Weiter auf und ab – Meile 2298 bis Meile 2467

Tag 104 – 45,1 km – Donnerstag 08.08.2024

Obwohl der Stromgenerator neben dem Schlafplatz die ganze Nacht an war, konnte ich einigermaßen gut schlafen. Um 6 Uhr stehe ich auf, packe meine Sachen und frühstücke im Hikerbereich hinter dem Geschäft. Mit der Zeit kommen immer mehr Leute dazu und ich unterhalte mich noch eine ganze Weile mit anderen Hikern. So wirklich loslaufen tue ich erst nach 7 Uhr.

Zuerst geht es wieder entlang der Straße zurück zum Trail.

Es geht weiter im Wald voran und da ich gestern einen kurzen Tag hatte und ich somit ausgeruht bin, komme ich heute schnell voran. Am Morgen passiert relativ wenig und neben Wald und Wiesen gibt es nicht wirklich etwas zu sehen. Somit laufe ich am ruhigen Morgen entspannt durch die Gegend und habe bald die ersten 10 Meilen absolviert.

An einem Fluss mache ich gegen Mittag kurz Pause und treffe andere Hiker an. Danach folgt ein längerer Anstieg, bei dem ich den Wald verlasse und somit etwas Aussicht bekomme.

Oben angelangt, treffe ich auf andere Wanderer, die hier auch gerade Pause machen. Die Unterhaltung mit ihnen ist für mich ganz witzig, da die anderen nur wenige Tage hier unterwegs sind bzw. nur den PCT-Abschnitt in Washington laufen. Ich merke, dass ich mittlerweile doch ziemlich gut in Form bin. Die anderen haben für heute insgesamt 10-12 Meilen eingeplant, was ich in der Regel bereits vor 10 Uhr absolviert habe. Außerdem schleppen sie Essen für etwa 10 Tage mit, um die gleiche Strecke zu laufen, die ich in 4 Tagen erwandern werde. Mir wird bewusst, das die PCT-Hiker mittlerweile doch andere Dimension laufen und selbst wenn ich Mal eine kurzen Tag (weniger als 20 Meilen) einlege, ist das für die normale Leute noch immer eine große Distanz. Nach der interessanten Unterhaltung, mache ich mich wieder auf den Weg.

Eigentlich hatte ich gedacht, dass es nun bergab gehen soll, aber irgendwie wechseln sich An- und Abstiege immer wieder ab. Zwischendrin bekomme ich immer wider einen schönen Blick auf den imposanten Mount Rainier.

Aber auch sonst gefällt mir die Landschaft am Nachmittag sehr gut und es geht immer wieder vorbei an kleinen Seen.

An einem größeren wollte ich zuerst übernachten, aber aufgrund der vielen Moskitos und Tagestouristen, laufe ich doch noch 2 Meilen weiter zu einem kleineren See.

Dort finde ich einen geeigneten Platz für mein Zelt und genieße mein Abendessen in Ruhe. Da sonst niemand mehr dazu kommt, campe ich seit langem Mal wieder alleine an einem Platz. Während ich die letzten Wochen immer mit anderen Leuten gegessen und den Abend verbracht habe, nutze ich heute den ruhigen Abend um zu lesen. Kurz nach 8 Uhr gehe ich dann wieder schlafen, um morgen eventuell wieder eine etwas längeren Tag zu absolvieren.

Tag 105 – 46,6 km – Freitag 09.08.2024

Mein Wecker klingelt um 6 Uhr und um 6:04 Uhr höre ich drei Schüsse nicht weit von mir. In den nächsten Minuten kommen noch weiter Schüsse dazu und es wird laut Geburtstagslieder gesungen. Immerhin bin ich nun wach und baue dann auch mein Zelt ab.

Ich frühstücke noch kurz und als ich loslaufe, kommt mir eine ganze Gruppe von Leuten entgegen, die hier anscheinend Geburtstag feiern. Für mich geht es hingegen erstmal kurz bergab bis zu einer Straße. Dort bekomme ich von einem Trail-Angel, der hier gerade seinen Stand aufbaut, noch eine Soda und dann geht es für mich auch direkt zum ersten Anstieg.

Vor mir bekomme ich einen traumhaften Anblick der Landschaft und neben dem Pfad wachsen schöne Bergblumen. So kann der Tag beginnen.

Nach dem längeren Anstieg mache ich oben kurz Pause und betrachte mir die schöne Landschaft.

Danach geht es auf der anderen Seite bergab, aber die Aussicht bleibt weiterhin schön. Es geht längere Zeit am Hang entlang und nach einem erneuten Anstieg, bekomme ich einen guten Blick auf den Mount Rainier. Hier lege ich eine weiter Pause ein, betrachte mir den faszinierenden Berg und esse eine Kleinigkeit.

Nach etwa 10 Minuten mache ich mich aber wieder auf den Weg, da ich noch einiges an Strecke zu absolvieren habe. Es geht zuerst am Hang entlang bergab und dann muss ich leider Mal wieder durch abgebrannten Wald laufen. Irgendwie erinnert mich das ganze eher an eine Zahnstocherdose als an einen Wald.

Am Nachmittag wechselt sich dann die karge ausgebrannte Umgebung mit grünem Wald ab und es geht öfters leicht auf und ab.

Am Abend erreiche ich dann ein Camp, wo ich nach 29 Meilen aufhören möchte. Leider sind auch heute wieder viele Leute unterwegs und somit stehen im Camp bereits etliche Zelte. Auf dem überfüllten Platz finde ich aber noch einen kleinen, etwas unebenen Platz, der für mein Zelt ausreichend sollte. Schnell baue ich dort mein Nachtlager auf und mache mich ans Kochen des Abendessens. Zum Essen setze ich mich zu einer Gruppe von Hikern, die nur den Washington Abschnitt des PCTs laufen. Wir unterhalten uns eine Weile und gegen 8 Uhr verschwinden wir wieder alle in unseren Zelten.

Tag 106 – 46,8 km – Samstag 10.08.2024

Gestern kamen doch noch einige Leute dazu und somit wache ich heute in einem richtigen Zeltlager auf. Ein Zelt steht neben dem anderen auf engstem Raum. Ich frühstücke kurz und laufe dann direkt los, um mich etwas von den vielen Leuten abzusetzen.

Bereits nach wenigen Minuten werde ich von der aufgehenden Sonne begrüßt, welche die Landschaft in einem schönen Licht erstrahlen lässt.

Danach geht es weiter durch den Wald, wobei ich am Morgen immer wieder eine schöne Aussicht bekomme. Es geht lange Zeit bergab und somit bekomme ich schnell die ersten 10 Meilen voll.

Später kommt dann aber ein längerer Anstieg, welcher für mich sehr anstrengenden ist. Fast oben angekommen, werde ich immer langsamer und halte häufig an. Grund dafür sind die vielen Heidelbeeren, die direkt am Wegesrand wachsen. Somit stehe ich bald direkt im Gebüsch und sammel für einige Zeit Beeren, die ich in meiner Tasse aufbewahre. Dann laufe ich die letzten Meter bis zum Gipfel und setze mich in den Schatten eines Baumes, wo ich die leckeren Beeren verspeise.

Nach meiner Pause, geht es weiter auf und ab und die vielen steilen Abstiege merke ich irgendwann doch in den Knochen. Ich entscheide mich dazu an der nächsten Quelle mein Wasser aufzufüllen und am nächsten Campspot anzuhalten. Dort koche ich mir Abendessen und da es aber selbst danach erst kurz nach 18 Uhr ist, laufe ich dann doch noch 4,5 Meilen weiter.

Auch am Abend geht es durch den Wald und die restlichen Meilen habe ich schnell absolviert. Irgendwann biege ich links ab, und baue mein Zelt auf einem freien Platz auf. Da ich schon zu Abend gegessen habe, lege ich mich direkt in mein Zelt und gehe schlafen. Von hier aus habe ich morgen lediglich 11,7 Meilen bis zum Snoqualmie Pass, wo ich hoffentlich noch ein spätes Frühstück bzw. Ein frühes Mittagessen ergattern kann.

Tag 107 – 30,3 km – Sonntag 11.08.2024

Ich stehe wieder früh auf, baue mein Zelt ab und trinke eine Tasse Kaffee, welche am Morgen richtig gut tut. Denn heute ist es recht feucht und kalt im Wald. Anscheinend bin ich in einer Wolke gefangen.

Ich laufe los und es geht direkt bergauf. An einer freieren Stelle kann ich die Sonne durch die dichte Wolke erblicken.

Es geht eine ganze Weile bergauf und irgendwann befinde ich mich oberhalb der Wolken und kann von oben auf diese herabblicken.

Der Weg ist heute ziemlich steinig und oft von Wurzeln durchzogen. Daher komme ich nicht sehr schnell voran, obwohl es nicht wirklich nicht steil hinauf oder hinunter geht. Als der Weg besser wird, fällt mir zwar das Laufen einfacher und ich kann schneller Meilen zurücklegen, aber die Sicht wird wieder schlechter.

Bald bin ich wieder im dichten Nebel unterwegs. In der nasskalten Umgebung kann ich nicht viel erkennen. Erst als ich kurt vor dem Snoqualmie Pass bin, ziehen die Wolken etwas nach oben und ich kann die Häuser unter mir erkennen.

Wenige Minuten später komme ich dort dann auch schon an. Ich hole mir erstmal einen leckeren Kaffee und ein Schokomuffin bei einem Café. Danach kaufe ich in dem kleinen Laden nebenan Essen für die nächsten Tage ein und packe diese in meinen Rucksack. Diesmal habe ich etwas mehr Essen als nötig eingepackt, um die nächsten Tage etwas entspannter angehen zu lassen. Da es mittlerweile auch schon 12 Uhr ist, kaufe ich mir noch ein Stück Pizza und trinke dazu eine Cola.

Während ich das Essen verspeise, informiere ich mich über die Feuer in der Umgebung und schaue in FareOut nach, wo ich am besten meine Powerbank und mein Handy laden kann. Wie sich herausstellt ist der beste Ort dafür eine kleine Brauerei gegenüber. Also laufe ich dorthin, kaufe mir ein Bier und nutze das WLAN, um einige Berichte und die dazugehörigen Bilder auf meinen Blog hochzuladen. Da meine Powerbank danach noch immer 40 Minuten zum Aufladen benötigt, gönne ich mir ein zweites, kleines Bier und dazu einen Hotdog.

So wie ich, sitzen viele Hiker hier herum, um die Akkus zu laden.

Als ich mit allem fertig bin, lasse ich noch meine Wasserflasche auffüllen (nicht mit Bier) und mache mich danach wieder auf den Weg. Am späten Nachmittag habe ich noch einen ziemlich langen Anstieg vor mir. Es geht Mal wieder knapp 1000 Höhenmeter nach oben. Mit dem vielen Essen im Rucksack ist der Anstieg anstrengend, da es mehr oder weniger die ganze Zeit bergauf geht und es kaum flache Stellen zum Erholen gibt.

Nach einiger Zeit bekomme ich dafür eine schöne Aussicht und auf einem größeren Stein lege ich eine kleine Verschnaufpause ein.

Bis dahin habe ich bereits 600 Höhenmeter absolviert, aber noch immer einiges vor mir. Die letzten Höhenmeter lege ich dann aber schnell zurück und oben flacht der Weg etwas ab. Es geht weiter auf die andere Seite des Berges und dort bekomme ich ein schönes Bergpanorama zu Gesicht.

Ich folge dem Weg am Hang entlang weiter nach hinten und da ich noch einen Liter Wasser habe, entscheide ich mich dazu mein Zelt an einer flachen Stelle aufzustellen und nicht weiter bis zum nächsten See abzusteigen. Hier habe ich den ganzen Platz für mich alleine und sogar aus meinem Zelt heraus seinen guten Blick auf die Berge.

Da ich nur einen Liter habe, esse ich zum Abendessen ein paar Snacks und verzichte auf das Kochen. Als ich mit dem Essen fertig bin und auch die Aussicht lange genug genossen habe, ist es auch schon wieder Zeit fürs Bett.

Tag 108 – 37,4 km – Montag 12.08.2024

Als ich am Morgen aufwache, ist es im Zelt Recht feucht. Ein Blick nach draußen zeigt mir schnell warum. Ich bin in mitten einer dichten Wolke und mein ganzes Zelt ist nass. Ich packe also das nasse Zelt ein und mache mir einen warmen Haferbrei und einen Kaffee, welche am nass kalten morgen wirklich angenehm sind.

Danach laufe ich dann auch direkt im dichten Nebel los. Wirklich viel von der Landschaft kann ich am Morgen leider nicht sehen. Die wenigen Meter, die ich mir abseits vom Trail anschauen kann, wirken aber interessant und irgendwie hat es etwas mystisches.

Auch heute geht es wieder bergauf. Dieses Mal aber über Gestein, welches zum Glück nicht rutschig ist. Nach einem längeren Anstieg, kann ich immerhin die Spitze eines Berges in der Ferne bestaunen. Sonst ist weiterhin alles in Wolken gehüllt.

Zwischen 10 und 11 Uhr, klart der Himmel dann plötzlich auf und ich kann dir schöne Landschaft, durch die ich die ganze Zeit wandere, auch betrachten. Unter mir erblicke ich einen See und vor mir kann ich schöne Berge bestaunen.

Von hier aus geht es für mich längere Zeit bergab. Ich komme an einem Wasserfall vorbei und ansonsten geht es die meiste Zeit durch den Wald. Immer wieder geht es von links nach rechts und wieder zurück. Durch die vielen Switchbacks (Serpentinen), ist selbst der lange Anstieg angenehm zu bewältigen, da der Weg relativ flach nach unten führt.

Am tiefsten Punkt lege ich eine Pause an einem Fluss ein, den ich zuvor mit Hilfe eines Baumstämme überquert habe. Ich geselle mich zu Sonic, einem deutschen Hiker, den ich bereits länger kenne und immer wieder irgendwo antreffe. Aktuell ist er mehr oder weniger dauerhaft auf Wanderschaft. Im Winter verdient er sich zwar etwas als Fahrradkurier dazu, aber im Sommer läuft er immer wieder verschiedene längere Trails.

Nach der längeren Mittagspause, machen wir uns beide wieder auf den Weg. Vor uns liegt erneut ein langer Anstieg, welcher uns etwa 800 Höhenmeter nach oben führen wird. Der Weg ist auch hier nicht übermäßig steil und somit kann ich ihn trotzdem gut laufen, auch wenn es über mehrere Stunden dauerhaft bergauf geht. Unterwegs bekomme ich immer wieder schöne Blicke auf die Umgebung und kann zuschauen, wie einige Wolken auf der anderen Seite über den Bergkamm rollen.

Nach dem kräftezehrenden Anstieg, komme ich nach langer Zeit oben an und lege erstmal eine Pause ein. Danach laufe ich nochmals einige Meilen, fülle an einem See mein Wasser auf und baue nicht weit von dort mein Zelt bei einer Wiese auf. Auch wenn ich heute nur 23 Meilen absolviert habe, so war es durch die vielen Anstiege, bei denen ich insgesamt über 1600 Höhenmeter absolviert habe, doch ein anstrengender Tag und ich freue mich, als ich endlich mein Abendessen verspeisen kann.

Danach verkrieche ich mich in mein Zelt, welches wieder einigermaßen trocken ist, und lese noch ein bisschen, während immer mehr Leute eintreffen und ihre Zelte neben mir aufbauen. Kurz nach 8 Uhr lege ich mich dann wieder schlafen.

Tag 109 – 45,5 km – Dienstag 13.08.2024

Die Nacht war eiskalt. Am Morgen bin ich ziemlich ausgekühlt und das nasse Zelt zusammenzupacken macht wenig Spaß.

Ich laufe direkt los, um mein Frühstück an einem Platz in der Sonne zu genießen. Es geht zu Beginn bergab und bereits nach wenigen Minuten erreiche ich einen Platz mit etwas Aussicht, welcher von der Sonne erwärmt wird. Hier koche ich mir Haferflocken und trinke einen wohltuenden Kaffee in der angenehmen Sonne.

Nach meinem Frühstück geht es für mich längere Zeit bergab. Über 10 km laufe ich nach unten bis zu einem Fluss, nur um danach auf der anderen Seite wieder länger aufzusteigen.

Gerade als ich mit dem Aufstieg beginnen möchte, treffe ich Jussi an. Obwohl ich mit ihm in Campo, an der Grenze zu Mexiko, losgelaufen bin, habe ich ihn seit Idylwild nicht mehr gesehen. Das ist nun bereits einige Monate her und somit musste ich zweimal hinschauen, ob er es wirklich ist. Sein Bart ist deutlich angewachsen und er hat sichtlich abgenommen. Wie er mir mitteilt, hat er über 12 Kilogramm verloren und sieht somit deutlich schmaler aus als zu Beginn seiner Wanderung. Schnell tauschen wir uns aus und laufen für einige Meilen zusammen den Berg hinauf, während wir uns über verschiedene Themen unterhalten. Wir laufen bis zu einem Bach, wo wir eine kleine Pause einlegen.

Danach geht es für uns weiter nach oben, nur um auf der anderen Seite wieder länger abzusteigen.

Ich komme an einem Berg vorbei, der mich irgendwie optisch an eine Kirche erinnert und als ich nachschaue, heißt der Felsen tatsächlich „Cathedral Rock“.

Danach geht es weiter bergab und es passiert relativ wenig. Nach einiger Zeit fülle ich nochmals mein Wasser auf. Während Jussi noch einige Meilen machen möchte, wollte ich eigentlich hier Feierabend machen. Da es aber nicht einmal 17 Uhr ist und mich die Moskitos hier am Wasser zu sehr nerven, laufe ich danach auch wieder weiter.

Langsam ziehen immer mehr Wolken auf, die tief im Tal hängen. Somit geht es für mich weiter durch die dichten Wolken bergauf. Von der Landschaft um mich herum bekomme ich nicht wirklich viel mit und somit laufe ich bis zum nächsten Gipfel hinauf. Da ich dort keine Moskitos ausmachen kann, fange ich an mein Abendessen zu kochen. Bald sitze ich bei schlechtem Wetter im Dreck und esse mein einfaches Abendessen, welches heute aus einer Reis-Nudel-Mischung und Thunfisch besteht. Eine Aussicht habe ich auch nicht wirklich und trotzdem fühlt es sich irgendwie gut an, hier in der Stille zu sitzen und das warme Essen zu genießen.

Nach dem Abendmahl, mache ich mich noch kurz an den Abstieg und wenig später baue ich mein nasses Zelt wieder auf. Leider wird es heute wohl nicht mehr trocknen, aber ich werde die Nacht auch so überleben.

Nach über 45 km und knapp 1800 Höhenmetern, bin ich auch heute wieder leicht erschöpft, wobei ich es schlimmer erwartet hatte. Trotzdem gehe ich direkt schlafen, um morgen dann zum Mittagessen am Stevens Pass anzukommen.

So wie es aktuell aussieht, muss ich von dort leider wieder ein Feuer umschiffen. Da das Feuer ziemlich groß und schlecht zu Fuß zu umgehen ist, muss ich wohl mit dem Auto bzw. Bus bis nach Mazama gelangen. Ich werde also voraussichtlich knapp 130 Meilen überspringen. Von dort aus sind es dann nur noch 30 Meilen bis zur Grenze zu Kannada. Das Ende rückt also spürbar näher.

Tag 110 – 23,5 km – Mittwoch 14.08.2024

Auch heute habe ich wieder sehr gut geschlafen und überraschenderweise ist mein Zelt relativ trocken.

Ich laufe direkt im Nebel los, um früh einiges an Strecke zu absolvieren. Am Morgen geht es für mich wieder lange Zeit durch den Wald und da die Wolken erneut tief zwischen den Bäumen hängen, kann ich leider nicht viel von der Landschaft ausmachen. Ich komme an einigen kleine Seen vorbei und habe teilweiser sehr steile Anstiege zu bewältigen.

Durch das viele nasse Gebüsch, werden meine Füße zwar etwas nass, aber es ist trotzdem gut zu laufen. Gegen halb 11 ziehen die Wolken langsam ab und die Sonne kommt durch. Ich laufe weiterhin schnell durch die Gegend und treffe zwar immer wieder auf Tageswanderer, aber kaum auf PCT-Hiker. Viele der Tagestouristen sind sehr an meiner Wanderung interessiert und gratulieren mir bereits zur zurückgelegten Strecke, obwohl ich noch einige Meilen vor mir habe.

Nach weiteren Auf- und Abstiegen, komme ich gegen halb eins am Stevens Pass an. Da weiter im Norden ein größeres Feuer wütet, muss ich hier den PCT verlassen und über den Fahrweg bis nach Mazama gelangen. Insgesamt überspringen ich dabei fast 130 Meilen auf dem PCT, was etwas wehtut. Denn von Mazama aus trennen mich dann nur noch 30 Meilen zur Grenze von Kannada und somit überspringen ich quasi den letzten Teil bis kurz vor der Grenze. Auch wenn ich schon wieder einen Abschnitt umfahren muss, bin ich doch froh, dass ich immerhin so viel in Washington laufen konnte. Wie ich bereits erfahren habe, sind einige komplett ausgestiegen, da sie aufgrund der Feuer hinter mir knapp 50 Prozent von Washington überspringen müssten. Dagegen ist mein Abschnitt immerhin noch verkraftbar, auch wenn ich mir das Ende besser gewünscht hätte.

Zuerst überlege ich mir in einem der Restaurants hier etwas zu essen, entscheide mich dann aber doch dazu nach Leavenworth zu trampen. Mit einem älteren Mann, der hier den Washington Teil des PCTs ab Cascade Locks läuft, versuche ich an der Straße eine Mitfahrgelegenheit zu bekommen. Nach etwa 10 Minuten nimmt uns dann einer mit und im Auto sitzen schon zwei PCT-Hikerinnen, mit denen ich vor einigen Tagen zusammen gecamped hatte. Im vollen Auto geht es weiter bis nach Leavenworth, einer Stadt im bayrischen Style. Zusammen mit den zwei Frauen und dem Fahrer trinke ich noch einen Kaffee und danach mache ich mich auf die Suche nach etwas essbaren. In einem Restaurant gibt es Burger und ein leckeres Bier.

Später fahre ich mit dem Bus weiter nach Wenatchee, wo ich erneut in einer anderen Bus umsteigen muss. Da es bereits 17 Uhr ist und ich es heute wohl nicht mehr bis nach Mazama schaffe, buche ich mir hier ein günstiges Motel und kaufe Essen für die letzten Tage ein. Dann nehme ich eine ausgiebige Dusche und wasche nochmals einige Kleider durch, bevor es auch schon wieder schlafen geht.

Überblick

Mittlerweile bin ich tatsächlich im Norden der USA angekommen und habe es bis zum Stevens Pass geschafft. Aufgrund der Feuer bin ich hier vom Trail ausgestiegen und weiter bis nach Wenatchee gereist. Morgen möchte ich dann mit dem Bus bis nach Mazama gelangen, um dort über den Hearts Pass wieder in den PCT einzusteigen und die restlichen Meilen bis Kanada zu absolvieren.

Langsam aber sicher komme ich meinem Ziel immer näher und irgendwie geht es mir schon fast zu schnell.

Hier noch die Übersichtskarte:

Comments

2 Antworten zu „Weiter auf und ab – Meile 2298 bis Meile 2467“

  1. Avatar von WanderFan42
    WanderFan42

    Ahoi,

    krass wird da einfach rum geschossen. Finde ich gut das du extra erwähnst das du dir kein Bier in deine Flasche füllen hast lassen. 🙂
    Dann wird das hier ja vermutlich der vorletzte Post vom PCT sein. O o

    MFG Nils

    1. Avatar von f.hoehn

      Hi,

      Ja die Zeit vergeht echt schnell und leider komme ich schon zum Ende 😢
      Aber Mal schauen was danach so passiert 😉

      Liebe Grüße
      Flo

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