Tag 11 – 16,2 km – Dienstag 07.05.2024
Am Morgen wache ich auf und gehe zum Wäschebereich. Dort treffe ich wieder auf einen älteren Schweizer, mit dem ich mich bereits vor einigen Tagen länger Unterhalten hatte. Auch heute geht das Gespräch wieder länger. Er ist, so wie die anderen hier auch, von Paradies Valley Cafe hier hergekommen und somit knapp 2-3 Tage hinter mir. Nach einiger Zeit gehe ich wieder und fange an meine Sachen zu packen. Als ich alles fertig habe, setzte ich mich an den Tisch bei den anderen und fange an zu frühstücken. Die Gruppe will lieber in einem Café frühstücken gehen, da die heute einen Pausentag einlegen. Also verabschiede ich mich von ihnen. Einige werde ich vermutlich nicht mehr so schnell sehen, da sie so weit hinter mir sind und der Abstand immer größer wird. Trotzdem hat es mich sehr gefreut, alle wieder gesehen und gemeinsam einen schönen Abend verbracht zu haben.
Als sie weg sind und ich fertig gegessen habe, packe ich die restlichen Sachen in meinen Rucksack. Als ich meine Zähne putzen gehe und meine Powerbank, die im Wäschebereich geladen wird, holen möchte, ist sie leider nicht mehr da. Ich Frage ein paar Leute, ob sie eine Powerbank gesehen haben und Frage auch am Empfang des Campings nach. Leider kann mir niemand weiterhelfen. Anscheinend hat mir doch tatsächlich einer meine Powerbank geklaut, worüber ich mich dann wirklich etwas aufrege. Aus finanziellen Gründen wird es ja wohl kaum einer gemacht haben, da es sich nur um etwa 40$ handelt, und auch sonst erschließt es mir nicht, wie man einfach eine Powerbank stehlen kann.
Da ich aber Strom brauche, mache ich mich auf den Weg zu einem Hikerladen. Dort warte ich noch, bis dieser öffnet und kaufe dann eine neue Powerbank. Für einen Netzstecker muss ich dann noch weiter in die Tankstelle. Nach diesem umständlichen Anfang des Tages, setze ich mich noch in ein Café, trinke einen Americano und lade Bilder auf meinen Blog. Bald gesellen sich andere Hiker zu mir und ich Unterhalte mich mit ihnen, während ich meine Bilder hochlade. Die meisten legen hier heute einen Pausentag ein und sind somit ziemlich entspannt unterwegs. Gegen 11 Uhr mache ich mich dann endlich auf den Weg zurück zum Trail.
Da ich auch heute kein Glück mit einer Mitfahrgelegenheit habe, brauche ich knapp eine Stunde, bevor ich am Parkeingang ankomme. Von hier aus geht es dann nochmals eine Stunde den Berg hinauf und dann bin ich endlich wieder auf dem Trail.


Direkt an der Kreuzung treffe ich auf andere Hiker. Ich unterhalte mich mit ihnen über eine alternative Route, die über den höchsten Gipfel der Gegend führen würde. Einige meinen, dass es ohne Spikes und Pickel nicht möglich sei und schon garnicht Mittags. Andere meinen, dass es mit ein bisschen Erfahrung in Schnee und Eis sicher auch so möglich sei. Da aber keiner von ihnen oben war, sind es auch nur Spekulationen, wie es wirklich aussieht.
Wer mich kennt weiß, dass ich bereits kurze Zeit später auf dem Weg zum Gipfel bin, wobei ich mir noch nicht sicher bin, ob ich heute aufsteigen oder weiter hinten nächtigen soll, um in den frühen Morgenstunden den gefrorenen Schnee nutzen zu können.

Anfangs geht es noch einige Zeit durch den Wald bis zur Kreuzung, an der ich zum Gipfel abbiege. Danach ändert sich das Bild ziemlich schnell.



Lange Zeit geht es am Hang entlang über Schneefelder langsam den Berg hinauf. Trotz Mittagshitze kann ich auf dem Schnee einigermaßen gut laufen, werde aber spürbar ausgebremst. Immer wieder führt der Weg auch durch Gebüsch hindurch und die Wegfindung ist nicht immer eindeutig. Da es noch zu früh zum Aufbauen des Zeltes ist, entscheide ich mich bis zum Gipfel durchzulaufen und auf der anderen Seite ein nahegelegenes Camp für die Nacht zu nutzen.

Immer wieder kommen mir Leute von oben entgegen, aber ich sehe niemanden auf dem Weg in Richtung Gipfel. Mit der Zeit wird der Weg steiler und auch etwas gefährlicher. Weiter oben gibt es dann doch die ein oder andere Stelle, an der eine Eisaxt eventuell sinnvoll wäre. Zumindest geht es links ziemlich steil bergab und wenn ich hier ins Rutschen komme, kann es böse enden. Umso vorsichtiger Laufe ich an diesen Stellen weiter nach oben und schlage mir mit den Schuhen kleine Stufen in den Schnee, um einen sicheren Halt zu haben.

Bald habe ich das schwierigste hinter mir und kurz vor dem Gipfel geht es Recht entspannt weiter nach oben. Gegen 17 Uhr erreiche ich den Gipfel auf 3323m. So sagt es zumindest meine Uhr. Bis dahin habe ich bereits mehr als 1600 Höhenmeter im Aufstieg hinter mir und freue mich somit umso mehr, dass ich den Gipfel erreicht habe. Die Aussicht ist wunderbar und ich genieße den Blick in die Ferne sehr. Auf die erfolgreiche Besteigung des Mount San Jacintos gönne ich mir ein Snickers.





Als ich ein bisschen am Gipfel umherlaufe, finde ich eine Stelle, an der Mein Zelt eventuell gut reinpassen würde. Schnell probiere ich es aus und tatsächlich passt das Zelt genau in den freien Raum, der von drei Seiten gut windgeschützt ist. Auf der einzigen ausgesetzten Seite, von wo immerhin kein Wind kommt, baue ich mir sicherheitshalber eine kleine Schutzmauer aus Steinen.

Danach koche ich mir etwas zu Abend und genieße die Aussicht in die Ferne. Später schaue ich mir noch den Sonnenuntergang an, welcher von hier oben faszinierend ist. Danach gehe ich schlafen.

Tag 12 – 29,8 km – Mittwoch 08.05.2024
Am späten Abend konnte ich den starken Wind hier oben zwar hören, aber zum Glück nicht fühlen. Gegen Mitternacht ließ dann auch dieser Wind nach und ich konnte gut schlafen. Es war zwar etwas kalt hier oben, aber alles in allem ganz ok.
Um halb 6 stehe ich auf und baue mein Zelt zusammen. Dann gehe ich auf die andere Seite und treffe dort auch bereits den ersten Wander, der um 3:30 aufgestanden ist, um für den Sonnenaufgang oben zu sein. Dagegen hatte ich nicht einmal 2 Minuten zu laufen, was den Wanderer zwar überrascht, aber gut findet, dass ich hier oben geschlafen habe. Man hat ja nicht immer die Möglichkeit auf dem Gipfel eines Berges, der immerhin über 3000 Meter hoch ist, zu übernachten.
Zusammen schauen wir uns den Sonnenaufgang an. Ich mache mir noch entspannt einen warmen Kaffee, der in der Morgenkälte besonders gut tut.




Als die Sonne schon einiges nach oben gestiegen ist, kommt eine weitere Gruppe von Wanderinnen. Leider waren sie zu langsam und haben den Sonnenaufgang verpasst. Aber immerhin haben sie es nach oben geschafft und sie freuen sich sehr. Nachdem ich einige Zeit als Fotograf dienen musste, mache ich mich wieder auf den Weg, da ich einen langen Abstieg vor mir habe.
Am Morgen ist der Schnee noch gefroren und somit kann ich verhältnismäßig einfach absteigen. Es gibt zwar keinen ersichtlichen Weg, aber ich laufe einfach nach Gefühl immer weiter den Hang hinab.



Nach einem längeren Abstieg, komme ich endlich wieder auf die eigentlich PCT-Route. Aber auch hier bin ich weiterhin im Schnee unterwegs und zwischendrin geht es durchs Gebüsch. Der Weg ist nicht immer ganz klar, da der Schnee darüber liegt und anscheinend jeder versucht, seinen eigenen Weg zu finden. Manchmal endet eine Spur einfach irgendwo im nirgendwo und ich muss umkehren. Irgendwo in diesem Wirrwarr verliere ich dann meine Wasserflasche mit meinem Wasserfilter. Als ich es aber bemerke, ist es schon zu spät, da sie überall sein könnte. Ich laufe einfach weiter durch den Schnee.



Am Mittag wird er teilweiße so rutschig, dass ich eher wie beim Langlaufskifahren den Berg entlang rutsche. Die sehr matschige Angelegenheit bremst mich soweit aus, dass ich an einigen Stellen weniger als 2 km in einer Stunde schaffe.
Umso froher bin ich, als ich endlich an einem Camp vorbei komme, bei dem der Schnee aufhört. Dort mache ich dann erstmal Mittagspause und esse etwas. Dabei unterhalte ich mich mit anderen Hikern, die auch sehr froh sind, dass sie den rutschigen Schnee endlich hinter sich lassen konnten. Einer von ihnen hat tatsächlich auch eine Wasserflasche verloren, die jetzt wahrscheinlich irgendwo neben meiner Flasche im Gebüsch liegt. Ein andere Hiker gibt mir einige von seinen Tabletten zum Wasserreinigen ab, damit ich immerhin bis Big Bear, mein nächstes Ziel, mein Wasser reinigen kann. Somit ersparen ich mir eine umständliche Fahrt morgen und kann entspannt weiter laufen, ohne Angst haben zu müssen mir etwas im Trinkwasser einzufangen, was besonders für den nächsten Abschnitt wichtig ist, da sich anscheinend doch einige Leute auf den nächsten Kilometern mit dem Norovirus angesteckt hatten.
Danach geht es für mich eigentlich ziemlich entspannt immer weiter den Berg hinab. Lange Zeit laufe ich serpentinenartig nach unten und bekomme dabei immer wieder schöne Blicke auf die Umgebung.





Zwischendrin erreiche ich dann noch die 200 Meilen Marke, worüber ich mich sehr freue.

Auf den kleinen Pfaden komme ich deutlich schneller voran als im Schnee und somit schaffe ich es doch noch, knapp 30 Kilometer zurückzulegen. Eigentlich wollte ich sogar noch weiter laufen, aber nach über 2000 Metern Abstieg, möchte ich meine Knie und Gelenke nicht weiter belasten. Somit biege ich bei einem Camp ab und lasse mich dort nieder.


Von meinem Platz aus kann ich sogar den Gipfel sehen, auf dem ich heute morgen noch gewesen bin. Nach dem Essen lese ich noch kurz und gehe dann auch schon bald wieder schlafen.

Tag 13 – 37,2 km – Donnerstag 09.05.2024
Wieder wache ich pünktlich um 5:45 Uhr auf, packe alles zusammen und laufe los.
Erst nach ein paar Kilometern setzte ich mich auf einen Stein und frühstücke, während die Sonne langsam empor steigt und die Landschaft erhellt.

Danach geht es längere Zeit bergab. Der Weg ist nicht besonders steil und führt mich die meiste Zeit am Hang entlang von links nach rechts und wieder zurück. Die Aussicht ist dabei die meiste Zeit gut und es ist angenehm zu laufen.



An einer Wasserstellen fülle ich nochmals mein Wasser auf. Zwei Leute aus Großbritannien gesellen sich zu mir. Sie überlegen, ob sie an der Straße, die man von hier aus bereits sehen kann, zum nächsten Wallmart fahren, um dort ihre Reserven aufzufüllen. Ich überlege mir, ob ich sie begleiten soll, da das Wasser auf den nächsten Kilometern nicht besonders gut sein soll und ich keinen Filter habe. Ich entscheide mich dazu erstmal weiterzulaufen und dann an der Straße zu entscheiden.

Der Weg bis zur Straße zieht sich ziemlich in die Länge. Erst laufe ich auf einer Teerstraße und dann geht es in feinem Sand, welcher das Vorabnkommen schwierig macht, weiter.
Kurz vor der Straße geht es unter einer Brücke hindurch. Dort finde ich Mal wieder etwas Trail-Magic. Nach der längeren Zeit in der Sonne freue ich mich sehr über die eiskalte Cola, die ich im Schatten der Brücke genieße. Während ich meine Cola trinke kommt noch ein anderer Wanderer dazu und wir unterhalten uns eine ganze Weile. Da er hier aber heute einen Pausentag einlegen möchte, mache ich mich bald wieder alleine auf den Weg.

Es geht weiter durch die heiße Sonne und auf den nächsten Kilometern ist auch kein Schatten aufzufinden. Somit komme ich doch ziemlich ins Schwitzen.



Nach weiteren Stunden in der Hitze, komme ich an einem Haus einer Windkraftfirma vorbei. Hier lagern die Mitarbeiter Sachen und haben ein kleines Büro. Freundlicherweise gibt es für PCT-Hiker einen Platz im Lager, wo es Kaltgetränke und sogar Eis gibt. Also sitze ich für einige Zeit im Lager des Unternehmens, esse Eis und trinke Cola. Außer mir sind noch zwei andere da. Der eine telefoniert mit seiner Familie und ich unterhalte mich mit der anderen, die in Washington lebt, aber in Oregon aufgewachsen ist. Somit kennt sie einige Teile des Trails und wird unterwegs bei ihren Eltern vorbeischauen, die in der Nähe des Weges leben. Nach längerer Zeit in der klimatisierten Halle, mache ich mich wieder auf den Weg in der heißen Sonne.
Es geht direkt steil bergauf und ich bin bereits nach wenigen Minuten wieder durchgeschwitzt. Auf der anderen Seite geht es dann eher entspannt weiter bergab und das laufen fällt mir hier sehr leicht. Somit lege ich schnell einige Kilometer zurück, bevor ich endlich auf einen Fluss treffe.




Hier wasche ich mich gründlich und einige Kleidungsstücke werden auch noch im fließenden Wasser gereinigt und danach in die Sonne gehängt.


Während ich warte bis meine Sachen trocken sind, komme ich mit einem Läufer ins Gespräch, der hier in der Gegend wohnt und immer gern mit Hikern redet. Er ist wirklich interessiert und kann gut Auskunft geben. Irgendwann macht er sich aber wieder auf den Weg und da meine Kleider dann auch einigermaßen trocken sind, laufe ich auch wieder weiter.
Es geht kurze Zeit am Wasser entlang und weiter hinten im Tal muss ich den kleinen Fluss dann noch überqueren. Ich finde einen geeigneten Baumstamm und kann mir somit die nassen Füße sparen. Leider merke ich erst einige hundert Meter weiter, dass ich vergessen habe mein Wasser aufzufüllen und somit laufe ich den Weg wieder zurück bis zum Fluss, nur um dort meine Flaschen zu füllen und danach den gleichen Weg wieder nach vorne zu laufen. Da ich Wasser zum Kochen und für den nächsten Tag dabei habe, wiegt mein Rucksack ziemlich viel und der nächste Anstieg ist recht anstrengend. Ich merke, dass ich bereits 20 Meilen (32km) hinter mir habe.



Trotzdem laufe ich in der Abendsonne weiter nach oben, da ich mir einen guten Schlafplatz auf dem Kamm des Berges erhoffe. Während hinter mir bereits die Sonne untergeht, was die Landschaft wieder traumhaft schön wirken lässt, laufe ich immer weiter hinauf. Unterwegs treffe ich dann wieder auf eine Klapperschlange und bin nun schon bei 5 angelangt.



Besonders der Blick zurück ist heute wirklich traumhaft.

Die ersten guten Campspots sind bereits belegt, aber weiter hinten finde ich einen guten Platz, der zwar nicht besonders groß, aber zum Cowboy Campen ausreichen sollte. Ich steige vom Weg dorthin hinab, breite meine Sachen aus und esse schnell zu Abend.

Dann ist es auch schon dunkel und ich mache mich bettfertig. Von meinem Schlafsack aus, kann ich vor mir in die Landschaft schauen und sehe, wie in einer der Städte die Lichter angehen. Später werden dann wieder die Sterne über mir sichtbar und ich schlafe erschöpft, aber entspannt ein.

Tag 14 – 26,6 km – Freitag 10.05.2024
Den Wecker habe ich um 15 Minuten vorgestellt, um mich an den früher werdenden Sonnenaufgang anzupassen. Also wache ich um 5:30 Uhr auf, koche mir meinen Haferbrei und schaue mir den Sonnenaufgang an.

Nachdem ich dann noch einen Kaffee getrunken habe, geht es endlich los. Am frühen Morgen geht es leicht auf und ab, jedoch steige ich bald von den Hängen zu einem Fluss hinab.



Dort folge ich im Flussbett dem Wasser den Berg hinauf. Ein richtiger Weg ist nicht zu erkennen und das Laufen im Flussbett ist sehr anstrengenden.



Immer wieder muss ich schauen, wo ich am besten weiterlaufen kann, ohne dauernd den Fluss überqueren zu müssen, was mir nur so Semi-mäßig gelingt. Immer wieder wird der Platz zwischen Fluss und Felsen auf einer Seite so klein, dass ich den Fluss überqueren und auf die anderen Seite gelangen muss. Meistens finde ich einen umgekippten Baum oder große Steine im Wasser, die mir die Überquerung vereinfachen. Ganz trocken bleiben die Schuhe dabei aber nicht.
Da das Laufen auf dem unebenen Untergrund, der aus Sand und runden Steinen besteht, sehr anstrengenden ist, mache ich bereits um 9 Uhr eine erste Pause. Wirklich viel Strecke habe ich bis dahin noch nicht zurückgelegt. Leider ist auch keine Besserung in Sicht, denn ich muss weitere 7 Meilen dem Fluss aufwärts folgen. Der eigentliche Weg, wurde von den Wassermassen weggeschwemmt und ist somit nicht mehr vorhanden. Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als weiter durch das Flussbett zu wandern.
Gegen 11 Uhr lege ich erneut eine Pause ein, da ich ziemlich erschöpft bin. Wie ich an meiner Uhr feststelle, habe ich anscheinend einen Ruhepuls von 46. Da das Wetter auch noch umschwenkt und somit mein Blutdruck wohl auch im Keller ist entscheide ich mich dazu einen anregenden, starken Kaffee zu trinken.

Danach fällt mir das Laufen immerhin etwas leichter.


Es geht weiter den Fluss hinauf und zwischendrin darf ich meinen Klapperschlangen-Counter immerhin auf 6 erhöhen. Die Schlange wirkt durch die milden Temperaturen aber auch nicht so fitt und bewegt sich nur sehr langsam.

Irgendwann treffe ich auf Martin aus Tschechien, den ich heute immer wieder antreffen sollte und mit dem ich auch einige Zeit zusammen laufe. Er findet das Wandern im Flussbett genauso erschöpfend wie ich und zusammen versuche wir gute Wege weiter nach oben zu finden. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen wir endlich an einem Punkt an, an dem angeblich wieder ein normaler Pfad vorhanden sein sollte. Wir klettern den Hang an der Seite des Flusses hinauf und nach einer kurzen Zeit durch das Gebüsch, stehen wir tatsächlich wieder auf einem Wanderweg. Bei der nächsten Gelegenheit machen wir eine ausgiebige Pause und es ist Mal wieder interessant zu sehen, wie schnell man auf so einem Weg mit wildfremden Menschen anfängt über die relevanten Sachen im Leben zu reden.




Danach geht es nochmals längere Zeit bergauf und ich merke, dass mich das Laufen heute sehr erschöpft hat. Denn normalerweise wäre ich auf diesem Pfad schnell unterwegs, aber heute brauche ich einfach viel Zeit für wenig Strecke. Die Landschaft sieht zwar auch hier sehr interessant aus, aber heute sehen ich mich ein wenig nach der Ankunft im nächsten Camp.




Trotzdem ist der Weg schön und ich habe viel Zeit zum Nachdenken. So ist es doch irgendwie komisch, dass ich bereits so viel gewandert bin und ich erst jetzt wirklich anfange über das Leben nachzudenken und was mir wichtig ist und was nicht. Vielleicht sind es die vielen Begegnungen oder einfach dass ich mir bewusst werde, dass ich bereits fast 10 Prozent des Weges hinter mir habe und das Ende meiner Auszeit somit immer näher rückt, was irgendwie suspekt klingt, da ich noch immer über 2385 Meilen vor mir habe und für die meisten Leute das Abenteuer erst begonnen hat.
Nach einem letzten Abschnitt, auf dem wir über zahlreiche Baumstämme klettern müssen, erreichen wir gegen 18 Uhr endlich das Camp, worüber ich mich nach den anstrengenden 26 km sehr freue. Gerade als ich mein Zelt aufgebaut habe, fängt es dann auch noch an zu schneien.

Somit koche ich mein Abendessen heute unter dem Schutz des Zeltes und verspeise es in meiner kleinen Unterkunft.

Da es noch relativ früh am Abend ist, lese ich Mal wieder etwas und gehe dann, nach einem anstrengenden Tag, früh schlafen.
Tag 15 – 41,2 km – Samstag 11.05.2024
Die Nacht heute war echt kalt. Am Morgen bleibe ich bis um 6 Uhr liegen, da ich hier im Wald den Sonnenaufgang nicht sehen kann und es im warmen Schlafsacks einfach so gemütlich ist. Dann stehe ich auf, packe meine Zelt ab und frühstücke noch kurz, während ich mich mit zwei anderen unterhalte.
Da die nächste Wasserquelle knapp 16 Meilen (24 km) entfernt ist, fülle ich am Bach nochmals Wasser auf und laufe dann in der Kälte los.
Am Morgen geht es eigentlich die meiste Zeit durch den Wald. Zuerst bergauf und dann wieder bergab. Der Weg ist sehr einfach zu gehen und im Gegensatz zu gestern eine echte Wohltat. Daher komme ich schnell voran und lege in kurzer Zeit einige Kilometer zurück. Das Laufen im Wald ist angenehm kühl und trotzdem ist die Landschaft schön.



Neben den vielen tollen Bäumen, kann ich auch die schneebedeckten Berge in der Umgebung bestaunen. An einem Platz mit schöner Aussicht, setzte ich mich in die wohltuende Sonne und mache Kaffeepause. Dabei kann ich den Weg der letzten Tage betrachten. Der weiße Gipfel rechts ist der Mount San Jacinto, auf dem ich vor ein paar Tagen übernachtet habe und das Flussbett links im Bild, war der anstrengende Tag gestern. So ist es immer wieder interessanten zu sehen, welche Strecke man bereits zurückgelegt hat.

Da auch hier immer wieder Bäume auf den Weg fallen, muss ich teilweiße darüber klettern oder einen Weg außenherum finden.



Ansonsten passiert heute relativ wenig. Ich treffe so gut wie keine Leute an und die Landschaft ändert sich lange Zeit nicht, bleibt aber trotzdem schön und besonders die teilweiße sehr alt wirkenden Bäume faszinieren mich jedes Mal aufs neue.


Auch die riesigen Zapfen der Bäume sind wirklich beeindruckend. Hier ein Bild mit meinem Schuh als Vergleich.

Gegen 15 Uhr erreiche ich den eigentlich angepeilten Campspot. Bis dahin habe ich bereits mein Tagesziel von 20 Meilen (32 km) geschafft. In der Mittagssonne mache ich Pause, esse Couscous mit Thunfisch und ruhe mich ein wenig aus. Da ich aber noch keine Lust habe mein Zelt aufzubauen, mache ich mich gegen 17 Uhr nochmals auf den Weg.
Es geht weiter durch Wiesen und Hügel. Am Abend wirkt die Landschaft doch immer gleich nochmals anders.




Kurz vor der Straße, die mich morgen nach Big Bear bringen soll, Stelle ich gegen 19 Uhr mein Zelt auf und begegne Raul, einem Mexikaner, der hier in der Nähe wohnt. Er gibt mir direkt ein paar Softdrinks und frägt mich ein einiges zum PCT. Er wechselt zwar immer wieder zwischen englischen und spanischen Wörtern, da ich aber auch ein wenig Spanisch kann, verstehe ich ihn trotzdem. Die süßen Getränke schmecken dabei richtig gut.

Als er weg ist gehe ich ins Zelt und schreibe Tagebuch. Gerade als ich schlafen gehen wollte, kommt er nochmals vorbei und zeigt mir, dass er Abendessen mitgebracht hat. Er habe seine Mutter angerufen und die hat schnell ein paar Tacos zusammengestellt, die er mir dann gebracht hat. Wir sitzen dann zu zweit im Dunkeln und verspeisen die leckeren Tacos.

Er erzählt mir dabei, dass er vielleicht nächstes Jahr den PCT laufen möchte und dass er das hier öfters für Hiker mache. Nach den Tacos gibt er mir noch ein leckeres Stück Kuchen, den auch seine Mama gebacken hat. So viel gutes Essen hatte ich schon lange nicht mehr und ich staune Mal wieder über die Freundlichkeit des Mannes. Selbst war er noch nie auf dem PCT unterwegs und weiß auch nicht wirklich viel darüber. Trotzdem bringt er wildfremden Leuten Trinken und Essen vorbei. Gegen 21 Uhr verabschiedet er sich dann und ich gehe in mein Zelt zum Schlafen.
Morgen geht es dann nach Big Bear, um dort Proviant aufzufüllen und mich dann wieder 5 Tage auf den Weg zu machen.
Übersicht
Hier wieder ein kleiner Überblick, wo Ich mich gerade befinde. Aktuell bin ich ziemlich genau an Meile 265 und habe somit bereits 10 Prozent des ganzen Weges absolviert, habe aber noch immer 2385 Meilen vor mir.

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