Tag 80 – 19,3 km – Montag 15.07.2024
Am Morgen wache ich auch heute wieder um 5:30 Uhr auf, obwohl ich meinen Wecker erst um 7 Uhr gestellt habe. Ich bleibe aber noch etwas liegen und nach dem Aufstehen, packe ich meine gekauftes Essen um, damit es in meinen Rucksack passt. Danach nehme ich eine ausgiebige Dusche, die auch heute eine echte Wohltat ist.
Da ich heute das Shelly Fire umgehen möchte, suche ich nach einer Möglichkeit, um nach Seaid Valley zu gelangen. Dort möchte ich dann wieder in den Trail einsteigen, um die Grenze nach Oregon zu Fuß überqueren zu können. In einem Facebook Forum finde ich eine Frau, die Fahrten in den kleinen Ort anbietet. Ich Frage kurz nach und sie hat noch einen Platz frei. Kurze Zeit später meldet sich „Double Dinner“ bei mir, der das anscheinend mitbekommen hat. Er möchte mit dem Bus nach Yreka fahren und wird dann dort von einem Trail Angel eingesammelt. Wenn ich möchte, könnte ich auch dort mitfahren und mir somit das Geld sparen, welches die Frau aus dem Forum verlangte. Somit entschließe ich mich dazu „Double Dinner“ zu begleiten.
Kurze Zeit später kommt er in der Stadt an und wir suchen nach einer Möglichkeit, um noch zu frühstücken, bevor der Bus abfährt. Da leider gerade Stromausfall war, haben die meisten Restaurants noch geschlossen und somit frühstücken wir am Ende im Subway, da dieser Laden als einziger bereits wieder Essen anbietet. Kurz nach 12 Uhr fahren wir dann mit dem Bus nach Yreka. Eine andere Hikerin mit dem Namen „Nutella“ kommt auch noch mit.

Im Ort angekommen steigen wir vom Bus aus und werden von einer netten Dame mit dem Auto eingesammelt. Diese fährt uns danach über eine Stunde in das Seaid Valley. Und obwohl die Fahrt sehr lange dauert und die Frau auch wieder den ganzen Weg zurück muss, nimmt sie nichteinmal Geld für das Benzin an, was wirklich bemerkenswert ist.
Hier noch ein Gruppenbild von uns. Von links nach rechts: Double Dinner, Ich, Nutella, unser Trailangel.

Im Seaid Valley gibt es dann eigentlich auch nicht viel, da der Ort aus gefühlt drei Häusern besteht. Das Café hat leider gerade zugemacht und somit kaufen wir uns alle noch ein Eis im kleinen Laden des Ortes und sitzen, so wie einige andere Hiker auch, noch ein bisschen die Mittagshitze aus. Kurz nach 15 Uhr fangen wir dann am unsere Sachen zu packen. Ich trinke noch einen Kaffee und esse eine Kleinigkeit, bevor ich mich dann auch auf den Weg mache. Da ich bei der Hitze aber nicht 2000 Höhenmeter aufsteigen möchte, wofür ich sich zu spät dran wäre, entscheide ich mich für eine alternative Route, die mich über eine Straße noch oben führt und dann dort wieder auf den PCT trifft.
Da diese Straße nicht wirklich genutzt wird, ist es auch ziemlich ruhig und lange Zeit geht es auf Schotterstraße nach oben. Der Weg ist einfach zu laufen und nicht wirklich anstrengend, auch wenn es insgesamt trotzdem über 1000 Höhenmeter nach oben geht.



Bereits am Anfang ziehen sehr dunkle Wolken auf und zwischendrin regnet es dann tatsächlich für einige Minuten und ich packe meine Regenjacke aus, welche ich bisher nicht oft benötigt habe. Wenn ich mich richtig erinnere, ist es erst der zweite Tag mit Regen.

Aber bereits nach 10 Minuten hört es wieder auf und ich laufe im Shirt weiter bergauf. Hinter mir kann ich eine sehr schöne Landschaft erblicken, welche durch einen Regenbogen bereichert wird.

Kurz nach 20 Uhr erreiche ich dann wieder den PCT und baue dort mein Zelt auf. Während dem Abendessen unterhalte ich mich noch mit einem Paar aus Colorado.
Gegen halb 10 ist es dann auch schon dunkel und ich gehe in mein Zelt schlafen, um für morgen ausgeruht zu sein, da ich wahrscheinlich am Mittag die Grenze nach Oregon überschreiten werde.
Tag 81 – 50,9 km – Dienstag 16.07.2024
Als ich um 6 Uhr aufstehe, sind die meisten bereits weg. Ich frühstücke noch und laufe dann los, da ich endlich die Grenze nach Oregon erreichen möchte.
Es geht direkt den Berg hinauf und bald bekomme ich einen schönen Blick zurück auf Kalifornien, welches ich heute nach 81 Tagen endlich verlassen möchte, obwohl es mir hier gut gefallen hat.

Der Weg führt mich immer weiter hinauf, wobei ich auch am Morgen wieder mit einigen umgefallen Bäumen zu kämpfen habe. Somit wird der Anstieg dann doch anstrengend. Ich komme an Wiesen vorbei und laufe fast den ganzen Morgen bergauf.



Nach einer kurzen Mittagspause geht es dann ein bisschen bergab und weiter unten komme ich an Weideland mit Kühen vorbei. Ich halte an einer alten Hütte, die vor einiger Zeit restauriert worden war und nun als kleiner Unterschlupf dient. Hier warte ich einige Minuten, bis ein kleines Gewitter vorbeigezogen ist, welches sich aber anscheinend erst weiter hinten entladen wird. Ich kann zwar immer wieder Laute Donner hören, aber Regen ist keiner zu sehen.


Von hier geht es dann die letzten Meter bergauf, bevor ich dann endlich die Grenze zwischen Kalifornien und Oregon erreiche. Es ist ein tolles Gefühl endlich hier angekommen zu sein. Auch wenn ich die letzten Meilen aufgrund des Feuers überspringen musste, habe ich doch immerhin 1550 Meilen in Kalifornien zurückgelegt. Am Grenzposten treffe ich auf eine Hikerin, welche ich von den letzten Tagen kenne. Sie freut sich genauso über den erreichten Meilenstein wie ich und wir ruhen uns beide direkt neben dem Schild eine Weile aus.

Vorausschauend habe ich in Shasta eine Dose Bier eingepackt, welche ich bis hier hoch geschleppt habe, um auf diesen Moment anzustoßen. Da die andere Hikerin nicht daran gedacht hat sich etwas zum Anstoßen mitzubringen, wird das Bier schnell geteilt.
Nach einer längeren Pause brechen wir dann aber beide wieder auf, da wir noch immer einige Meilen zu laufen haben.
Es geht erneut den Berg hinauf und zwischendrin kann ich nicht weit von mir ein paar Rauchwolken erkennen, die auf ein neues Feuer schließen lässt. Hoffentlich wird es von einem der Feuersuchflugzeugen gesehen und noch rechtzeitig gelöscht, bevor es sich zu einem größeren Feuer entwickelt.

Ich laufe schnell weiter und es geht weiter auf und ab. Mal durch den Wald und mal eher am Wald entlang. Gegen halb 8 Uhr Abends, komme ich an einem schönen Platz mit einer Aussicht vorbei. Hier koche ich mir mein Abendessen und genieße die Aussicht.

Zwischendrin dreht ein Helikopter vor mir einige Kreise, auch wenn ich nicht wirklich nachvollziehen kann was er genau macht. Von weitem sieht es wie ein Löschhubschrauber aus, der eventuell kleinere Brände bekämpft.

Nach dem Essen mache ich noch einen 5 Kilometer langen Verdauungsspaziergang, bevor ich dann gegen 21 Uhr mein Zelt im Wald aufbaue und auch direkt wieder schlafen gehe.

Tag 82 – 26,6 km – Mittwoch 17.07.2024
Kurz nach 6 habe ich mein Zelt eingepackt und laufe los. Die ersten Meter geht es durch den Wald bergauf. An zwei Stellen habe ich leichte Druckschmerzen von den Schuhen und somit komme ich nur langsam voran. Eventuell hätte ich meine Schuhe doch besser einlaufen sollen, anstatt gestern wieder über 50 km zu machen.
Am Morgen wechselt sich der Wald immer wieder mit kleine ausgesetzten Passagen ab, bei denen ich ab und an auch eine gute Aussicht bekomme.


Die meiste Zeit passiert aber relativ wenig und außer eine paar älteren Rentnern, die mir entgegenkommen, treffe ich kaum Leute an.
Nachdem ich bei einer kurzen Trinkpause die Aussicht genossen habe, laufe ich etwa 10 Minuten und treffe dann auf Kisten voller Soda, welche extra für PCT Hiker hier abgestellt worden sind. Also mache ich erneut Halt und trinke eine Zitronenlimonade.


Danach geht es weiter durch den Wald bergab und gegen 13 Uhr erreiche ich die Straße in Richtung Ashland.



Von hier aus möchte ich in die Stadt trampen, was aber bei dem geringen Verkehr dann doch länger dauert. Nach einigen Minuten gesellt sich die Hikerin von gestern dazu, mit der ich an der Grenze ein Bier getrunken hatte. Wie sie mir mitteilt, ist das Feuer an der Grenze deutlich größer geworden und einige Leute mussten bereits kurz vor dem Grenzübertritt aus Sicherheitsgründen umkehren. Somit hatte ich anscheinend gerade noch Glück, dass ich noch rechtzeitig am Feuer vorbeigekommen bin. Zusammen warten wir auf eine Mitfahrgelegenheit und nach etwa 20 Minuten nimmt uns dann doch einer mit in die Stadt.
Ich werde an einem Supermarkt rausgelassen und kaufe dort für die nächsten Tage ein. Außerdem packe ich noch einige weitere Lebensmittel ein, welche ich danach per Post einige hundert Meilen weiter in Richtung Norden schicke, wo es sonst schwierig wird sich mit Lebensmitteln zu versorgen bzw. diese sehr teuer sein sollen. Ob es sich aber preislich lohnt bezweifel ich stark, da ich ja auch das Geld für den Versand bezahlen muss. Nach dem Besuch im Post Office, möchte ich noch Blasenpflaster und Tape in einer Apotheke kaufen. Komischerweise haben sie beides nicht da, was sowohl mich, als auch ein anderes Hiker Paar hier sehr überrascht, da man das bei uns ja quasi in jeder Apotheke bekommt. Ohne etwas zu kaufen verlasse ich den Laden wieder und fahre mit dem Bus zu einer Pizzeria. Dort esse ich leckere Pizza und bekomme endlich Mal einen guten Salat als Vorspeise. In dem sehr hikerfreundlichen Laden verbringe ich noch einige Zeit, da ich meine Geräte auflade und mich einige Zeit mit den Angestellten unterhalte.


Danach gehe ich zurück zur Straße und versuche zum PCT zu trampen. Leider hält in einer Stunde kein einziges Auto an. Als ich probiere ein Uber zu bekommen, sieht es leider auch nicht gut aus, da das nächste 40 Minuten entfernt ist und knapp 40$ verlangt. Da es mittlerweile schon nach 19 Uhr ist, ich auf die lange Wartezeit keine Lust habe und eventuell morgen eine Mitfahrgelegenheit bekomme (habe ich in der Zwischenzeit über Facebook geklärt), entscheide ich mich spontan dazu hier in der Stadt zu übernachten.
Ich buche mir ein Zimmer in einem Hotel in der Nähe und nehme dort wenige Minuten später ein ausgiebiges Bad in der Badewanne. Dann ruhe ich mich noch ein bisschen aus und gehe gegen halb 10 schlafen.
Ich hoffe, dass ich morgen einfacher zurück zum Trail komme und dann endlich einige Meilen absolvieren kann, da ich bereits von den nächsten Feuern weiter im Norden gehört habe. Hoffentlich schaffe ich es noch an diesen vorbei, bevor sie dem Trail zu nahe kommen und ich diese umgehen muss.
Überblick
Mittlerweile habe ich die Grenze nach Oregon überschritten und Kalifornien nach einer gefühlten Ewigkeit verlassen. Nun geht es für mich einige Wochen durch Oregon, bevor ich dann hoffentlich bald die Grenze nach Washington erreichen sollte.

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