Aber heute regnete es einfach den ganzen Abend lang und ich war froh in meinem trockenen Zelt sitzen zu können.
Während ich entspannt dem Regen lauschte, las ich mal wieder in einem Buch und ging dann auch früh schlafen.

Tag 62 – Lectoure bis Condom (31,4 km) – Donnerstag 31.08.2023

Auch heute hatte ich gut in meinem Zelt geschlafen. Als ich aufwachte und aus meinem Zelt blickte, konnte ich überall nur Nebel sehen. Während ich mein Zelt abbaute, zog und die Sonne aufstieg, zog auch der Nebel langsam nach oben und somit bekam ich eine schöne Landschaft zu Blick.

Am Morgen ging es für mich dann wieder lange Zeit durch Felder und Wiesen. Ich traf auf wenige Leute und lief die meiste Zeit entspannt durch die Landschaft.
Zur Mittagszeit kam ich in einer größeren Ortschaft vorbei, in der es ein Museum mit einer alten Klosteranlage gab. Als Pilger bekam ich sogar einen ermäßigten Tarif. Ich schaute mir also die alte Anlage an und bewunderte die Bauweise der damaligen Zeit.

Danach aß ich in einem kleinen Laden noch zu Mittag und lief danach wieder entspannt durch die hügelige Landschaft. Immer wieder traf ich heute auf Pilger und somit waren die folgenden Kilometer sehr abwechslungsreich.

Gegen 17 Uhr erreichte ich dann endlich Condom. Ich schaute mir noch kurz die Kathedrale der Stadt an.

Als ich mir einen Stempel von zwei ehrenamtlichen Mitarbeitern abholte, bekam ich direkt Tipps für meine Reise und sie freuten sich sehr, dass ich aus Deutschland bis hier hergelaufen war. Ihr Angebot für einen kostenlosen mittelalterlichen Campingplatz in einer Stunde Entfernung nahm ich aber leider nicht an. Stattdessen lief ich auch den örtlichen Campingplatz und baute dort schnell mein Zelt auf. Bis ich dann noch eingekauft, geduscht und gegessen hatte, war es auch schon fast 8 Uhr. Kurz darauf ging die Sonne dann unter und ich legte mich in mein Zelt zum Lesen.

Tag 63 – Condom bis A Guiron (31,3 km) – Freitag 01.09.2023

Leider war es neben dem Campingplatz lange laut und somit konnte ich erst spät wirklich einschlafen. Trotzdem stand ich um 7 Uhr auf und baute mein Zelt wieder ab. Dann lief ich los und verließ die Stadt.

Es ging wieder durch Felder hindurch bis nach Larressingle. Das mittelalterliche Bergdorf war komplett in die alte Burg gebaut. Neben Restaurants und Bars gab es auch noch eine Kirche in den alten Stadtmauern zu besichtigen. Neben der Burg lag auch der mittelalterliche Campingplatz, welchen mir die zwei älteren Herren gestern empfohlen hatten. Die bis da dahin zurückgelegten 5 km wären mir aber gestern Abend dann doch zu viel gewesen.

Nachdem ich die alte Burg besichtigt hatte, ging es für mich wieder weiter. Es folgten wie zuvor lange Wege durch Felder und Wiesen.

Bald dürfte ich auch einen weiteren Meilenstein feiern. Ich kam an einer Pilgerbrücke vorbei. Vor der brücke waren es noch 1000 km bis Santiago und danach waren es nur noch 999 km. Somit habe ich nur noch eine dreistellige Anzahl an Kilometern zu bewältigen. Ich freute mich sehr über diese Zahl und lief freudig weiter.

Ich kam gut voran und schon bald erreichte ich Montreal. Bis dahin hatte ich 17 km zurückgelegt. Ich setze mich in ein Restaurant und bestellte mir ein Mittagsmenü. Das Essen war zwar sehr gut, aber es dauerte immer eine Weile, bis der nächste Gang serviert wurde. Somit saß ich fast 2 Stunden in diesem Restaurant und verspeiste einen Gang nach dem anderen.

Eigentlich wollte ich heute noch einige Kilometer bis nach Eauze machen. Durch die Verzögerung wäre ich aber erst um etwa 19 Uhr dort angekommen. Daher entschloss ich mich dazu, eine etwas kleinere Tour zu machen. Trotzdem ging es für mich noch lange Zeit durch Wiesen hindurch.

Nach über 31 km erreichte ich dann einen endlich einen Campingplatz. Dieser war so groß, dass ich mit dem Auto vom Empfang zu meinem Stellplatz gebracht wurde. Somit hatte ich heute die erste Autofahrt seit dem Start meiner Reise.
An meinem Stellplatz angekommen, errichtete ich mein Zelt und ging direkt duschen. Danach kochte ich mir noch kurz etwas zum Essen und dann war es auch schon fast wieder Zeit zum Schlafen. Gegen 9 Uhr begann es dann auch wieder zu regnen und langsam zog das angekündigte Gewitter heran.

Tag 64 – A Guiron bis Nogaro (30,8 km) – Samstag 02.09.2023

Heute Nacht zogen starke Gewitter über mich hinweg. Ich fühlte mich in meinem Zelt auf dem Campingplatz zwar sicher, aber zwischen 0 Uhr und halb 2 konnte aufgrund des starken Gewitters trotzdem kaum schlafen. Im Zelt hört sich so ein Donner doch gleich nochmal lauter an als in einem Haus. Als ich dann wieder um 7:30 Uhr mein Zelt abbaute, regnete es noch immer leicht. Das Gewitter war aber zum Glück weitergezogen.

Die ersten 7 km ging es für mich heute durch eine immer gleiche Landschaft. Eine kleine Straße führte durch ein Stück Wald. Immer wieder kamen mir Spaziergänger entgegen. Durch den sehr ebenen Weg konnte ich schnell gehen und legte die Strecke daher in kurzer Zeit zurück.

In Eauze angekommen, schaute ich mir die Kathedrale der Stadt an. Ansonsten gab es nicht besonders viel zu sehen und somit ging ich dann auch schnell weiter.

Danach folgten zuerst wieder Wiesen und Felder. Später wechselte ich dann immer öfters in Weinberge. Die Trauben sahen zwar wirklich schön aus, aber besonders süß waren sie bisher nicht.

Bei eher kühlerem Wetter lief ich also schnell durch die Weinberge hindurch. Da auch für heute Abend wieder starke Gewitter gemeldet waren, buchte ich mir ein Zimmer in einem Bed & Breakfast. Bis dorthin hatte ich noch einige Kilometer zu laufen und somit ging ich schnellen Schrittes weiter.

In einem kleinen Ort sah ich dann zum ersten Mal auf meiner Reise eine Stierkampfarena. Damit würde mir auch klar, dass ich mittlerweile schon weit in Richtung Spanien gelaufen war und die Grenze nicht mehr allzuweit entfernt sein kann.

Um halb 5 erreichte ich dann auch den Zielort meiner heutigen Etappe. In Nogaro schaute ich mir erst noch die historische Kirche an und lief danach in meine Unterkunft für die heutige Nacht. In dem historischen Haus fühlte ich mich direkt wohl. Nach einem Einkauf im Supermarkt ließ ich mir ein warmes Bad ein. Während ich zu Hause meistens lieber duschte als zu baden, genoss ich das warme Bad am heutigen Tag besonders und blieb für einige Zeit im warmen Wasser liegen.

Später ging ich noch zum Italiener nebenan und verspeisten eine leckere Pizza mit extra viel Käse. Nach dem Essen war es dann auch schon wieder 21 Uhr und somit fast wieder Zeit fürs Bett.

Comments

2 Antworten zu „Viele Kilometer – Tag 60 bis Tag 64“

  1. Avatar von Steffen
    Steffen

    Hey Flo,
    konnte urlaubsbedingt nicht reinschauen, aber dein Blog ist echt der Hammer. Jeder Post liest sich einfach so unglaublich angenehm, weckt Interesse und die Bilder liefern einem coole Impressionen deiner Reise. Liegt vielleicht auch am guten Auge für die Fotografie. 😉

    Schade, dass wir uns in Spanien verpasst haben, wenn auch so oder so mehrere hundert Kilometer zwischen uns gelegen wären. Freu dich auf eine coole Etappe in einem schönen Land mit sympathischen Leuten und gutem Essen!

    Grüße
    Steffen

    1. Avatar von f.hoehn

      Hi Steffen,
      danke für deine netten Worte und sorry für die späte Antwort.
      Spanien ist bisher wirklich toll. Das Meer ist sehr beeindruckend und die Sonnenuntergänge echt malerisch. Da ist es auch nicht besonders schwer ein schönes Bild zu machen 😉
      Mittlerweile verstehe ich auch, warum du so gerne in Spanien unterwegs bist. Vielleicht trifft man sich ja trotzdem irgendwann mal dort 😉

      Gruß
      Flo

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