Tag 37 – 33,2 km – Sonntag 02.06.2024
Um halb 7 stehe ich auf und mache mich auf den Weg zur Terrasse, wo es auch heute wieder Frühstück gibt. Da man aber erst ab 7 Essen bestellen kann, setze ich muss zu anderen Leuten, die auch schon wach sind. Immerhin gibt es bereits guten Kaffee und somit geht die Zeit schnell mit Gesprächen vorbei. Auch heute gibt es für mich wieder Heidelbeer-Pfannkuchen mit Kartoffelrösti, Rührei und einer Frikadelle. Die Pfannkuchen sind wieder sehr groß, aber dank meines ausgiebigen Hungers, verspeise ich sie in wenigen Minuten. Nach einem weiteren Kaffee, verlasse ich dir anderen Hiker, baue mein Zelt ab und packe alles zusammen. Überraschenderweise ist mein Rucksack leichter als erwartet. Trotz dem zusätzlichen Gewicht des Bärenkanisters, der Eisaxt und den Microspikes, was insgesamt immerhin mehr als zwei Kilo sind, kann ich den Rucksack noch gut tragen. Da ich in den nächsten Wochen wahrscheinlich dauerhaft Zugang zu Wasser haben werde, kann ich mir immerhin schwere Wassertransporte sparen und sollte somit ein ähnliches Gewicht, wie in der Wüste haben. Nachdem ich mich dann nochmals mit einigen Leuten unterhalten habe, verabschiede ich mich von ihnen und mache mich um kurz vor 9 wieder auf den Weg.
Nach dem gestrigen Pausentag, fühle ich mich heute top ausgeruht und laufe daher direkt schnell los. Nach einem kurzen Abschnitt auf der Straße, erreiche ich wieder den PCT und es geht durch eine grüne Umgebung in Richtung Berge.


Bereits nach kurzer Zeit geht es bergauf und ich gewinne schnell an Höhe. Auch wenn ich noch keine Aussicht genießen kann, merke ich den gewaltigen Unterschied zu den letzten Wochen. Ich wandere durch schöne Wälder mit bunten Blumen an einem Gebirgsfluss entlang immer weiter nach oben.


Nach einem Pass bekomme ich zwar keine erhoffte Aussicht in die Ferne, aber immerhin bin ich auf einem Plateau unterwegs und kann einige Berge vor mir erkennen, auf denen teilweise sogar noch Schnee liegt. Die Landschaft sieht wirklich traumhaft aus und im Gegensatz zu den kargen letzten Wochen, wirkt die grüne Umgebung deutlich lebendiger. Auch die Temperaturen sind angenehm und somit kann ich ohne große Anstrengung weiter an Höhe gewinnen.
An einem Fluss, über den sogar eine Brücke führt, mache ich nochmals eine Pause und treffe einige bekannte Gesichter aus Kennedy Meadows an.


Danach mache ich mich nochmals auf den Weg, um ein Camp in etwa 5 Meilen anzupeilen. Für heute habe ich eine kürze Tour geplant, da ich meinen Füßen die notwendige Zeit geben möchte, sich an die neuen Schuhe zu gewöhnen. Es geht weiter durch den Wald bergauf und irgendwie laufe ich immer weiter.


An einem Bach, an dem ich nochmals mein Wasser auffülle, treffe ich Ralf und unterhalten mich mit ihm. Wie sich herausstellt ist er nicht nur aus Deutschland, sondern tatsächlich aus Karlsruhe. Wie er mir berichtet, soll auch ein Hiker aus Bretten unterwegs sein, den ich aber anscheinend bereits überholt habe und somit nicht mehr antreffen werde. Mal wieder wundern wir uns wie klein die Welt doch ist. Nach einiger Zeit machen wir uns wieder auf den Weg. Während er nur knapp 200 Meter bis zum nächsten Campspot läuft, starte ich nochmals ein kleinen Anstieg, da ich gehört habe, dass es oben einen Platz mit guter Aussicht geben soll.
Nach einigen weiteren Minuten, komme ich tatsächlich an einer guten Stelle mit reichlich Platz an und die Aussicht ist wirklich nicht schlecht. Der lange Anstieg heute hat mich immerhin auf fast 3000 Meter über dem Meeresspiegel hinaufgeführt. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen heute nur 10-15 Meilen zu wandern, um die Schuhe langsam einzulaufen. Leider habe ich es nicht geschafft mich zu zügeln und somit waren es am Ende dann doch wieder 21 Meilen mit über 1600 Höhenmetern im Aufstieg. Immerhin habe ich trotzdem keine Blasen bekommen, worüber ich ganz glücklich bin.
Am Campspot treffe ich Lucky an, der seinen Trailnamen daher hat, dass er von einer Klapperschlange gebissen wurde, aber diese glücklicherweise kein Gift ausgeschüttet hat. Er war zwar vorsichtshalber trotzdem im Krankenhaus, konnte dieses dann aber bereits nach wenigen Stunden wieder verlassen und seine Wanderung auf dem PCT fortsetzen. Da ich ihn bereits von den letzten Tagen kenne, setze ich mich zu ihm und wir essen gemeinsam zu Abend. Eigentlich wollte ich heute Cowboycampen, aber da mich die Moskitos dermaßen belästigen, baue ich dann doch kurzerhand mein Zelt auf und gehe dann auch schon bald wieder schlafen, um mich für die nächste Etappe zu erholen.

Tag 38 – 34,1 km – Montag 03.06.2024
Wie es aussieht, muss sich mein Körper noch an die Höhe gewöhnen. Ich könnte zwar gut schlafen, aber mein Puls war deutlich erhöht. Bei knapp 3000 Höhenmetern verwundert mich das aber weniger.
Um 6 Uhr stehe ich auf, packe mein Zelt zusammen und frühstücke. Dann laufe ich auch schon wieder bei gutem Wetter los.
Es geht direkt bergauf und nach kurzer Zeit kann ich neben mir die schöne Landschaft betrachten. Der Weg führt mich weiter durch den Wald nach oben und bald treffe ich auf die ersten Schneefelder auf dem Weg. In der Ferne kann ich höhere, schneebedeckte Berge erblicken und deren Anblick löst in mir Freude aus, denn ich kann es kaum abwarten, endlich in die höheren Lagen vorzustoßen.





Für mich geht es aber erstmal für längere Zeit bergab. Auf dem einfach zu laufenden Pfad komme ich schnell voran und stehe somit schon bald vor dem nächsten Anstieg.


An einem Fluss fülle ich nochmals mein Wasser auf und unterhalte mich mit einem 72-jährigen Amerikaner, der dieses Jahr seinen zweiten Versuch gestartet hat. Wie er mir berichtet, wohnt sein Sohn aktuell in Deutschland und zwar im Dobel. Er freut sich sehr dass ich diesen Ort im Schwarzwald kenne, da bisher keiner der deutschen die kleine Ortschaft zuordnen konnte. Auch hier sieht man Mal wieder, wie klein die Welt ist.
Der folgende Anstieg zieht sich dann für mich ziemlich in die Länge. Anscheinend habe ich von den neuen Schuhen eine kleine blase an der Ferse, welche mich deutlich ausbremst. Trotzdem laufe ich immer weiter nach oben und gegen 12 Uhr bin ich fast an der Spitze angelangt.
Als ich einen geeigneten Platz für eine Mittagspause sehe, biege ich ab und ruhe mich und meine Füße aus. Bei den mittlerweile kalten Temperaturen und dem bewölkten Himmel, ziehe ich in der Pause meine Jacke an, um nicht auszukühlen.
Nach einer Stärkung und einem Nickerchen, mache ich mich an die letzten Höhenmeter des Abstiegs. Bald erreiche ich einen kleine Pass, von wo aus ich eine gute Sicht auf die andere Seite der Bergkette bekomme. Im Gegensatz zu einigen anderen Hikern, die hier Pause machen, laufe ich aber weiter bergauf. Etwa am obersten Punkt, bin ich immerhin auf 3250 Metern über dem Meeresspiegel. Irgendwie fühlt es sich aber überhaupt nicht so an, da selbst in dieser Höhe hier noch Bäume wachsen, was ich aus den Alpen und auch anderen Gebirgen nicht gewohnt bin.


Kurze Zeit später bekomme ich nochmals einen guten Blick hinunter.

Fortan geht es für mich dann auch bergab und ich komme wieder etwas schneller voran. Anscheinend ist die Blase am Fuß bereits aufgegangen, denn ich spüre sie nicht mehr und kann somit schmerzfrei weiterlaufen.


Als ich unten angelangt bin, geht es direkt wieder bergauf. Am Nachmittag fällt mir das Laufen sehr einfach und somit renne ich selbst den Berg hinauf.
Nach 21 Meilen erreiche ich einen Platz im Wald, wo mehrere geeignete Stellen zum Zelten sind. Ich baue mein Zelt auf und hole mir in einem nahegelegenen Bach frisches Wasser. Dann koche ich mein Abendessen und ruhe mich in meinem Zelt aus.
Weil ein werter Leser wissen wollte, wie mein Bärenkanister aussieht, habe ich hier noch ein Bild davon gemacht.

Eigentlich ist es nur ein großer Behälter mit Schraubverschluss, der aber einen Sicherheitsmechanismus hat. Ähnlich wie einige Medikamentendosen, um diese vor Kindern zu schützen. Der Bär kann zwar das Essen noch immer riechen, aber kann den Behälter selbst nicht öffnen. Da diese normalerweise an Grizzly Bären getestet werden, sollte er auch die Kraft eines kleineren Bärs gut standhalten. Da die Bären aber trotzdem versuchen an das Essen zu kommen, stellt man den Behälter am Abend am besten weit weg vom Zelt. Hier ein Symbolbild. In echt stelle ich ihn weiter weg.

Praktisch ist auch, dass ich nun immer einen kleinen Hocker dabei habe, auf den ich mich beim Kochen des Abendessens setzten kann.

Wirklich kaputt bin ich von der Etappe heute nicht. Da ich morgen aber ins Tal hinabsteigen möchte, um in Lond Pine meine Reserven aufzufüllen, und es bis dorthin nur noch 7 Meilen sind, macht das weiterlaufen auch wenig Sinn. Somit habe ich morgen noch etwas Strecke zu laufen, bevor ich dann in die Stadt trampen muss. Ich hoffe, dass gegen 8-9 Uhr mehr Autos auf den Straßen unterwegs sind und mich jemand mitnimmt.
Tag 39 – 32,7 km – Dienstag 04.06.2024
Heute stehe ich um 5:30 auf und packe alles zusammen. Anscheinend bin ich trotzdem spät dran, denn die anderen Hiker, die hier übernachtet hatten, sind bereits alle weg.
Für mich geht es direkt weiter den Berg hinauf. Es geht die meiste Zeit durch den Wald und die Temperaturen sind sehr angenehm. Immer wieder bekomme ich eine schöne Aussicht zu Gesicht und darf zwischendrin auch über kleinere Schneefelder laufen. Immerhin sind diese weder besonders groß, noch wirklich rutschig und somit komme ich trotzdem gut voran.



Nach etwa 11 km komme ich bereits zur Abzweigung, die mich hinunter ins Tal zu einer Straße führt. Es geht längere Zeit bergab und weiter unten dann Recht entspannt durch den Wald.
Nach insgesamt 18 km, stehe ich dann an der Straße. Leider ist hier wirklich nicht viel los und somit wird das Trampen mal wieder zu einer Geduldsprobe. In der ersten halben Stunde fährt gerade einmal ein Auto an mir vorbei, welches aber leider voll ist. Somit sitze ich dann längere Zeit am Straßenrand und warte, dass mich jemand mitnimmt.

Ich nutze die Zeit, um Tagebuch zu schreiben und eine Kleinigkeit zu essen. Im Nachhinein hätte ich wohl eher mehr Essen eingepackt, um die komplette Strecke bis Bishop durchzulaufen. Da ich aber nicht wusste, wie schnell ich hier unterwegs sein werde, habe ich nur Essen für drei Tage dabei und muss somit nach Lone Pine, um dort meine Reserven aufzufüllen. Nach einer Weile hält dann doch ein Auto und nimmt mich mit. Zu meiner Freude ist es ein älterer Hiker, den ich vor ein paar Tagen in Kennedy Meadows getroffen habe. Da er die Sierra erst am Ende des Sommers machen möchte, um den Schnee zu umgehen, versorgt er aktuell andere Hiker mit Essen. Es ist eine interessante Fahrt, bei der wir uns über verschiedene Touren und Gegenden unterhalten. Er gibt mir noch einige Tipps für Gegenden, die mir gefallen würden und ich unbedingt besuchen sollte. Nach etwa 45 min kommen wir in Lone Pine an und er lässt mich am Supermarkt raus.
Dort kaufe ich mehr Essen ein und laufe danach zu einem Outdoorshop. Dort gibt es einen kleinen Bereich für PCT-Hiker, wo es Steckdosen, Wasser und Schatten gibt. Im Gegensatz zum Gebirge, ist es hier unten ziemlich warm und umso froher bin ich für den Schatten. Außerdem treffe ich einige andere Leute an, die ich von den letzten Tagen kenne. Wir ruhen uns gemeinsam im Schatten aus, kaufen schnell im MC Donalds etwas zum Essen und fahren danach gemeinsam mit einem Art Sammeltaxi zurück zum Trail. Wobei die Fahrt von einem älteren Rentner durchgeführt wird, der für wenig Geld Hiker zurück in die Berge bringt.

Wieder am Trail angekommen verabschiede ich mich von den Mitfahrern, da sie zu einem anderen Startpunkt müssen als ich. Ich hatte heute morgen einige Meilen mehr gemacht und bin somit einen Pass heruntergekommen, der bereits weiter hinten liegt.
Für mich geht es also wieder den ganzen Cottonwood Pass von heute morgen nach oben. Insgesamt sind es knapp 4 Meilen mit einigen Höhenmeter, was bei dem schweren Rucksack ziemlich anstrengend ist.



Nach einiger Zeit erreiche ich dann aber doch wieder den eigentlichen PCT-Trail. Da die Sonne noch nicht untergegangen ist und mir noch etwas Zeit bleibt, entscheide ich mich dazu heute noch einige Meilen zu machen, um morgen einen kurzen Tag zu haben, den ich zum Ausruhen nutzen möchte, bevor es am darauffolgenden Tag auf den Mount Whitney, den höchsten Berg der USA außerhalb von Alaska, geht. Also laufe ich bei sinkender Sonne immer weiter. Dir Landschaft wirkt dadurch mal wieder besonders schön.



Als ich über einen kleine Kamm steige und auf der anderen Seite nach unten wandere, bekomme ich einen traumhaften Anblick der Berge vor mir. Die tiefstehende Sonne scheint durch die Wolken hindurch auf die Berge, was wirklich beeindruckend aussieht. Leider kommt es auf dem Bild weniger schön raus, als es wirklich war.

Ich laufe immer weiter und mittlerweile wird es bereits langsam dunkel. Erst gegen 20 Uhr erreiche ich einen Campspot im Wald. Dort koche ich mir schnell etwas zu essen und lege mich danach in meinen Schlafsack zum Schlafen.

Tag 40 – 20,3 km – Mittwoch 05.06.2024
Heute steht für mich ein kurzer Tag an. In der Früh, esse ich mein Frühstück und packe alles zusammen. Dann geht es auch direkt los.
Der Weg führt mich Recht entspannt durch den Wald bergab und im Hintergrund kann ich wieder tolle Berge sehen.


Noch am Morgen kommt dann die erste wirklich Flussdurchquerung auf mich zu. Im Wald führt ein Gebirgsfluss ziemlich viel Wasser und ich kann keine Stelle finden, an der ich trocken auf die andere Seite gelangen könnte. Also ziehe ich meine Schuhe aus und mache mich barfuß auf den Weg. Das eiskalte Wasser geht mir bis knapp über die Knie und ist eine schöne Abkühlung am Morgen. Immerhin ist die Strömung nicht zu stark und mit meinen Wanderstöcke habe ich eine sicheren Halt im Wasser, um den Fluss ungefährdet überqueren zu können. Nach einigen Sekunden komme ich dann auf der anderen Seite an, wo ich dann meine Füße abtrocknen und meine Wanderschuhe wieder anziehe.

Danach geht es für mich erstmal bergauf. Ich verlasse den Wald und bin fortan in Gestein unterwegs, wobei der Weg noch immer von Bäumen umgeben ist.

In der warmen Sonne laufe ich immer weiter nach oben. Nach einem letzten Pass geht es dann nochmals nach unten und vor mir kann ich bereits die höheren Berge erblicken.

Die letzten Meter geht es entspannt am Wasser entlang, ehe ich gegen 12 Uhr das angepeilte Camp erreiche. Hier baue ich mein Zelt auf und ruhe mich aus. Bei anderen Hikern, die bereits heute den Mount Whitney bestiegen haben, informiere ich mich wie lange der Aufstieg dauert. Um 6 Uhr Abends lege ich mich schlafen, da es für mich heute Nacht bereits wieder los geht.
Tag 41 – 38,9 km – Donnerstag 06.06.2024
Um 0 Uhr stehe ich auf, trinke noch einen Liter Wasser und mache mich bereit.

Es ist wärmer als erwartet und somit mache ich mich in kurzer Hose und Stirnlampe auf den Weg. Noch auf dem Weg aus dem Camp heraus, treffe ich einen anderen Hiker, mit dem ich die ersten Stunden zusammen laufe. Nachdem wir eine Fluss überquert haben, geht es in der Dunkelheit weiter nach hinten im Tal. Da wir außerhalb der Reichweite der Stirnlampe nicht viel sehen können, kann ich nicht besonders viel über den Weg berichten. Es geht anfangs leicht bergauf am Wasser entlang. Dann wird es felsiger und es geht immer häufiger durch kleine Schneefelder hindurch. In den kühlen Temperaturen der Nacht, sind diese zum Glück noch zugefroren und somit könne wir einfach darüberlaufen. Zwischendrin müssen wir aber immer wieder den Weg suchen, da die Wegfindung im Dunkeln nicht so einfach ist. Auch wenn wir von der Landschaft nicht wirklich viel sehen können, macht das Wandern richtig Spaß.

Da es eine sehr klare Nacht ist, bestaunen wir immer wieder den Sternenhimmel über uns. Sogar die Milchstraße ist mit bloßem Auge klar zu erkennen, was wirklich faszinierend ist.

Im Lichtkegel der Stirnlampen geht es immer weiter nach oben. Nach einiger Zeit treffen wir auf andere Hiker, die ich von den letzen Tagen kenne. Für kurze Zeit laufen wir gemeinsam durch den Schnee. Als wir bereits etwas an Höhe gewonnen haben (etwa auf 3900 Metern) und es serpentinenartig den steilen Hang hinauf geht, setzte ich mich von der Gruppe ab und laufe vorraus. Bald überhole ich noch eine andere Gruppe, die etwas vor mir losgelaufen ist. Da mir das Laufen Spaß macht und ich auch gut mit der Höhenluft zurecht komme, renne ich fast den Berg hinauf und kann unter mir immer wieder die Stirnlampen der anderen sehen.

Es geht immer weiter nach oben und am Ende etwas um den Berg herum, um diesen dann auf einem letzten Anstieg zu erklimmen. Nach ziemlich genau 4 Stunden und 30 Sekunden erreiche ich dann den Gipfel des Mount Whitney auf 4429 Metern über dem Meeresspiegel.


Da es gerade erst 4:20 ist, muss ich für den Sonnenaufgang noch etwas warten und kann auch sonst nicht besonders viel sehen. Lediglich ein kleines Licht am Horizont, zeigt mir wo die Sonne langsam empor steigt. Ich setzte mich an einem windgeschützten Platz hin und decke mich mit meinem Schlafsack zu. Dann gönne ich mir als Gipfelpreis ein Stück Toblerone, welche ich wirklich genieße.

Nach einiger Zeit wird es um mich herum etwas heller und ich kann die ersten Umrisse von Bergen hinter mir erkennen. Das wirklich Ausmaß des traumhaften Panoramas wird mir aber erst bewusst, als es etwas heller wird. Nach einiger Zeit treffen dann auch die anderen Hiker ein und auch der letzte schafft es pünktlich zum Sonnenaufgang nach oben. Nachdem wir alle ein paar Gipfelbilder gemacht haben, bestaunen wir für längere Zeit die traumhafte Umgebung.

Die Sierra sieht wirklich magisch aus und ich kann mich kaum satt sehen.

Ich koche mir noch einen morgendlichen, warmen Kaffee, der bei den kalten Temperaturen richtig gut tut.

Einer der Hiker findet in seinem Rucksack noch eine kleine Flasche Whisky und somit stoßen wir um halb 6 Uhr morgens noch gemeinsam auf den Gipfel an. Während sich die anderen um 6 Uhr wieder an den Abstieg machen, schaue ich mir die Landschaft noch für einige Minuten in Ruhe an und beginne dann auch mit dem Abstieg.



Dieser ist wirklich interessant, da ich nun die traumhafte Landschaft bestaunen kann, durch die ich heute morgen im Dunkeln gelaufen bin. Ich konnte nicht ahnen, wir schön die Umgebung ist und somit mache auch ich beim Runterlaufen einige Bilder. Zuerst geht es oben am Hang entlang, dann durch Schneefelder und letztlich an Seen entlang.





Da ich mit schnellen Schritten unterwegs bin, habe ich bald wieder alle überholt. An einem Bachlauf rutsche ich auf einer Eisfläche aus und liege danach erstmal kurz auf dem Weg. Obwohl ich gemerkt hatte, dass mir das Standbein wegrutscht, konnte ich den Sturz nicht mehr aufhalten und bin regelrecht auf die Seite gefallen. Neben einem wahrscheinlich kommenden blauen Fleck am Oberschenkel, ist aber nichts schlimmes passiert und somit kann ich zum Glück weiter laufen.
Nach etwa 2,5 Stunden erreiche ich dann wieder das Camp, wo ich heute Nacht aufgebrochen war. Insgesamt habe ich für den Auf- und Abstieg knapp 6,5 Stunden gebraucht. Nachdem ich bereits einige 3000er und in Mendoza einen 5000er erklommen hatte, kann ich mit der erfolgreichen Besteigung des Mount Whitney nun auch einen 4000er zu meiner Liste hinzufügen.
Im Camp esse ich ein richtiges Frühstück, wasche einige Kleider und lege mich danach nochmals fur längere Zeit schlafen. Später schreibe ich mein Tagbuch und ruhe mich noch etwas aus. Da mit dem Forrester Pass, dem höchsten offiziellen Punkt des PCTs, aber ein weiterer anstrengender Anstieg vor mir liegt und ich diesen Morgen in der früh machen möchte, um den gefrorenen Schnee auszunutzen, geht es für mich am Nachmittag nochmals weiter.
Gegen 14 Uhr packe ich alles zusammen und verlasse den Campspot. Am kleinen Fluss, der neben dem Camp fließt, treffe ich zwei Hiker, die ich bereits häufiger getroffen habe und mit denen ich in Kennedy Meadows zusammen gesessen bin. Sie fragen mich gleich, wie es auf dem Mount Whitney war und wie die Bedingungen sind. Beide sind ein Tag hinter mir und wollen morgen den Berg erklimmen. Ich beschreibe ihnen die Strecke und wie viel Zeit sie etwa einrechnen müssen. Dann tauschen wir uns noch über die weitere Strecke aus, da es dort auch einiges zu beachten gibt. Nach etwa einer halben Stunde mache ich mich dann wirklich auf den Weg.
Es geht direkt wieder bergauf und ich merke schon zu Beginn, dass ich heute bereits einige Anstrengungen hinter mir habe. Immerhin ist der Weg recht einfach zu gehen und ich bekomme immer wieder einen tollen Blick auf verschiedene Berge.


Nach einiger Zeit gibt es dann mal wieder einen Fluss zu durchqueren. Das eiskalte Wasser ist auch hier etwa Knie tief, aber es fließt nicht besonders schnell und somit komme ich gut auf die andere Seite. Nachdem ich meine Wanderschuhe wieder angezogen habe, geht es weiter durch den Wald bergauf. Nach einem weiteren Auf- und Abstieg, stehe ich erneut vor einem Fluss. Dieses Mal sieht das Wasser aber nicht nur tief aus, sondern es schießt auch mit hoher Geschwindigkeit den Berg hinab. Ein Durchqueren erscheint mir hier nicht möglich. Ich laufe also ein bisschen den Fluss entlang auf und ab, um einen geeigneten Platz zur Überquerung zu finden. Das beste, das ich finden kann, ist ein Baumstamm der über dem Fluss liegt. Also taste ich mich vorsichtig auf dem nassen und rutschigen Holz voran, um nicht in das mitreißende Wasser zu stürzen. Nach meinem Balanceakt erreiche ich dann aber mit trockenen Füßen die andere Seite und kann meine Wanderung fortsetzen.

Mittlerweile merke ich die Anstrengung des Tages ziemlich und ich werde regelrecht erschöpft. Trotzdem laufe ich langsam weiter, da ich noch einige Meilen bis zum nächsten Campspot mit Wasser habe. Es geht durch eine Wiesenlandschaft und erneut bekomme ich einen schönen Blick auf die Berge der Umgebung.


Zu meinem Bedauern, geht es danach nochmals kräftig nach oben und mittlerweile schmerzen die Muskeln leicht. Dafür werde ich an der Spitze des Berges mit einem atemberaubenden Bergpanorama getröstet.

Ich genieße den Anblick so sehr, dass ich die Schmerzen vergesse und einfach glücklich vor mich herlaufe. Auf den letzten Meilen geht es bergab und ich genieße nochmals die schöne Aussicht, ehe ich dann endlich einen Campspot erreiche. Erschöpft baue ich mein Zelt auf, koche mir noch eine große Portion Nudeln und gehe danach direkt schlafen. Der Tag war sicher einer, eventuell sogar der anstrengenste Tag bisher. Immerhin habe ich knapp 39 km geschafft und bin dabei über 1800 Höhenmeter aufgestiegen, was bei der Höhenluft hier ziemlich anstrengend ist. Trotzdem war es aber auch einer der schönsten Tage auf meiner aktuellen Wanderung. Die vielen beeindruckenden Bergpanoramen, haben mich heute immer wieder ins Staunen gebracht und alleine schon die Besteigung des Mount Whitney, war ein Abenteuer für sich, dass ich sicher nicht so schnell vergessen werde.
Übersicht
Seit meinem letzten Blog Post habe ich zwar nicht sonderlich viel Strecke auf dem PCT absolviert, dafür aber einen schönen Abstecher zum Mount Whitney, dem höchsten Berg der USA außerhalb von Alaska gemacht.

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