Tag 92 – 23,4 km – Samstag 27.07.2024
Heute Nacht war eine Katze sehr aktiv im Garten in Bend und ich bin häufiger aufgewacht. Trotzdem bin ich in einigermaßen ausgeruht und meine Beine fühlen sich auch wieder besser an.
Nach dem Aufstehen, laufen wir gemeinsam zu einem Supermarkt, um dort Essen für die nächsten Tage einzukaufen. Unterwegs halten wir noch in einem Kaffee und frühstücken eine Kleinigkeit.
Danach sitzen wir kurz im McDonalds und trinken Cola, bevor wir uns wieder an den Weg zurück zum Trail machen.
Nach einiger Zeit am Straßenrand, nimmt uns dann ein netter Autofahrer mit zurück zum PCT. Am Ausgangspunkt angekommen, esse ich noch eine Banane und trinke einen Eistee. Danach laufe ich langsam wieder los.
Die ersten Meter nach dem Aufenthalt in der Stadt sind immer sehr mühsam und dementsprechend langsam laufe ich den Berg in der Mittagshitze hinauf. Zum Glück habe ich heute nur eine kleine Strecke geplant und somit kann die die wenigen Meilen schnell zurücklegen. Während es anfangs noch durch Todholz geht, bekomme ich weiter oben wieder mehr grün zu Gesicht.



In der Ferne kann ich schöne Berge erblicken und am Abend erreiche ich einen kleinen See, wo ich heute übernachten möchte.




Das Zelt habe ich schnell aufgebaut und somit kann ich schon früh mein Abendessen kochen und dann schlafen gehen, um das Schlafdefizit der letzen Tage aufzuholen.

Tag 93 – 50,9 km – Sonntag 28.07.2024
Die Nacht war heute sehr windig und kalt. Trotzdem konnte ich gut schlafen und somit geht es ausgeruht in den Tag. Nach einem kurzen Frühstück laufe ich direkt los und schon früh am Morgen geht es mal wieder durch einen abgebrannten Wald.



Überraschenderweise finde ich heute auch einige Schneefeldern vor, was irgendwie suspekt wirkt.

Nach einem kurzen Anstieg bekomme ich einen ersten Blick auf den Mount Jefferson, den ich heute mehr oder weniger umlaufen sollte.

Da meine eine Blase am Fuß leider noch immer Schmerzen verursacht, laufe ich nicht besonders schnell durch die Gegend, obwohl es eigentlich Recht einfach lange durch den Wald bergab geht.
An einem kleinen Fluss mache ich Mittagspause und treffe dort einige Hiker an, die offensichtlich keinen PCT-Hiker sind. Mit großen Rucksäcken schauen sie gefühlt ewig, wie sie über das Wasser kommen können und haben sichtlich Probleme bei der Überquerung des kleinen Bachlaufs.



Nach der Pause folgt ein längerer Anstieg durch eine tote Landschaft. Hier macht das Laufen wenig Spaß und es geht wirklich lange vorbei an abgebrannten Bäumen. Wie mir ein Hiker, der in entgegengesetzter Richtung unterwegs ist, mitteilt, haben sich vor einigen Jahren die PCTler über diesen Abschnitt aufgeregt, da es über Stunden nur durch grünen Wald ging, ohne etwas von der Landschaft zu erblicken. Ich dagegen kann keinen grünen Baum ausmachen und wäre über etwas mehr Farbe sehr froh.

Später geht es über Gestein weiter bergauf und ich kann hinter mir immer wieder einen guten Blick auf den schönen Mount Jefferson werfen. Dabei bekomme ich richtig Lust diesen zu erklimmen, muss aber leider weiter in die entgegengesetzte Richtung laufen.


Auf der anderen Seite des Anstiegs erfolgt wieder ein längerer Abstieg und bei der monotonen Landschaft gibt es wenig interessantes zu sehen. Mal wieder bin ich in verbranntem Gebiet unterwegs, welches ich langsam satt habe. Zwischendrin kommt dann auch noch ziemlich viel Rauch von einem der Feuer aus der Gegend hinzu und somit kann ich teilweise nicht viel sehen.





Gegen halb 8 Uhr Abends, erreiche ich dann ein Camp an einem See. Dort koche ich mir mein Abendessen und sitze mit Garrett zusammen. Als die Sonne langsam untergeht, geht es dann wieder ins Zelt, um zu schlafen.

Tag 94 – 59,1 km – Montag 29.07.2024
Um 6 Uhr stehe ich auf und frühstücke noch kurz am See, bevor es dann auch schon wieder los geht.
Am Morgen geht es direkt weiter wie gestern und ich bin erneut in abgebrannten Wald unterwegs. Leider merke ich heute wieder die Blasen am Fuß und somit geht es für mich sehr langsam voran.

Nach einiger Zeit ändert sich die Landschaft immerhin und es wird deutlich grüner und ich komme in ein Indianerreservat, wo ich anscheinend auf die Bären aufpassen muss.

Da ich aber auch heute keine dieser Tiere antreffe, geht es die meiste Zeit entspannt durch das Grün, welches im Gegensatz zu den letzten Etappen schön aussieht und die Luft ist hier spürbar besser. Anstatt Rauch, kann ich die gute frische Waldluft genießen und zwischendrin fängt es dann auch noch an leicht zu regnen und ich darf Mal wieder meine Regenjacke auspacken, die bisher nicht sehr häufig zum Einsatz gekommen ist.



Im leichten Nieselregen geht es dann Stunden weiter durch den Wald und es passiert relativ wenig. Erst am Abend kommt ein Highlight dazu, als es mal wieder Trail-Magic gibt. Auf einem Campingplatz für Leute mit Pferden, hat eine ältere Frau einiges aufgetischt. Es gibt allerlei Sachen, um sich ein leckeres Sandwich zu machen. Dazu Soda, Cookies und Chips. Da ich richtig Hunger habe und es mein Abendessen sein wird, verspeise ich 4 Sandwiches, drei Cookies, eine kleine Tüte Chips und trinke zwei Dosen Soda. Vom Essen erschöpft, sitze ich noch eine Weile mit anderen Hikern herum und wir unterhalten uns.

Kurz nach 18:30 Uhr brechen Garrett und ich aber wieder auf, da wir noch 10 Meilen absolvieren wollen, um morgen zum Mittagessen an der Timberline Lodge zu sein. Dort gibt es ein all-you-can-eat-Buffet, welches unter den Hikern auch als Hikerheaven bekannt ist. Um dort rechtzeitig anzukommen, legen wir also am Abend nochmals einige Kilometer zurück.
Mit dem letzten Abendlicht, erreiche ich das angepeilte Camp. Ich baue mein Zelt auf, putze meine Zähne und gehe dann direkt schlafen.
Tag 95 – 37,8 km – Dienstag 30.07.2024
Da mir der Anstieg zur Timberline Lodge als steil und sandig angepriesen wurde, stehe ich bereits um 5:30 auf und laufe um 6 Uhr los.
Anfangs geht es durch den Wald leicht bergauf und heute bin ich in Wolken gehüllt. Sowohl vor mir, als auch neben mir, sind immer wieder Wolken zu erkennen und sonst sehe ich nicht besonders viel von der Landschaft.


Ich komme aber generell gut voran und nach einigen Meilen wird der Weg etwas steiler. Irgendwann verlasse ich den Wald und es geht tatsächlich in feinem Sand weiter nach oben, welcher aber bei weitem nicht so schlimm ist, wie er mir angekündigt wurde.



Somit erreiche ich bereits gegen 11 Uhr die Timberline Lodge. Da hier auf dem Berg das ganze Jahr über Skisaison ist, hat das Restaurant auch heute geöffnet.


Ich schaue mich zuerst ein bisschen um und laufe dann eine Stock nach oben zum Essenssaal. Dort treffe ich direkt einige Hiker an, die so wie ich, das all-you-can-eat-Buffet auskosten wollen, bzw. bereits das Frühstücksbuffet genutzt haben. Kurz vor 12 Uhr gibt es dann auch schon Essen. Ich hole mir 4 Teller mir verschiedenen Sachen und brauche danach erst eine Stunde, um wieder einigermaßen laufen zu können.


Gegen Nachmittag mache ich mich dann erneut auf den Weg, um noch 10 Meilen bis zum nächsten Camp zu laufen. Anfangs bin ich auch hier noch in Wolken unterwegs, welche aber mit der Zeit aufsteigen und somit bekomme ich einen guten Blick auf den Mount Hood.



Die restlichen Meter geht es dann entspannt bergab und nach einer letzten Flussüberquerung, bei der ich leider durch das Wasser laufen musste, erreiche ich auch schon das Camp.


Hier sind anscheinend viele Tagestouristen bzw. andere Hiker unterwegs. Viele große Zelte stehen herum und die meisten Leute sehen nicht gerade wie PCT-Hiker aus. Im Gegensatz zu uns, haben die Leute hier alle große Rucksäcke und jede Menge unnötiges Zeug dabei. Ich schlage mein Zelt auf und koche mir mein Abendessen. Während ich dieses verspeise kommt Garrett dazu und wir unterhalten uns noch eine Weile, bevor es wieder schlafen geht.
Tag 96 – 57,3 km – Mittwoch 31.07.2024
Heute bleibe ich etwas länger liegen und bis ich wirklich loskomme ist es schon fast 7 Uhr.
Ich laufe eine alternative Route, die mich am Ramona-Wasserfall vorbeiführt.

Danach geht es kurz bergab und dann folgt ein längerer Anstieg durch den Wald. Gestern hatte mir noch ein Hiker verkündet, dass es heute nur bergab gehen soll, wovon ich am Morgen wenig sehen kann.


Nach dem längeren Anstieg mache ich Frühstückspause und laufe danach endlich nach unten. Kurze Zeit später komme ich an einem Parkplatz vorbei und werde von einem Mann gefragt, ob ich Obst haben möchte. Neben Obst und Cola gibt es auch Bier, was man auch Mal um 10 Uhr Morgens trinken kann.
Der Mann selbst war von Kanada aus in Richtung Süden gestartet, musste aber abbrechen, da seine Hüfte das viele Laufen nicht mitgemacht hat. Seit dem, fährt er den Weg mit dem Auto ab und gibt an verschiedenen Stellen Essen und Trinken an PCT-Hiker aus.
Nach einer längeren Pause laufe ich wieder los und es folgt ein erneuter Anstieg durch den Wald, wo die Temperaturen immerhin ganz angenehm sind. Oben angekommen ist es dann auch schon Zeit für eine Mittagspause und durch die vielen Pausen komme ich am Morgen nicht so wirklich voran.




Auf den nächsten Meilen ändert sich die Landschaft allmählich und ich bekomme einen guten Blick auf den Mount Hood.

Später kann ich dann auch die ersten Berge in Washington erblicken.

Da der Whiskey-Creek aufgrund eines Feuers gesperrt ist, geht es für mich über den Eagle-Creek-Trail weiter. Der erste Abschnitt ist dabei sehr steil und geht ziemlich in die Knie. Zum Glück ist es nur für wenige Meilen und danach wird der Weg wieder etwas angenehmer.

Es geht weiter durch einen abgebrannten Wald und dann erreiche ich bald den Eagle-Creek.
Hier folge ich dem kleinen Fluss das Tal entlang und kann immer wieder schöne Wasserfälle begutachten.


Beim Tunnel-Fall geht es tatsächlich durch einen kleinen Tunnel hinter dem Wasserfall entlang.


Der Weg ist leider sehr steinig und somit nicht besonders angenehm zu laufen. Eigentlich wollte ich hier irgendwo campen. Da ich aber keinen Campspot finden kann bzw. alle belegt sind, laufe ich immer weiter nach vorne. An einem Aussichtspunkt mit Sicht auf einen Wasserfall mache ich mir mein Abendessen und laufe danach wieder weiter.


Zuerst hatte ich überlegt am Parkplatz zum Eingang der Schlucht zu campen, entscheide mich dann aber spontan doch dazu einfach weiter bis nach Cascade Locks zu laufen, da es nur noch 3 Meilen sind.
Mit schnellen Schritten laufe ich also zu dieser kleinen Ortschaft, die auch das Ende meiner Reise in Oregon bedeutet, um noch etwas im Supermarkt zu kaufen, bevor dieser um 9 Uhr schließt. Am Ortseingang komme ich noch an der bekannten „Brücke der Götter“ vorbei, mit der ich in den nächsten Tagen nach Washington gelangen möchte.


Obwohl ich erst 5 nach 9 am Supermarkt ankomme, darf ich trotzdem noch kurz einkaufen und somit laufe ich danach mit einem Eis und einem Bier in de Hand zum Campingplatz im Ort. Dort geselle ich mich zu den anderen Hikern und trinke mein Bier, bevor ich dann um kurz nach 10 Uhr mein Zelt aufbauen und nach 36 Meilen erschöpft schlafen gehe.

Tag 97 – 0 km – Donnerstag 01.08.2024
Heute steht ausschlafen auf der Tagesordnung. Um 7 Uhr stehe ich auf und gehe in ein Café. Dort sitze ich einige Stunden mit anderen Hikern zusammen.
Da sich eine Schuhlieferung verzögert, muss ich heute einen Pausentag hier einlegen. Um bei der gemeldeten Hitze nicht im Zelt einzugehen, buche ich mir ein Zimmer in einem Motel.
Danach sitze ich noch mit anderen Leuten in einem Zimmer herum. Die Gruppe möchte spontan nach Portland fahren und eigentlich würde ich auch gerne mitgehen. Da ich mein Zimmer aber schon gebucht habe, muss ich wohl einen ruhigeren Tag hier einlegen, was mir aber wahrscheinlich auch Mal wieder gut tut.
Wir essen noch gemeinsam zu Mittag und dann gehen die anderen mit dem Bus nach Portland. Ich dagegen kehre auf mein Zimmer zurück, wasche meine Kleider und nehme eine ausgiebige Dusche.
Danach lade ich Sachen auf meinen Blog hoch und packe mein Essen für die nächsten Tage zusammen.

Am Abend gehe ich gemeinsam mit „One Town“ und „Sin nombre“, die heute eingetroffen sind, in einem Restaurant Abendessen. Gegen 20 Uhr bin ich wieder zurück auf meinem Zimmer und schaue noch ein Film. Danach gehe ich im weichen Bett schlafen.
Insgesamt ist es ein sehr ruhiger und entspannter Tag für mich gewesen. Ich hoffe nur, dass meine Schuhe morgen früh geliefert werden und ich dann gegen Mittag in Richtung Washington aufbrechen kann, um die letzten 500 Meilen bis zu meinem endgültigen Ziel Kanada anzugehen.
Überblick
Mit der Ankunft in Cascade Locks, habe ich tatsächlich bereits das Ende von Oregon erreicht. Die verhältnismäßig flache Landschaft konnte ich in zwei Wochen durchqueren und war damit in etwa so schnell, wie ich mir erhofft hatte.
Morgen möchte ich die „Brücke der Götter“ überqueren und somit zu meinem letzten Abschnitt in Washington aufbrechen.
Langsam werde ich mir bewusst, das das Ende meiner Reise auf dem PCT immer näher rückt. Mittlerweile trennen mich nur noch 500 Meilen von meinem Ziel Kanada und ich fange an mich zu fragen, wie es danach für mich weitergehen wird.
Hier noch die Übersichtskarte:

Schreibe einen Kommentar