Sonntag 18.08.2024
Auch heute bin ich wieder um kurz nach 6 Uhr wach. Ich räume meine Sachen zusammen und frühstücke noch auf dem Zimmer. Obwohl ich das Ende des PCTs erreicht habe, muss ich mich auch heute wieder auf den Weg machen, um mit dem Bus nach Vancouver zu gelangen. An einem Geldautomaten hole ich mir noch ein paar kanadische Dollar, um auch etwas in Bar bezahlen zu können.
Dann geht es auch schon mit dem Bus weiter. Nach etwa 20 Minuten muss ich wieder umsteigen, um danach in einem ziemlich vollen Bus weiter zu fahren. Nach knapp einer Stunde steige ich dann an der Endstation aus. Von hier aus geht es mit dem Zug weiter. In der Zwischenzeit habe ich mir ein Bett in einem günstigen Hostel in Vancouver gebucht. Dort fahre ich mit dem Zug hin und laufe die restlichen Meter.
Da ich bereits um 12 Uhr einchecken kann, lasse ich mein Zeug in meinem Zimmer und mache mich danach auf den Weg zu einem Park. So ganz kann ich es anscheinend mit dem Wandern nicht lassen, auch wenn es heute eher einem Spaziergang gleicht. Ich laufe die knapp 10 km um die Halbinsel des Stanley Parks. Im Gegensatz zu den letzten Monaten, bin ich dabei aber richtig entspannt unterwegs und ohne Rucksack fühlt es sich irgendwie komisch an.
Ich laufe insgesamt mehr als zwei Stunden am Wasser entlang und betrachte mir die Stadt von verschiedenen Blickwinkeln.


Die Meeresluft tut richtig gut und das sanfte Rauschen der Wellen wirkt richtig entspannend. Zwischendrin erblicke ich sogar eine Seerobbe, die sich wenige Meter von mir in der Sonne ausruht.



Nachdem ich die Runde abgeschlossen habe, fahre ich mit dem Bus zurück zum Hostel. Unterwegs kaufe ich noch frische Tomaten und eine Avocado. Damit frische ich mein letzten Couscous mit Thunfisch etwas auf.
Während dem Essen werde ich dann auf einmal von einem Mann angesprochen und wie sich herausstellt, ist es Thibault. Den Franzosen habe ich bei Scout und Frodo getroffen und anscheinend ist er die ganze Zeit einen Tag hinter mir gewandert, weshalb wir uns seit dem Start nicht mehr gesehen haben. Umso witziger ist es, dass wir uns beide hier im Hostel wieder treffen. Wir tauschen uns eine Weile über das Erlebte aus und zufälligerweiße fliegen wir beide morgen mit dem gleichen Flieger nach Frankfurt. Ähnlich wie auf dem Trail, besprechen wir, was wir leckeres Essen wollen, sobald wir nach Hause zurückkehren. Nach längerer Zeit geht er sich etwas ausruhen und ich nehme eine Dusche.
Danach mache ich einen kurzen Mittagsschlaf, was ich schon länger nicht mehr gemacht habe. Ausgeruht gehe ich dann zu einer Bar, die direkt unterhalb des Hostels ist. Dort esse ich einen leckeren Burger und trinke heute ein Bier auf das Erreichen meines Ziels Kanada.

Da ich heute alleine beim Essen sitze, schreibe ich Tagebuch und lese etwas. Danach kehre ich ins Hostel zurück und treffe erneut Thibaut und eine andere Hikerin. Wir holen uns gemeinsam in einem nahegelegenen Supermarkt noch ein Eis zum Abendessen und dann sitzen wir für einige Zeit zusammen und verspeisen schon fast traditionell unser Ben & Jerry’s, während wir uns Geschichten vom PCT erzählen. Obwohl ich Thibaut seit dem Beginn meiner Wanderung bis heute nicht gesehen und die andere Hikerin zuvor nie getroffen hatte, fühlt es sich doch an, als ob wir uns alle schon lange kennen würden. Eventuell liegt es daran, dass wir doch alle die gleichen Probleme und Sorgen auf dem Trail und die gleichen Orte besucht hatten. Somit sind wir doch alle Teil der PCT-Community und haben viele Gemeinsamkeiten, obwohl wir uns eigentlich nicht kennen. Nach einer ganzen Weile, gehen wir dann wieder auf unsere Zimme und schlafen.

Montag 19.08.2024
Obwohl ich eigentlich ausschlafen könnte, wache ich auch heute um kurz vor 6 Uhr auf. Ich bleibe noch etwas liegen und gehe dann in die Küche, um dort meine letzen Haferflocken zu verspeisen. Ich treffe direkt Thibault und setze mich zu ihm. So wie ich, konnte er auch nicht länger schlafen und somit frühstücken wir zusammen. Da ich heute viel Zeit habe und keinen Kaffee finden kann, mache ich mich später auf den Weg zu einem Café gegenüber des Hostels.
Als ich zurück komme, meinen Thibaut und die andere Hikerin, dass sie zum Frühstücken in eine Restaurant gehen. Ich packe also meinen Sachen zusammen und gehe für ein zweites Frühstück los. Dort treffe ich neben den zwei Hikern vom Morgen auch noch 4 andere PCT-Hiker, die ich allesamt irgendwo auf dem Trail angetroffen habe. Somit unterhaltend wir uns alle zusammen längere Zeit über unsere Erfahrungen auf dem PCT und es tut richtig gut, nochmals mit den anderen Hikern zusammenzusitzen.
Nach einiger Zeit wollen die meisten wieder weiter, da sie noch einige Tage hier in der Stadt bleiben und etwas sehen wollen. Somit verabschieden wir uns endgültig und ich mache mich schonmal auf den Weg zum Flughafen, auch wenn ich noch einige Stunden Zeit habe.
Dort angekommen, esse ich zu Mittag und verbringe die Zeit mit Videos schauen und Nachrichten zu lesen. Später kommt dann wieder Thibaut hinzu, der mit dem gleichen Flieger nach Frankfurt fliegen wird wie ich. Wir sitzen eine Weile zusammen und geben später unser Gepäck ab. Nach der Sicherheitskontrolle essen wir nochmals zu Abend und dann geht es auch schon bald in den Flieger. Überraschenderweise gibt es keine Passkontrolle beim Verlassen des Landes und da wir das Land zu Fuß betreten haben, haben wir weder für die Einreise, noch für die Ausreise einen Nachweis im Reisepass, was uns doch bei verwundert. Im Flieger trennen sich dann unsere Wege und fortan geht es für 9 Stunden in Richtung Frankfurt.
Dienstag 20.08.2024
Auch wenn ich nur etwa 2 Stunden schlafen konnte, ging der Flug dann doch schnell vorbei. In Frankfurt werde ich dann direkt mal wieder herzlich von Deutschland begrüßt. Da es ein technisches Problem mit dem Gepäckband gibt, dauert es knapp 40 Minuten, bis wir endlich unsere Rucksäcke bekommen.
Mit meinem Rucksack geht es dann zum Bahnhof, nur um dort festzustellen, dass ich mit einem Schienenersatzverkehr nach Mannheim fahren muss, da anscheinend die Gleise zwischen Frankfurt und Mannheim saniert werden. Da der Bus etwas langsamer ist, verpasse ich natürlich meinen Anschlusszug und komme somit erst gegen 17 Uhr in Karlsruhe am Bahnhof an. Insgesamt habe ich vom Flieger bis hier her über 4 Stunden gebraucht.
Zum Glück sind meine Eltern so freundlich mich hier abzuholen und somit gibt es sogar ein Bild von meiner Ankunft in Karlsruhe.

Nach fast 4 Monaten unterwegs, betrete ich am Abend also wieder meine Wohnung. Auch wenn sich die ersten Minuten etwas komisch anfühlen, so ist es doch auch wieder schön, nach so einer langen und erlebnissreichen Zeit zu Hause anzukommen. Da ich auf dem Flug nur wenig geschlafen habe und ich aufgrund des Zeitunterschieds nun auch ziemlich lange wach bin, lege ich mich bald erschöpft in mein weiches Bett und schlafe direkt ein.
Rückblick
Mit der Ankunft zu Hause endet für mich meine Reise auf dem PCT tatsächlich schon. In gewisser Weise ist es verrückt, dass schon wieder 4 Monate vergangen sind, seit ich von zu Hause aus in Richtung USA aufgebrochen bin und mich auf den Weg von Mexiko nach Kanada gemacht habe. So ist die Zeit doch auch dieses Mal rasend schnell vergangen und irgendwie fühlt es sich eher nach ein paar Wochen anstatt Monaten an. Hier kommt nun nochmals eine kurze Zusammenfassung/Rückblick von meiner Reise.
Am 27. April 2024 habe ich meine Wanderung auf dem PCT in Campo, an der Grenze zu Mexiko gestartet. Auf den ersten Meilen ging es für mich dabei durch die Wüste Südkaliforniens, die aber teilweise deutlich grüner war als erwartete. Dabei begegnete ich nicht nur etlichen Klapperschlangen, sondern konnte auch die traumhaften Landschaften der Wüste bestaunen, die mir insgesamt wirklich gut gefallen hat. Durch die trockenen Nächte, verzichtete ich an vielen Tagen auf mein Zelt und genoss das Schlafen unter dem Strenenhimmel. Nach 35 Tagen und etwas mehr als 700 zurückgelegten Meilen (1126 km), kam ich bereits am Ende des ersten Abschnitts auf meiner Reise nach Kanada an.








Von Kennedy Meadows South, ging es für mich weiter in Richtung Berge. Mit Bärenkanister, Micospikes und Eisaxt ausgestattet, machte ich mich also auf den Weg in die Sierra. Nachdem ich bereits nach wenigen Tagen mit dem Mount Whitney (4421 m) den höchsten Berg der USA außerhalb von Alaska bestiegen hatte, ging es für ich über traumhafte, schneebedeckte Pässe weiter in den Norden. Durch das extra Gewicht der Ausrüstung und Essen für viele Tage, kam ich hier deutlich langsamer voran. Aber weder der Schnee, der das Laufen teilweise anstrengend gemacht hat, noch die zahlreichen und oftmals wirklich eiskalten Flussüberquerungen konnten mich aufhalten. Somit erreichte ich nach weiteren 27 Tagen bereits South Lake Tahoe, welches das Ende der Sierra für mich bedeutete.








Als nächstes Stand für mich Nordkalifornien auf dem Plan, wo ich mit leichterem Gepäck langsam die Kilometeranzahl erhöhen konnte. Während der Trail selbst deutlich einfacher wurde, hatte ich immer wieder mit großer Hitze zu kämpfen und besonders in den zahlreichen Abschnitten, die durch abgebrannten Wald führten, war die Sonne oft kaum auszuhalten. Hier hatte ich dann auch den ersten Abschnitt, den ich leider aufgrund eines größeren Feuers überspringen musste. Mit dem Bus und dem Auto ging es außenherum und ich hatte Glück, dass ich die Grenze nach Oregon noch zu Fuß überqueren konnte, bevor ein weiteres Feuer auch diesen Abschnitt unpassierbar machte. Dadurch konnte ich nach 81 Tagen endlich Kalifornien, den ersten Bundesstaat, hinter mir lassen und meine Reise in Oregon fortsetzen.








In Oregon wurde der Weg dann nochmals deutlich flacher und hier konnte ich regelmäßig mehr als 30 Meilen (48 km) pro Tag absolvieren. Neben dem Crater Lake, war die 24h-Challenge sicher eines der Highlights auf dem sonst eher unspektakulären Trail. Leider gab es auch hier immer wieder Feuer, die das Wandern beeinträchtigen und auch ich wurde einmal dazu gezwungen knapp 30 Meilen zu umfahren. Im Gegensatz zu einigen anderen Hikern konnte ich aber große Teile noch durchwandern, bevor weitere Feuer viele Leute dazu gebracht haben, fast ganz Oregon zu überspringen.








In Washington ging es dann am Ende alles ganz schnell. Während der Weg wieder deutlich häufiger auf und ab führte, konnte ich die letzten Meilen auf dem PCT in traumhaften Berglandschaften genießen. Im Gegensatz zu den teilweise monotonen Abschnitten im Wald, fühlte sich das Wandern im Gebirge wieder richtig gut an. Da ich leider auch hier einen größeren Abschnitt überspringen musste, kam ich dann deutlich früher als erwartete in den Norden.








Nach einigen letzten Tagen erreichte ich dann bereits nach 113 Tagen die Grenze zu Kanada und somit das Ende meiner Reise auf dem PCT. Von hier aus ging es dann über Vancouver zurück nach Hause.

Hier nochmals die Übersichtskarte, die zeigt wo ich überall gelaufen bin und welche Abschnitte ich leider überspringen musste:

Somit enden dann auch meine Artikel zu meiner Reise auf dem PCT und das ist wohl der letzte Erfahrnungsbericht dazu. Ich hoffe, dass euch die Berichte gefallen haben und ihr auch etwas Spaß beim Lesen hattet.
P.S.: In den folgenden Tagen werde ich nochmals einen Artikel mit den abschließenden Statistiken veröffentlichen und ich hoffe, dass ich in den nächsten Wochen auch wieder einen kleinen Film zum PCT fertigstellen kann 😉
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