Tag 70 – Aroue bis Ostabat (26,5 km) – Freitag 08.09.2023
Der Tag begann mal wieder um 7:30 für uns. Wir bauten unsere Zelte ab und gingen danach zum Frühstücken. Es gab Marmelade mit Brot und dazu noch eine Tasse Kaffee. Da wir am Tag zuvor jeweils ein Sandwich für den Weg bestellt hatten, packten wir noch das Vesper für die heutige Tour ein und verließen die Unterkunft.
Von den zwei angebotenen Wegen nutzen wir die etwas längere Variante, welche anstelle von asphaltierten Straßen durch eine schöne, hügelige Landschaft führte.

Zwischendrin kamen wir auch heute immer wieder an kleinen Ortschaften vorbei. In einem begegneten wir einigen Gänseküken, welche unseren Weg kreuzten. Später ging es dann wieder über Straßen durch Kuhweiden hindurch bis der Weg langsam immer bergiger wurde. Als wir dann ein bisschen an Höhe gewonnen hatten, bekamen wir ein wunderschönes Panorama zu sehen. Während wir hinter uns die zuvor passierten hügeligen Graslandschaften zu sehen bekamen, ragten vor uns die ersten hohen Berge der Pyrenäen in die Höhe.




Danach ging es zuerst kurz bergab und dann folgte auch schon wieder ein steiler und langer Anstieg. Mittlerweile waren die Temperaturen auch heute wieder bei 34 Grad angelangt und die Sonne brannte auf uns herab. Da der Weg auch noch keinerlei Schatten bot, schwitzen wir schnell und bald ging uns das Wasser aus. Als wir dann endlich an einer Kapelle ankamen und dort eine Sitzgelegenheit sahen, entschlossen wir uns dort eine Pause einzulegen. Zu unserer Freude gab es sogar einen Wasserhahn, welchen wir nutzen, um unseren Durst zu löschen und die Wasserflaschen wieder aufzufüllen. Während der Pause kochten wir uns noch einen Kaffee und genossen dabei die Aussicht auf die Berge.





Nach der Pause liefen wir dann bergab durch teilweise schattige Wege. Der Abstieg war weder anstrengend noch wirklich lang und somit kamen wir bald in dem kleinen Ort Ostabat an. Erst schauten wir uns die Kirche an und dann wollten wir einen Eistee in einem Restaurant trinken.




Wir fragten direkt nach einer Möglichkeit für einen Zeltplatz. Die junge Frau beschrieb und dann direkt wo wir einen Platz zum Zelten finden können und zeigte uns außerdem auch noch öffentliche Duschen, welche wir nutzen können. Da die beschriebene Wiese für unser Zelt nur wenigen Minuten von der Gaststätte entfernt war, tranken wir zuerst entspannt unseren Eistee. Tobias meldete uns noch für das Abendessen an und danach machten wir uns dann auf den Weg, um unser Zelt aufzubauen.
Bereits nach 2 Minuten erreichten wir den Ortsausgang und bauten unsere Zelte auf einer kleinen Wiese vor einer Scheune auf. Wir waren uns zwar nicht sicher, ob es wirklich der beschriebene Platz war, aber wir sahen auch keine passendere Stelle. Nachdem wir unsere Zelte aufgebaut hatten, liefen wir zurück in den Ort und duschten in den öffentlichen Sanitäranlagen des Ortes. Danach gingen wir wieder in das Restaurant zum Abendessen.
Heute gab es Schweinsbraten mit Nudeln, Bohnen und Salat. Wir saßen mit einigen anderen Pilgern an einem großen Tisch im Haus. Da wir großen Hunger hatten und auch die jüngsten Pilger am Tisch waren, durften bzw. mussten wir alle Reste der verschiedenen Platten voller Essen leeressen.

Mit vollem Magen kehrten wir im Dunkeln in unsere Zelte zurück und gingen schlafen.
Tag 71 – Ostabat bis Saint-Jean-Pied-de-Port (26,1 km) – Samstag 09.09.2023
Durch die lauten Glocken der Kirche wurden wir pünktlich um 7 Uhr geweckt. Gegen halb 8 bauten wir dann die Zelte auf und machten uns wieder auf den Weg. Da wir heute früher an unserem Etappenziel ankommen wollten, liefen wir schnell und kamen gut voran.
Auch heute ging es wieder lange Zeit durch Weideland mit vielen Hügeln. In der Ferne sahen wir wieder die Pyrenäen, welche immer besser zu erkennen waren. Die meiste Zeit ging es weder steil bergauf, noch steil bergab und daher machten wir schnell einige Kilometer.
Nach knapp 5 Kilometern legten wir eine Frühstückspause auf einer Bank ein. Wir kochten uns Kaffee und aßen dazu Müsli. Währenddessen liefen immer wieder Pilger an uns vorbei, welche wir am Abend zuvor getroffen hatten.



Auf der weiteren Strecke folgten wir zuerst kleineren Pfaden durch den Wald. Zwischendrin kamen aber auch immer wieder kurze, aber unschöne Abschnitte über viel befahrene Straßen.
Da die Strecke einfach zu laufen war, liefen wir nahezu ohne Pause bis nach Saint-Jean-Pied-de-Port durch.




Als wir die Stadt betraten, wurden wir direkt von einer großen Anzahl an Pilgern überrascht. Direkt in der ersten Straße der Stadt standen etwa 100 Pilger herum. Generell waren in der Stadt etliche Menschen mit Rucksäcken unterwegs und wir waren doch ganz froh, dass wir von nun an auf den Camino del Norte wechseln werden, anstatt mit all diesen Menschen auf dem viel bewanderten Frances unterwegs zu sein.






Nachdem wir uns die Kirche der Stadt betrachtet hatten, liefen wir weiter durch die Altstadt und liefen über die historische Brücke der Stadt. Danach kauften wir uns im Supermarkt Essen für den nächsten Tag und liefen zu einem Campingplatz der Stadt. Dort bauten wir unsere Zelte auf und sprangen an einem heißen Tag in den Pool. Später gingen wir noch im Restaurant des Campingplatzes, aßen dort Ente mit Pommes und tranken noch ein bisschen Wein. Danach war dann auch schon wieder Zeit zum Schlafen.
Tag 72 – Saint-Jean-Pied-de-Port nach Bidarray (25,3 km) – Sonntag 10.09.2023
Heute wollten wir eigentlich wieder um 8 Uhr loslaufen. Nachdem wir unsere Zelte abgebaut hatten, tranken wir zuerst mit einer Holländerin Kaffee und erzählten danach noch mit einem Mann aus Stuttgart. Daher kamen wir leider erst gegen 9 Uhr vom Campingplatz los.



Wir verließen also die Stadt endgültig und folgten einige Kilometer der Straße. Da wir nach knapp 4 km keine Lust mehr hatten neben den Autos zu laufen, bogen wir an einem Seitenweg ab und bauten einen kleinen Umweg ein. Es ging direkt bergauf. Anfangs liefen wir noch lange Zeit durch Wald. Später wurden die Bäume dann immer öfters durch Sträucher ersetzt. Bald kamen wir oben am Berg an. Von dort aus hatten wir einen schönen Blick auf die Umgebung und daher legten wir dort unsere erste Pause des Tages ein. Wir breiteten unsere Isomatten auf dem Boden aus und ich kochte mir bei der schönen Aussicht mal wieder eine Tasse Kaffee.


Nach unserer Pause stiegen wir auf der anderen Seite des Berges wieder hinab.




Eigentlich wollten wir in einer Pizzeria Mittagessen, da diese aber dann doch noch zu hatte, liefen wir halt einfach weiter. Da auf der folgenden Strecke auch keine weitere Möglichkeit zum Essen hatten, schauten wir nach einem Platz am Fluss, um dort ein kleines Bad zu nehmen. Dies stellte sich aber auch als schwieriger heraus als gedacht. Wir liefen zwar über lange Zeit dem Fluss entlang, aber unser Weg war dabei immer einige Meter höher gelegen als der Fluss. Somit konnten wir nicht einfach hinabsteigen.
Wir folgten also dem Fluss weiter bis nach Bidarray. Dort schauten wir zuerst nach einem Restaurant. Da aber auch hier noch alle zu hatte, liefen wir zu einem Wasserrafting. Dort bekamen wir immerhin eine kalte Soda. Nach dem Kaltgetränk gingen wir zu den Anlegestellen der Boote und gingen dort eine Runde im Fluss baden. Danach setzen wir uns an eine Bank und kochten uns Reis. Später schauten wir nach einem geeigneten Platz für die Nacht. Da es aber weder im Ort, noch danach wirklich eine geeignete Stelle gab, entschlossen wir uns dazu etwas zum Abendessen zu suchen und danach etwas außerhalb einen Platz zu suchen. Als ich in einem Restaurant fragte, ab wann es etwas zum Essen gab, sprach uns eine Frau an und meinte in ihre Unterkunft könnte man auch mit dem Zelt schlafen. Die Besitzerin sei zwar nicht besonders nett, aber immerhin könnten wir dort campen. Wir liefen also zu der Unterkunft und bauten dort dann auch unsere Zelte auf. Danach ging es dann wieder zurück ins Restaurant und wir bestellten uns am Abend dann ein Menü.
Als wir zu unseren Zelten zurückkehrten, konnten wir hinter den Bergen der Pyrenäen bereits ein starkes Gewitter sehen. Von uns aus waren die Blitze beeindruckend zu sehen und da das Gewitter an uns vorbeizog, hatten wir auch wenig zu befürchten. In meinem Zelt schlief ich dann auch schnell ein.
Tag 73 – Bidarray bis Ainhoa (24,3 km) – Montag 11.09.2023
In der Nacht war das Gewitter dann doch lauter als erwartet. Zwischendrin wurde ich von Regen und Donner geweckt. Neben dem Wasser, welches auf die Zelte prasselte, kam auch noch das Gejaule von Hunden dazu und pünktlich um 7 Uhr läuteten wieder die Glocken einer Kirche in einer Lautstärke, welche selbst mich direkt aus dem Schlaf riss.
Da ich im Wetterradar gesehen hatte, dass um kurz vor 8 ein starker Regen einsetzen sollte, bauten wir schnell unsere Zelte ab und setzen uns an der Unterkunft unter dem Dach auf eine Bank. Dort machten wir uns Kaffee und schauten dem heranziehenden Regen zu.

Nachdem der Regen gegen 9 Uhr wieder nachgelassen hatte, machten wir uns wieder auf den Weg. Für heute hatten wir uns eine Strecke durch die Pyrenäen auf dem Fernwanderweg GR10 herausgesucht. Somit ging es für uns bald bergauf. Leider war das Wetter am Morgen nicht gerade schön.



Schon nach wenigen Minuten setze der Regen wieder ein und bald war ich dann auch mit Regenjacke unterwegs.

Anfangs führte der Weg noch auf einer Straße entlang durch den Wald. Bald wechselten wir dann aber auf schmalere Pfade und der Weg wurde immer steiler. Langsam kam das Gefühl einer wirklichen Bergwanderung auf und wir stiegen bei echt schlechtem Wetter immer weiter bergauf. Während wir weiterhin im starken Regen unterwegs waren, konnten wir weiter hinten bereits das die ersten Berge in schönem Wetter sehen. Zwischendrin sahen wir auch immer wieder Bergziegen und ab und an flogen Bartgeier über unsere Köpfe hinweg. Es war sehr beeindruckend die großen Tiere, mit einer Spannweite von über zwei Metern, in freier Wildbahn fliegen zu sehen.




Als wir dann endlich die Spitze des ersten Berges erreicht hatten, wurde das Wetter allmählich auch besser. Durch das bessere Wetter bekamen wir auch langsam einen immer schöneren Blick auf die Umgebung. Leider konnten wir auch von oben nicht bis zum Meer schauen.




Nachdem wir knapp 4 Stunden bergauf gelaufen waren, machten wir eine kleine Pause. Als wir eine Unwetterwarnung für den Abend auf unseren Handys bekamen, machten wir uns schnell wieder an den Abstieg. Diesen brachten wir aber schnell hinter uns und gegen 16 Uhr trafen wir dann in unserem Etappenziel ein. Obwohl wir heute nicht besonders viele Kilometer gemacht hatten, war es durch den steilen Anstieg doch eine einigermaßen anstrengende Tour, welche sich durch den schönen Ausblick bezahlbar gemach hatte.
In Ainhoa buchten wir uns ein Zimmer in einem Hotel, um bei dem angekündigten Unwetter nicht im Zelt schlafen zu müssen. Nach einer Dusche gingen wir dann auch schon bald Essen. In einem der wenigen Restaurants im Ort setzen wir uns hin und aßen zu Abend.



Nach einiger Zeit kam eine ganze Truppe französischer Soldaten angelaufen, welche sich im Restaurant auch niederließen. Schnell stellen sie die Tische um, damit auch alle Kameraden Platz am Tisch fanden. Als dann gegen 20 Uhr starker Regen einsetze, mussten alle Gäste des Restaurants enger zusammenrücken, um einen trockenen Platz unter einem der Schirme zu ergattern.


Nach einem letzten Stück Kuchen kehrten wir weder ins Hotel zurück und ich schrieb noch kurz an meinem Blog. Bald danach ging es dann auch schon wieder ins weiche Bett, während es draußen immer mal wieder regnete.
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