24 Stunden Challenge – Meile 1907 bis Meile 2001

Tag 88 – 10,8 km – Dienstag 23.07.2024

Da der Laden erst um 8 Uhr öffnet, bleibe ich bis um 7 liegen. Dann packe ich mein Zeug ein und setzte mich in den Hikerbereich. Da die meisten Hiker auch nicht wirklich länger schlafen können, sitzen bald viele Leute herum. Ich sehe viele Gesichter, die ich lange nicht mehr gesehen habe und somit tausche ich mich noch eine Weile mit ihnen aus.

Dabei essen die meisten einen leckeren Frühstücksburrito und trinken einen Kaffee. Als der Shop aufmacht, wird mir mitgeteilt, dass das Paket erst um 14 Uhr vom Post-Office abgeholt wird. Also muss ich noch eine ganze Weile warten. Während viele Leute sich allmählich auf den Weg machen, warte ich mit einigen anderen, denen es ähnlich geht. Hudini, ein Hiker den ich in den letzten Tagen bereits getroffen habe, wartet auch noch auf seine Schuhe und Gonzo und Garrett warten mit uns. Die meiste Zeit sitzen wir herum und unterhalten uns.

Später nehmen Gonzo und ich noch ein erfrischendes Bad im See, bevor wir einen leckeren Burger zum Mittagessen verspeisen. Als ich gegen 14 Uhr dann nachfrage, ob mein Paket da sei, wird mir mitgeteilt, dass sie es leider nicht holen konnten, da das Personal zu viel zu tun hatte. Auf morgen möchte ich aber auch nicht warten und somit durchstöbere ich Mal wieder die Hikerbox und stelle mir ein Essensplan für die nächsten Tage zusammen. Im Shop werden noch ein paar Snacks gekauft, um das Essen abzurunden.

Gonzo, Hudini, Garrett und ich, entschließen uns spontan dazu, morgen die 24 Stunden Challenge zu starten. Dabei versuchen wir in 24 Stunden so viele Meilen wir möglich zurückzulegen. Mal schauen wie viele wir schaffen werden. Als dann kurz nach 17 Uhr die Schuhe von Hudini eintreffen, machen wir uns gemeinsam auf den Weg, um noch einige Meilen bis zu einer Hütte zu laufen. Von dort aus wollen wir morgen dann unsere Challenge beginnen.

Glücklicherweise nimmt uns das Postauto mit bis zum Trail, was eine wirklich ungewöhnliche Fahrt ist.

Von dort laufen wir dann ziemlich schnell die 6,5 Meilen bis zur Hütte. Es geht durch den Wald bergauf und wir kommen an einem See vorbei, bevor wir dann auch schon die Hütte erreichen.

Nach einem schnellen Abendessen gehen wir auch schon schlafen, um morgen gut ausgeruht zu sein.

Tag 89 – 97,3 km – Mittwoch 24.07.2024

Ich stehe um 6 Uhr auf und packe meine Sachen zusammen. Hudini und Gonzo sind anscheinend bereits aufgebrochen und Garrett macht sich gerade auf den Weg. Da ich beim Frühstück direkt von 30 Moskitos attackiert werde, bin ich schnell damit fertig.

Dann laufe auch ich los und beginne somit meine 24 Stunden Challenge. Ziel dieser Challenge ist es, innerhalb von 24 Stunden so viele Kilometer wie möglich zu machen. Ich habe mir als Ziel 60 Meilen gesetzt, was etwa 96 Kilometern entspricht.

Um direkt einige Meilen zu machen solange ich noch fitt bin, laufe ich sehr schnell durch die Gegend. Es geht ziemlich entspannt leicht im Wald bergab. Heute ist es dazu noch etwas bewölkt und windig, was im Gegensatz zur Hitze der letzten Tage perfekte Startbedingungen sind.

Am Morgen fällt mir das Laufen so leicht, dass ich in den ersten drei Stunden bereits über 27 Kilometer absolvieren konnte.

Nach dem Abschnitt im Wald, geht es längere Zeit durch eine Mondlandschaft von abgebrannten Bäumen, die mich ein wenig an ein Schlachtfeld erinnert.

Um keine Zeit zu verlieren, wird heute im Gehen gegessen und getrunken, wobei mein Speiseplan für heute hauptsächlich aus Energieriegeln besteht.

Lediglich zum Auffüllen und Filtern von Wasser halte ich an. Somit schaffe ich es in den ersten 5 Stunden fast 30 Kilometer zu absolvieren, was ein ziemlich schnelles Tempo ist.

Es geht weiter an Seen entlang durch den Wald und zwischendrin laufe ich auch über kleinere Wiesen.

Nach einigen Stunden treffe ich Hudini, Gonzo und Garrett, die alle deutlich vor mir aufgebrochen sind. Nach ziemlich genau neun Stunden unterwegs, lege ich eine erste richtige Pause ein. Zu diesem Zeitpunkt habe ich bereits 50 km absolviert und somit habe ich gute Chancen die 96 Kilometer voll zu bekommen.

Ich esse eine Kleinigkeit und mache ein 10 Minuten Powernap. Danach laufe ich direkt wieder los, da ich noch immer einiges an Strecke vor mir habe und das hohe Tempo wahrscheinlich nicht halten können werde.

Es geht weiter längere Zeit durch den Wald und zwischendrin treffe ich die anderen aus meiner Gruppe an. Wir essen zusammen zu Abend und trinken noch einen Kaffee, bevor es dann wieder weiter geht.

Die restlichen Stunden im Tageslicht laufe ich dann weiter alleine durch die Gegend.

Irgendwann fallen dann auch die 70 Kilometer und ich denke, dass ich das Ziel erreichen sollte.

In der untergehenden Sonne laufe ich weiter und bekomme dabei einen traumhaften Anblick auf einen der Berge vor mir zu sehen.

Wenig später ziehe ich die Stirnlampe an, um auch im Dunkeln weiterlaufen zu können. Als ich gerade etwas Wasser an einem Bach filtere, kommen die anderen dazu, die kurz hinter mir unterwegs waren. Von hier an laufen wir gemeinsam weiter durch die Dunkelheit und lediglich durch das Licht der Stirnlampen, sehen wir wo wir hin laufen. Ab und an geht es durch Gebiete, in denen umgestürzte Bäume den Weg versperren. In der Nacht ist es nicht immer ganz einfach den Pfad herum zu finden, aber wir schaffen es doch jedesmal.

Auch wenn ich eigentlich gedacht hatte, dass wir deutlich an Geschwindigkeit verlieren werden, laufen wir weiter in hohem Tempo voran. In der Dunkelheit können wir nicht besonders viel sehen, aber ab und an immerhin die Sterne bestaunen.

Nach 12 Uhr, immerhin schon 17,5 Stunden unterwegs, wird das Laufen langsam anstrengender und wir sehnen uns nach dem Erreichen unseres Ziels.

Die letzten Kilometer geht es also anstrengend weiter bergauf, aber in der Gruppe bleibt die Motivation trotzdem erhalten. Als wir dann nach nichteinmal 20 Stunden tatsächlich die 60 Meilen Marke erreicht haben, peilen wir das nächste Camp an um dort zu übernachten. Eigentlich hätte ich noch mehr als 4 Stunden Zeit, um weiter Strecke zu machen. Die 97 Kilometer haben mich dann aber doch so sehr angestrengt, dass ich mich dazu entschließen mit den anderen zu campen. Unser Ziel haben wir ja erreicht und bis zum nächsten Camp würde es nochmals einiges nach oben gehen. Nach über 2500 Metern Aufstieg habe ich dafür keine Kraft mehr.

Das Bild habe ich erst später aufgenommen:

Insgesamt sind wir alle froh, dass wir das Ziel erreicht haben. Keiner von uns hat jemals zuvor 60 Meilen innerhalb von 24 Stunden absolviert und somit gratulieren wir uns zu dieser Leistung. Da ich als letztes aufgebrochen bin, musste ich ziemlich Gas geben, um die anderen einzuholen. Am Ende habe ich in weniger als 20 Stunden über 97 Kilometer absolviert. Trotz zweier Pausen und einigen Unterbrechungen zum Auffüllen von Wasser und um auf die Toilette zu gehen, habe ich insgesamt trotzdem ein Schnitt von 5 km/h, worüber ich doch etwas stolz bin.

Fix und fertig, aber glücklich, gehe ich dann direkt schlafen, um mich von dieser Mammutaufgabe zu erholen.

Tag 90 – 34,1 km – Donnerstag 25.07.2024

Heute bleiben wir alle etwas länger liegen, da die letzte Nacht doch länger war. Gegen 8 Uhr laufen wir dann aber trotzdem wieder los.

Heute bin ich dich ziemlich kaputt und habe tatsächlich Blasen von gestern. Dementsprechend schwer fällt es mir heute zu laufen. Anfangs geht es direkt bergauf und ich bekomme einen traumhaften Blick auf einige Berge, die vor mir aus den Wolken ragen.

Danach geht es entspannt weiter, aber trotzdem komme ich nur schleppen voran. Die Blasen bremsen mich sehr aus und generell fühle ich mich nicht fitt, was nach den 97 km gestern und dem mangelnden Schlaf nicht besonders überraschend ist.

Ich trotte durch die Gegend und die Füße schmerzen mit jedem Schritt.

Nach einiger Zeit wird es dann noch schlimmer, da es auf einmal über Lavagestein weitergeht, welches für die Füße sehr unangenehm ist. Garett hat anscheinend genauso Probleme wie ich und wir beide laufen mehr schlecht als recht durch diese Landschaft. Auch wenn die Umgebung schön aussieht, ist das Laufen hier doch eine echte Qual. Leider geht es über mehrere Meilen über das harte Geröll und alles tut weh.

Erst nach einigen Stunden wird es besser und wir schleppen uns bis zu einem Jugendcamp, wo wir als PCT-Hiker übernachten können und sogar kostenlos Abendessen bekommen. Gemeinsam mit anderen Hikern essen wir große Mengen, um das Kaloriendefizit von gestern aufzuholen. Immerhin haben wir gestern anscheinend über 8000 Kalorien verbraucht, die wir irgendwie wieder zu uns nehmen müssen.

Nach dem Essen geht es dann endlich ins Bett.

Tag 91 – 7,61 km – Freitag 26.07.2024

Obwohl ich heute hätte länger schlafen können, wache ich wieder um 6 Uhr auf. Da Hudini anscheinend eine Fahrt nach Bend organisieren konnte, lassen wir das Frühstück ausfallen und laufen direkt los zur Straße, die nur 5 Meilen entfernt ist.

Leider tut mir meine linke Achillessehne beim Loslaufen sehr weh und somit laufe ich die ersten Minuten wie ein alter Mann durch die Gegend. Nach etwa einer halben Stunde wird es dann allmählich besser und ich kann endlich das Tempo etwas erhöhen.

Pünktlich um 9:30 Uhr erreichen wir einen Wanderparkplatz, wo uns ein netter Trail Angel mit dem Auto einsammelt. Er fährt uns in das etwa 40 Minuten entfernte Bend.

Dort lässt er uns in einem Café raus und wir frühstücken erstmal entspannt. Danach laufen wir einige Meter weiter zu einem Outdoorshop, wo jeder nochmals seine Ausrüstung auffrischen kann. Von hier aus geht es zu Fuß weiter zu einem Freund von Gonzo, der so freundlich ist und uns für die Nacht aufnimmt. In seinem Garten ist genügend Platz und wir können dort übernachten. Außerdem können wir duschen und sogar unsere Kleider waschen.

Am Nachmittag gehen wir in einem deutschen Restaurant essen. Das Jägerschnitzel schmeckt wirklich lecker und dazu gibt es seit langem Mal wieder deutsches Bier, was eine nette Abwechslung ist.

Kurz nach 17 Uhr machen wir uns auf den Weg zu einem Konzert, welches nicht weit von hier entfernt stattfindet. Nach dem Einlass essen wir alle noch etwas und nehmen dann auf dem Rasen Platz.

Auch wenn ich die Bands nicht wirklich kenne, macht es wirklich Spaß der Musik zu lauschen und es ist eine gute Abwechslung zum Trailalltag.

Hier ein Bild von uns. Von links nach rechts: Garett, Ich, Hudini, Gonzo.

Als ich mir in der Pause etwas zu Essen hole und mich eine der Bedienungen fragt, woher ich komme und was ich hier mache, freuen sich alle Mitarbeiter des Essenstands, dass ich den PCT laufe. Die Tochter einer der Frauen hat dieses Jahr anscheinend den Abschnitt in der Sierra gemacht und weil die Leute es alle so cool finden, bekomme ich schnell noch eine Nachspeise aufs Haus. Für mich ist es immer wieder interessant zu sehen, wie hoch die Leute hier die PCT-Hiker schätzen und wie freundlich sie diesen gegenüber sind, dass man selbst an einem Essenstand auf einem Konzert Essen geschenkt bekommt.

Danach gehe ich zurück an meinen Platz und wir genießen noch die restliche Zeit auf dem Konzert.

Nach dem Konzert kaufen wir uns alle noch ein großes Eis im Supermarkt und kehren zurück zum Garten, um dort zu übernachten, bevor es morgen wieder zurück auf den Trail geht.

Comments

2 Antworten zu „24 Stunden Challenge – Meile 1907 bis Meile 2001“

  1. Avatar von WanderFan42
    WanderFan42

    Hi,

    krass das du fast 100km an einem Tag gelaufen bist. Danach kann man dann schon mal auf ein Konzert gehen.

    Was passiert eigentlich mit den Packten wenn du sie nicht abholst?

    MFG Nils

    1. Avatar von f.hoehn

      Hi,

      Für die Pakete habe ich einen Trail Angel kontaktiert, der so nett war diese abzuholen und für mich weiter in den Norden zu schicken. Das erste Paket habe ich gestern bei der Post abgeholt und das zweite sollte in den nächsten Tagen in Washington an einer Stelle ankommen, wo ich auf ein Paket mit Essen angewiesen bin. Somit also nicht weiter schlimm und das Essen wird auch nicht weggeworfen, sondern nur später verspeist 😉

      Gruß Flo

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