Seit meiner Wanderung auf dem PCT in den USA ist mittlerweile einige Zeit vergangen. Knapp 4 Monate bin ich nun schon wieder zu Hause in Deutschland und in dieser Zeit hat sich viel getan. Zuerst musste ich mich wieder an das Leben in der Zivilisation gewöhnen und die letzten Wochen habe ich dazu genutzt einen neuen Job zu suchen. Da dieser erst zum neuen Jahr startet und ich somit noch etwas Zeit vor Weihnachten habe, möchte ich diese Zeit nutzen, um eine kleine Wanderung zu unternehmen.
Dieses mal habe ich mich für den GR221 auf Mallorca entschieden. Der auch als Trockenmauerweg bekannte Trail, führt auf etwa 145 km durch das im Nordwesten liegende Tramuntana-Gebierge der balearischen Insel. Als Verbindungsweg zwischen den Terrassenfeldern angelegt, dient er heute als Fernwanderweg durch die traumhaften Landschaften der Baleareninsel und lockt jedes Jahr etliche wanderbegeisterte nach Mallorca.
Abfahrt – Dienstag 10.12.2024
Da mein gebuchter Flug am Mittwoch um 6 Uhr vom Baden Airpark abgeht, mache ich mich bereits am Tag zuvor in Richtung Flughafen. Mit dem Zug geht es bis nach Baden Baden und von dort aus mit dem Bus direkt zum Hotel, welches direkt neben dem Flughafen liegt. Nach einem schnellen Abendessen gehe ich auch direkt schlafen, da ich morgen früh raus muss.
Tag 1 – 22,8km – Mittwoch 11.12.2024
Um 4:15 wache ich auf und nehme noch eine letzte Dusche. Dann packe ich alles ein und laufe die zwei Minuten zum Flughafen, welcher direkt neben dem Hotel liegt. Ich gebe mein Gepäck ab, laufe durch die Sicherheitskontrolle und gehe auch direkt zum Gate. Keine 10 Minuten später kann ich auch schon in den Flieger. Da es noch immer sehr früh ist und ich somit den ganzen Flug schlafe, bin ich quasi instant da.

Am Flughafen hole ich meinen Rucksack ab und fahre mit dem Bus zu einem Einkaufszentrum. Im Supermarkt kaufe ich Essen für die nächsten Tage, auch wenn ich ab und an auch in einem Restaurant Essen gehen möchte. Im Decathlon haben sie leider nur sehr große Gaskartuschen und somit kaufe ich dort lieber nichts ein. Ich fahre in das Stadtzentrum und laufe zum Kenia Outdoorshop, welcher direkt neben dem Busbahnhof gelegen ist und wo es angeblich kleinere Gaskartuschen geben soll. Tatsächlich gibt es dort auch passende Schraubkartuschen und somit bin ich für die nächsten Tage gerüstet.
Mit dem Bus geht es knapp eine Stunde weiter bis nach Port d’Antratx, wo meine eigentliche Tour startet.

Bei schönstem Sonnenschein laufe ich auch direkt los. Bereits nach wenigen Minuten treffe ich auf Achat, einen anderen Wanderer der in Valencia lebt, in Kirgisistan geboren und in Russland aufgewachsen ist (wenn ich es richtig in Erinnerung habe). So wie ich, hat auch er vor im Zelt zu übernachten, aber im Gegensatz zu mir, muss er bereits am Sonntag Abend heim und somit hat er ein etwas stressigeres Programm als ich. Da wir das gleiche, schnelle Tempo haben (wir starten auch heute wieder mit 5km/h), laufen wir die nächsten Stunden zusammen. Es geht direkt leicht den Berg hinauf und schon bald bekommen wir einen ersten Blick auf das Meer.


Das Wandern in den milden Temperaturen macht wirklich Spaß und meine lange Hose wird auch direkt gegen die kurze eingetauscht (warum habe ich überhaupt eine lange Hose mitgenommen?).Wir laufen durch die schöne Landschaft und verstehen uns direkt gut. Während wir über andere Wanderungen erzählen, geht es immer wieder auf und ab und wir bekommen schöne Blicke auf das Meer und kleinere Inseln.

Bald treffen wir auf eine andere Wanderin und wir unterhaltend uns kurz mit ihr. Als wir danach wieder weiterlaufen, unterläuft uns aber ein entscheidender Fehler. Wir biegen zweimal falsch ab und laufen fortan in die falsche Richtung weiter. Irgendwann sehen wir wieder den Hafen von Antratx und ich merke, dass wir in die falsche Richtung gelaufen sind. Also geht es wieder zurück.
Wir laufen also erneut die gleiche Strecke vorwärts und es ist interessant zu sehen, wie wir solange in die falsche Richtung laufen konnten, ohne die Landschaft wiederzuerkennen und kaum laufen wir in die gleiche Richtung nochmal, kommt mir alles bekannt vor.



Schon bald geht es nochmals steil bergab und wenige Minuten später sehen wir Sant Elm.

Es geht direkt in die kleine Stadt hinein.



Hier trennen sich dann unsere Wege vorerst. Da mein heutiger Wanderkollege noch einige Kilometer machen möchte und ich erst mein Wasser auffüllen muss, verabschieden wir uns. Da beide Supermärkte im Ort geschlossen haben und es auch sonst wohl keinen Laden gibt, laufe ich zu einer Bar, welche geöffnet hat. Die Bedienung ist so nett, mir meinen 3 Liter Wassersack mit Leitungswasser zu füllen. Auch wenn das Wasser Mal wieder übermäßig stark nach Chlor schmeckt, freue ich mich trotzdem darüber. Mit vollen Wasserreserven mache ich mich wieder auf den Weg. Es geht erneut längere Zeit bergauf und hinter mir bekomme ich ein traumhaftes Panorama zu Gesicht. Die untergehende Sonne lässt es noch schöner wirken und so laufe ich entspannt durch die beeindruckende Gegend hinauf.

Ich komme noch eine einer alten Gartenanlage vorbei.


Bald komme ich am höchsten Punkt an. Auch wenn es hier einige schöne Zeltplätze gäbe, muss ich leider weiter. Es ziehen dunkle Wolken auf und wenn ich es richtig in Erinnerung habe, soll es heute Nacht gewittern. Dabei möchte ich natürlich nicht auf dem höchsten Punkt ohne Schutz ausgesetzt sein und somit geht es wieder an den sanften Abstieg. Schon bald ist es so dunkel, dass ich meine Stirnlampe auspacken muss, um den Weg gut sehen zu können. Fortan laufe ich durch die Dunkelheit.

Immer wieder blinzeln mich zwei Augen in der Ferne an und als ich näher komme, sehe ich dass es Ziegen sind, die aber schnell vor mir wegrennen. Nach dem längeren Abstieg komme ich an einem Zelt vorbei und wie sich herausstellt ist es Achat, der hier übernachten möchte. Schnell baue ich mein Zelt neben ihm auf und esse zu Abend. Danach gehe ich dann auch ziemlich schnell schlafen. Aufgrund meines späten Starts, wollte ich heute eigentlich nur 10 km wandern. Stattdessen stehen 23 km auf der Anzeige und somit kann ich die nächsten Tage entspannter angehen lassen. Sollte ich jeden Tag so viel laufen, wäre ich deutlich schneller fertig als erwartet.
Tag 2 – 24,7 km – Donnerstag 12.12.2024
Wirklich gut geschlafen hatte ich in der Nacht nicht. So wie immer, wenn ich die erste Nacht draußen schlafe, habe ich mich mehr hin und her gedreht, als wirklich geschlafen. Irgendwann hatte es dann auch noch angefangen zu regnen und somit bin ich nicht nur nicht richtig ausgeschlafen, sondern habe auch ein nasses Zelt. Kurz nachdem es hell geworden ist, hört es auf zu regnen und wir fangen an unsere Sachen zu packen.

Gegen halb 9 laufen wir dann los. So spät bin ich schon lange nicht mehr gestartet und das wird sich die nächsten Tage wohl auch nicht ändern. Viel Tageslicht bleibt mir also nicht.




Zuerst geht es noch entspannt auf und ab und bald schon steht der erste größere Anstieg an. Schnellen Schrittes laufen wir konstant den Berg hinauf. Pausen machen wir nicht und somit gewinnen wir schnell an Höhe, auch wenn uns der Anstieg ziemlich ausbremst. Leider ist der Weg hier nicht immer gut markiert und da ich mir beim Finden des Weges deutlich einfacher tue, laufe ich die meiste Zeit voraus.




Immer wieder werfen wir einen Blick zurück und bestaunen die wunderschöne Natur. Zwei, drei Mal denken wir, dass wir bereits oben sind, müssen dann aber feststellen, dass es noch weiter hinauf geht. Immerhin kommt langsam die Sonne raus und es wird angenehmer zu laufen. Endlich oben angekommen, haben wir dann eine super Sicht.

Auf der anderen Seite geht es dann über längere Zeit bergab. Nicht wirklich steil und der Weg ist einfach zu gehen. Somit laufen wir über längere Zeit hinunter bis zum Dorf, ohne uns dabei groß anstrengen zu müssen.



Als wir dort ankommen ist es schon 14 Uhr und zum Glück hat ein kleiner Laden noch offen. Unterwegs gab es keinerlei Auffüllmöglichkeiten für das Wasser und somit sind wir froh, endlich etwas zu bekommen.


Da Achat, noch einige Kilometer machen will und ich den Rest des Abends entspannt genießen möchte, geht er schon weiter und ich Suche ein Café. Leider finde ich nur ein Restaurant und dort gibt es heute auch nicht viel Auswahl. Da ich auf ein große Essen keine Lust habe, trinke ich ein kleines Bier und mache mich wieder auf den Weg.
Bei schönstem Wetter geht es weiter durch die Landschaft. Mittlerweile wieder mit kurzer Hose und Shirt, laufe ich den nächsten Berg hinauf. Mit meinen drei Litern Wasser auf dem Rücken ist das ziemlich anstrengend. Der Weg führt immer wieder durch schöne Landschaften und über kleine Pfade durch den Wald.



Irgendwann verlasse ich den Weg, um eine Abstecher über einen Fincaweg zu machen. Hier geht es schön durch angelegte Olivenplantagen und die Trockenmauern, die dem Wanderweg seinen Namen geben, sind gut zu sehen.



Nachdem ich weiter nach oben gelangt bin und mir seit der Mittagspausen kein einziger Mensch begegnet ist, entscheide ich mich hier mein Nachtlager aufzuschlagen. Ich baue mein Zelt an einem sonnigen Platz auf, damit dieses noch austrocknen kann. In der Zwischenzeit koche ich mir etwas zu Essen und schaue dabei der untergehenden Sonne zu.

Als diese komplett verschwunden ist, lege ich mich in meinen warmen Schlafsack und lese noch ein bisschen, da es mir zum Schlafen gehen um 18 Uhr doch zu früh ist. Die vielen Aufstiege haben mich aber anscheinend mehr mitgenommen als gedacht, was man sich bei 1100 Höhenmeter auf 24 km eigentlich hätte denken können, und daher gehe ich dann trotzdem Recht früh schlafen, um meinem Körper ausreichend Zeit zur Regenerierung zu geben.
Da ich in den letzten beiden Tagen nun schon knapp 50km absolviert habe, kann ich es die kommenden Tage entspannt angehen lassen und sollte es trotzdem bis ans Ende schaffen, bevor ich meine Rückreise antreten muss. Jetzt ist nur noch die Frage, ob ich es auch schaffe langsamer zu machen.
Tag 3 – 19,2 km – Freitag 13.12.2024
Heute Nacht habe ich deutlich besser geschlafen. Leider hat es schon wieder geregnet und somit habe ich erneut ein nasses Zelt. Um kurz vor 8 Uhr stehe ich auf und packe meine Sachen zusammen. Mittlerweile ist es schon richtig hell und ich nehme mir vor, morgen etwas früher aufzustehen.

Mit meinen Sachen im Rucksack, geht es direkt wieder durch die schöne Landschaft. Am Morgen habe ich einen leichten Abstieg vor mir. In knapp 2 Stunden geht es bis zum Ort Banyalbufar. Unterwegs lege ich noch eine Frühstückspause ein und genieße den Blick aufs Meer.

Immer wieder komme ich am Morgen an schönen Terrassen mit Steinmauern vorbei. Darauf sind meistens Olivenbäume platziert und dazwischen immer wieder Tiere zu sehen. Mal werde ich von Ziegen begrüßt und mal sind es Schafe, die schnell vor mir wegrennen.



Bald bin ich in Banyalbufar, dem Dorf, welches selbst auf Terrassen angelegt ist und einen schönen Eindruck macht. Hier kaufe ich Wasser ein und laufe direkt weiter.

Es geht erneut bergauf und ich gewinne schnell an Höhe. Obwohl der Anstieg nicht übermäßig anstrengend ist, ziehe ich bald meine kurze Hose an.


Oben am Berg angekommen, folgt ein längerer Abstieg durch den Wald, bevor ich gegen halb 12 Esporlas erreiche. Da es mir für Mittagessen zu früh ist, kaufe ich in einem Supermarkt Wasser und etwas zu Essen für unterwegs. Dann mache ich mich wieder auf den Weg.


Anfangs geht es über eine Straße aus dem Ort hinaus und immer weiter bergauf. Hier ist die Landschaft nicht besonders schön und daher lege ich schnell Strecke zurück.

Nach einigen Kilometern biege ich endlich wieder auf einen kleinen Pfade ab und gewinne schnell an Höhe, wodurch ich wieder bessere Ausblicke zu Gesicht bekomme.

Es geht längere Zeit durch Eichenwald auf und ab. Zwischendrin treffe ich häufiger auf alte Köhlerhütten, welche oftmals auch gute Plätze für eine Übernachtung bieten würden. Da es mir aber noch zu früh ist, laufe ich immer weiter durch die schöne Landschaft. Auch heute treffe ich so gut wie keine Leute an. Zwischendrin ein Paar, welches aber nur eine Tageswanderung macht. Sonst habe ich den ganzen Weg für mich allein und ich genieße die Stille in der Natur.



Bald darf ich nochmals einen schönen Anstieg starten. Mit meinem vielen Gepäck komme ich hier ins Schnaufen, aber laufe trotzdem ohne Pause bis nach oben durch.




Am Gipfel angelangt, bekomme ich direkt wieder einen wunderbaren Ausblick auf die Umgebung. Von hier kann ich schon die anderen Berge und auch die Stadt Palma erkennen.

Da ich schneller unterwegs bin als erwartet und mir somit Zeit lassen kann, schaue ich mich hier nach einem Zeltplatz um. Schnell werde ich fündig und entscheide mich hier zu bleiben, obwohl es gerade erst 15:30 Uhr ist. Ich baue mein nasses Zelt auf und lasse es trocknen.
In der Zwischenzeit koche mich mir entspannt etwas zu Essen. Während ich meine Bohnen genieße, bestaunen ich die Landschaft vor mir. Auch nach dem Essen sitze ich fast eine Stunde einfach nur da und schaue mir die Landschaft an. Ich sehe Boote im Meer in Richtung Hafen fahren und kann Flugzeugen beim Starten zusehen. Außerdem erkenne ich die Kathedrale und das Fußballstadion. Ziemlich interessant, was man hier alles sehen kann.




Als die Sonne untergegangen ist und es schnell kalt wird, gehe ich in mein Zelt, schreibe Tagebuch und lese noch eine Weile, bevor ich dann wieder früh schlafen gehe.
Schreibe einen Kommentar