Tag 30 – 32,6 km – Sonntag 26.05.2024
Die Nacht war sehr stürmisch. Gefühlt habe ich nur etwa 2 Stunden geschlafen. Mein Zelt wackelte die ganze Nacht und trotz Ohropax konnte ich den heftigen Wind dauerhaft hören. Da es am Morgen aber nicht besser ist, packe ich gegen halb 6 alles zusammen und laufe im anhaltenden Sturm los.

Es geht den Berg hinauf und auch heute muss ich aufpassen, dass mich der Wind nicht vom Weg herunterweht. Teilweiße habe ich dermaßen Gegenwind, dass ich kaum nach oben komme. Auch wenn die Landschaft am Morgen Mal wieder traumhaft aussieht, kann ich es nicht wirklich genießen, da mich der Wind zu sehr stört.


Erst als ich weiter oben bin wird es allmählich besser. Hier ändert sich dann auch die Landschaft abrupt. Anstatt trockenem Sand, treffe ich auf bunte Blumen und Bäume. An einem windgeschützten Platz mache ich eine zweite Frühstückspause.



Danach geht es auf der anderen Seite des Berges wieder langsam bergab. Da mein Wasser knapp wird und es noch einige Meilen bis zum nächsten Bach sind, laufe ich in der immer wärmer werdenden Sonne weiter bergab. Immerhin schmerzt mein Fuß nicht mehr so sehr und ich kann relativ einfach durch die Gegend laufen.



Nach längerer Zeit komme ich endlich am Wasser an. Da es die letzte Auffüllstation für die nächsten 20 Meilen ist, treffe ich dort auch direkt einige PCT-Hiker an. So wie die anderen auch, fülle ich mir einige Liter Wasser ab und trinke auch direkt eine ganze Flasche, um mein Defizit auszugleichen.
Mit einem schweren Rucksack, immerhin habe ich knapp 3,5 Liter Wasser und wahrscheinlich über 3 kg Essen dabei, laufe ich dann langsam weiter. An einem Campspot halte ich an und mache im Schatten eines Baumes Mittagspause. Erst mache ich ein Nickerchen, um meinen Schlaf der letzten Nacht nachzuholen und dann esse ich noch Nutella Wrap.
Nach meiner Pause geht es weiter bergauf und bergab. In der Sonne schwitze ich zwar sehr, finde es aber insgesamt doch ganz angenehm. Immerhin komme ich ab und an an Bäumen vorbei, die mir etwas Schatten spenden.



Gegen 16 Uhr erreiche ich ein Camp. Erst überlege ich, ob ich hier bleiben soll, entscheide mich dann aber doch dazu noch etwas weiterzulaufen, da ich meine angepeilten 20 Meilen noch nicht erreicht habe.

Etwa eine Stunde später sehe ich dann einen geeigneten Platz direkt neben dem Weg. Da ich den mangelnde Schlaf doch spüre, biege ich ab und baue mein Zelt auf dem freien Platz auf. Dann koche ich mir wieder etwas leckeres zum Abendessen. Heute gibt es Spagetti mit Thunfisch. Das Wasser, das ich zum Kochen brauche, nutze ich direkt, um mir mit Tomatenmark eine schöne Soße zu machen. Mit etwas Salz und Chili verfeinert, schmeckt mir das Essen mal wieder besonders gut.

Beim Schreiben meines Tagebuchs fällt mir auf, dass ich mittlerweile tatsächlich schon einen ganzen Monat hier auf dem PCT unterwegs bin. So vergeht die Zeit Mal wieder rasend schnell und irgendwie bin ich mir noch nicht ganz bewusst, das ich tatsächlich auf einer der längsten Wanderungen in den USA unterwegs bin. Obwohl ich schon fast ein Viertel der Strecke zurückgelegt habe, kommt es mir teilweiße eher wir eine Wanderung zu Hause vor. Die Landschaft und die Städte sind zwar anders, aber sonst fühlt es sich nicht so weit weg an, wie es vielleicht klingt. Vielleicht liegt es auch an den vielen netten Menschen, die ich bisher getroffen habe.
Da ich nach dem Tagebuch noch etwas Zeit habe, lese ich das erste Mal seit längerem wieder und gehe dann früh schlafen. Das monotone Geräusch der Windräder, die nur wenige Meter hinter meinem Zelt auf einem Hügel stehen, wirkt regelrecht beruhigend und somit schlafe ich schnell ein.
Tag 31 – 40,1 km – Montag 27.05.2024
Heute hatte ich sehr gut geschlafen. Am Morgen stehe ich auf und frühstücke. Da mein Zelt noch feucht ist, lasse ich es erstmal stehen und warte, bis die Sonne über den Berg steigt und mein Zelt trocknet. Dann geht es in den Morgenstunden auch schon los.
Es geht entspannt durch die schöne Landschaft. Auf der einen Seite sehe ich noch immer die Windräder auf den Hügeln und auf der anderen Seite habe ich einen guten Blick auf die Berge.


Für einige Zeit laufe ich so weiter und bekomme ab und an einen Blick auf die höheren Berge in der Ferne, die mir einen ersten Eindruck geben, was mich wohl demnächst erwarten wird.

Während ich entspannt durch die Landschaft laufe, höre ich in einiger Entfernung einen Bär rufen. Geschätzt ist er aber einige Kilometer weiter den Hang hinunter und somit lasse ich mich davon nicht beirren. Heute wirkt die Landschaft deutlich grüner als in den letzten Wochen und bald finde ich mich selbst immer wieder im Wald wieder. Der Schatten der Bäume ist dabei ganz angenehm, auch wenn mich die vielen Fliegen etwas stören. Leider sind es bis zur nächsten Wasserstelle noch einige Kilometer und da mir langsam das Wasser ausgeht, werden die Anstiege in der Sonne immer anstrengender.

Umso froher bin ich, als ich endlich am Wasser ankomme. Ein kleiner Bach liefert genügend Wasser, um die Reserven aufzufüllen. Da es das erste Wasser seit 15 km ist und der Platz auch einiges an Schatten bietet, sammeln sich hier Mal wieder eine Gruppe von Hikern und ruht sich aus. Nachdem ich etwas getrunken, mein Wasser aufgefüllt und einige Kleider gewaschen habe, geselle ich mich zu ihnen. Gerade als ich mich hingelegt habe, kommen zwei mittfünfzig jährige Frauen mit großen Rucksäcken vorbei. Als sie uns mitteilen, dass sie etwas Trail-Magic dabei haben, bricht bei allen Freude aus. Tatsächlich haben die beiden Frauen reichlich Essen und Trinken mitgebracht. Sie haben knapp 20 Minuten entfernt mit dem Auto geparkt und sind dann hier her gewandert, nur um uns etwas zu bringen. Für mich gibt es eine eiskalte Cola, Käse, Cracker, Oreo Kekse und einen Apfel. Nach den anstrengenden letzten Tagen schmeckt alles wunderbar und besonders hier, hatte keiner von uns so etwas erwartet. Wie uns eine der Frauen berichtet, sei sie selbst vor einigen Jahren den Teil des PCT von Campo, der Grenze zu Mexiko bis Tehachapi gewandert. In den 54 Tagen, die sie für diese Strecke gebraucht hat, hatte sie knapp 25 Pound (12 kg) verloren. Da sie es in dieser Zeit nicht geschafft hat genügend Kalorien zu sich zu nehmen, musste sie letzendlich in Tehachapi abbrechen. Da die trotzdem gerne auf diese Zeit zurückblickt und uns das Leben einfacher machen möchte, fährt sie mit ihrer Freundin nun den Trail ab und wandert immer wieder zu Plätzen, um dort die Hiker mit Getränken und Speisen zu versorgen. Nachdem wir alle gut versorgt worden sind, brechen sie wieder auf, um zu einem anderen Platz zu gelangen. Ich lege mich noch ein paar Minuten hin, unterhalte mich mit den anderen und laufe gegen 16 Uhr wieder los.
Mittlerweile ist es angenehmer zu laufen und es geht weiter durch den Wald. Kurz vor der letzten Wasserquelle für knapp 35 Meilen, treffe ich noch Erik mit dem Trailnamen „Noodle“, einen Hiker aus Colorado. Ich wandere einige Minuten mit ihm und wie sich herausstellt, ist er der Hiker, dessen Eltern ich vor einigen Tagen kurz vor Tehachapi getroffen hatte, was doch ein witziger Zufall ist. Ich biege zu einem Camp ab und fülle dort nochmals mein Wasser auf, bevor ich mich auf die letzten Meilen zu meinem ausgesuchten Campspot mache.




Nach einer weiteren Stunde baue ich mein Zelt an einem schönen Platz auf.



Direkt vor mir kann ich in das Tal schauen und mir den Sonnenuntergang betrachten. Ich koche mir noch schnell etwas zu essen und genieße dann dabei die Aussicht. Danach geht es dann auch schon wieder schlafen.

Tag 32 – 34,7 km – Dienstag 28.05.2024
Nach einer guten Nacht, baue ich am Morgen mein Zelt ab und frühstücke bei Sonnenaufgang.

Danach geht es entspannt durch die schöne Landschaft los. Immer wieder bekomme ich einen guten Blick auf die Umgebung. Die Landschaft wirkt heute tatsächlich wieder wie eine Wüste und in der Ferne kann ich einige Berge sehen. Ich laufe ohne große Anstrengung leicht bergab.




Gerade als ich um eine Kehre herumlaufe, steht plötzlich ein Berglöwe (auch Puma genannt) keine 10 Meter vor mir auf dem Weg. Noch bevor ich das aber wirklich realisiert habe, springt das Tier mit einigen großen Sätzen den Berg hinauf und verschwindet weiter oben zwischen größeren Felsen. Auch wenn ich leider kein Bild von dem Tier machen konnte, war es doch eindeutig ein Berglöwe gewesen und auch nicht gerade ein kleines Exemplar. Die Fußspuren sind noch klar im Sand zu erkennen, auch wenn ich das Tier nicht mehr sehen kann. Während viele andere Leute hier eventuell in Angst oder sogar Panik ausbrechen würden, laufe ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht weiter und freue mich, dass ich tatsächlich einen Berglöwen in freier Wildbahn bestaunen durfte.
Die nächsten 500 Meter schaue ich mich immer wieder um, kann den Löwen aber nirgends sehen. Ich hoffe nur, dass er mir nicht folgt. Als ich an einem Wassercache auf andere Hiker treffe und ihnen davon erzähle, sind sie alle erstaunt darüber, da man diese Tiere relativ selten zu Gesicht bekommt. Nach dem Auffüllen meiner Wasserreserven für die nächsten 15 Meilen, mache ich mich wieder auf den Weg.

Die meiste Zeit des Tages laufe ich durch sehr trockene Landschaften, in denen neben kleinen Büschen nur die bekannten Joshuatrees vorhanden sind, welche aber sehr interessant aussehen.



Die Bäume, die wie ein Kaktus aussehen, wachsen teilweiße in sehr abenteuerlicher Weise und faszinieren mich irgendwie.


Nach einer längeren Pause im Schatten einer dieser Bäume, geht es wieder in der heißen Mittagssonne weiter. Während es im Schatten angenehm kühl war, heizt die Sonne hier kräftig ein und ich komme schnell ins Schwitzen. Ich merke, dass ich nach wie vor in der Wüste unterwegs bin. Immerhin ist das Death Valley, einer der heißesten Orte der Welt, nicht weit von mir entfernt.


Nach einem weiteren Auf- und Abstieg, erreiche ich gegen 16 Uhr endlich wieder eine Wassercache. Hier haben Freiwillige einige Kanister voll mit Wasser bereitgestellt. Ohne diese Hilfe, müssten wir Hiker hier aktuell Wasser für 35 Meilen (56 km) mitschleppen. Das wären wahrscheinlich mindestens 8 Liter Wasser, was doch einiges an Gewicht ist. So bin ich ganz froh, dass ich selbst hier mitten in der trockenen Gegend mein Wasser auffüllen kann und mit weniger Reserven laufen kann. Trotzdem geht es für mich danach mit fast 4 Litern weiter. Denn ich habe noch einen anstrengend Anstieg vor mir, benötige Wasser zum Kochen am Abend und für den Morgen und habe morgen dann nochmals knapp 12 Meilen bis zur nächsten Wasserstelle vor mir.

Mit schwerem Rucksack mache ich mich also wieder an einen langen und anstrengend Aufstieg. Mittlerweile merke ich die bereits zurückgelegte Strecke und mit jedem Höhenmeter werde ich erschöpfter. Eigentlich sind es nur 4 Meilen und etwa 400 Höhenmeter. Am Ende benötige ich dafür aber fast 2 Stunden, ehe ich dann endlich am Gipfel des Berges ankomme. Hier gibt es im Gebüsch einige Plätze zum Zelten.


Nachdem ich mein Zelt an einem dieser Orte aufgebaut habe, koche ich mir etwas leckeres zu Essen.

Danach genieße ich noch etwas die letzten Minuten des Tages, bevor ich dann auch schon wieder in meinen Schlafsack schlüpfe und bald einschlafe.

Tag 33 – 40,8 km – Mittwoch 29.05.2024
Die Nacht auf dem Berg war wieder sehr windig. Trotzdem konnte ich einigermaßen schlafen und somit stehe ich um 5:30 auf und packe mein Zelt zusammen.
Nach einem kurzen Frühstück geht es auch schon wieder los und bereits nach wenigen Metern bekomme ich einen tollen Blick auf die Berge der Umgebung, die von der Morgensonne erleuchtet werden.

Der Weg führt mich am Morgen lange Zeit bergab. Zuerst ein wenig am Hang entlang und dann längere Zeit durch den Wald. Witzig sind hier die kleinen PCT-Wegmarkierungen, die an die Bäume genagelt wurden. Einige werden regelrecht vom Baum aufgefressen und manche sind nicht mehr wirklich sichtbar.




Nach dem längeren Abschnitt im Wald, geht es auf einer sehr unebenen Straße weiter. Teilweiße sind die Löcher so tief, dass ich mir kaum vorstellen kann, wie hier einer mit dem Auto durch will. Immerhin ist der Weg zu Fuß einfach zu gehen und somit komme ich schnell voran. Da ich noch einen halben Liter Wasser habe, lasse ich die einzige Wasserstelle am Morgen aus und laufe weitere 7,5 Meilen den Berg hinab.

Die Umgebung ändert sich schnell und bald kann ich in der Ferne die ersten schneebedeckten Berge erblicken. Auch die Pflanzen neben dem Pfad wandeln sich. Mit der Zeit laufe ich immer häufiger durch schöne Blumenpassagen hindurch und generell wird der Weg felsiger.




Nach etwa 28 km erreiche ich gegen 13 Uhr einen Wassercache, wo ein Trailangel Wasser im Schatten für uns bereitgestellt hat. Weiter unten gibt es ein paar Bänke mit Tischen, wo ich mich niederlasse. Neben dem Wasser finde ich auch Cola und Bier, welches mir heute wieder besonders gut schmeckt. Ich unterhalte mich eine Weile mit einer Frau, die auf ihre Tochter wartet, die auch gerade den PCT läuft und später noch mit anderen Tagestouristen hier. Erst als ich mich nach knapp 1,5 Stunden wieder auf den Weg machen möchte, kommen andere Hiker, die ich von den letzten Tagen kenne. Während ich den ganzen Morgen keinen Menschen getroffen habe, kommen nun doch einige den Hang hinunter und freuen sich über die Cola und das Bier. Nachdem ich mich mit einigen ein bisschen unterhalten habe, mache ich mich aber wieder auf den Weg.



Ich überquere eine Straße und danach geht es direkt wieder bergauf. Trotz meiner längeren Pause ist es ziemlich warm und der Aufstieg somit anstrengend.



Von weiter oben bekomme ich einen guten Blick auf die Umgebung und die zurückgelegte Strecke. Besonders der Zickzack Kurs ist gut zu erkennen.

Für mich geht es so weitere Stunden bergauf. Da ich bis Freitag in Kennedy Meadows sein muss, da mir sonst das Essen ausgeht, laufe ich immer weiter. Es geht nochmals einige Kehren bergauf und am Ende habe ich dann doch mehr als 40 km absolviert, bevor ich abbiege und mein Nachtlager aufschlage.




Ich koche mir noch etwas zu essen und bestaune die Landschaft vor mir. Dazu trinke ich ein Bier, welches ich mir heute Mittag mitgenommen habe.

Nach dem Sonnenuntergang gehe ich in meinem Schlafsacke schlafen.

Tag 34 – 38,7 km – Donnerstag 30.05.2024
Die Nacht war weniger windig als gedacht und somit konnte ich gut schlafen. Als ich in der Nacht einmal kurz aufgewacht bin, habe ich mir Mal wieder den Sternenhimmel über mir angeschaut und bin kurze Zeit später wieder eingeschlafen. Um 5:15 klingelt mein Wecker und ich werde direkt mit einer schönen Morgenröte begrüßt.

Ich mache mir wieder Haferbrei und trinke einen Tasse Kaffee, während ich mir den Sonnenaufgang anschaue. Kurz nach 6 Uhr laufe ich dann los.

Es geht nochmals zwei kehren am Berg entlang. Die Aussicht ist top und ich genieße das Laufen in den ersten Minuten sehr.



Über einen kleinen Pass geht es dann auf die andere Seite. Hier steige ich dann längere Zeit ins Tal hinab. Das Laufen ist Recht entspannt und ich komme gut voran. Zwischendrin höre ich immer wieder einen Bär rufen, kann ihn aber nirgends sehen und wahrscheinlich ist er weiter hinten im Tal.


Nach fast 10 Meilen (16 km) komme ich an einem ersten guten Bachlauf vorbei, wo ich endlich mein Wasser auffüllen kann. Während ich mein Wasser filter, unterhalte ich mich mit einem anderen Hiker, der nur eine Section läuft und von zu Hause aus aufgebrochen ist. Er lebt in der Nähe des MC Donalds und ist von dort aus mit seiner Frau losgelaufen. In Kennedy Meadows werden die beiden ihre Tour wieder beenden. Er nennt diese Tour „Burgertour“, da er beim Loslaufen Burger gegessen hat und in Kennedy Meadows auch wieder essen wird. Während er so über die leckeren Burger redet, bekomme ich schon wieder Hunger und das, obwohl ich nicht mehr viel essen habe. Kein gutes Zeichen.
Nach einer Weile laufe ich weiter und es geht direkt für längere Zeit bergauf. Mittlerweile steigen die Temperaturen auch gut an und da der Weg kaum Schatten bietet, wird es mal wieder ein anstrengender Tag.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreiche ich ein Camp auf einem Bergsattel. Dort finde ich einen schattigen Platz und da es gerade zwölf Uhr ist, lege ich hier Mittagspause ein.
Gegen halb 2 laufe ich dann in der Mittagshitze weiter bergauf. Immerhin habe ich hier etwas mehr Schatten und bald geht es wieder auf der anderen Seite des Berges bergab. Doch selbst das Bergablaufen ist bei der heißen Sonne anstrengend. Vielleicht ist es die Hitze, das wenige Essen, die Anstrengungen der letzten Tage oder die verhältnismäßig langweilige Strecke heute, aber irgendwie fällt mir das Laufen schwer. Mittlerweile sehne ich mich nach der Ankunft in Kennedy Meadows, wo es endlich wieder etwas gescheites zum Essen gibt und ich meinen ersten Zero-Day (Pausentag) einlegen möchte.




Da ich aber nur noch Essen für heute Abend und morgen früh habe, sollte ich schauen, dass ich morgen irgendwann dort ankomme. Bis dorthin sind es noch mehr als 20 Meilen und somit kann ich heute auch nicht früher Schluss machen. Ich laufe also einfach weiter durch die Landschaft und gegen Abend werden die Temperaturen immerhin angenehmer.

An einem Bachlauf ziehe ich dann die Handbremse und baue mein Zelt daneben auf einem flachen Platz auf. Ich koche mir noch Kartoffelpüree mit Thunfisch als Abendessen und ziehe mich danach in mein Zelt zurück, da mich die Fliegen draußen zu sehr nerven.
Am Ende habe ich wieder 24 Meilen geschafft und somit nur noch 19 Meilen vor mir, die ich morgen sicher schaffen sollte. Wenn ich es richtig gesehen habe, bekomme ich auch eine etwas leichter Strecke, mit weniger anstrengenden Anstiegen.
Tag 35 – 30,9 km – Freitag 31.05.2024
Nach einer eiskalten Nacht, freue ich mich auf den morgendlichen Kaffee. Müsli gibt es nur noch eine halbe Ration, da ich sonst keins mehr habe. Danach geht es in kalten Temperaturen los.
Es geht direkt bergauf und bald kommt auch die warme Sonne raus und somit bin ich bereits nach einer halben Stunde wieder im Shirt unterwegs.



Im Gegensatz zu gestern, fällt mir das Laufen heute sehr einfach und ich fliege mehr oder weniger über den Trail. Insgesamt geht es ziemlich unspektakulär für längere Zeit am Hang entlang leicht bergab. Somit mache ich keine Pausen und laufe die ersten 10 Meilen (16 km) am Stück durch.




An der ersten Wasserstelle, setzte ich mich zu ein paar anderen PCT-Hikern in den Schatten und mache mir das letzte Essen, das noch übrig ist. Es gibt Nudeln mit Nutella, was überraschend gut schmeckt. Nach etwa einer halben Stunde mache ich mich wieder auf den Weg, da ich es kaum abwarten kann, endlich in Kennedy Meadows anzukommen.
Schnellen Schrittes laufe ich weiter durch die Landschaft, die mittlerweile vermehrt von Bäumen und Felsen geprägt ist. Eigentlich wollte ich nochmals eine längere Pause einbauen, aber am Ende zieht mich dann die Aussicht auf etwas leckeres zu Essen doch immer weiter und außer eine kurzen Trinkpause, laufe ich auch die restlichen 8 Meilen durch.



Zwischendrin komme ich noch an der 700 Meilen-Markierung vorbei.

Danach laufe ich schnell weiter und komme meine Ziel immer näher.


Kurze Zeit später, kurz vor 14 Uhr, erreiche ich dann auch schon die Abzweigung zum General-Store, einem kleinen Laden hier im nirgendwo, wo ich heute übernachten möchte. Gerade als ich an der Straße ankomme, halt ein Mann an und fragt mich, ob er mich die letzten Meter mitnehmen soll. Kurze Zeit später sitze ich im Auto und fahre mit ihm zum Parkplatz. Dort lässt er mich raus und ich gehe direkt in das kleine Geschäft, um mir eine Cola und ein paar Snacks zu kaufen, um zumindest schnell etwas Zucker zu bekommen.

Später gehe ich duschen und hole mein Packet, welches ich mir hier her habe liefern lassen, ab. Nach 700 Meilen auf dem PCT bekomme ich neue Schuhe, eine Eisaxt und Microspikes für die Sierra. Somit sollte ich wieder eine Weile ausgerüstet sein. Die alten Schuhe, welche ich bereits in Portugal dabei hatte, haben somit auch wieder über 1200 km gehalten und dabei gute Dienste geleistet. Außerdem gibt es noch eine schnellladende Powerbank und einen neuen Steckdosenadapter.

Nachdem ich alles ausgepackt habe, kaufe ich mir einen Cheeseburger, Chicken Nuggets und ein Bier. Nach den letzten anstrengenden Tagen, schmeckt es außerordentlich gut.
Danach sitze ich länger Zeit mit anderen PCT-Hikern zusammen und wir unterhalten uns über verschiedene Sachen. Witzigerweise sitze ich mit zwei Leuten am Tisch, die beide von einer Klapperschlange gebissen wurden und ins Krankenhaus mussten. Im Gegensatz zu einem anderen Hiker, der wirklich Probleme bekommen hatte, ging es bei denen beiden aber gut aus und sie konnten das Krankenhaus noch am selben Tag verlassen.

Da ich am Abend noch immer Hunger habe, esse ich einen weiteren großen Burger. Gegen 20 Uhr verschwinden dann wieder alle Hiker in ihre Zelte und ich schlafe schnell ein.
Mit dem erreichen von Kennedy Meadows habe ich die Wüste nun tatsächlich komplett hinter mir gelassen und werde fortan in der Sierra Nevada unterwegs sein. Da mich auch mein Körper die Belastungen der letzten Wochen spüren lässt, werde ich hier morgen meinen ersten Pausentag einlegen und somit steht für mich seit langem Mal wieder Ausschlafen auf der Tagesordnung.
Tag 36 – 0 km – Samstag 01.06.2024
Heute steht also mein erster Pausentag an. Somit bleibe ich erstmal länger liegen und schlafe aus. Gegen 8 Uhr mache ich mich dann auf zum Frühstück.
So wie alle anderen auch, gibt es bei mir Pancakes. Die Portionen sind gewaltig und trotzdem verspeise ich das Frühstück in wenigen Minuten. Dabei sitze ich mit einigen anderen Hikern zusammen und wir planen bereits die nächsten Tage.
Danach wasche ich meine Wäsche und ruhe mich ein wenig aus, während die Kleider in der Sonne trocknen.
Später fahre ich einige Kilometer weiter zu einem anderen Camp, wo ich in einem kleinen Laden, der auf Hiker spezialisiert ist, noch mein Essen für die nächsten Tage einkaufen. Dieses Mal habe ich für 3 Tage geplant. Danach esse ich dort noch mit einigen bekannten Gesichtern einen leckeren Cheeseburger, bevor ich wieder zurück zum meinem Campingplatz fahre.
Ich packe das gekaufte Essen um, damit es in meinen Bärenkanister, den ich ab sofort mit mir rumschleplen muss, passt.
Danach repariere ich einige Löcher in meinem Zelt und mache es wieder fitt für die nächsten Tage.
Als ich fertig bin, setzte ich mich wieder in den Gemeinschaftsbereich und Unterhalten mich mit anderen Leuten. Dabei versuche ich die Bilder auf meinen Blog hochzuladen, was mir bei der instabilen Internetverbindung nur so semi gelingt.
Am Abend esse ich dann nochmals einen Double-Cheeseburger (mein vierter Burger in zwei Tagen) und trinke dazu ein Bier.

Somit lasse ich mit den anderen hier den Abend ausklingen.
Morgen möchte ich hier dann noch frühstücken und mich danach wieder auf den Weg machen.
Übersicht
Hier nich eine kurze Übersicht über meine bisherige Tour.
Mittlerweile habe ich tatsächlich Kennedy Meadows erreicht. Somit habe ich die Wüste endgültig überstanden und stehe am Tor zur Sierra Nevada.
In der Wüste habe ich viel erlebt und fand es einen sehr schönen Abschnitt auf meiner Reise nach Kanada. Auf den über 700 Meilen (1126 km), habe ich viel gesehen und erlebt. Neben Klapperschlangen und karger Wüste, waren auch schöne Städte und nette Menschen anzutreffen.
Nachdem ich in Campo, an der Grenze zu Mexiko, gestartet bin, musste ich muss zuerst ein wenig an die Wüste gewöhnen, konnte mich dann aber schnell zurecht finden. Sowohl die Wasserversorgung, als auch die Klapperschlangen (9 Stück) oder der Berglöwe, konnten mich nicht aufhalten.
Am Ende habe ich es in 35 Tagen hier her geschafft und dabei im Schnitt über 20 Meilen (32 km) zurückgelegt. Wobei das nur die Strecke auf dem PCT ist. Wenn ich die Strecken zu Wasserquellen, Straßen in die Städte und Schlafplätze dazurechnen, komme ich auf 1171 km, was einem Tageschnitt von mehr als 33,4 km pro Tag entspricht.

Von nun aus geht es für mich weiter durch das Gebirge, was neue Herausforderungen für mich bereithält. Mit neuen Schuhen, Eisaxt, Microspikes und Bärenkanister, mache ich mich wieder auf den weiteren Weg in Richtung Kanada. Es bleibt also spannend.
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