Traumhafte Eislandschaften

Bootstour – Dienstag 12.12.2023

Für heute stand also unsere geplante Tour zu den Gletschern der Umgebung an. Wir hatten uns gestern eine 7-stündige Bootstour über den Lago Argentino gebucht, welche uns zu den drei sehenswerten Gletschern der Umgebung (Upsala, Spegazzini und Perito-Moreno) führen sollte. Der Spegazzini-Gletscher war am höchsten, der Upsala-Gletscher am größten und der Perito-Moreno sicherlich am bekanntesten. Wir hatten uns für diese Bootstour entschieden, da wir nicht nur den Perito-Merno, sondern auch die anderen Gletscher sehen wollten. Das Mini-Trekking auf dem Eis, welches viele Leute hier machen, um die einmalige Chance zu nutzen auf einem Gletscher zu laufen, fanden wir beide nicht so interessant, da wir beide schon auf Gletschern unterwegs gewesen sind und sicher auch in Zukunft noch das ein oder andere Mal auf einem Gletscher wandern werden.

Da uns der Bus für die Tour bereits um 7 Uhr am Campingplatz abholen kam, standen wir um 6 Uhr auf und frühstückten schnell etwas. Dann packten wir unsere Sachen in den Rucksack, wobei das meiste davon Essen für die lange Bootstour war. Pünktlich um 7 Uhr standen wir dann bereit vor dem Campingplatz und zu unserer Überraschung kam der Bus tatsächlich bereits um 5 nach 7 bei uns an und holte uns ab. Wir sammelten noch ein paar andere Leute von ihren Hotels ein und dann ging es auch schon direkt in Richtung Los Glaciares Nationalpark.
Nach etwa 1,5 Stunden erreichten wir dann auch den Hafen und somit den Eingang des Nationalparks. Hier verließen wir den Bus und wechselten für die nächsten Stunden auf ein Boot.

Nach einigen Minuten legte das Boot dann auch ab und wir fuhren endlich los. Zuerst ging es eine Zeit lang auf dem See weiter nach hinten. Während wir über das Wasser schifften, bekamen wir einige Informationen zum See und der Umgebung mitgeteilt. Neben Details zur Größe und Lage des größten Sees von Argentinien wurde uns auch mitgeteilt, dass die ungewöhnlich türkise Farbe des Sees aufgrund der vielen Gletscher zustande kam. Der See wird nahezu von Gletschermilch aus den umliegenden Gletschern gespeist. Diese entsteht durch den enormen Druck, den das Eis auf das Gestein darunter ausübt und dieses regelrecht zermahlt. Das fein gemahlene Gestein versinkt nicht direkt und somit bleibt das Wasser in der türkisen Farbe erhalten, welches dem See sein besonders Aussehen gibt.

Bereits nach wenigen Minuten kamen wir an den ersten Eisbrocken vorbei, die im Wasser trieben und mit ihren beeindruckenden Farben wirklich interessant aussahen. Wir fuhren mit dem Boot ganz nah an die großen Blöcke aus Eis heran und konnten sie dadurch aus nächster Nähe betrachten.

Nachdem wir für einige Minuten langsam durch das Eisfeld getrieben waren, fuhr das Boot weiter in Richtung des ersten Gletschers. Auf dem weiteren Weg kamen wir immer wieder an spektakulären Einsformationen vorbei und wir kamen aus dem Staunen und Bildermachen nicht mehr heraus. Das Eis war teilweise so groß wie ein Haus und schwam doch trotzdem so ruhig und ungewohnt durch die Gegend, dass es einfach nur faszinierend war.

Bald konnten wir dann schon die ersten Ausläufer der Gletscher erkennen und nach einigen weiteren Minuten erreichten wir dann auch die imposante Gletscherkannte des Spegazzini-Gletschers, welcher mit einer Höhe von bis zu 135 Metern der höchste Gletscher dieser Gegend ist, erkennen und auch hier ging es direkt bis an den Gletscher heran. Somit konnten wir die wirklich beeindruckende Eiswand aus unmittelbare Nähe bestaunen.

Als wir alle unsere Bilder gemacht und die sonderbare Landschaft bestaunt hatten, fuhr das Boot dann wieder weiter und wir verließen den Gletscher wieder. Als nächster Punkt auf der Agenda stand ein kleiner Spaziergang auf Land, welcher uns zu einem historischen Haus der Gegend führen sollte. Nachdem wir das Boot verlassen hatten, machten wir dann eine wirklich kleine Wanderung, welche etwa 5 Minuten dauerte. Dabei liefen wir einer ganzen Schlange Touristen hinterher und es fühlte sich fast so an, wie bei einer Kreuzfahrt, wenn die Gruppe von Rentnern für wenige Minuten an Land gelassen werden.

Dann erreichten wir auch schon das historische Haus und bekamen hier wieder einen Vortrag von einer der Reisebegleiterinnen über dieses Haus. Wie sie uns erklärte, war es eine ganz besondere Hütte.

Als vor knapp 150 Jahren die Grenze zwischen Argentinien und Chile in dieser damals unbesiedelten Region der Welt nicht ganz klar war, startete Argentinien einen Versuch diese Region zu besiedeln und somit Einwohner vorzuweisen, die dadurch den Grenzverlauf aufzeigen sollten. Den vielen Migranten, die zu dieser Zeit von Europa nach Argentinien kamen, wurde Land in dieser Gegend angeboten und wenn sie mehr als 20 Jahre hier leben würden, sollten sie nicht nur das Land, sondern auch die Staatsbürgerschaft Argentiniens bekommen. Also zogen viele Bauern in diese unwirtschaftliche, raue und windige Gegend, um ihr Geld mit Rindfleisch zu verdienen.
Noch bevor die 20 Jahre rum waren, kam jedoch Perito Moreno hierher und erforschte die Gegend ausgiebig. Danach setze er sich dafür ein, dass das komplette Areal in einen Nationalpark umgewandelt wird, was auch wenige Jahre später geschah. Die Bauern, welche sich bis dahin hier niedergelassen hatten, mussten ihre Viehzucht aufgeben und sollten entweder das Land verlassen oder in die Tourismusbranche wechseln, was zur damaligen Zeit jedoch kaum Überlebenschancen bot, da es nicht einmal eine Straße in diese abgelegene Gegend gab und somit eigentlich keine Touristen kamen.
Viele der Bauern verließen daraufhin notgedrungen das Land. Da der Abtransport des Viehs mit dem Boot teurer war als das Fleisch, welches diese Tiere einbringen sollten, ließen viele Bauern die Kühe einfach zurück.
In den folgenden Jahren vermehrten sich die Kühe rasch, da es eigentlich keine natürlichen Feinde in der Gegend für sie gab. Der Puma, welcher das einzige wirkliche Raubtier hier ist, kann gegen die großen Kühe auch nicht wirklich etwas ausrichten. Da die vielen Kühe hier im Winter kaum Gras zum Fressen finden, essen sie auch die kleinen Bäume der Region ab und somit wächst hier seit Jahren kaum ein neuer Baum und der Wald schwindet somit immer mehr. Um dieses Problem aus der Welt zu schaffen, ordnete die Regierung Ende des letzten Jahrhunderts das Abschießen der wilden Kühe an. Da die Kühe jedoch schwer zu fangen sind und kein Geld für diese Aufgabe zur Verfügung stand, wurde den Jägern angeboten, dass sie das Fleisch der abgeschossenen Tiere behalten und verkaufen dürften, was nicht unbedingt ein guter Verdienst war. Trotzdem kamen einige Jäger hier her und versuchten ihr Glück. Darunter war auch ein schlauer Jäger, der gar nicht erst versuchte, die Tiere in den Bergen aufzusuchen und einzufangen. Der schlaue Mann wusste, dass die Tiere immer wieder Salz aufsuchen mussten, da sie im mageren Gras nicht genügend Salz bekamen. Somit stellte er einfach einen Salzblock auf und viele Tiere kamen automatisch zu ihm. Damit konnte er doch einiges an Geld für das Fleisch der Kühe erwirtschaften.
Das Haus, vor welchem wir gerade standen, war dabei das Zuhause des Mannes in dieser Gegend, bis er nach einigen Jahren wieder zurück in die Stadt zog. Aber immerhin hatte er durch sein schlaues Vorgehen doch einen gewissen Bekanntheitsgrad in der Umgebung erlangt. Leider hatte auch er es nicht geschafft alle Kühe wieder einzufangen und somit rennen aktuell noch immer knapp 4,500 wilde Kühe durch die schöne Landschaft Patagioniens und zerstören dabei unfreiwillig die Natur. Sie fressen nicht nur die kleinen Bäume weg und hindern durch dieses Verhalten den Wald sich selbst zu erneuern, sondern vertreiben auch die einheimischen Tiere, wie etwa das vom Aussterben bedrohte Huemul.

Nach dieser ausführlichen Geschichte ging es für uns dann wieder zurück auf das Boot und wir fuhren weiter zum nächsten Gletscher.

Auch hier fuhren wir wieder vorbei an wunderschönen Eisbrocken, welche in unterschiedlichen Blautönen durch das Wasser schwammen.

Da es bis zum nächsten Stopp einige Zeit dauerte, wurde auf dem Boot Essen ausgegeben. Anna und ich hatten aber kein Essen bestellt, sondern unsere eigene Verpflegung mitgebracht, die wir dann auch auspackten und verspeisten. Wir hatten so viel zum Essen dabei, das unsere Sitznachbarn doch etwas schmunzeln mussten

Während wir also unser Essen zu uns nahmen, schifften wir weiter über den großen See und konnte dabei immer wieder kleinere und größere Eisblöcke im Wasser schwimmen sehen.

Nach dem Essen machte ich dann noch einen kleine Verdauungsschlaf.

Nach einiger Zeit bekamen wir dann den Upsala-Gletscher zu Gesicht, welcher der größte Gletscher in dieser Region ist. Leider durften wir nicht direkt hin fahren, da es vor kurzer Zeit einen großen Erdrutsch gegeben hatte, der einen regelrechten Tsunami auslöste. Das Gebiet sei aktuell noch immer gefährtete, da der Berg weiter abzurutschen droht. Somit konnten wir den Gletscher nur aus einigen Kilometern Entfernung betrachten. Glücklicherweise hatte ich das rießige Eisfeld aber bereits vor einigen Tagen bei meiner mehrtägigen Tour auf dem Huemul-Circuit betrachten können und dadurch war ich wahrscheinlich einer der wenigen Leute auf dem Boot, welcher das Eisfeld bereits aus nächster Nähe gesehen hatte.
Obwohl wir nicht ganz hinfahren konnten, war es doch auch aus der Ferne ziemlich beeindruckend. Auch hier machten alle wieder viele Bilder und erst danach ging es weiter.

Auch hier schwammen wieder gewaltige Massen an Eis, welches vom Gletscher abgebrochen war, durch das Wasser.

Das letzte Ziel unserer Tour war der Perito-Moreno-Gletscher, welcher sicher am bekanntesten ist, was unter anderem daran liegt, dass er verhältnismäßig einfach zu besuchen ist und einer der wenigen Gletscher auf der Welt ist, der trotz Klimaerwärmung weiterhin wächst. Auch hier fuhren wir zuerst mit dem Boot ganz nah an den Gletscher heran und konnten dabei sehen, wie einige kleine Eisbrocken vom Gletscher in das Wasser vielen, was auch als „kalben“ bezeichnet wird. Dies passiert dadurch, dass der Gletscher sich dauerhaft bewegt und von oben immer mehr Eis nach unten gedrückt wird.

Nachdem auch hier einige Minuten das beeindruckende Eis betrachtet hatten, hielt das Boot an einem kleinen Hafen an und wir verließen es endgültig. Von hier aus ging es kurz mit dem Bus auf einen kleinen Berg hinauf, von wo aus wir den Gletscher auf angelegten Stegen mit Aussichtsplattformen bestaunen konnten. Von hier oben bekamen wir nochmals einen ganz anderen Blick auf die gewaltigen Eismassen, die hier nur wenige Meter vor uns lagen.

Hier liefen wir für 1,5 Stunden über die Stege und schauten uns den Gletscher aus verschiedenen Blickwinkeln an.

Dabei konnten wir das Eis nicht nur sehen, sondern auch hören, wie sich der Gletscher bewegte und immer wieder Eis ins Wasser flog, was wirklich sehr faszinierend war.

Die Zeit verging bei diesem schönen Anblick ziemlich schnell und somit mussten wir schon bald wieder zurück zum Bus, mit dem wir dann wieder nach El Calafate gebracht wurden. Nach einem langen, aber sehr spektakulären Tag, schaute ich auf der Rückfahrt aus dem Fenster und betrachtete die Natur und ließ dabei den heutigen Tag Revue passieren.

Zurück in El Calafate, wurden wir vom Bus an unserem Campingplatz abgesetzt. Danach gingen wir dann in einem Restaurant am See noch lecker essen und ließen somit denn tollen Tag etwas ausklingen. Später gingen wir dann wieder in unsere Zelte schlafen.

Weiter nach Puerto Natales – Mittwoch 13.12.2023

Nach der schönen Tour von Gestern stand heute ein weniger interessanter Tag an. Für heute hatten wir unsere Weiterfahrt nach Perto Natales in Chile geplant, um von dort aus weiter zum Torres del Paine Nationalpark zu kommen. Da wir noch kein Busticket hatten und wir auch nicht wirklich wussten, wann der nächste Bus kommt, packten wir nach dem Frühstück unsere Sachen zusammen und liefen gemeinsam zum Busbahnhof. Dort angekommen, bekamen wir tatsächlich noch einen Platz in einem Bus um 11:45. Wir hatten noch knapp eine Stunde Zeit, um unsere Einreiseformulare online auszufüllen und die letzten Vorbereitungen zu treffen. Da man nach Chile nahezu keine Lebensmittel einführen darf, verspeisten wir vor dem Bahnhof noch einige Sachen und den Rest mussten wir leider wegwerfen.

Kurz nach 12 fuhren wir dann mit dem Bus endlich los in Richtung Chile. Auf der 6-stündigen Fahrt passierte auch nicht viel. Das spannendste war noch die Ausreise aus Argentinien und die Einreise in Chile. Nachdem wir an der Grenze unseren Stempel für den Reisepass abgeholt hatten und unsere Taschen durchsucht worden waren, ging es mit dem Bus noch für wenige Minuten weiter, bis wir dann endlich Puerto Natales erreichten.

Vom Busbahnhof aus liefen wir zu einem Campingplatz in der Nähe und bauten dort wieder unsere Zelte auf. Dann kauften wir noch in einem Supermarkt etwas zum Essen, verspeisten dieses.

Danach ging es dann auch schon wieder ins Zelt zum Schlafen.

Vorbereitungen für die nächste Tour – 14.12.2023

Auch heute stand nicht wirklich viel Spektakuläres an. Da es morgen schon weiter zur nächsten mehrtägigen Tour ging, mussten wir heute einiges Organisatorisches erledigen. Nach dem Frühstück machten wir zuerst einen Abstecher zum Meer und danach gingen wir in einem Supermarkt Vorräte für die nächsten Tage einkaufen.

Dann kochten wir uns noch etwas Leckeres zu Essen, da wir die nächsten Tage wahrscheinlich wieder etwas einfacher unterwegs sein werden.

Ansonsten musste ich noch Gas in einem Outdoorladen besorgen und ich fragte im Campingplatz nach, ob ich einige Sachen, welche ich in den nächsten Tagen nicht brauchen würde, hier lassen könne.
Später packten wir das eingekaufte Essen dann um, damit wir einiges an Verpackungsmüll und somit auch Gewicht sparen konnten.

Danach gab es noch Abendessen und ich schrieb noch kurz die letzten Worte auf meinem Blog, ehe ich dann für einige Zeit keine Internetverbindung haben werde. Als ich damit fertig war, war es auch schon wieder Zeit zum Schlafen, da wir morgen früh aufstehen werden müssen.

Comments

Eine Antwort zu „Traumhafte Eislandschaften“

  1. Avatar von Pfr.i.R. Karlheinz Speckert
    Pfr.i.R. Karlheinz Speckert

    Lieber Florian, als ich deine vielen Bilder aus Patagonien angeschaut habe, überkahm mich ie Sehnsucht, nochmals eine Reise in diese Gegen zu unternehmen, auch wenn ich inzwichen 83 Jahre alt geworden bin, aber das Heimweh nach dieser Gegend ist nicht alt geworden, sondern beim Anblick der Bilder wieder ganz frisch und lebendig in mir aufgebrochen. Vielleicht schaffe ich es noch einmal dorthin zu reisen und vieles, was ich dort erlebt und erfahren habe, nochmals in mir wieder lebendig werden lassen könnte. Du wirst über Weihnachten dort verweilen und erleben wie anders dort Weihnachten begangen wird, viel lebendiger allein schon wegen der Musik und deren Rythmus. Ich werde im kommenden JAhr nach Brasilien eisen und viele Bekannte dort besuchen, deren Freundschaft nach wie vor in mir lebendig ist. Die Brasilianer sagen: matar saudade. Dir weiterhin schöne und erlebnisreiche Tage, viele Freundschaften mit den Menschen dort und viele erlebnis- und erfahrensreiche Begegnungen. Ich weiß nicht wie deine Rückreise ein wird: vielleicht über Brasilien, gib einfach Bescheid. Mein mailadresse hast du ja. Gesegnete adventliche Tage und ein frohes und gesegnetes Weihnachten.
    Karlheinz Speckert

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