Viele Feuer – Meile 1758 bis Meile 1907

Tag 83 – 36,5 km – Donnerstag 18.07.2024

Auch heute wache ich vor dem Wecker um 6 Uhr auf, bleibe aber noch bis um 7 liegen und genieße das weiche Bett.

Dann stehe ich auf und mache mir einen Kaffee, da das Frühstück erst ab 8 Uhr verfügbar ist. Pünktlich um 8 bin ich dann im Frühstückssaal und haue richtig rein. Die Auswahl ist zwar überschaubar, aber neben Muffins und Beagles, kann man sich auch selber Waffeln mit Ahornsirup machen, was ich dann doch ausnutze. Knapp eine Stunde sitze ich hier und mache mir Waffeln und trinke dazu Orangensaft und Kaffee.

Dann packe ich meine Sachen ein und laufe 5 Minuten zu einem anderen Hotel, von wo aus mich ein Trailangel zurück zum PCT bringen will. Zusammen mit den zwei Hikern „One Town“ und „Sinombre“ geht es dann über den Highway zurück zum Trail. Dort lässt und der Fahrer raus und wir tauschen uns noch etwa 15 Minuten aus, da seit unserem letzten Treffen doch wieder viel passiert ist.

Danach laufen wir gegen 11 Uhr los. Auch wenn mir häufiger berichtet wurde, dass Oregon sehr flach sei, geht es doch erstmal eine ganze Weile bergauf. Lange Zeit bin ich dabei im Wald unterwegs und zwischendrin gibt es auch freie Stellen, von wo aus ich nochmals einen Blick auf den Mount Shasta werfen kann, welcher aber etwas im Rauch der Feuer der Umgebung verschwindet.

Später geht es immer weiter auf und ab und es passiert relativ wenig. In meiner Mittagspause muss ich kurz eine kleine Notfalloperation durchführe, da ich von den neuen Schuhen eine kleine Blase an der Ferse habe, welche mich ziemlich beim Wandern beeinträchtigt. Kurzer Hand wird diese geöffnet und dann abgeklebt, wobei das nicht ganz steril machbar ist. Danach fällt mir das Laufen wieder einfacher und ich kann schneller weiter gehen.

Zwischendrin treffe ich dann auch wieder auf Grace, die ebenfalls direkt von Shasta nach Ashland gereist ist und mich somit eingeholt hat. So wird es mir in den nächsten Tagen wohl häufiger gehen, dass ich Leute antreffen werde, die ich eigentlich etwas abgehängt hatte, was mich aber weniger stört da es immer wieder toll ist bekannte Gesichter zu sehen.

Am Nachmittag passiert sonst relativ wenig und ich laufe immer weiter durch die Gegend. An einem alten Damm, welcher schon einige Löcher hat, fülle ich mein Wasser auf, um nochmals 5 km zu gehen.

Zuerst hatte ich mir überlegt hier zu zelten, entscheide mich dann aber doch dazu weiter zu gehen, was eine gute Entscheidung gewesen sein soll. Denn etwas später sehe ich ein Schild mit Trail Magic. Leider sind die Leute gerade nicht da und somit trinke ich nur eine Soda, auch wenn das Essen sehr lecker aussieht.

Ich laufe weiter durch den Wald und kurz vor dem Camp, in dem ich heute übernachten möchte, treffe ich auf eine Frau im Golfcaddy, welche anscheinend einen Burger zu einem Hiker liefert. Sie nimmt mich die letzten 200 Meter mit und fragt mich, ob ich auch etwas essen möchte, da sie es mir bringen könnte. Am Campingplatz setzte ich mich zu anderen Hikern und Unterhalter mich mit ihnen, während ich darauf warte, dass mir mein Abendessen geliefert wird. Gegen halb 10 Uhr kommt dann tatsächlich ein Mann und bringt mir einen leckeren Cheeseburger und einen Hotdog. Zusammen mit „Double Dinner“, der kurz vorher eingetroffen ist, esse ich also noch lecker zu Abend. Für die äußerst netten Trail Angels machen wir noch ein Gruppenbild und dann geht es auch schon wieder schlafen, um morgen ausgeruht zu sein.

Tag 84 – 52,1 km – Freitag 19.07.2024

Als ich heute aufstehe, sind schon wieder alle Zelte weg. Als letzter packe ich alles ein und laufe kurz zu einem kommerziellen Camp, wo ich mein Wasser auffüllen kann.

Auf dem Rückweg treffe ich eine Hikerin, mit der ich mich kurz vor der Grenze von Kalifornien und Oregon unterhaltend hatte. Leider war sie etwas langsamer als ich und musste eine halbe Meile vor der Grenze umdrehen, da das Feuer bereits zu nahe an den Trail gekommen war. Ich merke Mal wieder was für ein Glück ich hatte, dass ich die Grenze noch zu Fuß überqueren konnte.

Am Morgen geht es für mich eigentlich die ganze Zeit Recht unspektakulär durch den Wald. Es passiert wenig und da ich weiß, dass es in etwa 15 Meilen Trail-Magic geben soll, laufe ich ziemlich schnell durch die Gegend.

Zwischendrin bekomme ich nochmals einen kurzen Ausblick auf die Umgebung, aber ansonsten ist es ziemlich monotone grün.

Gegen 13 Uhr erreiche ich einen Parkplatz an einer Straße und treffe dort eine ganze Gruppen von Hikern an, die sich alle lecker verköstigen lassen. Auch hier haben Freiwillige einiges aufgetischt und es gibt erneut Burger, Hotdog, Bier, Soda und einen leckeren Eiskaffee, auf den ich mich besonders gefreut habe. Wie mir einer der Männer erzählt, röstet er den Kaffee selber und hat ein kleines Unternehmen, welches angeblich ziemlich gut läuft. Obwohl die Leute hier das zum ersten Mal machen, haben sie wirklich an alles gedacht und so wie ich, verbringen auch einige andere Hiker hier längere Zeit.

Am späten Nachmittag mache ich mich dann aber wieder auf den Weg, da ich noch einige Meilen machen möchte. Ich laufe noch zu einer Wasserstelle und fülle meine Reserven auf. Dann geht es weiter durch den Wald.

Erst gegen Abend ändert sich die Landschaft etwas und ich bin immer häufiger auf Lavagestein unterwegs. Auch wenn der Weg ziemlich interessant aussieht, ist es für die Füße weniger angenehm.

Für lange Zeit geht es über das Geröll bergab und ich bin froh, als ich auf eine Straße mit einem Fluss treffe, die das Ende des Lavagesteins für mich bedeutet.

Hier fülle ich erneut mein Wasser auf und steige dann noch einige Meilen einen Berg hinauf. Kurz nach halb 8, baue ich mein Zelt im Wald auf, koche mir noch schnell einen Kartoffelbrei und gehe danach auch schon direkt schlafen.

Tag 85 – 47,3 km – Samstag 20.07.2024

Am Morgen frühstücke ich entspannt meine Haferflocken und laufe dann schnell los. Auch heute bin ich lange Zeit im Wald unterwegs und muss immer wieder über umgefallen Bäume klettern.

In der Morgensonne sieht der Wald sehr schön aus, was auch daran liegt, dass etwas Rauch in den Bäumen hängt, welcher von der Sonne angestrahlt wird.

An einem freien Blick in die Ferne, kann ich den Rauch deutlich sehen, die auf die zahlreichen Waldbrände hier in der Gegend schließen lässt. Obwohl ich weit vom Feuer entfernt bin, ist der Rauch bis hier her spürbar. Teilweiße zieht dieser über mehrere hundert Meilen weit und kann ziemlich unangenehm werden. Zum Glück ist es hier noch gut und ich laufe weiter durch den Wald.

Kurz vor Mittag, geht es dann langsam bergauf. Da der Anstieg bei der heißen Mittagssonne sehr anstrengend ist, immerhin haben wir wieder knapp 37 Grad, mache ich an einem schattigen Platz eine Mittagspause und erhole mich vom Anstieg.

Danach geht es längere Zeit bergab. Teilweiße laufe ich am Hang entlang und kann neben mir Meilen weit abgebrannten Wald begutachten. Leider geht es auch für mich weiter durch abgebrannte Bäume, wodurch ich der Sonne direkt ausgesetzt bin.

Nach einem erneuten Anstieg geht es auf der anderen Seite des Berges bergab. Zu meiner Überraschung finde ich dort tatsächlich noch einige kleinere Schneefeldern vor, welche ich aber zum Glück nicht überqueren muss. Immerhin gibt es dadurch noch ausreichend Wasser in der Umgebung und ich kann genug Flüssigkeit zu mir nehmen.

Zwischendrin erfahre ich von einem Hiker, dass eine alternative Route um das nächste Feuer herum anscheinend nicht mehr genutzt werden und stattdessen mit dem Auto herumgefahren werden soll, was mich nicht gerade erfreut. Diese schlechte Nachricht drückt sowohl bei mir, als auch bei den andern Leuten sehr auf die Stimmung. Etwas missgelaunt trotte ich daraufhin weiter durch den Wald.

Am letzten fließenden Wasser für die nächsten 20 Meilen, fülle ich meine Tanks auf und begebe mich am Abend dann auf den letzten Abschnitt des heutigen Tages. Nach einer weiteren Stunde setzte ich mich auf einen Stein am Wegesrand und esse zu Abend, bevor ich mich erneut auf den Weg mache.

Der Weg führt mich längere Zeit durch den Wald, wobei ich am Abend von einigen Moskitos geärgert werde und daher schnell mit meinem Moskitonetz auf dem Kopf durch die Gegend laufe. Leider bekomme ich die trotzdem nicht wirklich abgehängt, was sehr ätzend ist. Als ich nach fast 30 Meilen keine Lust mehr habe, biege ich an einem freien Platz im Wald ab und baue dort mein Zelt auf. Ich schreibe noch Tagebuch und gehe dann um halb 9 schlafen.

Tag 86 – 25,6 km – Sonntag 21.07.2024

Heute stehe ich bereits um 5:30 Uhr auf und packe alles zusammen, da ich zum Mittagessen in Crater Lake sein möchte. Nach einem schnellen Frühstück laufe ich schnell los.

Am Morgen geht es die meiste Zeit durch den Wald. Anfangs noch in schönem grün und später wieder vermehrt durch abgebrannte Flächen.

Leider muss ich auch heute wieder häufig über umgekippten Bäume klettern, was ziemlich nervig ist. Immerhin ist es relativ kühl und somit komme ich gut voran. Auf einem Hügel mache ich nach 7 Meilen eine kurze Rast und danach geht es die restlichen Kilometer mehr oder weniger bergab.

Pünktlich um 12 Uhr komme ich im Nationalpark an. Im Restaurant treffe ich direkt auf andere Hiker und esse mit diesen zu Mittag. Gesprächsthema ist Mal wieder ein Feuer, welches wenige Meilen von hier brennt und eine Umgehung erfordert. Der PCT wurde auf dem Abschnitt von Meile 1849.5 bis Meile 1879.9 geschlossen. Laut Angabe ortsansässiger Personen, ist die Umgebung ziemlich von Rauch überzogen und von einer Umgehung über einem Highway wird dringend abgeraten. Somit wird es für mich wahrscheinlich schon wieder eine kleine Autofahrt geben, mit der ich wahrscheinlich bis nach Shelter Cove überspringen muss.

Später sitze ich noch mit „One Town“, „Sinombre“ und „Double Dinner“ zusammen. Leider wird „Double Dinner“ hier seinen PCT beenden bzw. unterbrechen. Er wird die nächsten Wochen mit seiner Familie in Urlaub fahren und verlässt uns somit auf unserem gemeinsamen Weg. Eventuell möchte er danach aber zurückkehren und weiterlaufen. Wir verabschieden uns noch kurz und danach ist leider wieder ein Hiker weniger auf dem Trail unterwegs. Mittlerweile haben doch schon einige Leute aufgehört. Während zu Beginn hauptsächlich aufgrund von Verletzungen oder Unfällen abgebrochen wurde, nehmen in den letzten Wochen auch andere Gründe zu. Einige kamen mit der Hitzewelle nicht zurecht, andere nerven die häufiger auftretenden Feuer und wieder andere hat anscheinend der so gefürchtet Nordkalifornienblues erwischt. Leider sind auch einige Leute, mit denen ich gewandert bin, mittlerweile aus verschiedenen Gründen raus und somit lichtet sich das Feld allmählich, auch wenn ich gerade mit vielen Leuten unterwegs bin. Viele haben die Feuer großflächig überspringen und teilweise wurde sogar ganz Nordkalifornien übersprungen. Dadurch haben mich auch viele Leute eingeholt, die ich eigentlich bereits seit langem abgehängt hatte. Mal schauen wie es sich in den nächsten Wochen entwickelt, da die Anzahl der Feuer weiter oben im Norden nicht gerade weniger werden.

Nachdem wir genügend Soda getrunken haben, geht es weiter zum Shop des Campingplatzes, um dort Pakete abzuholen. Auch ich habe mir diesmal ein Packet geschickt, welches aber leider nicht hier angekommen ist. Blöderweise habe ich via USPS anstatt UPS geschickt und somit ist es wo anders gelandet. Anscheinend könnte ich es morgen um 10 Uhr bei der Parkrangerstation abholen. Da ich zu dieser Zeit aber bereits einige Meilen weiter sein wollte und ich aufgrund der Sperrung nur Essen für einen Tag benötige, bediene ich mich lieber in einer Hikerbox im Backpacker-Bereich. Dort gibt es reichlich Essen von anderen Hikern, die ihre Box zwar erhalten haben, aber aufgrund der Sperrung viel zu viel Essen gesendet haben. Somit bekomme ich noch ein Abendessen und ein bisschen Essen für den morgigen Wandertag zusammen.

Dann nehme ich noch eine Dusche und wasche meine Kleider durch, die das genauso nötig haben wie ich.

Später sitze ich noch eine Weile mit anderen Hikern zusammen und lasse meine Kleider in der Abendsonne trocknen. Wir essen gemeinsam zu Abend und trinken noch das eine oder andere Bier zusammen. Gegen halb 9 Uhr verschwindet dann wieder jeder in seinem Zelt und es geht schlafen.

Tag 87 – 38,6 km – Montag 22.07.2024

Um 6 Uhr packe ich alles leise zusammen und laufe auch direkt los. Viele Zelte stehen noch auf dem Campingplatz und ich sehe kaum Leute herumlaufen. Ich folge zuerst der Straße zum hinteren Teil und dann geht es direkt längere Zeit bergauf.

Über einen kleinen Weg komme ich zurück auf den PCT. Auch hier geht es längere Zeit durch den Wald bergauf. Heute fühle ich mich richtig gut und ausgeruht. Anscheinend hat mir der halbe Tag Pause für getan.

Nach etwas mehr als einer Stunde erreiche ich endlich den oberen Teil des Kraters, von wo aus ich auf den Crater Lake schauen kann.

Ich folge dem Rim Trail, welcher mich über den Rand des Kraters weiter in den Norden führt. Immer wieder bekomme ich einen schönen Blick auf den See, welcher durch einen Vulkanausbruch geformt wurde und der tiefste See der USA ist.

Ich steige noch einige weitere Höhenmeter zu einem Aussichtspunkt hinauf. Von oben habe ich einen guten Blick auf den ganzen See, auch wenn sie Sicht durch den Rauch der Feuer hier in der Umgebung etwas getrübt ist.

Hier noch ein Panoramablick:

Nach einer kurzen Vesperpause steige ich wieder hinab zum Trail und laufe einige weitere Meilen am Krater entlang, bevor der Weg entgültig abbiegt und mich weiter vom See wegführt.

Der Weg ist heute sehr einfach zu gehen und somit komme ich gut voran, auch wenn die Umgebung später wieder etwas unspektakulärer ist.

Kurz nach 15 Uhr erreiche ich nach 38 km eine Straße. Von hier aus muss ich nun leider wieder mit dem Auto weiter, um ein Feuer vor mir zu umgehen. Zusammen mit drei anderen Hikern geht es bald im Auto in das nächste Dorf. Dort müssen wir umsteigen.

Da wir auf eine Antwort von Trail Angels warten, essen „Sinnombre“, „One Town“ und ich noch im Subway eine Sandwich. Gerade als wir uns auf den Weg machen wollten, um zu Trampen, meldet sich doch noch ein Trail Angel, der uns bis nach Shelter Cove mitnehmen kann. Insgesamt 6 Hiker fährt er am Ende durch die Gegend und um 7 Uhr kommen wir am Campingplatz an einem See an. Leider hat der Shop bereits geschlossen und da ich mir ein Verpflegungspaket hier her gesendet habe, muss ich wohl auf morgen warten.

So wie mir geht es aber vielen und in der Hikerbox finde ich noch etwas zum Abendessen. Ich sitze mit einigen bekannten Gesichtern längere Zeit zusammen, bevor wir dann gegen 21 Uhr alle wieder schlafen gehen. Da der Shop erst um 8 Uhr aufmacht, kann ich morgen eventuell etwas länger schlafen.

Überblick

Hier noch kurz die Übersichtskarte:

Comments

2 Antworten zu „Viele Feuer – Meile 1758 bis Meile 1907“

  1. Avatar von WanderFan42
    WanderFan42

    Ahoi,

    krass wie weit du schon gekommen bist.
    bis wohin soll es den die Waldbrände geben? Gibt es da ungefähr ne Angabe ab wann es zu kalt oder so wird?

    Ist das eigentlich normal das da so viel Wald brennt und es so heiß ist?

    Gruß Nils

    1. Avatar von f.hoehn

      Moin,

      Also aktuell brennt der Wald leider an ziemlich vielen Stellen. Auch in Washington ist an einigen Stellen der Trail geschlossen, da die Feuer zu nah am Trail sind. Ich hoffe, dass es besser wird, bis ich dort bin.
      Leider ist es dieses Jahr sehr trocken und sehr warm, wodurch die Feueranzahl hoch ist.
      Ich versuche schnell weiter in den Norden zu kommen, bevor es hier noch weitere Feuer gibt. Einige Stellen hinter mir sind mittlerweile auch geschlossen und ich hatte echt Glück.
      Leider weiß ich nicht wirklich, ob es jedes Jahr so schlimm ist. Ein Mann in Chester meinte, dass es aber nie so lange so warm war.
      Einige Feuer werden auch nicht gelöscht, da sie zu groß sind um sie zu beenden. Es wird nur versucht diese einzugrenzen und dann zu warten, bis der Schnee diese im Winter löscht.

      Liebe Grüße
      Flo

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