Hohe Tauern

Nachdem ich Berchtesgaden hinter mir gelassen habe, geht es weiter durch die Salzburger Schieferalben, welche die zweite Gebiergsgruppe auf meiner Alpenüberquerung bildet. Danach geht es durch einsame Gebiete durch die Hohe Tauern und ich treffe auf den spektakulären Kreuzeck-Höhenweg.

Tag 6 – Pfarrachhöhe bis Wörth – 12.08.2025

28,4 km / H 940 m / R 1830 m

Da die letzten Tage doch sehr anstrengend waren und die Hitze mir wirklich zu schaffen gemacht hat, möchte ich es heute etwas entspannter angehen lassen, um dem Körper ausreichend Zeit für Erholung zu geben.

Während mein Zelt am frühen Morgen noch in der aufgehenden Sonne trocknet, betrachte ich mir die Berge um mich herum. Ich erkenne den Großglockner und den Großvenediger, die beide ziemlich einfach zu erkennen sind. Für die meisten anderen Berge muss ich einen Blick auf die Tafel werfen, die eine ganz gute Beschreibung bietet.

Nachdem mein Zelt ausreichend getrocknet ist, packe ich alles zusammen und wandere in den frühen Morgenstunden los.

Der Start ist ebenso spektakulär wie es gestern aufgehört hat. Im morgendlichen Sonnenschein wirkt die Landschaft traumhaft wie immer und die Berge liegen teilweiße noch im Dunst, was einen leicht mystischen Eindruck macht.

Es folgt ein sehr langer und weniger spektakulärer Abschnitt durch den Wald. Zwischendrin mache ich nochmals Kaffee Pause, was ich schon lange nicht mehr gemacht habe.

Danach muss ich auf einmal durch ein gesperrtes Gebiet. Ich stehe sicher 2 Minuten davor und überlege, ob ich da wirklich durch kann oder nicht. Kaum bin ich los gelaufen, ist die Sperrung auch schon zu Ende, da sie nur für den Abschnitt einer Transportseilbahn für die Baumarbeiten galt.

Es geht weiter über die die Rieser Aste hinunter nach Taxenbach. Die letzten Kilometer vor dem Ort muss ich leider auf Asphalt nach unten laufen.

Im Ort angekommen, trinke ich nochmals einen Kaffee in einer Backstube und schaue mir die Kirche im Ort an. Danach geht es direkt aus dem Ort hinaus und weiter bis zur Kitzlochklamm. Hier gibt es eine riesige Schlange am Einlass und auch in der Klamm muss ich ständig Leuten in einem sehr langsamen Tempo hinterherlaufen.

Die Klamm ist sehr interessant, aber 11€ Eintritt finde ich etwas happig. Nach etwa 20 min bin ich dann auch schon am anderen Ende angelangt.

Der Weg geht direkt weiter am Wasser entlang und immerhin sind hier kaum Leute unterwegs. Der Weg nach Rauris ist eigentlich ziemlich einfach zu gehen und hat auch kaum Anstiege dabei. Trotzdem ist es bei 32 Grad anstrengend zu wandern und umso mehr freue ich mich, als ich auf einmal einem Brunnen mit frischem Quellwasser vorbeikomme. Das Wasser schmeckt nicht nur hervorragend, sondern ist gefühlt auch 6-8 Grad kalt und bietet somit eine optimale Erfrischung bei den hohen Temperaturen.

Da in Rauris der letzte Supermarkt für die nächsten Tage ist, kaufe ich nochmals Essen ein. Ich gönne mir ein kleines Eis und mache mich auf den letzen Abschnitt meiner heutigen Etappe. Es geht direkt nochmal steil bergauf. Ich schwitze wie verrückt, muss aber weiter und kämpfe mich daher den Berg hinauf. Leider ist der Weg oftmals von Kühen komplet kaputt getreten und somit ist es oft sehr mühselig zu wandern, da der Untergrund sehr uneben ist.

Nach einer gefühlten Ewigkeit komme ich endlich oben an. Ich habe einen sehr guten Blick auf mein heutiges Etappenziel – Wörth.

Es folgt ein steile Abstieg und gegen 16:30 Uhr erreiche ich den Campingplatz im Ort. Zum Glück gibt mir der Platzwart noch ein kleines Stück zwischen zwei Parzellen und somit kann ich hier bleiben und nach 3 Tage Sommerhitze endlich wieder eine ausgiebige Dusche nehmen und meine Kleider waschen. Abends gehe ich noch im dazugehörigen Restaurant essen und dann frühzeitig schlafen.

Leckere Fleischpfanne mit frischen Pfifferlingen

Tag 7 – Wörth bis oberhalb vom Schwarzsee – 13.08.2025

29,2 km / H 2100 m / R 610 m

Als ich aufstehe ist es auf dem Campingplatz sehr ruhig. Da ich mein Handy noch laden muss, frühstücke ich heute ausgiebig Müsli und trinke einen Kaffee in der aufgehenden Sonne. Kurz vor 8 Uhr laufe ich dann endlich los.

Es geht lange Zeit über Asphalt und Schotter das Tal hinaus leicht bergauf. Auf dem flachen Untergrund komme ich sehr schnell voran und nach weniger als 2 Stunden habe ich bereits die ersten 10 Kilometer geschafft.

Hier im Tal wurde vor einiger Zeit aktiv nach Gold und Silbererz gesucht und das merke ich auch an einer Stelle am Fluss, bei der Kinder versuchen mit ausgeliehen Schalen etwas Gold aus dem Sand zu sieben. Da ich nicht erwarte hier viel zu finden und auch nicht vorhabe als Goldsucher reich zu werden, verzichte ich auf das Erlebnis und laufe stattdessen weiter den Berg hinauf.

Der Weg zieht etwas an, aber ist insgesamt weiterhin sehr einfach zu laufen und im kühlen Wald ist es sehr angenehm. An einem Wanderparkplatz, welcher ziemlich voll aussieht, esse ich zu Mittag und starte danach in den zweiten Teil des Anstiegs.

Ab hier geht es deutlich steiler nach oben und ich darf für kurze Zeit durch eine Alpenmoorlandschaft wandern, was es soweit ich weiß nicht so häufig gibt.

Nachdem ich die dahinter liegenden Almen passiert habe, treffe ich deutlich weniger Leute an, die den Aufstieg zum Schutzhaus Neubau angehen. Bald verlasse ich den Wald und es geht weiter auf kleinen Pfaden den Berg hinauf. Auf über 2000 Metern Höhe ist das Wandern selbst in der Mittagshitze erträglich.

Kurz vor 14 Uhr erreiche ich dann das Schutzhaus. Ich lege eine 30 minütige Pause ein und mache mich danach erneut auf den Weg, da ich noch einige Höhenmeter absolvieren möchte.

Es geht weitere 600 Höhenmeter hinauf zur Fraganter Scharte, welche mit 2754 m den höchsten offiziellen Punkt meiner kompletten Alpenüberquerung bildet. Unterwegs sehe ich immer wieder alte Gebäude und Stollen, die früher für den Abbau von Gold und Silbererz genutzt worden sind. Teilweises wurde hier bereits vor 500 Jahren Material abgebaut, was vor dem Einsatz von Dynamit eine sehr anstrengende Arbeit gewesen sein muss. Über eine alte Bremsbahn, mit derren Hilfe das Material nach unten geschafft wurde, geht es für mich die entgegengesetzte Richtung den Berg hinauf.

Danach führt mich der Weg weiter über Geröll, bis ich endlich die Fraganter Scharte erreiche. Ich lege nochmals eine kurze Pause ein, esse ein Snickers im Schatten eines Felsens und laufe danach wieder den Berg auf der anderen Seite hinab. Vom Gletscher ist leider nicht mehr viel zu erkennen, dafür sind umso mehr Seilbahnen und Straßen sichtbar, die so gänzlich ohne Schnee ein eher trauriges Bild abgeben.

Ich laufen den steilen Weg hinab bis zu einem Stausee, welchem ich dann für einige Kilometer leicht bergab folge. Nach einem weiteren kleineren Staudamm, biege ich von der Straße ab und laufe wieder nach oben.

Ich komme an einem See vorbei und überlege mir zuerst ob ich hier übernachten kann, entscheide mich dann aber doch dazu nochmals knapp 100 Höhenmeter zu zwei kleineren Seen aufzusteigen.

Dort angekommen bin ich über meiner Entscheidung ganz froh. Bis zur nächsten Hütte sind es jeweils knapp zwei Stunden und somit rechne ich um 18 Uhr nicht mehr mit Wanderern, außer eventuell so verrückten wie mir, die auch mal gerne bis 21 Uhr wandern gehen. Aber diese Art von Personen wird mein Zelt sicher nicht stören und somit baue ich bereits kurz nach 18 Uhr mein Zelt nicht weit vom See entfernt auf. Ich koche mir noch mein Abendessen und finde danach endlich Mal wieder Zeit ein bisschen in meinem Zelt zu lesen, bevor ich um kurz vor 21 Uhr dann auch schon schlafen gehe.

Tag 8 – Oberhalb vom Schwarzsee bis Stall – 14.08.2025

29,7 km / H 1350 m/ R 2970 m

In meinem Zelt habe ich hervorragend geschlafen. Leider ist es am morgen noch feucht und somit muss ich es in der Sonne trocknen, während ich meinen Kaffee trinke.

Danach geht es für mich direkt nach oben und danach für kurze Zeit durch eine Graslandschaft, bevor ich dann zum eigentlichen Anstieg des Tages komme.

Es geht steil nach oben zum Ochsentrieb. Der Weg ist zwar einfach zu gehen, aber teilweise nicht ganz ungefährlich, da man an 1-2 Stellen ziemlich in die Tiefe rutschen könnte. Insgesamt ist der Weg aber gut zu gehen und ich mache mir daher auch keine Sorgen, sondern laufe sorglos an diesen Stellen vorbei.

Nach dem steilen Anstieg geht es auf der anderen Seite wieder nach unten. Die Landschaft sieht toll aus und außer Kühe kann ich niemanden ausmachen.

Es folgt ein gezogener Abstieg zum Fraganter Schutzhaus durch die Weiden der Kühe.

Dort angekommen, trinke ich einen Kaffee und erkundige mich nach dem Wetter. Leider ist für 16 Uhr ein Gewitter gemeldet und da ich nochmals nach oben muss, sollte ich mich beeilen, um wieder rechtzeitig nach unten zu kommen. Laut Reiseführer gibt es eine Abkürzung, welche anstelle über den langen Anstieg zum großen Sadnig, etwas kürzer über den kleinen Sadnig verläuft. Die alternative Strecke sei zwar deutlich anspruchsvoller, sollte mir aber eine halbe Stunde an Zeit einsparen. Also mache ich mich schnell an den steilen Anstieg, der mich tatsächlich regelrecht nach oben katapultiert. Zwischendrin gibt es zwar einen etwas gefährlicheren Abschnitt, bei dem definitiv absolute Trittsicherheit gefordert ist, aber nichts was ich nicht schon gemacht hätte.

Am Ende spare ich anstatt der im Reiseführer angekündigten halbe Stunde insgesamt 1,5 Stunden zur offiziellen Route.

Kamm zum kleinen Sadnig

Es folgt ein traumhafter Abstieg über eine sehr ruhige und unberührte Gegenden der Alpen. Weit und breit sind keine Leute zu sehen und es geht über eine sehr ruhige Graslandschaft. Wie ich im Reiseführer gelesen habe, wurde hier in der Gegend (auf dem großen Sadnig) das Ende des Films „7 Jahre in Tibet“ mit Brad Pitt gedreht, wodurch es hier ähnlich aussehen sollte wie in Tibet.

Am liebsten würde ich hier in der Ruhe mein Zelt aufschlagen, aber aufgrund des drohenden Gewitters, muss ich leider weiter absteigen.

Nach einiger Zeit in der schönen Umgebung, wechselt der Weg auf eine Straße, welcher ich ziemlich lange folge.

Über Stunden laufe ich auf der Straße oder auf kleinen Abkürzungen durch Gebüsch nach unten, wo der Weg nicht immer ganz klar ersichtlich ist und ich permanent von Disteln und Brennesseln geärgert werde. Hier wäre ausnahmsweise eine lange Hose sinnvoll, aber leider habe ich keine eingepackt, da ich mir das Gewicht sparen wollte.

Der Abstieg zieht sich echt in die Länge und als ich dann endlich in Stall ankomme, habe ich insgesamt fast 3000 Höhenmeter im Abstieg absolviert. Dementsprechend kaputt bin ich.

Leider sind auch hier alle Gasthöfe ausgebucht. Ich entscheide mich dazu noch etwas essen zu gehen und zu warten bis das Gewitter vorbei ist, um danach mein Zelt irgendwo aufzubauen. Beim Essen treffe ich dann Dirk, ein Salzburg-Triest-Wanderer, der direkt neben dem Restaurant eine Ferienwohnung bekommen hat und meinte, dass es da noch ein Zimmer gäbe, in dem ich schlafen können. Nach dem Essen laufe ich also zur Pension und anscheinend wurde ich schon angekündigt. Die Hausdame führt mich direkt zum Apartment. Später wäscht sie auch noch unsere Wäsche und ich verbringe den Abend zusammen mit Dirk in unserer Ferienwohnung und wir unterhalten uns übers Wandern.

Kurz nach 21 Uhr gehen wir dann schlafen.

Tag 9 – Stall bis Hugo-Gerbers-Hütte – 15.08.2025

18,3 km / H 1680 m / R 350 m

Um halb 7 gehen ich mir Dirk noch frühstücken. Da es Buffet gibt, schlagen wir kräftig zu und somit komme ich erst um 8 Uhr los.

Zuerst geht es knapp eine Stunde über eine Straße am Wasser entlang flach voran.

In Rangersdorf biege ich dann ab und die Weg zieht direkt richtig an. Anstatt über Serpentinen geht es quasi direkt senkrecht den Berg hinauf. Die Bäume in der Gegend wurden gefällt und somit geht es in der knallen Sonne äußerst schweißtreibend nach oben.

Erst nach einiger Zeit nimmt die Steigung etwas ab und es geht entspannter über flachere Wege weiter. Hier geht es längere Zeit durch den Wald und somit ist es angenehmer nach oben zu wandern. Nichtsdestotrotz merke ich die vielen Höhenmeter von gestern und komme daher nur schleppend voran.

Kurz nach der Mittagszeit erreiche ich den Gibbersee. Ich nehme ein abkühlendes Bad im Wasser und lege mich danach 10 Minuten in die Sonne, um wieder zu trocknen.

Danach steige ich die letzten Meter zum Klingentörl auf.

Von hier an geht es dann relativ entspannt am Hang entlang bis zur Hugo-Gerbers-Hütte.

Auf den letzten Metern kommt dann ein angekündigten Gewitter und ich muss im Regen und leichtem Hagel bis zur Hütte gehen, schaffe es aber noch bevor ich komplett durchnässt bin dort anzukommen.

Ich bekomme noch einen Platz im Lager der äußerst urigen Hütte. Es gibt weder fließend Wasser noch eine richtige Essenauswahl. Stattdessen kann man am Abend zwischen zwei Essen aus jeweils einem großen Topf wählen, welches nicht von Mitgliedern des Alpenvereins, sondern von Freiwilligen, die hier jeweils eine Woche auf der Hütte verbringen, gekocht wurde. Trotzdem oder vielleicht auch genau wegen dieser Einfachheit, gefällt mir die Hütte sehr gut.

Das Lager in der Hugo-Gerbers-Hütte

Heute sitze ich bei einer Gruppe beim Essen, die hier den Kreuzeck-Höhenwdeg, eine Mehrtagestour durch die Gebiergsgruppe, läuft. Mit einem Unterhalter ich mich länger übers Bikepackung, da er schon einige interessante Touren gemacht hat.

Kurz vor 19 Uhr kommt dann auch Dirk komplett erschöpft an der Hütte an und freut sich, dass er noch etwa zu essen bekommt. Er wurde anscheinend vom Gewitter weiter unten überrascht und ist deshalb wieder einige Meter abgestiegen und muss somit mehr Strecke zurücklegen.

Gegen 21 Uhr verschwinden dann wieder alle Leute im Matratzenlager und gehen schlafen, um morgen wieder ausgeruht in den Tag zu starten.

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