Start in Nordkalifornien – Meile 1092 bis 1196

Tag 64 – 31,8 km – Samstag 29.06.2024

Heute stehe ich wieder früh auf. Ich packe alles zusammen und nehme nochmals eine angenehme morgendliche Dusche.

Danach verlasse ich das Motel und fahre mit dem Bus an den vorderen Anfang der Stadt. Ich laufe zu einem Café, um dort zu frühstücken. Unterwegs treffe ich auf eine Hikerin, die ich noch von Scout und Frodo kenne. Wir tauschen uns ein bisschen aus und nach einiger Zeit, mache ich mich auf den Weg, da ich langsam Hunger bekomme. Im Café angekommen, bekomme ich einen Platz am Tresen. Heute gibt es für mich Pfannkuchen mit Rührei und Wurst, was im Gegensatz zu meinen Haferflocken eine gute Abwechslung ist.

Nachdem ich aufgegessen und genügend Kaffee getrunken habe, mache ich mich wieder auf den Weg. Da ich mein Handy noch aufladen möchte und WLAN brauche, gehe ich nochmals zum McDonald’s, wobei ich mir dieses Mal nur eine Cola kaufe. Ich treffe nochmals die Hikerin von vorhin an und wir unterhalten uns erneut eine ganze Weile, während mein Handy an der Steckdose lädt. Als es aufgeladen ist, verlasse ich das Fastfood Restaurant wieder und laufe etwas die Straße nach vorne, um von dort zurück zum Trail zu trampen.

Ein anderer Hiker gesellt sich zu mir und nach etwa 10 Minuten hält eine Frau an, die uns zumindest bis zum nächsten Ort mitnehmen kann. Dort lässt sie uns wieder raus und wir stehen erneut an der Straße und hoffen auf eine Mitfahrgelegenheit. Zum Glück hält auch hier nach etwa 5 Minuten ein Auto an, das uns bis zum PCT mitnimmt. An der Straße laufen wir dann gegen 11 Uhr los.

Da ich noch einige Meilen machen möchte, starte ich dementsprechend schnell in den Tag. Es geht kurze Zeit durch den Wald bergauf und dann erreiche ich den Echo Lake, dem ich für einige Meilen den Berg hinauf folge. Hier sind viele Tagestouristen unterwegs und direkt am Wasser kann ich auch einige Zelte ausmachen. Da es mir für ein Bad zu kalt erscheint, laufe ich einfach immer weiter nach hinten.

Bald zieht der Pfad etwas an und ich gewinne schneller an Höhe. Immer wieder muss ich einige der Tagestouristen überholen, die doch ein etwas langsameres Tempo an den Tag legen. Nach einem Sattel geht es auf der anderen Seite kurz bergab, wobei ich auch hier wieder kleinen Seen begegne.

Dann kommt auch schon wieder der nächste Anstieg auf mich zu. Dieser zieht sich ziemlich in die Länge und ich treffe einige PCT-Hiker, die so wie ich in Schwitzen kommen. Gefühlt geht es ewig bergauf, wobei die Landschaft neben mir langsam wieder besser wird.

Nach einer längeren Zeit, erreiche ich einen Aussichtspunkt, von wo aus ich einen guten Blick auf den Dicks Lake habe. Hier lege ich eine kurze Verschnaufpause ein. Einige andere Hiker gesellen sich zu mir und ruhen sich auch kurz aus, bevor es die restlichen Meter hinauf zum Dicks Pass geht.

Auf der anderen Seite geht es dann wieder längere Zeit hinab zum See. Ich laufe etwas um den See herum und danach noch einige Zeit durch den Wald.

Nach ziemlich genau 20 Meilen biege ich ab und baue mein Zelt im Wald auf. Wenig später kommt Grace, die in etwa ein ähnliches Tempo läuft wir ich, dazu. Grace habe ich bereits in der Wüste häufiger angetroffen, dann aber in den letzten Wochen nicht mehr gesehen, bevor sie heute am Aussichtspunkt wieder aufgetaucht ist. Wir essen noch gemeinsam zu Abend und dann geht es auch schon wieder ins Bett.

Tag 65 – 43 km – Sonntag 30.06.2024

Als ich um 6 Uhr aufstehe, sind bereits wieder alle anderen Zelte weg. Während ich meinen Kaffee trinke, laufen einige Leute bereits auf dem Trail an mir vorbei. Gegen 6:30 Uhr mache ich mich dann auch auf den Weg.

Es geht direkt durch den Wald und schon bald zieht der Weg etwas an. Wie ich zwischendrin erfahre, hat die eine Gruppe am Morgen einen Bären direkt auf dem Trail gesehen, was ich anscheinend verpasst habe. Somit muss ich weiterhin auf meine erste Bärensichtung in freier Wildbahn warten.

Immerhin komme ich am Morgen gut voran und laufe mal wieder mit mehr als 5,5 km/h durch die Gegend und das sowohl bergauf, als auch bergab. Die meiste Zeit passiert relativ wenig und somit laufe ich entspannt durch die Gegend. Nachdem ich eine längere Zeit bergab gelaufen bin, höre ich auf einmal ein Klappern neben mir. Als ich mich umdrehe, kann ich tatsächlich eine kleine Klapperschlange zwischen den Steinen neben dem Weg sehen. Da ich hier nicht mit einem dieser Exemplare gerechnet hatte, bin ich doch etwas erschrocken. Aber immerhin kann ich meinen Klapperschlangen-Counter wieder um eins erhöhen.

Danach geht es weiter durch den Wald auf und ab. Erst zur Mittagszeit ändert sich die Landschaft allmählich. Es geht längere Zeit einen Berg hinauf und ich bekomme einen guten Blick auf den Lake Tahoe. Danach geht es immer weiter nach oben, wobei die Serpentinen auch hier wieder sehr langezogen erscheinen. Teilweise laufe ich gefühlt eine Meile nach links und danach wieder eine Meile nach rechts immer weiter den Berg hinauf.

Nach dem längeren und nicht sehr steilen Anstieg, erreiche ich ein kleines Plateau. Da hier bereits andere Hiker Mittagspause machen und ich einen guten Platz für eine Pause finde, entscheide ich mich dazu hier Rast zu machen. Immerhin habe ich bereits knapp 20 Meilen absolviert und das obwohl es gerade erst 14 Uhr ist. Ich esse etwas und lege mich für 15 min hin. Danach mache ich mich erneut auf den Weg.

Es geht weiter bergauf und ich laufe auf einem Kamm weiter in die Höhe. Die Landschaft ist auf beiden Seiten wunderschön und somit macht mir das Laufen auch heute viel Spaß. Nach längerer Zeit oben, geht es dann wieder den Berg hinunter ins Tal. Der Weg führt mich durch den Wald immer weiter nach unten bis zu einem kleinen Bach. Nachdem ich diesen überquert habe, geht es nochmals entspannt weiter, ehe ich dann das angepeilte Camp erreiche. Zuerst hatte ich überlegt bis zum nächsten weiter zu gehen, da es aber nochmals einen Anstieg von 500 Höhenmeter bedeutet und ich bereits 43 Kilometer mit mehr als 1200 Höhenmetern absolvierte habe, bleibe ich dann doch lieber hier.

Im Camp treffe ich dann wieder auf Grace, die mich den ganzen Tag verfolgt hatte und in meiner Pause an mir vorbeigelaufen ist, ohne mich überhaupt gesehen zu haben. Auch heute esse ich mit ihr und einem anderen Hiker noch zu Abend und dann gehen wir alle wieder in unsere Zelte zum Schlafen, da auch morgen wieder ein längerer Tag ansteht.

Tag 66 – 35 km – Montag 01.07.2024

Heute geht es um 6:30 los und ich bekomme es direkt mit einem ersten Anstieg zu tun. Es geht längere Zeit bergauf. Anfangs noch durch den Wald und dann weiter über Gestein nach oben.

Da ich die ersten zwei Meilen zum einlaufen brauche, bin ich zu Beginn ziemlich langsam unterwegs. Dann ziehe ich das Tempo aber immer weiter an und kann bald die ersten Hiker überholen, die vor mir aufgebrochen sind. Mit zunehmender Höhe bekomme ich einen immer besseren Blick auf die Umgebung.

Nach einem schnellen Abstieg ins Tal, geht es erneut hinauf. Dieses Mal über deutlich längere Zeit und auf den letzten Metern komme ich ziemlich ins Schwitzen, da ich hier der Sonne direkt ausgesetzt bin. Zwei junge Frauen, die mir entgegen kommen, schenken mir ein paar Bonbons für den Gipfel. Oben angekommen, treffe ich einen anderen Hiker, den ich vorgestern am Camp zum ersten Mal angetroffen hatte. Zusammen betrachten wir uns die schöne Umgebung. Die Aussicht von hier oben ist wirklich wunderschön.

Allmählich kommen auch die anderen hier dazu und genießen sichtlich erschöpft die Aussicht. Da es neben dem Weg noch weiter nach oben zum eigentlichen Gipfel geht und es nicht weit aussieht, klettere ich noch kurz die Felsen bis nach ganz oben und schaue mir die Umgebung von dort an.

Danach steige ich wieder hinab und mache mich auf den weiteren Weg. Da ich gehört habe, dass wir in einem Ski Resort nicht weit von hier ein kostenloses Bier für PCT-Hiker geben soll, laufe ich schnell weiter, um dort noch am Nachmittag anzukommen.

Es geht längere Zeit den Berg hinab und die Landschaft bleibt weiterhin schön.

Zwischendrin kommen noch ein paar kleinere Schneefeldern, welche aber auch ohne Microspikes gut machbar sind.

Gegen halb 2 komme ich dann tatsächlich am Ski Resort an. Dort treffe ich direkt andere PCT-Hiker und setzte mich zu einem bekannten Hiker an den Tresen, der bereits dafür gesorgt hat, dass auf dem Fernseher das Europameisterschaftsspiel Portugal gegen Slowenien läuft. Ich bestelle mir einen Cheeseburger mit Pommes um bekomme gegen Vorlage meines PCT-Permits tatsächlich ein kostenloses Bier. Wobei es sich hierbei sogar um eine 40oz (1,13 Liter) Flasche handelt. Immerhin bekomme ich eins mit 5,3 Prozent und nicht wie mein Kollege 8,1 Prozent. Während wir Bier trinken und essen, schauen wir uns das Spiel an.

Nach dem Elfmeterschießen macht er sich wieder auf den Weg und ich setzte mich zu „Second Dinner“, der während dem Spiel hier angekommen ist, an den Tisch und trinke mit ihm weiterhin am Bier. Später kommt dann noch „Sinombre“ hinzu und wir unterhalten uns eine Weile. Anscheinend sind wir es alle nicht mehr gewöhnt so viel Bier zu trinken oder die Kombination aus Wandern in der Sonne und wenig Wasser ist Schuld, aber nachdem wir die Flaschen leer haben sind wir alle etwas angetrunken. Nach einem schnellen Eis laufen wir dann etwas beschwipst wieder los. Mittlerweile ist es schon fast 17 Uhr und ich habe noch ein bisschen Strecke vor mir.

Es geht direkt erneut bergauf und ich bekomme nochmals einen guten Blick auf einen See vor mir. Danach geht es entspannt bergab bis zu einem Highway, den ich durch eine Unterführung kreuze.

Danach laufe ich noch kurz durch den Wald, fülle mein Wasser auf und biege bald an einem Waldweg ab, um mein Zelt einige Meter vom Trail entfernt aufzuschlagen. Da ich vom Burger noch einigermaßen satt bin, esse ich ein paar Snacks und lege mich dann auch direkt schlafen, da es bereits schon wieder 20 Uhr ist.

Tag 67 – 45,4 km – Dienstag 02.07.2024

Als ich aufwache und mein Zelt zusammenbaue, sind noch einige andere Zelte da. Um die schlafenden nicht zu wecken, verzichte ich auf mein Frühstück und laufe direkt los.

Es geht im Wald leicht bergauf und schon bald komme ich an einer Gesteinsformation mit einer schönen Sicht vorbei. Hier lege ich dann meine Frühstückspause ein und koche mir meinen Kaffee.

Danach geht es weiter immer weiter bergauf und ich laufe lange Zeit durch Blumen hindurch. Die Aussicht ist heute fast den ganzen Tag gut und ich kann viel Wald vor und hinter mir erblicken.

Zwischendrin geht es für mich auch heute wieder über kleinere Schneefelder, die aber alle ohne Microspikes gut machbar sind.

Da es heute häufiger auf und ab geht, bekomme ich einige schöne Blicke wie diesen.

Nach einem erneuten längeren Anstieg, lege ich meine Mittagspause ein und mache im Schatten eines Baumes ein Nickerchen. Da die Sonne ziemlich wärmt, ist die Kühle des Schattens ganz angenehm.

Danach steige ich wieder ab und kann in der Ferne ein größeres Feuer erblicken. Die Rauchwolken sind klar sichtbar und ich bin froh, dass es weit genug weg ist, um meine Wanderung nicht zu beeinträchtigen.

Da ich morgen zum Frühstück in Sierra City sein möchte, laufe ich auch am Abend immer weiter. Erst gegen 18:30 Uhr erreiche ich mein angepeiltes Camp. Bis dahin habe ich Mal wieder mehr als 45 km absolviert und ich bin mit meiner heutigen Leistung sehr zufrieden. Obwohl hier Platz für etwa 10 Zelte wäre, bin ich heute alleine im Wald. Ich koche mir noch etwas zum Abendessen und gehe danach dann auch schon wieder schlafen.

Tag 68 – 29,5 km – Mittwoch 03.07.2024

Heute stehe ich um 6 Uhr auf und frühstücke schnell, um mich gleich auf den Weg zu machen. Denn heute möchte ich noch am Morgen in Sierra City ankommen, um dort ein richtiges Frühstück in einem Café zu mir nehmen zu können. Während die Sonne langsam über den Berg steigt, packe ich alles zusammen und laufe dann los.

Es geht länger Zeit den Berg hinab. Nach einiger Zeit bin ich wieder im Wald unterwegs und laufe am Wasser entlang das Tal nach vorne.

Zwischendrin darf ich den kleinen Fluss über eine schöne Brücke überqueren. Danach folgen nochmals ein paar Meilen, bevor ich endlich an der Straße, die nach Sierra City führt, ankomme.

Da das mit dem Trampen auf der wenig befahrenen Straße in 10 Minuten nicht so erfolgreich war und es nur knapp 1,6 Meilen zur Ortsmitte sind, laufe ich einfach zu Fuß los. Nach einigen Metern sammelt mich dann doch jemand mit dem Auto ein und setzt mich vor dem Cafe des Ortes ab.

Dort gehe ich dann entspannt frühstücken. Heute gibt es ein Hiker-Frühstück, welches aus 3 Eiern, 3 Scheiben Bacon, 3 Würstchen, Kartoffeln und 3 Pfannkuchen besteht.

Nach dem leckeren Essen bin ich richtig satt und laufe zum Einkaufsladen des Ortes. Dort kaufe ich Essen für weitere 4-5 Tage und in der Hikerbox neben an, finde ich auch noch Essen, welches ein anderer Hiker anscheinend nicht mehr wollte. Obwohl der Laden ziemlich teuer ist, decke ich mich komplett ein, um es hoffentlich bis nach Chester (etwa 135 Meilen) zu schaffen. Eigentlich wollte ich nach dem Einkaufen direkt loslaufen. Da es aber zur Mittagszeit dermaßen warm ist (über 35 Grad), sitze ich noch eine Weile im Hikerbereich und trinke Cola. Später nehme ich in einer öffentlichen Einrichtung eine kostenlose Dusche. Es gibt zwar nur kaltes Wasser, aber bei den warmen Temperaturen stört mich das weniger. Danach gehe ich nochmals ins Cafe, welches das einzige Restaurant hier ist, und esse einen Burger zu Mittag. Dazu gibt es noch mehr eiskalte Cola und als ich fertig bin, mache ich mich wieder auf den Weg aus der Stadt.

Glücklicherweise werde ich direkt vom ersten Auto mitgenommen und die nette Frau lässt mich 5 Minuten später wieder am Trailhead raus. Von hier aus laufe ich Mittags um 3 wieder los.

Es geht direkt steil den Berg hinauf und in der heißen Mittagshitze komme ich schnell ins Schwitzen. Zum Glück führt mich der Weg die erste Zeit durch den Wald, welcher immerhin etwas Schatten spendet.

Später geht es dann aber in ausgesetztem Gebiet weiter nach oben. Insgesamt habe ich knapp 1000 Höhenmeter zu bewältigen, welche wirklich anstrengend sind. Immerhin sieht die Landschaft in der Abendsonne traumhaft aus und so laufe ich immer weiter nach oben.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreiche ich dann den höchsten Punkt des Weges und komme dort auch an der 1200 Meilen Markierung vorbei.

Danach geht es auf der anderen Seite wieder bergab bis zu einem kleinen See. Auch wenn ich eigentlich geplant hatte noch weiter zu laufen, bleibe ich dann doch lieber hier und baue mein Zelt am Wasser auf. Von einem netten Camper, der hier die Feiertage (4. Juli ist Unabhängigkeitstag) verbringt, noch ein paar Snacks. Dann esse ich schnell etwas und gehe auch direkt schlafen, da es bereits nach 20 Uhr ist.

Überblick

Hier noch die Übersichtskarte, wo ich mich gerade befinde:

P.S.:

In den letzten Tagen war übrigens der 01.07.2024 und somit ist es tatsächlich schon ein ganzes Jahr her, seit ich meine Wohnung in Jöhlingen verlassen und mich auf den Weg nach Santiago gemacht habe. Kaum zu glauben, dass ich mittlerweile über ein Jahr unterwegs bin. Insgesamt habe ich bereits über 7000 Kilometer hinter mir gelassen und war in 8 Ländern auf drei Kontinenten unterwegs. Hoffentlich kommen noch einige weitere Kilometer und zumindest ein weiteres Land dazu 😉.

So wirklich glauben kann ich es als selbst nicht, dass es bereits so eine lange Zeit ist. Einerseits sehe und erlebe ich zwar jeden Tag so viel, aber irgendwie kommt es mir vor als ob es nur einige Wochen sind. Heute wurde es mir aber mit dem Kalender Mal wieder bewusst, wie weit ich schon herumgekommen bin.

Nach so langer Zeit in der Natur und im Zelt, fällt es mir schwierig vorzustellen, danach wieder in einen normalen Lebensalltag zu finden und 8 Stunden pro Tag in einem Büro zu sitzen. Aber Mal schauen was die Zukunft so bringt.

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